Hallo,
"ich wurde leider am 15.10.2010 in Thailand bei einem Ausflug von einem in Wildheit lebenden Affen gebissen. Eine kleine Bisswunde an der Hand und Kratzer am Arm."eine derartige Verletzung ist eindeutig ein Grund für eine sog. postexpositionelle Tollwut-Schutzimpfung, d.h. eine Impfung bzw. Behandlung nach einer Risikosituation. Da die Inkubationszeit (Zeit von Kontakt mit Infektionsquelle bis Krankheitsausbruch) der Tollwutviren mehrere Wochen beträgt, bleibt bleibt in der Regel die Zeit, den Patienten mit Impfungen vor einem Krankheitsausbruch zu schützen.
"Desinfektion erfolgte nur durch Alkohol."besser als nichts. Generell gilt für Wunden, die im Verdacht stehen, mit Tollwutviren kontaminiert zu sein, folgendes Vorgehen: Blutfluss zunächst nicht stoppen (Wunde sollte möglichst auch nicht vernäht werden, bei schweren Verletzungen ist allerdings eine chirurgische Versorgung unumgänglich), dann folgt eine intensive Spülung, Alkohol in entsprechenden Mengen (um einen Spüleffekt zu erreichen) wäre möglich, optimal ist ein sofortiges ausgiebiges Spülen mit Wasser und Seifenlösung und anschliessender weitere Reinigung mit Alkohol (Tollwutviren werden durch Alkohol sicher inaktiviert) oder Jod.
Nach diesen Erstmassnahmen erfolgt eine aktive und je nach Einzelfall passive Immunisierung gegen Tollwut.
Im Rahmen einer derartigen Verletzung ist auch der Tetanusschutz zu überprüfen.
"Da ich leider erst am 18.10.2010 darüber informiert wurde, dass eine Tollwutinfektion möglich wäre, wurde auch die erste Impfung an diesem Tag erst durchgeführt- Impfung Verorab 0.5"eine Bissverletzung durch ein tollwutverdächtiges Tier fällt in die höchste Gefährungskategorie III. Gemäss dem Robert Koch-Institut wird dann neben der aktiven Tollwut-Schutzimpfung (enthält Impfviren, sodass der Körper einen eigenen Schutz aufbauen kann) auch je nach Einzelfall simultan einmalig ein sog. Tollwut-Immunglobulin verabreicht (das sind fertige Antikörper, die in der Lage sind, Viren "abzufangen", passive Impfung).
Im Allgemeinen wird der Tollwutimpfstoff für die aktive Impfung nach dem Schema Tag 0 (Tag der ersten Impfung), 3, 7, 14, 28 (30, und evt. am Tag 90, je nach Impfstoff) gegeben.
"2. Impfung erfolgte ebenfalls mit Verorab am 21.10. Nun wieder zurück in Dtschl., und noch drei ausstehende Impfungen, erfolgte am 25.10. eine Impfung mit Rabipur da Verorab in Dtschl nicht erhältlich)"Termin eingehalten. Normalerweise sollte mit dem gleichen Impfstoff weitergemacht werden. Ist das nicht möglich, wird, wie in Ihrem Fall, einfach ein anderer, von der Weltgesundheitsorganisation für die Tollwutimpfung empfohlener Impfstoff eingesetzt, es gibt keine Berichte über Probleme bei einem Wechsel der Impfstoffe.
"die letzten Impfungen sind für den 01.11. 15.11. geplant."entspricht dem Impfschema.
"Ist die bisher erfolgte Impfung vielleicht schon zu spät durchgeführt worden 3 Tage zwischen Biss und 1. Dosis)?"Es gilt zwar, dass nicht unnötig getrödelt und möglichst früh geimpft (vorzugsweise am Bisstag) werden sollte, das die erste Impfung aber ausnahmsweise erst nach drei Tagen gegeben wurde, sollte angesichts der langen Inkubationszeit im Allgemeinen kein Drama sein. So bezeichnet die Fachliteratur z.B. eine Impfung binnen 72 Stunden nach Biss als effektiv, siehe Hof, H., Dörries, R.: Duale Reihe: Med. Mikrobiologie, 2005 Georg Thieme Verlag). Auch die Weltgesundheitsorganisation schreibt in ihrem Tollwut Fact Sheet N°99 "Rabies"(Updated September 2010): wird nach Kontakt innerhalb weniger Tage behandelt, kann eine Erkrankung verhindert werden.
Es wird also möglichst schnell nach einer Verletzung geimpft, wenn das nicht am ersten Tag möglich ist, dann eben später, zur Not auch erst nach der Rückkehr (falls vor Ort keine Behandlung möglich war). Angesichts der langen Inkubationszeit der Tollwutviren hat der Körper in der Regel noch genug Zeit, einen Schutz aufzubauen. Daher ist bei Kontakten niedriger Gefährdungsstufe je nach Einzelfall sogar eine Beobachtungsperiode von 10 Tagen möglich, in der abgewartet wird, ob das Tier erkrankt.
"Bisher sind noch keinerlei Anzeichen zu erkennen, muss die Impfung bis zur letzten Dosis erfolgt sein um einen Schutz zu haben?"ein vollständiger über Jahre anhaltender Schutz besteht nach der letzten Dosis, bereits nach den ersten Dosen kommt es aber zu einer Bildung von Antikörpern, die den Patienten dann akut sicher schützen.
"Folglich was passiert bei Krankheitsausbruch vor Beendingung der letzten Dosis?"gemäss Robert Koch-Institut liegt die Schutzrate nach rechtzeitiger aktiver Immunisierung bei Bissverletzungen in der Körperperipherie (z.B. Arme, Beine) bei 100%. Wird erst sehr spät geimpft (drei Tage kann man nicht als sehr spät bezeichnen), wäre eine Erkrankung vorstellbar.
"die ganze Nacht, nachdem die Suchanfrage im Internet schon einige Horrorszenarienen dargestellt hat."wenn Sie zu diesem Thema auf nicht ärztlich-moderierten Seiten recherchieren, sind (unnötige) Ängste vorprogrammiert. Berichten Sie hier bitte über den weiteren Verlauf, Sie helfen damit auch anderen Betroffenen.
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