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Allgemeinmedizin

Strahlenbelastung durch 2 CT junger Erwachsener

von Unbekannt , 11.10.14 18:36
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich sorge mich wegen der Strahlung, die ich im letzten Jahr abbekommen habe. Auf Grund einer (bis jetzt nicht ganz geklärten, aber verschwundenen) Erkrankung mit komischen Symptomen zu Beginn dieses Jahres,
wurden bei mir im März ein CCT und
2 Thorax-Röntgenaufnahmen in je zwei Ebenen durchgeführt. Das CCT war o.B., die Röntgenaufnahmen zeigten im ersten Fall einen Emphysemaspekt und Reizungen der Bronchien, die dann nach 2 Wochen durch das zweite Röntgen kontrolliert wurden. Leider habe ich dann einen Monat später, im Rahmen der anhaltenden Schwächesymptome, einen ziemlich heftigen Schlag auf den Kopf abbekommen, mit zunehmenden Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel etc. Da es nach 36h eher schlechter als besser war, entschied der Arzt dann ein weiteres CT des Schädels anzufertigen.
Er ließ dabei dann aber einen Kommentar fallen, dass Ende 2013 neue Studien herausgekommen wären, die nahelegen, dass CTs deutlich schlimmer sind als bislang vermutet und ich mir jetzt durchaus realistische Sorgen machen müsse in 10-20 Jahren an einem Hirntumor zu erkranken. Und dabei bin ich erst 21...

Ich hatte also innerhalb von 5 Wochen zwei CTs am Kopf. Wie schlimm ist das wirklich?
Sind meine Ängste nun realistisch oder wurde mir da unnötig eine Angst in den Kopf gesetzt? Ich neige leider ohnehin zu einer gewissen Krebsangst (das konnte der Arzt natürlich nicht wissen). Die Studie von 2013 ist wohl die mit 680.000 Patienten. Ich habe sie gelesen, abgesehen von den gigantischen Konfidenzintervall, scheint die relative Zunahme innerhalb von zehn Jahren wirklich riesig zu sein.
Was ich nicht abschätzen kann ist, wieviel dabei durch Kausalitätsfehler der retrospek. Studie entsteht (zumal die Folgen innerhalb weniger Jahre auftraten) und wie sich die absoluten Werte verhalten. Und diese sind ja letztlich viel interessanter.

Für eine Einschätzung wäre ich sehr dankbar, damit ich mir entweder begründet Sorgen machen kann oder eben vielleicht davon abkomme.

Ansonsten bin ich schlank, Nichtraucher, trinke wenig und ernähre mich halbwegs gesund. Ich hatte ansonsten bisher radiologisch nur ein Röntgen der Zähne vor 2.5 Jahren.

Vielen Dank und beste Grüße
Peter (21)

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Re: Strahlenbelastung durch 2 CT in jungen Jahren

von Cyberdoktor , 12.10.14 12:32
Lieber Peter,

"sorge mich wegen der Strahlung, die ich im letzten Jahr abbekommen habe... wurden bei mir im März ein CCT und 2 Thorax-Röntgenaufnahmen in je zwei Ebenen durchgeführt."
kein Anlass zur Sorge. Haben wir bereits im Themenblock Strahlenbelastung durch viele Röntgenaufnahmen und CT ⁄ Röntgen bei Kleinkind Krebsrisiko ausführlich diskutiert. Es gibt zwar eine Risikoerhöhung, wenn in jungen Jahren CT Aufnahmen durchgeführt werden, betrachtet man aber die absoluten Fallzahlen, wird schnell klar, dass Ängste ohne Grundlage sind.

In den oben genannten Themenblöcken zitieren wir die Studie Brenner D et al. 2001: "Estimated risks of radiation-induced fatal cancer from pediatric CT." , dort wird für ca. 600.000 Kinder mit CT Aufnahmen von ca. zusätzlichen 500 Krebsfällen durch die Strahlenbelastung ausgegangen. Man muss sich aber vor Augen halten, dass ca. 140.000 dieser Kinder im Laufe ihres Lebens (meist als Erwachsene im hohen Alter) an einem Krebs durch andere Auslöser versterben werden.

"dass Ende 2013 neue Studien herausgekommen wären, die nahelegen, dass Cts deutlich schlimmer sind als bislang vermutet und ich mir jetzt durchaus realistische Sorgen machen müsse in 10-20 Jahren an einem Hirntumor zu erkranken."
das ist aber eine tolle Geschichte, das hat der Arzt zu einem Patienten gesagt? Unglaublich, ist uns schleierhaft, warum er solche absurden Ängste verbreitet. Im Zweifel einfach mal mit dem Vorgesetzten sprechen...

"Die Studie von 2013 ist wohl die mit 680.000 Patienten."
Sie meinen die Studie Mathews JD et al. 2013: "Cancer risk in 680,000 people exposed to computed tomography scans in childhood or adolescence: data linkage study of 11 million Australians." . Dort wird für 680.000 Patienten mit CT Aufnahmen von ca. 600 gesicherten zusätzlichen Krebstoten ausgegangen, passt zu den Zahlen aus der oben zitierten Studie von Brenner et al. von 2001. Wir möchten erneute auf den Umstand verweisen, dass mehr als 150.000 dieser Menschen ohnehin an Krebs sterben werden, in Industrieländern sind bösartige Tumoren die Todesursache für knapp ein Viertel der Bevölkerung. Es ist übrigens auch nicht absolut sicher, dass in der zitierten Studie die Strahlenbelastung die zusätzlichen Krebsfälle auslöst, bei vielen Patienten liegen ja Grunderkrankungen bzw. Symptome vor, die überhaupt erst die CT Untersuchungen notwendig machten. Gut möglich, dass Umstände in dieser Krankengeschichte zu einem höheren Krebsrisiko in der CT Gruppe betragen.

Ausserdem sehen die Studien das grösste Risiko für Kinder und Heranwachsende, Sie sind 21, also jenseits der besonders anfälligen Wachstumsphase.

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Ihr Cyberdoktor-Team

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Re: Strahlenbelastung durch 2 CT in jungen Jahren

von Unbekannt , 12.10.14 14:00
Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für ihre Einschätzung. Mir war auch schleierhaft wie der Arzt das so sagen konnte. Beschweren werde ich mich sicherlich nicht, der Mann wird es ja nicht böse gemeint haben und dann wohl einfach selbst falsch informiert sein. Man bekommt nur natürlich erst einmal einen Schock, wenn man solche Risiken für EIN CT präsentiert bekommt und dann ist es sogar schon das ZWEITE... Wobei man natürlich logisch gesehen wissen könnte, dass es nicht so sein kann. Wie viele Leute bekommen schließlich zwei CTs innerhalb einer Woche... alleine die Verlaufskontrollen aus Unfall- oder Neurochirurgie. Und beim CCT kommt ja im Vergleich nur sehr wenig Dosis an, das ist ja kein halbes Abdomen-CT... Und diese Leute können ja jetzt nicht alle in 10 Jahren umfallen, das wäre wohl aufgefallen.

Ich werde jetzt mal zusehen, dass ich mich beruhige und falls das nicht klappt, werde ich wohl mal über professionelle Hilfe im Rahmen einer Psychotherapie nachdenken, das wäre sicherlich ohnehin nicht falsch, wenn man bedenkt wie sehr das seit Monaten lähmt. Wissen Sie, ob eine solche Therapie mit guten Erfolgsquoten verbunden ist? Bei welcher Unterrichtung müsste ich mich denn umsehen, ist das Verhaltenstherapie?

Viele Dank und mit besten Grüßen
Peter

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Re: Strahlenbelastung durch 2 CT in jungen Jahren

von Cyberdoktor , 12.10.14 15:40
Lieber Peter,

"werde ich wohl mal über professionelle Hilfe im Rahmen einer Psychotherapie nachdenken, das wäre sicherlich ohnehin nicht falsch, wenn man bedenkt wie sehr das seit Monaten lähmt."
klasse , dass Sie dieser Möglichkeit so aufgeschlossen gegenüber stehen, viele Patienten lehnen das zunächst ab. Wenn Erkrankungsängste Sie sehr belasten, ist eine Psychotherapie der richtige Behandlungsansatz. In der Regel spricht man zunächst mit dem Hausarzt über die Ängste, er kann dann oft einen geeigneten Therapeuten benennen. Zur Behandlung von Krankheitsangst wird meist eine kognitiv-behaviorale Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie) eingesetzt ( Deutsches Ärzteblatt: Krankheitsangst: Keine Bagatelle (12.2010) ). Eine aktuelle Studie berichtet, dass sich bei vielen Patienten das Angstniveau sogar dann deutlich senken ließ, wenn die Verhaltenstherapie nur für relativ kurze Zeit und durch angelerntes Personal wie Krankenschwestern durchgeführt wurde ( Tyrer P et al. 2014: "Clinical and cost-effectiveness of cognitive behaviour therapy for health anxiety in medical patients: a multicentre randomised controlled trial." ).

Sie haben in der Praxis übrigens viele Leidensgenossen, auch in unseren Foren gibt es ständig Anfragen), Krankheitsängste sind ein häufiges Leiden.

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zwei CT binnen 10 Wochen

von Unbekannt , 16.01.15 18:50
Hallo liebes Expertenteam,

auch ich mache mir Sorgen wegen der Röntgenstrahlenbelastung die ich in kurzer Zeit erhalten habe.

Ich bin 33 Jahre alt und weiblich. Vor ca. 10 Wochen bekam ich ein CT der Kieferhöhlen zwecks Abklärung unklarer Zahnschmerzen, Kieferschmerzen (ohne Befund)
Da sich die Symptome aber verschlimmerten über Wochen (Kopfschmerzen, Schwindel, Missempfindungen im Gesicht), wurde nur 9 einhalb Wochen später ein CT des Schädels gemacht (ohne Befund). Dabei würde mir vergessen eine Bleischürze umzulegen und die Augen zu schützen. Ich habe den Ärzten vertraut und die Strahlenbelastung nicht hinterfragt, zum dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass die Strahlenbelastung um einiges höher ist als beim normalen Röntgen.

War der Abstand zwischen den CTs zu gering? (Man hat mich überhaupt nicht danach gefragt) Wie schlimm ist es das der Augenschutz⁄Bleischürze vergessen wurde?
Und wie wahrscheinlich ist es an einem Gehirntumor oder anderer Krebserkrankung zu erkranken? Da besonders mein Kopf innerhalb der kurzen Zeit zwei mal bestrahlt worden ist mache ich mir besonders hier Sorgen.

Davor bin ich nicht sonderlich viel geröngt worden.

In der Kindheit einmal röntgen der Lunge
Mehrmals Kieferaufnahmen Kieferorthopäde⁄Zahnarzt
Im Jahre 2000 die Hand
Dezember 2013 nochmals röntgen beim Zahnarzt
Februar 2014 Knie
wie schon erwähnt 1.Ct Kieferhöhle Oktober 2014
2.CT Schädel Januar 2015
Im Herbst 2013 war ich bei einigen Röntgenuntersuchungen meines Sohnes (Armbruch) dabei.

Ich hoffe sehr, dass Sie mich etwas beruhigen können. Und ganz herzlichen Dank im Voraus.

Katrin

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Re: zwei CT binnen 10 Wochen

von Cyberdoktor , 17.01.15 00:20
Liebe Katrin,

"CT der Kieferhöhlen... wurde nur 9 einhalb Wochen später ein CT des Schädels gemacht (ohne Befund)... Abstand zwischen den Cts zu gering?... an Gehirntumor oder anderer Krebserkrankung zu erkranken?"
Ängste ohne Grundlage, siehe unsere Beispielrechnungen oben im Themenblock. Sie sind nicht im Kinder- oder Jugendalter, das zusätzliche Risiko ist angesichts der hohen natürlichen Krebsrate zu vernachlässigen. Die Studie Smith-Bindman R et al. 2009: "Radiation dose associated with common computed tomography examinations and the associated lifetime attributable risk of cancer." stellt dazu folgende Kalkulation auf: von 8100 Frauen, die im Alter von 40 Jahren ein Kopf-CT erhalten, wird eine Patientin aufgrund der Untersuchung an Krebs erkranken. Aber knapp 1620 Frauen (20%) werden ganz ohne CT Aufnahmen ohnehin an Krebs sterben.

"vergessen eine Bleischürze umzulegen"
macht nichts, die Schürze schützt eher nicht vor den Streustrahlen bei einer Kopfaufnahme, diese gehen entlang der Körperachse in Richtung Füsse.

"und die Augen zu schützen."
normalerweise sollten die Augenlinsen abgedeckt werden. In der Regel sollte es bei den genannten Ausnahmen aber zu keiner Schädigung kommen.

"In der Kindheit einmal röntgen der Lunge Mehrmals Kieferaufnahmen Kieferorthopäde⁄Zahnarzt Im Jahre 2000 die Hand Dezember 2013 nochmals röntgen beim Zahnarzt Februar 2014 Knie"
eine normale Häufigkeit, kein Anlass zur Panik.

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Ihr Cyberdoktor-Team

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MRT Gefahren?

von Unbekannt , 17.01.15 09:16
Hallo Expertenteam,

vielen lieben Dank für die schnelle Antwort
Abschließend habe ich noch eine Frage. Im vier Wochen bekomme ich noch ein MRT für die Kiefergelenke. Ich weiss, dass ein MRT ohne Röntgenstrahlung auskommt und mit elektromagnetischen Feldern arbeitet. Da es aber die dritte Untersuchung innerhalb von kurzer Zeit am Kopf ist, ist meine Frage ob das MRT auch einen negativen Einfluss haben kann. Oder ist das vollkommen unbedenklich?
Bitte entschuldigen Sie das ich das erst jetzt frage.

Herzlichen Dank und Gruß

Katrin

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Re: MRT Gefahren?

von Cyberdoktor , 17.01.15 18:12
Liebe Katrin,

"Im vier Wochen bekomme ich noch ein MRT für die Kiefergelenke... Da es aber die dritte Untersuchung innerhalb von kurzer Zeit am Kopf ist, ist meine Frage ob das MRT auch einen negativen Einfluss haben kann."
nein, ist vollkommen unbedenklich, siehe z.B. Schwangerschaft & Kernspin .

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Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

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Re: MRT Gefahren?

von Unbekannt , 17.01.15 18:21
Liebes Expertenteam,

ganz herzlichen Dank für Ihre schnellen Antworten. Sie haben mir sehr geholfen.

Ganz herzlichen Dank und Gruß

Katrin

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