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Allgemeinmedizin

Tollwut-Risiko bei Hundkontakt in Deutschland

von Taebaek , 10.09.14 07:11
Guten Tag,

ich habe eine Frage zum Thema Tollwut:

Ich war gestern mit meiner Frau auf dem Weg zu einer Wohnungsbesichtigung. Beim Warten vor dem Haus sprachen wir mit einer älteren Frau, die ihren angeleinten
Hund dabei hatte. Warum auch immer schien dieses Tier Fremden gegenüber sehr freundlich zu sein. Jedenfalls kam der Hund sofort schwanzwedelnd zu uns und wollte gestreichelt werden. Dabei leckte er
mir auch ein paar Mal über die Hand. Dummerweise hatte ich, nicht wie sonst üblich, Reinigungstücher (Sagrotan o.ä.) dabei
und in der Wohnung war auch kein Wasser zum Händewaschen vorhanden. Ich habe mir dabei weiter aber erstmal nichts gedacht.

Heute morgen bin ich dann plötzlich mit einer ziemlichen Panik aufgewacht, dass ich bei dem Hund überhaupt nicht über Tollwut nachgedacht habe.

Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass ich mir vor dem nächsten Händewaschen bzw. Reinigen der Hände
ins Gesicht gefasst habe und die Hand die der Hund abgeleckt hat auch mit Schleimhäuten (Augen ⁄ Mund)
in Berührung gekommen sein könnte. Die Hände waschen konnte ich mir erst in der eigenen Wohnung wieder.

Ich habe nun echt riesige Angst wegen einer möglichen Tollwut-Infektion und überlege nach der Arbeit direkt in ein
Krankenhaus für eine postexpositionelle Impfung zu gehen, da ich gelesen habe, dass dies bis 2 Tage nach Kontakt noch möglich sein kann.

Wie schätzen Sie die Situation ein?

Ich weiß dass (terrestrische) Tollwut in Deutschland eher selten ist, aber wenige Kilometer in der Umgebung der Wohnung (östlicheres Niedersachsen) befinden sich Felder ⁄ ländlicheres Gebiet, wo ein Hund ja auch auf Füchse, bzw. Fledermäuse (bei denen Tollwut ja recht häufig sein soll, sagte man mir) treffen kann, bzw. unbemerkt die Kadaver infizierter Tiere anfressen kann.

Ich bitte sehr um eine Antwort und einen Rat wie ich mich verhalten soll.

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Re: Tollwut-Risiko bei Hundkontakt in Deutschland

von Cyberdoktor , 10.09.14 08:16
Hallo,

"Dabei leckte er mir auch ein paar Mal über die Hand."
keine Tollwut-Ansteckungsgefahr.

"Heute morgen bin ich dann plötzlich mit einer ziemlichen Panik aufgewacht, dass ich bei dem Hund überhaupt nicht über Tollwut nachgedacht habe."
dafür gibt es in Deutschland auch keinen Anlass, ohnehin war das aber keine Situation, die einer der Impf-Risikokategorien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entspricht. Siehe auch unser Themenblock Tollwutimpfung .

"Ich habe nun echt riesige Angst wegen einer möglichen Tollwut-Infektion"
wenn Sie in einer so banalen und harmlosen Alltagssituation Ängste haben, sollte mit dem Hausarzt über die Möglichkeit gesprochen werden, dass eine Tollwut-Phobie vorliegt, siehe unsere Antworten unter Tollwutphobie .

"überlege nach der Arbeit direkt in ein Krankenhaus für eine postexpositionelle Impfung zu gehen"
wenn die Ärzte dort ordentlich fortgebildet sind, wird man in der geschilderten Situation nicht impfen!

"gelesen... dass dies bis 2 Tage nach Kontakt noch möglich sein kann."
für eine Postexpositionsprophylaxe gibt es nach einer echten Risikosituation kein Zeitlimit, man würde im Einzelfall auch noch nach längerer Zeit (z.B. nach einigen Wochen) Impfstoffe verabreichen. Vermutlich haben Sie etwas über die passive Impfung (Antikörpergabe) gelesen, diese hat ein enges Zeitfenster.

"weiß dass (terrestrische) Tollwut in Deutschland eher selten ist"
nicht "eher selten", ist vielmehr seit vielen Jahren ausgerottet. Ihre Ängste sind ohne Grundlage, wenn Sie die Sorgen nicht loswerden: reden Sie mit dem Hausarzt über Phobien.

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Re: Tollwut-Risiko bei Hundkontakt in Deutschland

von Taebaek , 10.09.14 08:39
Vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort.

Die Sorge kam vor allem daher, dass ich dachte, dass
die Situation wenn man sich unbewusst den Speichel von der Hand ans Auge oder (in) den Mund reibt, gleichzusetzen mit einem Biss o.ä. ist.

Bezüglich gefährlicher⁄tödlicher (Infektions-)krankheiten war ich schon immer sehr hypochondrisch veranlagt, in der Vergangenheit habe ich mir aber bezüglich Tollwut noch nie Gedanken gemacht. Und das obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass so ein ,wie Sie schreiben, Alltagskontakt mit einem Hund, wie gestern bei mir schonmal in meinem Leben vorgekommen ist. Dies hat die Situation gestern umso Angst einflößender und realistischer gemacht.

Ich werde versuchen mit dieser Situation nun abzuschließen. Allerdings rät mir meine Familie schon seit längerem mich wegen Krankheitsängsten⁄Kontrollzwängen in Behandlung zu begeben, was ich nun mehr und mehr auch einsehe, da das typische Aber was wenn doch? nach einer Beruhigung bei mir häufiger einsetzt und das logische Denken überdeckt.

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Re: Tollwut-Risiko bei Hundkontakt in Deutschland

von Cyberdoktor , 10.09.14 09:58
Hallo,

"Bezüglich gefährlicher⁄tödlicher (Infektions-)krankheiten war ich schon immer sehr hypochondrisch veranlagt, in der Vergangenheit habe ich mir aber bezüglich Tollwut noch nie Gedanken gemacht."
dann haben Sie nun aber einen prima Angstgegenstand gefunden, man kann sich da immer neue (absurde) Schreckensszenarien ausdenken, das zeigen die zahllosen Tollwut-Beiträge von Nutzern mit Angststörungen, z.B. Angst vor Tollwut (Fledermausspeichel) und Tollwutvirus Überlebensdauer Gegenstände .

"Ich werde versuchen mit dieser Situation nun abzuschließen. Allerdings rät mir meine Familie schon seit längerem mich wegen Krankheitsängsten⁄Kontrollzwängen in Behandlung zu begeben"
ein guter Rat, denn typischerweise wird ein Angstpatient mit den Sorgen auch beruhigenden ärztlichen Antworten nicht auf Dauer abschliessen können. Früher oder später kommen Angstvarianten zurück.

"da das typische Aber was wenn doch? nach einer Beruhigung bei mir häufiger einsetzt und das logische Denken überdeckt."
da beschreiben Sie trefflich den Ablauf bei einer Phobie...

Für Angstpatienten gilt stets: Vorsicht im Internet! Siehe Cyberchondrie .

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Re: Tollwut-Risiko bei Hundkontakt in Deutschland

von Unbekannt , 11.01.15 16:40
Hunde selbst sind ja in Deutschland keine Tollwutüberträger, aber man geht ja oft draußen mit ihnen Gassi, auch stellenweise in Waldgebieten. Was kann denn passieren wenn der Hund mit seinen Pfoten auf ein totes Tier tritt oder es mit seiner Schnauze berührt (dachte an eine tote Fledermaus zum Beispiel, die können ja hier noch Tollwut übertragen) und kurze Zeit später an mir hochspringt, sodass die Viren und Tierreste wie Blut z.B., von seinen Pfoten an meine Hände oder Kleider kommen. Oder wenn der Hund einem das Pfötchen gibt. Die Viren haften ja dann an den Pfoten oder Beinen des Tieres und können bei derartigen Kontakten auf mich übertragen werden, oder? Solangsam mache ich mir Sorgen wenn der Nachbarshund in meine Wohnung kommt oder an mir hochspringt, man weiß ja nie wo er vorher gelaufen oder auf was er getreten ist bzw mit seiner Zunge berührt hat. Er springt häufig gerne an mir hoch oder leckt meine Hände ab. Der Hund ist sicherlich gegen Tollwut geimpft aber ich bin es eben nicht. Muss ich mir da Sorgen machen? Habe meine Kleider anschließend gewaschen aber was wenn davor schon eine Übertragung stattgefunden hat? Durch das Hochspringen hat es ja bestimmt einen Kratzer an meinen Beinen gegeben wodurch das Virus dringen könnte. Habe Sorge ein Angstpatient zu werden, ist ja bestimmt nicht bei jedem so solche Gedanken an Tollwut zu haben, oder?

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Re: Tollwut-Risiko bei Hundkontakt in Deutschland

von Unbekannt , 12.01.15 15:16
Oder was wenn mir jemand auf die Schuhe tritt? Dann weiss ich ja auch nicht wo er vorher mit seinen schuhen drauf getreten ist. Ein Studienkamerad ist mir heute auf die Schuhe getreten und zwar so dass meine Schuhe socken im oberen Teil auf grosser Fläche berührt wurden. Was wenn er zuvor auf eine tote tollwütige Fledermaus getreten ist? Das kann er ja auch unbemerkt gemacht haben... Kann ja schlecht seine Schuhsohlen kontrollieren ob sich tote tierreste daran befinden, was denkt er sich dabei...aber mal angenommen es wären infizierte tierreste dran gewesen: Gehen von den schuhen oder socken gefahren aus? Vorallem die socken haben ja hautkontakt, muss ich die Schuhe und socken desinfizieren? Geht von Kleidern überhaupt eine infektionsgefahr aus auch nach sehr kurzer Zeit? Habe grosse Angst vor einer Tollwut Infektion...

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Re: Tollwut-Risiko bei Hundkontakt in Deutschland

von Cyberdoktor , 12.01.15 17:17
Hallo,

"Hunde selbst sind ja in Deutschland keine Tollwutüberträger, aber man geht ja oft draußen mit ihnen Gassi, auch stellenweise in Waldgebieten."
nicht nur Hunde, es gibt in Deutschland gar keine Bodentiere mit Tollwut.

Ihre ausgeklügelten Infektionsszenarien und die Diskussion von Feinheiten bezüglich der Viruseigenschaften sind überflüssig, es bleibt dabei: man steckt sich durch den Biss bzw. die Verletzung durch ein tollwütiges Tier an, andere Infektionswege sind bedeutungslos. Das Sie so sehr alle Aspekte des Thema beleuchten wollen, ist typisch für eine Phobie.

"Habe Sorge ein Angstpatient zu werden, ist ja bestimmt nicht bei jedem so solche Gedanken an Tollwut zu haben, oder?"
in der Tat deutet alles auf eine Angststörung (Sie haben in unseren Foren ja auch bereits mehrere Fragevarianten gestellt), Sie sollten dringend mit dem Hausarzt darüber reden, ohne eine Therapie nimmt der Schwergrad einer Phobie mit der Zeit oft zu.

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Re: Tollwut-Risiko bei Hundkontakt in Deutschland

von Unbekannt , 12.01.15 18:28
Das werde ich machen, es kommen nämlich immer mehr Kleinigkeiten auf die ich achte was davor nicht so war. Und es geht wirklich nur über bisse und Verletzungen? kann ich meine Schuhe also weiterhin ohne Bedenken anziehen und muss auch keine Angst haben, dass ich mich an Schuhen oder Tierpfoten anstecke, auch wenn sicher tierreste dran kleben würden?
Irgendwie habe ich mich darauf versteift, das muss dann ja wohl von der Angststörung kommen, auch dass ich es nicht glauben kann dass es nur über bisse und Verletzungen in anwesenheit von Tieren kommt.

Bis dahin sollte ich Ihnen einfach vertrauen, vielleicht hilft das bis die Therapie anfängt...

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Re: Tollwut-Risiko bei Hundkontakt in Deutschland

von Cyberdoktor , 12.01.15 20:43
Hallo,

"Und es geht wirklich nur über bisse und Verletzungen? kann ich meine Schuhe also weiterhin ohne Bedenken anziehen und muss auch keine Angst haben, dass ich mich an Schuhen oder Tierpfoten anstecke, auch wenn sicher tierreste dran kleben würden?"
wieder wollen Sie Feinheiten diskutieren und eine erneute Entwarnung.

Der Ablauf hier entspricht damit dem typischen Ritual einer Phobie: Angst - Nachfrage - Entwarnung durch Arzt - kurze Phase besserer Befindlichkeit - erneute Angst - erneute Nachfrage.

So wird weiterhin nicht nach den Ursachen Ihrer übersteigerten Ängste (z.B. Konflikte) geforscht, sondern eine pseudosachliche Diskussion über medizinische Merkmale des Angstgegenstandes (Viren) geführt, dann ist eher eine Verfestigung der Ängste zu erwarten.

Jede Entwarnung und Krankheitssorgen-zentrierte Zuwendung durch den Arzt aufgrund der Infektionsängste ist eine Belohnung (Besserung der Gefühlslage). Es droht ein Teufelskreis: nach dem ersten Erfolgserlebnis (Angstminderung) entstehen dann bald neue noch grössere (oder häufigere) Ängste, mit dem Wunsch nach einer erneuten noch umfangreicheren "Belohnung" (z.B. noch intensivere Diskussionen). Durchaus verständlich, jeder empfindet Zuwendung als positiv, das lenkt auch prima von den den Ängsten zugrundeliegenden Konflikten ab

"Bis dahin sollte ich Ihnen einfach vertrauen, vielleicht hilft das bis die Therapie anfängt..."
das wird normalerweise nicht auf Dauer klappen, bis die Ängsten aufgearbeitet sind bzw. eine Verhaltenstherapie greift, kommen die Gedanken meist immer wieder.

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Re: Tollwut-Risiko bei Hundkontakt in Deutschland

von Unbekannt , 14.01.15 16:13
Genau, sie beschreiben genau so wie es bei mir immer verläuft...mein Kopf sucht sich ständig etwas neues, immer im Bezug auf Tollwut Das artet auch öfters in Panikattacken aus, dauert meist bis ich zur Ruhe komme. Vorgestern war das mit den Schuhen, heute ist mir ein Gegenstand auf den Boden eines Waldparkplatzes gefallen und ich habe ihn aufgehoben und danach wieder sofort grosse Angst bekommen weil ich nicht nachgesehen habe ob Überreste einer toten Fledermaus auf dem Boden waren. Habe einige risswunden an den Händen die auch offen sind und das Gewebe war zu sehen und den boden damit leicht berührt...und schon wieder panische Angst. Ich habe versucht mich an ihren Worten zu beruhigen dass nur über bisse was passieren kann aber es klappte nicht. Ist das auch typisch angsterkrankung dass der Kopf förmlich darauf wartet etwas zu finden? Oder das man im nachhinein sogar an seiner eigenen wahrnehmung zweifelt (z.b. Das man eigentlich 100% weiss und gesehen hat dass da keine tote Fledermaus auf dem Boden lag aber der Kopf sagt: Sicher dass da nichts lag? - Aber das erst zu nen späteren Zeitpunkt an dem man nicht mehr kontrollieren kann). Ich musste den gegenstand ja vom Boden aufheben ich kann den ja nicht liegen lassen aber ich möchte solchen Situationen aus dem weg gehen. Kann mir ja jetzt nicht jedes mal latex Handschuhe mitnehmen um auf so Situationen vorbereitet zu sein.

Vielen Dank übrigens für ihre Worte und ihre enorme geduld trotz der ständigen nachfragerei. Vielleicht lasse ich mich einfach gegen Tollwut impfen aber ich glaube mit meinen ganzen Szenarien auch solchen wie eben beschrieben werde ich bestimmt weggeschickt statt geimpft zu werden.

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