Start
>
Foren
>
Reisemedizin

Tollwutausbruch nach zu später PEP möglich?

von Unbekannt , 17.04.15 20:37
Sehr geehrtes Ärzteteam,

ich mache mir Sorgen wegen einer möglichen Tollwutinfektion. Ich war auf den Philippinen und hatte dort Anfang Februar in einer Region, wo es nachweislich Tollwut gibt, Kontakt mit einem streunenden Hund, der eine verletzte Hautstelle am großen Zeh (nach vorheriger Nagelablösung) mit seiner feuchten Nase⁄Schnauze angestoßen und evtl. beleckt aber nicht gebissen hat.

Vor der Reise hatte ich keine Tollwutimpfung. Nach Rückkehr nach Deutschland bekam ich ca. 10 Tage nach diesem Kontakt eine Rötung an der Stelle, leichte Schmerzen⁄Taubheit⁄Kribbeln und leichte Kopfschmerzen und erzählte das meinem Hausarzt. Dieser beruhigte mich zunächst, bestellte dann aber doch Tollwutimpfungen (Rabipur) und Immunglobulin (Berirab) die ich gespritzt bekam (Rabipur nach Impfschema 0-3-7-14-28 alle in den linken Oberarm, Berirab einmalig einige Stunden nach der ersten Rabipur-Impfung in den rechten Oberarm, jedoch nicht um die evtl. Eintrittsstelle herum).

Wenige Tage nach der ersten Impfung bekam ich zusätzlich auch eine starke innere Unruhe, Muskelzittern, Halsschmerzen, leichtes Fieber und tränende Augen. Die Impfung wurde Mitte März am Tag 28 vollständig abgeschlossen. Die genannten Symptome verschwanden zum Teil, zu Ostern war ich beschwerdefrei, die Beschwerden kamen aber in Wellen wieder (immer alle gleichzeitig, zuerst das Kribbeln⁄Schmerzen an der evtl. Eintrittsstelle). Sie sind zwar an sich nicht so dramatisch, aber meine Sorge bleibt dennoch, mich mit Tollwut infiziert zu haben, da die erste Impfung erst 12 Tage nach dem Kontakt erfolgte.

Jetzt meine Frage:

Ist es möglich, dass eine Tollwut auch über einen Monat nach der letzten Postexpositionsimpfung noch ausbricht? Die mögliche Inkubationszeit läuft ja noch und die Stelle ist weit vom Kopf entfernt. Sind 12 Tage nach dem Kontakt nicht ohnehin zu spät für die erste Impfung? (Mein Arzt meinte, solange keine Symptome vorhanden sind, kann durch Impfung der Ausbruch mit sehr großer Sicherheit verhindert werden. Die schon damals vorhandene Rötung⁄Taubheit der Stelle und die Kopfschmerzen ließ er nicht als richtige Symptome gelten.)

Kann Tollwut nach verspäteter Impfung in einer leichteren⁄verzögerten Form ausbrechen?

Vielen Dank für eine schnelle Antwort.

Antwort schreiben

Re: Tollwutausbruch nach zu später PEP möglich?

von Cyberdoktor , 20.04.15 16:16
Hallo,

"Kontakt mit einem streunenden Hund, der eine verletzte Hautstelle am großen Zeh (nach vorheriger Nagelablösung) mit seiner feuchten Nase⁄Schnauze angestoßen und evtl. beleckt"
wenn es sich nicht um eine offene frische Wunde handelt, ist dieser flüchtige Kontakt nicht automatisch als impfpflichtige Risikosituation einzuordnen. Siehe auch Tollwutimpfung .

"Nach Rückkehr nach Deutschland bekam ich ca. 10 Tage nach diesem Kontakt eine Rötung an der Stelle, leichte Schmerzen⁄Taubheit⁄Kribbeln und leichte Kopfschmerzen und erzählte das meinem Hausarzt. Dieser beruhigte mich zunächst, bestellte dann aber doch Tollwutimpfungen"
aus einer örtlichen Reaktion im Wundbereich kann nicht auf Tollwut geschlossen werden, wenn die Kopfschmerzen durch Tollwutviren ausgelöst worden wären, hätte Sie die Impfung auch nicht mehr gerettet und Sie wären längst verstorben.

"Immunglobulin (Berirab)"
nach so langer Zeit und in der geschilderten Situation ist die Immunglobulingabe nicht gemäss der Fachliteratur (siehe Tollwut Impfung nach Hundebiss in Indien ). Um überflüssige Impfungen zu vermeiden, sollte die Entscheidung zur Postexpositionsprophylaxe nicht vom Hausarzt, sondern von den Experten eine Uni-Infektionsambulanz getroffen werden. Immunglobuline sollte man angesichts möglicher Nebenwirkungen nicht ohne guten Grund geben.

"Wenige Tage nach der ersten Impfung bekam ich zusätzlich auch eine starke innere Unruhe, Muskelzittern, Halsschmerzen, leichtes Fieber und tränende Augen. Die Impfung wurde Mitte März am Tag 28 vollständig abgeschlossen."
kalte Jahreszeit, Erkältungszeit...

"die Beschwerden kamen aber in Wellen wieder (immer alle gleichzeitig, zuerst das Kribbeln⁄Schmerzen an der evtl. Eintrittsstelle)."
gewiss weder eine Tollwutinfektion noch eine Impfnebenwirkung. Sie beobachten den eigenen Körper aktuell peinlich genau, so können derartige Beschwerden durch Aufregung und Angst ausgelöst bzw. verstärkt werden. Lassen Sie sich das einmal vom Arzt ausreden. Siehe auch Tollwutphobie .

"Ist es möglich, dass eine Tollwut auch über einen Monat nach der letzten Postexpositionsimpfung noch ausbricht?"
alles ist theoretisch möglich. Das sind aber völlig absurde Gedankenspiele. Tollwutängste sind gemäss Ihrer Schilderung ohne Grundlage.

Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
  • twitter
  • facebook
  • facebook

Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

Antwort schreiben

Re: Tollwutausbruch nach zu später PEP möglich?

von Unbekannt , 20.04.15 17:45
Sehr geehrtes Ärzteteam,

zunächst einmal vielen Dank für Ihre Antwort.

Gestatten Sie bitte, dass ich trotzdem noch einmal auf die Sache zurückkomme:
Das Immunglobulin hat der Hausarzt mehr oder weniger auf mein Drängen hin bestellt. Von sich aus hätte er es nicht gemacht. Über mögliche Gefahren des Immunglobulins hat er mich korrekt belehrt. Ich habe mich aber dafür entschieden, weil der Arzt sagte, dass durch Rabipur erst nach einigen Tagen ein Immunschutz langsam aufgebaut wird und das Immunglobulin schneller wirkt.

Ende März sagte mir ein anderer Arzt: Selbst wenn dieser Hund Tollwut gehabt hätte und Sie richtig gebissen hätte, wäre ein Ausbruch der Krankheit nun nach Abschluss der Impfungen nicht mehr möglich. Sie haben keine Tollwut und werden Sie auch nicht mehr bekommen. Punkt. Würden Sie das auch so unterschreiben? Oder sind Fälle ähnlich meinem bekannt, wo eine Tollwut nach verspäteter Impfung ausgebrochen ist? Es finden sich ja verschiedene Angaben über den Zeitpunkt einer wirksamen PEP. Es ist von Stunden bis maximal drei Tagen die Rede, aber nicht von 12 Tagen.

Ich habe definitiv Symptome, die nicht auf Einbildung beruhen können. Vor allem diese Muskelanspannungen⁄Muskelzittern hatte ich vorher noch nie. Normalerweise neige ich bei Krankheiten eher zum Verharmlosen als zum Dramatisieren. Bin bestimmt kein Phobiker.

Kann es sein, dass sich die Symptome wegen der erfolgten Impfungen einfach nur über einen längeren Zeitraum entwickeln als es normalerweise der Fall ist? Bei einer Grippeimpfung heißt es ja auch, dass eine Grippe in einer leichteren Form trotz Impfung ausbrechen kann. Ist das bei Tollwut auch so?

Vielen Dank im Voraus für Ihre nochmalige Antwort

Antwort schreiben

Re: Tollwutausbruch nach zu später PEP möglich?

von Cyberdoktor , 20.04.15 19:55
Hallo,

"Das Immunglobulin hat der Hausarzt mehr oder weniger auf mein Drängen hin bestellt. Von sich aus hätte er es nicht gemacht."
leider können Patienten mit einem entsprechend besorgten Auftreten Ärzte zu überflüssigen Massnahmen drängen.

"dass durch Rabipur erst nach einigen Tagen ein Immunschutz langsam aufgebaut wird"
richtig, der Körper muss dann erst eigene Antikörper produzieren, dass kann dauern.

"das Immunglobulin schneller wirkt."
war aber zu spät, das Immunglobulin könnte zu diesem Zeitpunkt die Viren nicht mehr abfangen.

"sind Fälle ähnlich meinem bekannt, wo eine Tollwut nach verspäteter Impfung ausgebrochen ist?"
ja. Wenn schlimme (tiefe, mehrfache) Bisse nahe dem zentralen Nervensystem (Gesicht)
zugefügt werden, kann es sein, dass das Immunsystem das Wettrennen mit den Tollwutviren verliert, d.h. die Erreger kommen im Gehirn an, bevor genug schützende Antikörper produziert werden konnten.

"sich ja verschiedene Angaben über den Zeitpunkt einer wirksamen PEP. Es ist von Stunden bis maximal drei Tagen die Rede"
das stimmt nicht, für die aktive Impfung gibt es, anders als für die Immunglobulingabe, keine Zeitgrenze! Die Viren brauchen im Einzelfall Monate oder sogar Jahre für die Ausbreitung, dann kann auch eine späte Impfung noch rechtzeitig kommen.

"Ich habe definitiv Symptome, die nicht auf Einbildung beruhen können. Vor allem diese Muskelanspannungen⁄Muskelzittern hatte ich vorher noch nie."
einfach vom Hausarzt abklären lassen, Tollwut kann das jedenfalls nicht sein. Nach dem ersten Auftreten von Tollwutsymptomen stirbt man wie gesagt binnen knapp einer Woche, Sie haben schon wesentlich länger Beschwerden, siehe auch Tollwut durch Katzenbiss (Tier verhaltensauffällig) .

"Normalerweise neige ich bei Krankheiten eher zum Verharmlosen als zum Dramatisieren. Bin bestimmt kein Phobiker."
allerdings sind Sie bezüglich Tollwut nun doch in einer Angstfalle gelandet, Sie recherchieren ausserdem trotz ärztlicher Entwarnung munter weiter im Internet (siehe auch Cyberchondrie ). Und Sie haben es sogar geschafft, den Arzt zu unnötigen Impfungen zu überreden.

"Kann es sein, dass sich die Symptome wegen der erfolgten Impfungen einfach nur über einen längeren Zeitraum entwickeln als es normalerweise der Fall ist?"
nein. Der Infizierte ist nach dem Ausbruch ruck zuck tot. Legen Sie das Thema zu den Akten! Wenn die Gedanken weiter um Tollwut kreisen, entspricht das übersteigerten Ängste (die auch Personen treffen können, die sonst nicht an Sorgen leiden).

Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
  • twitter
  • facebook
  • facebook

Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

Antwort schreiben