Hallo,
"Der Tierarzt sagte das weiße war wohl ein Spulwurm...Sohn der 2 3/4 Jahre alt ist...Ist eine Ansteckung mit Würmern sehr schlimm für Kinder und was wären die möglichen Folgen?"
man muss zwischen
Menschenspulwürmern (Ascaris lumbricoides) und Katzenspulwürmern (Toxocara cati) unterscheiden.
Meschen sind für Katzenspulwürmer Fehlwirte, die Entwicklung stoppt im Larvenstadium, nach Monaten sterben die Larven ab. Es können uncharakteristische Beschwerden, wie leichtes Fieber, Hautausschläge, Übelkeit und Bauchschmerzen auftreten. Ernstere Komplikationen sind selten, bei Krankheitsanzeichen sollte aber an einen Zusammenhang gedacht werden.
Ausgewachsener Spulwurm (Länge 15-20 cm).
Bild: DPDx
" und was das andere war kann er nicht genau sagen, aber vielleicht Teile eines Bandwurms."
bewahren Sie stets alle Wurmbestandteile für den Arzt auf!
"Wie wird eine mögliche Infektion behandelt?"
Die Therapie der Erkrankung erfolgt mit einem Antiwurmmittel.
" Wir machen uns jetzt sehr große Sorgen, dass er sich angesteckt haben könnte, da er oft auch mit dem Gesicht sehr nah an die Katze herangegangen ist."
ein direkter Kontakt mit dem Tier wird eher nicht als Risiko angesehen.
("Aspects of Toxocara epidemiology: human toxocarosis", Crit Rev Microbiol. 1997;23(3):215-31.), Zitat: "Direct contact with animals is not considered a potential risk because embryonation of excreted Toxocara ova requires a minimum of 2 weeks". Die Wurmeier - und manchmal auch die Würmer - werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Eine Infektion durch "frische Wurmeier" ist nicht möglich, da die Eier eine Reifungszeit von einigen Wochen benötigen, bis sich in ihnen eine infektionsfähige Larve entwickelt hat. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich ein Wurmei solange im Fell halten kann. Insofern helfen die normalen Hygieneregeln, wie z.B. nach jeder Katzenkloreinigung und vor dem Essen die Hände sorgfältig mit Seife zu waschen. Auch laut einer anderen Studie ist das Infektionsrisiko bei direktem Haustierkontakt (z.B. Streicheln) klein, das Risiko bei Verschlucken von verseuchtem Sand/Dreck (Spielplätze) scheint wesentlich grösser ("Negligible risk of visceral or ocular larva migrans from petting a dog", Ned Tijdschr Geneeskd. 2004 Aug 7;148(32):1600-3. ). In der genannten Studie fand sich durchschnittlich nur ein Ei im Fell pro Hund, nur 4% dieser Eier waren infektiös.
Ein Restrisiko bleibt, Infektionen mit Katzenspulwürmern sind aber selten.
"Wie und wann könnte eine Infektion bei ihm nachgewiesen werden?"
per Blutuntersuchung, neben Antikörpern gegen die Larven würden bestimmte, für die Wurmabwehr zuständige Abwehrzellen (die eosinophilen Granulozyten) erhöht sein.
Angesichts der Tatsache, das vermutlich die Mehrzahl der Jungtiere vor einer Entwurmung Wurmträger sind und den in den oben zitierten Studien geäusserten Zweifeln an dem Übertragungsweg per Fellkontakt, halten wir es für fraglich, ob alle symptomlosen Kinder, die blossen Kontakt mit einer infizierten Katze hatten (das wird ja täglich vermutlich in tausenden von Haushalten vorkommen), einen Bluttest machen sollten (anders wäre das evtl. bei der Aufnahme von eindeutig Wurmeiverseuchter Erde/Sand). Fragen Sie dazu auch den Kinderarzt. Schreiben Sie uns, was der Arzt sagt, wir freuen uns immer über eine Rückmeldung.
"Können sich Larven oder Wurmglieder irgendwo in der Wohnung festsetzen, einnisten oder vermehren"
Wurmeier könnten sich z.B. an Katzenklos oder Schlafplätzen finden.
"Überlebt so etwas außerhalb eines Wirten?"
ja, die Eier können ausserhalb eines Wirtes reifen.
"Muss sich der Rest der Familie auch untersuchen lassen?"
bei einem isolierten Haustierbefall halten wir das für sinnlos. Fragen Sie in solchen Fällen auch stets den behandelnden Arzt.
"Müssen wir jetzt ständig Angst haben, dass die Katze evtl. wieder Würmer hat und sich unser Sohn durch Berührung anstecken kann?"
nicht bei einer regelmässigen Entwurmung.
"Langt es aus wenn wir die Wohnung mit Sagrotan reinigen und die Sachen wie z.B. Kleidungsstücke und Stofftiere in der Waschmaschine bei 60 waschen?"
60 Grad dürften nicht reichen, eine komplette Wohnungsdesinfektion halten wir für wirkungslos, das Katzenklo sollte an einem isolierten Ort stehen, lassen Sie die Katze NIE im Bett schlafen, die Decke Tierschlafplatzes ist zu kochen, Katzen haben striktes Küchenverbot (Wurmeier auf Nahrung), Kinder müssen sich nach Tierkontakt die Hände waschen.
Solange das Kind alles in den Mund steckt, sollte mit der Katze alle vier Wochen eine Spulwurmkur gemacht werden, eine Bandwurmkur nur bei festgestelltem Befall (reiskorngroße Bandwurmglieder!).
Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden
Ihr Cyberdoktor-Team
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