Start
>
Foren
>
Kinderheilkunde

Infanrix -IPV +Hib

von benzian , 19.08.08 14:43
Sehr geehrte Damen und Herren
Unser Sohn 3 Jahre) wurde mit Infanrix -IPV +Hib geimpft. Erstimpfung)
Leider habe ich erst DANACH gelesen, daß Infanrix -IPV +Hib möglichst nicht bei Kindern, die älter als 36 Monate sind angewendet werde soll. Warum ist das so? Was kann passieren? Was sind die Alternativen. Mit freundlichen Gruß
Bernd

Antwort schreiben

Re: Infanrix -IPV Hib

von Cyberdoktor , 19.08.08 15:43
Lieber Bernd,

"Unser Sohn 3 Jahre) wurde mit Infanrix -IPV Hib geimpft. Erstimpfung"
Sie haben damit für Ihr Söhnchen den ersten Schritt in Richtung eines sicheren Schutzes gegen Kinderlähmung (IPV=inaktivierte Polio-Vakzine), Keuchhusten (Pertussis), Diphterie, Wundstarrkrampf (Tetanus) Haemophilus influenzae Typ b (HIB) gemacht. Leider etwas spät (d.g. in den vergangenen drei Jahren hätte der Kleine ernst erkranken können) - warum eigentlich? Wenn Sie jetzt aber konsequent weiter impfen, wird der Schutz trotz des des späten Impfbeginns ganz regulär sein.

"Leider habe ich erst DANACH gelesen, daß Infanrix -IPV Hib möglichst nicht bei Kindern, die älter als 36 Monate sind angewendet werde soll."
erstens: Ihr Sohn ist drei Jahre, d.h. trifft genau die 36 Monate. Wenn in der Medizin Altersempfehlungen gegeben werden, dann bedeutet das normalerweise nicht, das bei 37 Monaten plötzlich eine Gefahr besteht, wird genau eine Altersgrenze erreicht, ist das kein Grund zur Panik.

Zweitens: Die Empfehlung wurde gegeben (wir haben da extra beim Hersteller nachgefragt), da in Einzelfällen bei älteren Kindern, die bereits mehrere Impfungen erhalten haben, verstärkte Lokalreaktionen an der Einstichstelle aufgetreten sind, z.B. Rötungen und Schwellungen (normalerweise sind Dreijährige, anders als Ihr Sohn, bereits mehrfach geimpft). Evtl. spielt auch eine Rolle, dass ältere Kinder die Hib Komponente nicht mehr benötigen, da die Erkrankung besonders für kleine Kinder gefährlich ist und man nicht unnötig eine Impfkomponente geben möchte.

Sie müssen sich also keinerlei Sorgen machen, wenn Ihr Sohn die Impfung gut vertragen hat, können Sie einfach - nach Absprache mit dem Kinderarzt - mit Infanrix -IPV Hib weiter machen.

Schreiben Sie uns einfach, ob dem Sohn die nächsten Dosen wie zu erwarten weiter gut bekommen (Fieber, Rötungen, kleine Schwellungen an der Einstichstelle sind aber bei allen Impfstoffen normale Zeichen der Immunabwehr, siehe unsere anderen Beiträge im Themenblock).

"Was sind die Alternativen."
die Impfstoffe gibt es auch in anderen Kombinationen, man könnte theoretisch mit der Infanrix Version ohne -IPV Hib Anteil weitermachen (diese Infanrix Variante hat ausdrücklich keine Einschränkung für 36 Monate). Vom Hib-Schutz profitieren ja eher kleinere Kinder. Man müsste dann aber einen weiteren Extra-Impfstoff für den extrem wichtige Polioschutz (Kinderlähmung) geben, das wäre ein völlig unnötiger Extrapieks. Das scheint zu aufwendig und verursacht eine unnötige Extrainjektion, wir sehen daher keinerlei Vorteile eines Wechsels, kleine Nebenwirkungen sind auch bei den anderen Impfstoffen zu erwarten. Ausserdem würden wir uns eher auf ein gut ausgetestetes bewährtes Impfschema verlassen, als nun sozusagen einen eigenen mehr oder weniger exotischen Impfplan zu entwickeln.

Es gibt übrigens auch für Impfstoffe anderer Hersteller Alterseinschränkungen, z.B. wird empfohlen nach dem vollendeten 5. Lebensjahr PENTAVAC nicht mehr zu verabreichen, da ab diesem Alter (um verstärkte Impfnebenwirkungen zu vermeiden), nur noch Impfstoffe mit reduziertem Diphtherietoxoid-Gehalt verwendet werden sollten. Ein Überschreiten dieser Altersgrenzen um einige Monate ist aber, wenn der behandelnde Arzt einen entsprechenden Nutzen sieht, kein Drama.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

Ihr Cyberdoktor-Team

Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
  • twitter
  • facebook
  • facebook


Antwort schreiben

Impfnebenwirkungen

von 1anko234 , 14.09.08 14:48
Mein 12 Monate alter Sohn hat nach der 3. Impfungung mit Prevenar und Pentavac im Alter von 5 Monaten beide Impfungen am gleichen Tag) mit Fieber bis 39,5 Grad und ca 3 Stunden andauerndem Weinen reagiert. Er war nach ca 24 Stunden wieder fieberfrei und der Alte. Nach den ersten 2 Impfungen mit Pentavac und Prevenar ging es ihm gut. Nun soll er bald die 4. Dosis der o.g. Impfstoffe bekommen. Sind die Nebenwirkungen ein Grund, von den Impfungen abzusehen, die beiden Impfstoffe an getrennten Tagen zu verabreichen, vorbeugende Sicherheitsmaßnahmen?
Viele Dank für ihren Rat. Angela

Antwort schreiben

Re: Impfnebenwirkungen

von Cyberdoktor , 14.09.08 15:13
Liebe Angela,

"Mein 12 Monate alter Sohn hat nach der 3. Impfungung mit Prevenar und Pentavac im Alter von 5 Monaten beide Impfungen am gleichen Tag) mit Fieber bis 39,5 Grad"
prinzipiell ist Fieber nichts Schlimmes (auch nicht nach Impfungen), sondern eine Reaktion des Körpers auf Krankheitserreger, denen durch die hohen Temperaturen das Leben schwer gemacht werden soll. Krankheitserreger (als abgeschwächte Variante oder Bruchstücke) werden dem Körper bei einer Impfung zugeführt, daher ist Fieber zu erwarten.

Natürlich schwächt Fieber über einen längeren Zeitraum auch dem Körper- wir fühlen uns schlapp und müde. Deshalb verabreicht man, um den Organismus nicht zu überfordern- bei länger bestehendem Fieber- fiebersenkende Medikamente (begleitend oder alternativ haben sich auch die berühmten Wadenwickel bewährt). Wie lange man also Fieberschübe akzeptieren kann, hängt vor allem vom Allgemeinbefinden ab. Bei einem Kind, welches trotz Fieber lustig spielt, länger, als bei einem, welches lethargisch im Bett liegt und nicht spielen will. Nach Impfungen sollte der impfende Arzt die Eltern am besten gleich auf die Nebenwirkung Fieber vorbereiten und ein Rezept für fiebersenkende Mittel mitgeben.

" und ca 3 Stunden andauerndem Weinen reagiert."
Eltern und Ärzte kennen das, der Arztbesuch mit Pieks, dann noch vermutlich ein gewisses Unwohlsein durch die aktivierte Krankheitsabwehr führen dazu, dass Kinder nach der Impfung knatschig sein können, drei Stunden wäre da nicht ungewöhnlich. Auch darauf sollte der Arzt direkt bei der Impfung hinweisen.

"Er war nach ca 24 Stunden wieder fieberfrei und der Alte."
prima, also ein ganz normaler Verlauf.

" Nach den ersten 2 Impfungen mit Pentavac und Prevenar ging es ihm gut. Nun soll er bald die 4. Dosis der o.g. Impfstoffe bekommen. "
prima, machen Sie das.

"Sind die Nebenwirkungen ein Grund, von den Impfungen abzusehen"
überhaupt nicht, das waren ja absolut übliche und zu erwartende Nebenwirkungen. Ein Verzicht auf die vollständige Gabe aller Dosen wäre ein viel zu grosses Risiko für Impflücken, die Anzahl der Dosen ist so festgelegt, dass ein Schutz erst nach der letzten Dosis wirklich sicher ist.

", die beiden Impfstoffe an getrennten Tagen zu verabreichen"
nein, zweimal Stress, zweimal Knatsch, das lohnt nicht.

"vorbeugende Sicherheitsmaßnahmen?"
geben Sie einfach nach Absprache mit dem Arzt fiebersenkende Zäpfchen, die auch evtl. Schmerzen beseitigen (Wirkstoff Paracetamol), wir sind bei einer echten Infektion keine Freunde von vorschnellen fiebersenkenden Massnahmen und sagen, dass ein Tag normalerweise Fieber nicht schadet (da das Fieber ja wie gesagt Erreger bekämpft), nach einer Impfung muss ein Kind aber wirklich nicht an unnötigem höherem Fieber (39,5 ist höheres Fieber) leiden, man kann da direkt etwas geben. Ansonsten reicht es, dem Kleinen nach der Impfung etwas Ruhe zu gönnen und angemessen aufmerksam zu sein.

Schreiben Sie uns bitte , wie die nächsten Impfungen verlaufen.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

Ihr Cyberdoktor-Team

Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
  • twitter
  • facebook
  • facebook


Antwort schreiben

Re Masernimpfung mit 9 Monaten?

von Unbekannt , 01.10.08 13:17
Hallo liebes Team,

danke für die ausführliche Antwort. Ich war jetzt beim Kinderarzt und der meinte es sei keine zweite Impfung nach drei Monaten erforderlich, wenn ich meinen Sohn mit dem vollendeten 9.Monat impfe. Ich bin gegen Masern geimpft.

Ist das auch ok oder kann es dann sein, das mein Sohn am Ende gar keinen Schutz hätte??

Viele Grüße
M.Hausdorf

Antwort schreiben

Re: Re Masernimpfung mit 9 Monaten?

von Cyberdoktor , 02.10.08 10:31
Hallo,

"Ich war jetzt beim Kinderarzt und der meinte es sei keine zweite Impfung nach drei Monaten erforderlich, wenn ich meinen Sohn mit dem vollendeten 9.Monat impfe."
woher hat der Kinderarzt bloss diese Auffassung? Hoffentlich ist das nur ein Missverständnis. Unsere Empfehlung orientiert sich an den Leitlinien der Experten des Robert-Koch-Instituts, ein niedergelassener, nicht in der Forschung tätiger Kinderarzt sollte da wirklich keine eigenen Pläne entwickeln. Evtl. hat der Arzt noch die Tatsache im Kopf, dass vor dem 9 Monat besonders viele Antikörper zu finden sind.

Es gilt aber, was wir in unserem Beitrag oben gesagt haben: wenn vor dem 12. Monat geimpft wird, ist es egal, ob eine Impfung mit dem vollendeten 9. Monat oder erst im 10. Monat vorgenommen wird, die genannte Folgeimpfung aus Sicherheitsgründen 3 Monate nach der ersten Dosis ist so oder so zwingend notwendig. Man möchte nicht das Risiko eingehen, dass Restmengen mütterlicher Antikörper stören.

Zitat Robert-Koch-Institut:
"Nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) kann die MMR-Impfung auch schon vor dem 12.Lebensmonat, jedoch nicht vor dem 9.Lebensmonat erfolgen[...]Sofern vor dem 12. Lebensmonat geimpft wird, muss die Impfung bereits zu Beginn des 2. Lebensjahrs wiederholt werden, da persistierende maternale Antikörper im 1. Lebensjahr die Impfviren neutralisieren können." (Stand Aug. 2007). Das RKI beantwortet keine Patientenfragen (der Arzt kann dort aber anrufen), hat aber häufig gestellte Fragen zusammengestellt (auf der Webseite in der Rrubrik Infektionsschutz > Impfen > FAQ).

Reden Sie erneut mit dem Arzt, lässt sich das Missverständnis nicht ausräumen, sollten Sie einen weiteren Kinderarzt hinzuziehen (z.B. in einer Kinderklinik, dort dürfte das Fortbildungsniveau entsprechend sein). Schreiben Sie uns!

"Ich bin gegen Masern geimpft."
dann dürften Sie dem Sohn für die ersten Monate Antikörper mitgegeben haben.

"Ist das auch ok"
nein. Der Verzicht auf die Folgeimpfung ist nicht OK.

" oder kann es dann sein, das mein Sohn am Ende gar keinen Schutz hätte?? "
ein eingeschränkter Schutz wäre möglich. Dieses Risiko sollte man nicht eingehen.

Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
  • twitter
  • facebook
  • facebook


Antwort schreiben

Masernimpfung ohne Effekt?

von Unbekannt , 16.11.08 19:12
Ich bin 35 Jahre alt und laut meinem Impfpass gegen Masern geimpft.

Ich bin Lehrerin und habe nun das Angebot meies Arbeitgebers genutzt meinen Impfstatus überprüfen zu lassen.

Dabei stellte sich heraus dass ich keinen Impfschutz gegen Masern habe. Wie ist das möglich?

Meine Tochter 7)ist gegen Masern geimpft und hat mit hohem Fieber auf die Impfung reagiert, meine jüngere Tochter ist vor knapp 4 Wochen geimpft wordenübermorgen ist die 2.Impfung dran) und hatte überhaupt keine Reaktion. Könnte das bedeuten, dass die Impfung bei ihr, genau wie bei mir, nicht angeschlagen hat?
Liebe Grüße S.G.

Antwort schreiben

Re: Masernimpfung ohne Effekt?

von Cyberdoktor , 16.11.08 21:25
Hallo,

"Ich bin 35 Jahre alt und laut meinem Impfpass gegen Masern geimpft. "
wie wurde damals laut Impfausweis geimpft, mit einem Kombinationsimpfstoff? Dann hätte Sie eine Impflösung bekommen, die z.B. gegen Masern, Mumps und Röteln schützt. Dann wäre es interessant zu wissen, ob bei der Impfstatuskontrolle zumindest Antikörper gegen die anderen, im Impfstoff enthaltenen Krankheitserreger gefunden wurden.

"meinen Impfstatus überprüfen zu lassen."
löblich! Das ist für Lehrpersonal sehr wichtig.

" Dabei stellte sich heraus dass ich keinen Impfschutz gegen Masern habe. Wie ist das möglich?"
Das wäre nach einer Masernimpfung sehr ungewöhnlich. Nun gibt es eine ganze Reihe von möglichen Ursachen für dieses Untersuchungsergebnis:

- Sie haben seinerzeit den Impfstoff nicht bekommen, der Impfpasseintrag ist ein Fehler. Gegen diese Möglichkeit würde es sprechen, wenn ein Mehrfachimpfstoff eingetragen ist, und Sie tatsächlich eine Immunität gegen die anderen Bestandteile haben, der Impfstoff seinerzeit also nachweislich in den Körper gelangt ist.

- Sie haben wurden nicht komplett immunisiert, d.h. Sie haben nicht die vorgeschriebene Anzahl von Impfungen erhalten (MMR: zwei Impfungen). Wenn nur einmal geimpft wurde, haben (je nach Studie) zwischen 1 und 10 Prozent der Geimpften keinen Schutz und können erkranken ( "Outbreak of measles in primary school students with high first dose MMR vaccination coverage", Singapore Med J. 2007 Jul;48(7):656-61).

- Sie wurden wie vorgeschrieben geimpft (richtiger Impfstoff, richtiges Wiederholungsschema, alles andere nach Vorschrift), Ihr Körper hat aber keine Immunität entwickelt. Dies wäre äusserst unwahrscheinlich (und wird dann primäres Impfversagen genannt), in diversen Studien hatten knapp 99% der Impflinge nach der zweiten Impfung Antikörper gebildet.

- Es besteht ausserdem theoretisch die Möglichkeit, dass die Antikörperwerte über die Jahre immer tiefer fallen, dann existiert die Gefahr eines(sehr seltenen) sekundären Impfversagens, d.h. wenn es dann zu einer Infektion kommen würde, verläuft die Erkrankung aber normalerweise milder. Normalerweise ist die Antikörperbildung gegen Masernviren aber auch noch nach Jahrzehnten äusserst stabil, die Studie "Duration of humoral immunity to common viral and vaccine antigens." (N Engl J Med. 2007 Nov 8;357(19):1903-15) hat für Masernantikörper eine (theoretische) Halbwertszeit (Absinken auf die Hälfte des Ursprungswertes für Masernantikörper) von einigen hundert Jahren (!) errechnet und geht daher von einem lebenslangen Schutz aus. Sogar wenn die messbaren Antikörper bei einem in der Kindheit ordungsgemäss geimpften Erwachsenen stark abgesunken sind, kann er trotzdem eine Schutz haben, denn der normale Impfstatus berücksichtigt nur Antikörpermengen im Blut, nicht aber die sogenannten Gedächtniszellen, die bei einem Kontakt mit den Krankheitserregern die Antikörperproduktion schnell wieder ankurbeln können.

Da man vermutlich nicht klären kann, was die Ursache Ihres Masern-Immunstatus ist, bietet sich ein praktisches Vorgehen an: Die Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut empfiehlt Personen mit unklarem Immunstatus, die in Gemeinschaftsseinrichtungen wie Schulen arbeiten, eine einmalige Impfung gegen Masern. Nach der Impfung kann man in Ihrem speziellen Fall kontrollieren, ob sich ein Impfschutz gebildet hat. Fragen Sie Ihren Arzt, schreiben Sie uns, was der Arzt sagt, wir freuen uns immer über eine Rückmeldung.

"Meine Tochter 7)ist gegen Masern geimpft und hat mit hohem Fieber auf die Impfung reagiert"
das ist nicht weiter ungewöhnlich.

" meine jüngere Tochter ist vor knapp 4 Wochen geimpft wordenübermorgen ist die 2.Impfung dran) und hatte überhaupt keine Reaktion."
auch das ist völlig normal, viele Kinder haben keinerlei Reaktionen.

" Könnte das bedeuten, dass die Impfung bei ihr, genau wie bei mir, nicht angeschlagen hat?"
nein, das kann man darauf nicht ableiten, ausserdem halten wir es nicht für erwiesen, dass die Impfung bei Ihnen nicht angeschlagen hat (primäres Impfversagen, das wäre äusserst unwahrscheinlich).

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

Ihr Cyberdoktor-Team

Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
  • twitter
  • facebook
  • facebook


Antwort schreiben

Windpockenimpfung

von Unbekannt , 16.11.08 22:05
Ich habe zwei Kinder. Meine älteres Kind ist komplett lt. Impfempfehlung durchgeimpft.

Bei meinem jüngeren Kind wäre jetzt die Windpockenimpfung dran. Meine Ärztin hat jedoch davon abgeraten. Sie meinte das man trotz Impfung Windpocken bekommen kann und es ohnehin nicht klar ist wie lange die Impfung schützt. Es könnte also sein, dass meine geimpfte Tochter in 15 Jahren Windpocken bekommt und der Verlauf dann schwerer ist, als wenn sie sie als Kind bekommen hätte.

Ich bin jetzt verunsichert.

Wäre es besser meine jüngere Tochter nicht zu impfen und darauf zu warten dass sie Windpocken bekommt?

vielen Dank und liebe Grüße

Antwort schreiben

Re: Windpockenimpfung

von Cyberdoktor , 21.11.08 15:05
Hallo,

"Ich habe zwei Kinder. Meine älteres Kind ist komplett lt. Impfempfehlung durchgeimpft."
löblich.

"Bei meinem jüngeren Kind wäre jetzt die Windpockenimpfung dran. Meine Ärztin hat jedoch davon abgeraten."
das ist äusserst fahrlässig.

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt seit August 2004 ist die Varizellen-Schutzimpfung für alle Kinder und Jugendlichen, denn eine Windpockenerkrankung ist durchaus nicht harmlos.

Schon die Grunderkrankung ist für das betroffene Kind alles andere als lustig. Windpocken (Varizellen) zeichnen sich durch ihr plötzliches Auftreten ohne wesentliche Vorboten aus. Es kommt zu einem häufig stark juckenden Hautausschlag, mit kleinen, rund-ovalen, roten Flecken, die zunächst am Rumpf, dann am behaarten Kopf auftreten. Gesicht, Arme und Beine sind in der Regel erst im Anschluss betroffen. Die Rötungen gehen in Bläschen über, wobei verschiedene Ausschlagsformen (Rote Flecken, Hauterhebungen und Bläschen – sog. „Sternenhimmel“ gleichzeitig auftreten können.

windpocken
Windpocken: Hauterausschlag am 4. Krankheitstag.
Bild: J.D. Millar.

windpocken
Windpocken: Bläschen an Händen und Unterarmen, 6. Krankheitstag.
Bild: J.D. Millar.


Noch ernster ist das Potential für Komplikationen: Eine sehr schwerwiegende ist z.B. die Varizellenlungenentzündung, auch Komplikationen im Bereich des Nervensystems sind möglich.


windpocken virus
Komplikationen möglich: Windpocken-Virus, elektronenmikroskopische Aufnahme.
Bild: CDC/Dr. Erskine Palmer/B.G. Partin


Auch bleibt es geimpften Kindern vermutlich erspart, später an einer äusserst unangenehmen Gürtelrose (Herpes zoster) zu erkranken, das RKI sagt dementsprechend ("Zur Varizellenimpfung", Epidemiologisches Bulletin, 3. Dezember 2004 /Nr. 49): "...Daten aus den USA lassen erkennen, dass durch die Impfung die Häufigkeit des Zoster bei den geimpften Personen sogar reduziert wird").

Bei Zoster werden in Nervenzellen verbliebene Windpockenerreger (Varicella-Zoster-Virus) im Rahmen einer Abwehrschwäche des Organismus reaktiviert (Altersgipfel zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr), siehe auch Juckreiz / Schmerz nach Gürtelrose



zoster
Herpes Zoster: typischer Hautausschlag.
Bild: CDC/Richard Facklam.


Eine Gürtelrose ist also nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, einige Patienten leiden stark über lange Zeiträume.

Eine niedergelassene Ärztin sollte sich nicht gegen das geballte Fachwissen der Ständigen Impfkommission (STIKO) stellen, als Kinderärztin in einer Praxis hat sie kaum die Möglichkeit (oder Zeit), wie diese Forscher stets die aktuellen Studien zu verfolgen. Es gibt diese spezielle Kommission, die wissenschaftlich fundierte Empfehlungen ausspricht, damit eben nicht jeder Arzt sein eigenes Süppchen kocht.

"Sie meinte das man trotz Impfung Windpocken bekommen kann"
im Falle eines eher seltenen Impfversagers würde die Erkrankung abgeschwächt verlaufen. Das ist bereits besser als nichts.

" und es ohnehin nicht klar ist wie lange die Impfung schützt."
das ist evtl. der Ärztin nicht klar, da sie sich nicht ausreichend informiert hat. Das ist bedauerlich, denn ohne eine fundierte Grundlage sollte sie derartige Äusserungen nicht machen.

Denn das die Impfung lange schützt, ist gut gesichert, das RKI sagt klipp und klar ("Zur Varizellenimpfung", Epidemiologisches Bulletin, 3. Dezember 2004 /Nr. 49): "Nach den bisherigen Erfahrungen kann davon ausgegangen werden, dass die Impfung eine lang anhaltende Immunität induziert."

In der Studie "Childhood vaccination against varicella: persistence of antibody, duration of protection, and vaccine efficacy." (J Pediatr. 2001 Aug;139(2):297-304) waren auch nach 6 Jahren noch in 99,5% der Patienten ein Schutz durch Antikörper nachzuweisen. Dies korrespondiert gut mit der Studie "Duration of humoral immunity to common viral and vaccine antigens.", N Engl J Med. 2007 Nov 8;357(19):1903-15., die für Windpockenantikörper (untersucht wurden Patienten nach einem Antigenkontakt per Infektionen oder Impfung) zwar ein langsames Absinken der Blutkonzentration beobachtet, die errechnete (theoretische) Halbwertszeit (Absinken auf die Hälfte des Ursprungswertes für Windpockenantikörper) wird aber dennoch mit beruhigenden 50 Jahren angegeben.

" Es könnte also sein, dass meine geimpfte Tochter in 15 Jahren Windpocken bekommt und der Verlauf dann schwerer ist, als wenn sie sie als Kind bekommen hätte."
hat Ihnen das die Ärztin gesagt? Wenn es trotz Impfung zu einer Infektion kommt, verläuft diese dank der Impfung normalerweise viel milder, nicht schwerer ("Childhood vaccination against varicella: persistence of antibody, duration of protection, and vaccine efficacy.", J Pediatr. 2001 Aug;139(2):297-304.). Die meisten Geimpften werden aber sogar komplett vor einer Erkrankung geschützt.

"Ich bin jetzt verunsichert. "
unnötigerweise dank der unbedachten halbgaren Äusserungen Ihrer Ärztin, das ist bedauerlich.

"Wäre es besser meine jüngere Tochter nicht zu impfen und darauf zu warten dass sie Windpocken bekommt?"
Und der Tochter das Risiko schwerer Komplikationen aufbürden (auch wenn diese selten vorkommen, aber will man, das ausgerechnet das eigene Kind davon betroffen ist)? Bitte nicht. Ausserdem würde Ihnen die Tochter später zu Recht die Hölle heiss machen, wenn sie nach einer "harmlosen" und komplikationslos verlaufenen Windpockenerkrankung in der Kindheit als erwachsene Frau plötzlich als Spätfolge einen schweren Zosterausbruch bekommt, den Sie als Eltern durch eine Impfung hätten abmindern oder vermeiden können.

Bitte lassen Sie die Tochter, nach Rücksprache mit einem weiteren Kinderarzt, auch gegen Windpocken impfen, konsultieren Sie den Impfkalender in diesem Themenblock, ob evtl. die Ärztin weitere Impfungen nicht gemacht hat.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

Ihr Cyberdoktor-Team

Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
  • twitter
  • facebook
  • facebook


Antwort schreiben