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Kinderheilkunde

CT ⁄ Röntgen bei Kleinkind Krebsrisiko

von Sandrine03 , 09.05.14 09:03
Liebes Cyberdoktor-Team

Erst mal herzlichen Dank, dass wir besorgten Eltern hier Fragen stellen dürfen und so nett und kompetent Auskunft bekommen

Meine Frage ist folgende:

Es geht um die Strahlenbelastung meines Sohnes, 8 Jahre alt.

Als er 1 Jahr alt war wurde sein Fuss geröngt, da er nach einem Sprung hinkte.

Mit 4 Jahren fiel er 2.5 Meter in die Tiefe auf den Kopf, im Krankenhaus wurde sofort ein CT des Kopfes gemacht.

Mit 6 Jahren wurde seine Wirbelsäule geröngt, da er über ständige Schmerzen in der WS nach dem Aufwachen klagte.

Nun steht bald eine Kieferorthopädische Behandlung an und der Kieferorthopäde möchte eine Röntgenaufnahme seines Kiefers machen um zu schauen ob alle Zähne angelegt sind und wie die Zahnstellung ist.

Ich mache mir jetzt schon Sorgen, da er in seinem kurzen Leben doch schon eine rechte Belastung (vor allem durchs CT) bekommen hat.

Ich habe gelesen, dass Kinder die bis zum 19. Lebensjahr 2 oder mehr CT erhielten ein deutlich höheres Risiko an Leukämie oder Hirntumor zu erkranken haben.

Können Sie mir dazu etwas sagen?

Ich danke Ihnen jetzt schon.

Freundliche Grüsse

Sandrine

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Re: CT ⁄ Röntgen bei Kleinkind Krebsrisiko

von Cyberdoktor , 09.05.14 11:16
Liebe Sandrine,

"Als er 1 Jahr alt war wurde sein Fuss geröngt, da er nach einem Sprung hinkte."
der Strahlengang bei Aufnahmen, die im Rahmen einer Verletzung von Extremitäten angefertigt werden, sind zu vernachlässigen, der Strahlengang ist hier auf das Sprunggelenk beschränkt! Die Dosis bei solchen Massnahmen ist weiter unter den Belastungen bei einem Langstreckenflug. Siehe auch unser Themenblock Röntgen Kinder - Gefahren? .

"Mit 4 Jahren fiel er 2.5 Meter in die Tiefe auf den Kopf, im Krankenhaus wurde sofort ein CT des Kopfes gemacht."
kein Drama, der Anlass rechtfertigt die Aufnahme. Auch hier gilt, dass die Belastung nicht dramatisch ist und nur Streustrahlen den Rest des Körpers treffen.

"Mit 6 Jahren wurde seine Wirbelsäule geröngt, da er über ständige Schmerzen in der WS nach dem Aufwachen klagte."
kommt z.B. wachstumsbedingt vor. Einfach Aufnahmen der Wirbelsäule sind ebenfalls nur mit geringen Belastungen verbunden.

"Nun steht bald eine Kieferorthopädische Behandlung an und der Kieferorthopäde möchte eine Röntgenaufnahme seines Kiefers machen um zu schauen ob alle Zähne angelegt sind und wie die Zahnstellung ist."
ist gerechtfertigt. Man muss nicht unkritisch mit jeder Aufnahme einverstanden sein (z.B. könnte eine Kontrollaufnahme bei Abschluss der Behandlung durchaus kritisch hinterfragt werden), diese erste Erfassung der Zahnstellung ist aber normalerweise sinnvoll.

"Ich mache mir jetzt schon Sorgen, da er in seinem kurzen Leben doch schon eine rechte Belastung (vor allem durchs CT) bekommen hat."
nicht gerechtfertigt, die Aufnahmen sind über mehrere Jahre verteilt, keine besondere Häufigkeit oder Strahlendosis, Ängste sind ohne Grundlage.

"Ich habe gelesen, dass Kinder die bis zum 19. Lebensjahr 2 oder mehr CT erhielten ein deutlich höheres Risiko an Leukämie oder Hirntumor zu erkranken haben."
wenn in Statistiken von deutlich erhöhten Risiken gesprochen wird, muss man vorsichtig sein und sich die absoluten Zahlen ansehen, d.h. wie viele Erkrankungen gibt es in der Normalbevölkerung, was kommt durch Risikofaktoren dann dazu.

Die Studie Brenner D et al. 2001: "Estimated risks of radiation-induced fatal cancer from pediatric CT." hat das Thema CT bei Kindern und erhöhtes Krebsrsiko untersucht und folgende Beispielrechnung aufgestellt: ca. 600.000 Kinder erhalten jedes Jahr in den USA jedes Jahr ein CT. Weil in Industrienationen wie den USA ca. einer von vier Menschen an der häufigen Todesursache Krebs stirbt, werden 140.000 dieser Kinder im Laufe ihres Lebens (meist als Erwachsene im hohen Alter) an einem Krebs versterben. Aber nur ca. 500 dieser Krebsfälle sind gemäss der Rechenmodelle durch Strahlenbelastungen bei CT Aufnahmen entstanden, alle anderen 139.500 Fälle haben andere Auslöser (obwohl sich wie gesagt alle 600.000 Kinder einem CT unterzogen haben)!

Durch CT Aufnahmen des Kopfes sind übrigens nur 170 der 500 CT verbundenen Krebsfälle zuzuordnen. Ein Verzicht auf CT Aufnahmen des Kopfes bei Kindern könnte also theoretisch nur 170 von ca. 140.000 Krebstoten verhindern, dann würden aber Diagnosen verschleppt und z.B. viele Hirnschäden nach Kopfverletzungen nicht rechtzeitig behandelt und es wären zusätzliche, nicht Krebs bedingte Todesfälle im Kindesalter oder Behinderungen zu erwarten.

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Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

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Re: CT ⁄ Röntgen bei Kleinkind Krebsrisiko

von Unbekannt , 09.05.14 15:03
Liebes Cyberdoktor-Team

Vielen Dank für die ausführliche Antwort, das beruhigt mich doch sehr.

Liebe Grüsse

Sandrine

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