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Kinderheilkunde

Vorzeitige MMR-Impfung wegen KiTa-Besuch?

von Unbekannt , 24.10.12 13:45
Guten Tag

Mein Sohn wird in 12 Tagen in die Kita gehen. Er wird dann 10 1⁄2 Monate alt sein. (Ich wollte ihn eigentlich lieber erst mit 12 Monaten nach kompletter Durchimpfung in die KiTa geben, aber die Möglichkeit bestand nicht - wir mussten diesen früheren Platz nehmen oder hätten ganz darauf verzichten müssen).

Ich habe meinen Kinderarzt nach einer vorzeitigen MMR-Impfung gefragt, da die KiTa keine Impfpflicht hat und ich Angst wegen einer eventuellen Masernansteckung und deren Nebenwirkungen, gerade bei Säuglingen und Kleinkindern unter 2 Jahren, habe (SSPE).

Der angesetzte Termin ist nun in 2 Tagen, da ist mein Sohn etwas über 10 Monate alt. Nun habe ich in einer Studie zu vorgezogenen MMR-Impfungen gelesen, dass die Wirksamkeit mit 9 Monaten, gerade bei der ersten Dosis, deutlich niedriger (73%) als mit 11 und 12 Monaten (88%) ist. Ich schätze mal, mit 10 Monaten liegt die Wirkungsrate dann ca. bei 80% (bei der ersten Impfung)? Bei der zweiten Impfung im Abstand von 3 Monaten lagen die mit 9 Monaten zuerst geimpften dann bei 95%, die mit 11 und 12 Monaten zuerst geimpften bei 98% bzw. 99%.)

Nun meine Fragen:

1) Halten Sie die Impfung zum angesetzten Zeitpunkt, wie ich sie machen möchte, grundsätzlich auch für sinnvoll? - Stellt dies auch kein höheres gesundheitliches Risiko dar (in Bezug auf Nebenwirkungen - Gab es zB jemals schon SSPE nach einer Impfung??)?

2) Wäre evtl. ein leichtes Verschieben des Termins wirkungsvoller? Mein Kinderarzt hat mir auch noch einen Termin in 2 Wochen, d.h. 2 Tage nach KiTa-Start angeboten. Da wäre mein Sohn immerhin nur noch 2 Wochen von den 11 Monaten und dem regulären Impftermin entfernt. Selbst wenn wenn er in den ersten beiden Tagen (was ja eher unwahrscheinlich ist) Masern⁄ Mumps etc in der KiTa fangen würde, würde die Impfung dies ja noch auffangen, oder? Oder ist es sinnvoller, wenn die Impfreaktion schon vor KiTa-Start stattgefunden hat? Einen gewissen Schutz gibt es doch ab Impfung, oder?
(Gleichzeitig könnte natürlich passieren, dass er sich in der KiTa schnell einen anderen Infekt (Erkältung) fängt und deswegen nicht pünktlich geimpft werden könnte.

Was würden Sie mir raten? Ist beides ok? (Da Sie natürlich auch Zeit für die Antwort brauchen, kann es sein, dass inzwischen schon die Impfung stattgefunden hat. War das dann ok?)

3) Dürfen wir in den Tagen nach der Impfung andere, umgeimpfte Kinder besuchen? Auch wenn Windpocken mit in der Impfung sind (MMR-V)? Wenn wir impfen lassen, können wir in den 3 Tagen danach mit ihm noch wegfahren, oder wär das zu anstrengend für ihn? Entschuldigen Sie die lange Frage danke für die Antwort

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Re: Vorzeitige MMR-Impfung wegen KiTa-Besuch?

von Cyberdoktor , 26.10.12 11:08
Hallo,


"habe meinen Kinderarzt nach einer vorzeitigen MMR-Impfung gefragt, da die KiTa keine Impfpflicht hat und ich Angst wegen einer eventuellen Masernansteckung "
prima, dass Sie sich mit dem Thema beschäftigt haben und an den Impfschutz denken.
In der Tat sollte bei einem frühen Kita-Besuch vorzeitig geimpft werden, die Experten der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch Institut erlauben das ab dem 9. Lebensmonat ( RKI: Kann die MMR-Impfung auch schon vor dem zwölften Lebensmonat gegeben werden? ). Oben im Themenblock wurde bereits diesbezüglich gefragt ("Masernimpfung mit 9 Monaten?").

"Nun habe ich in einer Studie zu vorgezogenen MMR-Impfungen gelesen, dass die Wirksamkeit mit 9 Monaten, gerade bei der ersten Dosis, deutlich niedriger (73%) als mit 11 und 12 Monaten (88%)"
es kann bei einer vorgezogenen Erstimpfung die Immunantwort z.B. durch Reste mütterliche Antikörper reduziert sein, die Vorteile durch die Impfung überwiegen aber (besser als kein Schutz). Um einen möglicherweise eingeschränkten Schutz abzufangen rät die Ständige Impfkommission: bei einer Erstimpfung vor 11 Monaten wird die 2. MMR-Impfung sicherheitshalber bereits zu Beginn des 2. Lebensjahres gegeben ( RKI: Impfkalender, Epidemiologisches Bulletin 30/2012 (PDF) ).

"1) Halten Sie die Impfung zum angesetzten Zeitpunkt, wie ich sie machen möchte, grundsätzlich auch für sinnvoll?"
ja, ist im Einklang mit der Fachliteratur, siehe oben.

"Stellt dies auch kein höheres gesundheitliches Risiko dar"
nein. Es werden doch eine ganze Reihe von Impfungen bereits mit 2,3 und 4 Monaten gegeben, ausserdem setzt sich das Immunsystem des Neugeborenen mit diversen "wilden" Krankheitserregern auseinander. Da macht es keinen Unterschied, ob eine MMR Impfung bereits mit 9 oder 10 Monaten gegeben wird. Die Altersempfehlung ab 11 Monate wird gegeben, da bei einer frühen Impfung Antikörper der Mutter stören können, nicht weil mehr Nebenwirkungen auftreten.

"2) Wäre evtl. ein leichtes Verschieben des Termins wirkungsvoller?"
dem steht das Ansteckungsrisiko entgegen. Der Sohnemann sollte möglichst früh geschützt sein.

"Mein Kinderarzt hat mir auch noch einen Termin in 2 Wochen, d.h. 2 Tage nach KiTa-Start angeboten. "
es sollte möglichst sofort geimpft werden, dann hat der Körper noch Zeit für die Immunantwort und ein gewisser Schutz besteht bereits ab dem ersten Kita Tag. Perfekte Antikörperwerte kann man aber erst später erwarten.

"Selbst wenn wenn er in den ersten beiden Tagen (was ja eher unwahrscheinlich ist) Masern⁄ Mumps etc in der KiTa fangen würde, würde die Impfung dies ja noch auffangen, oder? "
vermutlich leider nicht, das Immunsystem braucht etwas Zeit, um die schützenden Antikörper zu produzieren.

"Oder ist es sinnvoller, wenn die Impfreaktion schon vor KiTa-Start stattgefunden hat?"
unbedingt ja.

"Einen gewissen Schutz gibt es doch ab Impfung, oder?"
Sie meinen sofort? Leider nicht. Die Immunantwort benötigt einige Wochen Anlaufzeit (meist 1-2), siehe Heinz Spiess, Ulrich Heininger, Wolfgang Jilg 2011, Impfkompendium, Seite 80 .

"einen anderen Infekt (Erkältung) fängt und deswegen nicht pünktlich geimpft werden könnte."
Erkältungen sind kein Impfhindernis, siehe oben im Themenblock.

"Was würden Sie mir raten?"
sofortige Impfung.

"3) Dürfen wir in den Tagen nach der Impfung andere, umgeimpfte Kinder besuchen?"
ja.

"Auch wenn Windpocken mit in der Impfung sind (MMR-V)?"
ja.

"Wenn wir impfen lassen, können wir in den 3 Tagen danach mit ihm noch wegfahren, oder wär das zu anstrengend für ihn?"
das Immunsystem beschäftigt sich mit den Erregern. Dabei kann ein Kind in den Tagen nach der Impfung Anzeichen einer Erkältung zeigen (Müdigkeit, leichtes Fieber, eingeschränkte Belastbarkeit). Eine Reise ist daher offen zu planen, d.h. wenn es dem Racker am Reisetag gut geht, kann es los gehen, ein Ticket für einen Fernflug sollte man dagegen eher nicht vorab kaufen.

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Re: Vorzeitige MMR-Impfung wegen KiTa-Besuch?

von Unbekannt , 28.10.12 11:54
Danke schön für die ausführliche Antwort, das hat uns sehr geholfen.

Ich finde es super, wie Sie den Leuten Mut machen zum Impfen.

(Den Beitrag zu der ähnlichen Frage Impfung mit 9 Monaten habe ich leider erst danach entdeckt, entschuldigung. Vielleicht könnte man irgendwo eine Liste mit den einzelnen Fragen im Überblick erstellen, dann könnte man schneller sehen, ob eine entsprechende bereits beantwortet wurde? Nichtsdestotrotz haben Sie mir auch Aspekte beantwortet, die in der anderen Frage noch nicht angesprochen wurden, also war das trotzdem sehr hilfreich.)

Wir haben unseren Sohn am Freitag impfen lassen, MMR und (separat) V.

Bisher zeigt er noch keine Reaktion, sondern ist sogar ausgesprochen aktiv und gut gelaunt. Falls er auch in der kommenden Woche in keinster Weise reagiert (also Fieber, quengelig, müde, evtl. Imfpmasern), wäre das dann ein Hinweis darauf, dass die Impfung bei ihm (vllt. wegen Antikörpern der Mutter) nicht angeschlagen hätte? Könnte man das überprüfen und dann evtl. früher als nach 3 Monaten nachimpfen?

Die Kita hat uns übrigens angeboten und ans Herz gelegt, die kommende Woche bereits zur Eingewöhnung vorbeizukommen, da die Erzieher der Gruppe gerade viel Zeit haben, da die meisten anderen Kinder erst im November einsetzen. Wär das ok oder zu riskant? (Ich habe immer das Gefühl, Außenstehende finden es übertrieben besorgt, mit ihm wegen der noch nicht abgeschlossenen Impfwirkung nicht hinzugehen. Ich würde nach Ihrer Antwort aber lieber erst noch bis mind. eine Woche nach Impfung - also wieder Freitag - warten, bis wir dort eingewöhnen.) Wie sehen Sie das?

Wann würden wir das nächste Mal Windpocken impfen? Zusammen mit MMR oder bereits früher? (Hatte irgendwo gelesen, dass das bereits 6 Wochen nach der ersten Impfdosis empfohlen wird? Außerdem steht sowieso noch die dritte Impfung Tetanus, Polio, Diphterie etc. an. Die sollten wir dann wahrscheinlich erst mal machen, oder?)

Viele Grüße und nochmal herzlichen Dank.

P.S. Hier in diesem Artikel von 2006 (:⁄⁄www.aerzteblatt.de⁄archiv⁄51670) steht sogar, dass die zweite Masernimpfung 4 Wochen nach der ersten gegeben wird.

Ich nehme an, der gesamte Impfplan war damals anders, oder woher kommt diese Empfehlung?

Könnten wir das auch machen (d.h. mit 11 1⁄2 Monaten die zweite Impfung) und dann die dritte Impfung nochmals 3 Monate später, im 2. Lebensjahr?

Außerdem wurde dort gesagt, dass erst 4-6 Monate später Antikörper nachweisbar sind. Besteht denn wenigstens schon früher ein gewisser Schutz? Sonst dürfte ich meinen Sohn doch erst in einem Monat in die KiTa schicken und nicht schon nächste Woche?

Nochmals viele Grüße.

4-6 Wochen, nicht Monate...

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Re: Vorzeitige MMR-Impfung wegen KiTa-Besuch?

von Cyberdoktor , 29.10.12 18:38
Hallo,

"Wir haben unseren Sohn am Freitag impfen lassen, MMR und (separat) V. Bisher zeigt er noch keine Reaktion, sondern ist sogar ausgesprochen aktiv und gut gelaunt."
prima, die meisten Impflinge zeigen keinerlei Nebenwirkungen, das Immunsystem "trainiert" still und leise mit dem Impfstoff.

"Falls er auch in der kommenden Woche in keinster Weise reagiert (also Fieber, quengelig, müde, evtl. Imfpmasern), wäre das dann ein Hinweis darauf, dass die Impfung bei ihm (vllt. wegen Antikörpern der Mutter) nicht angeschlagen hätte?"
überhaupt nicht. Der Impferfolg lässt sich nicht am Auftreten oder Ausbleiben von Nebenwirkungen ablesen.

"Könnte man das überprüfen und dann evtl. früher als nach 3 Monaten nachimpfen?"
der Impferfolg wird normalerweise nicht kontrolliert ( RKI: Soll der Impfschutz serologisch getestet werden – kann dann auf eine zweite Impfung verzichtet werden? ), auch der geschilderte Fall lässt keinen Bedarf erkennen.

"Die Kita hat uns übrigens angeboten und ans Herz gelegt, die kommende Woche bereits zur Eingewöhnung vorbeizukommen,"
die Hersteller der üblichen Impfstoffe geben meist vier Wochen bis zum Erreichen der vollen Schutzwirkung an. Knapp eine Woche nach der ersten Impfung birgt der intensiver Kontakt mit einer grösseren Anzahl Kindern Infektionsrisiken (insbesondere, da man nicht sicher sein kann, ob in einer Einrichtungen besonders viele ungeimpfte Kinder zu finden sind), die man bei einer im Einzelfall sehr ernst verlaufenden Erkrankung wie Masern nicht eingehen sollte.

"Ich würde nach Ihrer Antwort aber lieber erst noch bis mind. eine Woche nach Impfung - also wieder Freitag - warten, bis wir dort eingewöhnen.) "
zwei Wochen ab Impfung sollte das Minimum sein, selbst dann ist der Schutz leider nicht perfekt, 2 Wochen können aber im Einzelfall vertretbar sein.

"Wann würden wir das nächste Mal Windpocken impfen? Zusammen mit MMR oder bereits früher? "
Abstand nicht unter 4 Wochen ( RKI: Impfung gegen Varizellen im Kindesalter: Empfehlung einer zweiten Varizellenimpfung ). Könnte also nach Absprache mit dem Arzt mit nächster MMR gegeben werden.

"Außerdem steht sowieso noch die dritte Impfung Tetanus, Polio, Diphterie etc. an. Die sollten wir dann wahrscheinlich erst mal machen, oder?)"
zum regulären Zeitpunkt, es müssen keine Abstände zu anderen Impfungen eingehalten werden, es sollte zu diesem Zeitpunkt aber keine Reaktion (z.B. Fieber) auf eine vorherige Impfung vorliegen.

"steht sogar, dass die zweite Masernimpfung 4 Wochen nach der ersten gegeben wird."
ebenfalls korrekt, das ist einfach der Mindestabstand Masern: Vermeintlich harmlose Viruserkrankung Dtsch Arztebl 2006; 103(23): A-1586 , der keinesfalls unterschritten werden sollte, aus praktischen Gründen bietet man in den Impfkalendern meist ein Zeitfenster an (1. Impfung 11-14. Monat, zweite 15-23. Monat).

"Könnten wir das auch machen (d.h. mit 11 1⁄2 Monaten die zweite Impfung)"
nein, die zweite Impfung sollte zu Beginn des zweiten Lebensjahres erfolgen, da im ersten Jahr noch mütterliche Antikörper stören können.

"und dann die dritte Impfung nochmals 3 Monate später, im 2. Lebensjahr?"
kann man mit dem Arzt flexibel absprechen.

"Außerdem wurde dort gesagt, dass erst 4-6 Wochen später Antikörper nachweisbar sind. Besteht denn wenigstens schon früher ein gewisser Schutz?"
davon darf man ausgehen! Das Immunsystem reagiert bereits wenige Tage nach der Impfung, nach vier Wochen ist der Schutz aber in der Regel optimal.

"Sonst dürfte ich meinen Sohn doch erst in einem Monat in die KiTa schicken und nicht schon nächste Woche?"
nach Absprache mit dem Arzt kann man bereits nach zwei Wochen von einem gewissen Schutz ausgehen, in Studien zeigte sich dann bereits ein deutlicher Anstieg der Antikörper ( WHO: Immunological basis for immunization: Measles ), wer absolut sichergehen will, und die Zeit hat, wartet besser vier Wochen.

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Ihr Cyberdoktor-Team

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Wie sinnvoll sind Impfungen?

von Felicia , 11.01.14 19:00
Guten Abend

Meine letzte Impfung (Tetanus) war Anfang 2012 (gegen meinen Willen, aber ich war erst 16 und hatte keine Chance gegen meine Mutter).
Mittlerweile bin ich 18 Jahre alt und kann zum Glück selbst entscheiden, was ich tue.

Ich war ja noch nie ein Fan von Impfungen, aber mittlerweile frage ich mich tatsächlich, woran man eher stirbt... An den Nebenwirkungen der Impfung oder an der Krankheit selbst.
Im Nov. 2009 wurde ich gegen die Schweinegrippe geimpft(die nur erfunden war, aber damals wusste ich ja noch nicht wie gefährlich und sinnlos Impfungen sind) und was soll ich sagen..... Abends lag ich mit hohem Fieber im Bett und mir tat ALLES weh, ich konnte nur verkrümmt gehen und mein Kreislauf war total im Keller

Wie erklären Sie sich das?
Wer gibt mir die Garantie, dass ich diese Krankheiten nie bekommen werde?

Impfungen ergeben für mich keinen Sinn. Die Krankheiten kann man trotz Impfungen noch bekommen, wo ist da der Unterschied?

LG Felicia

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Re: Wie sinnvoll sind Impfungen?

von Cyberdoktor , 13.01.14 10:31
Liebe Felicia,

"Meine letzte Impfung (Tetanus) war Anfang 2012 (gegen meinen Willen... woran man eher stirbt... An den Nebenwirkungen der Impfung oder an der Krankheit selbst... Impfungen ergeben für mich keinen Sinn. "
Danke für die interessante Frage, es gibt gewiss viele Menschen, die Ihre Bedenken teilen.

Betrachtet man die seit Jahrzehnten erprobten Impfungen gegen die klassischen gefährlichen Infektionskrankheiten, sollten wir Ihre Zweifel mit den folgenden Ausführungen ausräumen können:

Die von Ihnen genannte Tetanus-Erkrankung ist ein Musterbeispiel für eine bakterielle Infektion, an der vor Einführung der Schutzimpfung viele Menschen extrem qualvoll starben. Über Verletzungen dringen Sporen in den Körper ein, aus den Sporen entwickeln sich Tetanus-Bakterien, die ein äusserst starkes Nervengift produzieren, das zu extremen über Wochen anhaltenden Muskelkrämpfen führt, viele Patienten erstickten qualvoll.


opisthotonus
Wundstarrkrampf (Tetanus): extreme Krämpfe der Rücken- (Opisthotonus) und Gesichtsmuskulatur (Risus sardonicus, Teufelsgrinsen). Gemälde von 1809.
Bild: Sir Charles Bell


Mit der Einführung der Impfung gingen die Fallzahlen drastisch zurück, mittlerweile betreffen so gut wie alle Neuerkrankungen Ungeimpfte bzw. Personen ohne Auffrischung des Impfschutzes ( CDC Epidemiology and Prevention of Vaccine-Preventable Diseases (Pink Book): Tetanus ). Da die Bedrohung nicht zurückgegangen ist (die Sporen sind nach wie vor ubiquitär, d.h. überall zu finden, z.B. in Staub oder Gartenerde), spiegelt der Rückgang der Erkrankungen eindrucksvoll den Erfolg der Impfmassnahme wieder.


tetanus fallzahlen usa
Wundstarrkrampf (Tetanus): Rückgang der Erkrankungsfälle nach Einführung der Impfung in den USA.
Bild: CDC


Ein weiteres schönes Beispiel den Nutzen von Impfungen ist die Ausrottung der Kinderlähmung in den entwickelten Industrieländern. Während sich noch in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts z.B. in den USA jedes Jahr zehntausende Kinder infizierten und anschliessend unter schrecklichen Spätfolgen wie Lähmungen oder gar einem Behandlungsbedarf in einer eisernen Lunge litten, tritt Polio in Industrieländern wie Deutschland oder den USA mittlerweile als einheimische Erkrankung nicht mehr auf (es können allerdings Fälle von Reisenden eingeschleppt werden).


kinderlähmung Kleinkinder
Kinderlähmung(Polio): Bewegungsübungen mit gelähmten Kleinkindern.
Bild: CDC/ Charles Farmer



kinderlähmung fallzahlen usa
Kinderlähmung(Polio): nach Einführung der Impfung Ausrottung einheimischer Infektionen in den USA.
Bild: CDC


Schliesslich möchten wir noch auf die weltweite Ausrottung einer Infektionskrankheit durch konsequentes Impfen verweisen: 1977 wurde der letzte Pockenfall verzeichnet.


pocken
Pocken: erkranktes Kind in Bangladesch (1974).
Bild: CDC/ Jean Roy


Pocken waren eine schwere Infektionskrankheit, die vor den Impfprogrammen viele Todesopfer forderte.

Das Impfungen funktionieren, ist also nicht zu bestreiten, man könnte diese Liste noch um zahlreiche weitere Beispiele ergänzen. Daher spendet z.B. auch der gewiss nicht als Träumer zu bezeichnende Microsoft Gründer Bill Gates grosse Teile seines Vermögens für Impfprogramme ( Stiftung: Bill Gates spendet weitere Milliarden für Impfstoffe (Spiegel Online, 29.01.2010) ).

"wurde ich gegen die Schweinegrippe geimpft...sinnlos"
Es geht in Ordnung, dass Sie neu auf den Markt gebrachten Impfprodukten zunächst skeptisch gegenüber stehen. Bei Zweifeln bezüglich Wirksamkeit und Sicherheit kann man nach Rücksprache mit dem Arzt die Entscheidung zur Impfung treffen, wenn der Impfstoff einige Zeit erfolgreich eingesetzt wurde.

Für die seit Jahrzehnten eingesetzten Standart-Impfungen wie die gegen Tetanus sollten Sie dagegen daher keine Bedenken haben und keine Auffrischungen verpassen. Auf der ersten Seite dieses Themenblocks listen wir diese Grundimpfungen auf.

"Abends lag ich mit hohem Fieber im Bett und mir tat ALLES weh, ich konnte nur verkrümmt gehen und mein Kreislauf war total im Keller Wie erklären Sie sich das?"
in seltenen Fällen kann es zu einer stärkeren Reaktion des Immunsystems auf die Impfung kommen, trotzdem ist das normalerweise nicht mit den Symptomen bei einer Infektion mit den wilden Erregern vergleichbar, die eine wesentlich schwerere Erkrankung auslösen, z.B. bei Grippe wochenlang mit extremen Beschwerden.

"Wer gibt mir die Garantie, dass ich diese Krankheiten nie bekommen werde?"
die Impfstoffe aus dem allgemeinen Impfempfehlungen (z.B. Tetanus, Kinderlähmung, Masern) wirken bei so gut wie jedem Geimpften mit einem funktionierenden Immunsystem. In der Literatur gibt es nur wenige Fallberichte über Impfversager, die Wirksamkeit liegt normalerweise im oberen 90er Prozentbereich nahe an 100%, wenn es zu Erkrankungen kommt, dann in der Regel zu abgeschwächten Verläufen.

"Die Krankheiten kann man trotz Impfungen noch bekommen, wo ist da der Unterschied?"
entweder wird die Erkrankung komplett verhindert, oder das Immunsystem kann dank der Impfung die Erreger so früh abwehren, dass sich deutlich weniger und harmlosere Symptome zeigen.

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Beschwerden nach Meningokkoken Impfung

von JS1978 , 29.06.15 22:36
Hallo

Mein Sohn (17 Monate alt) bekam vor 4 Tagen die erste Meningokkoken Impfung B.

Die erste Nacht und der Tag danach waren ein Horror. Er ist sonst immer gut gelaunt und aktiv. Stattdessen war er total aufgelöst , apathisch, weinerlich und hatte Schmerzen, weil er immer wieder aua, aua schrie.

Egal was wir machten um ihn zu beruhigen und mein Partner und ich haben wirklich alles probiert, es half nichts zusätzlich hat er bis heute ständig Fieber zw 38,8 - 39,7 Grad.

Meine Frage wäre, ob der Schutz auch aufrecht bleibt, wenn ich die zweite Impfung weglasse. Ich möchte ihm das nicht mehr zumuten. Er hat alle vorgesehenen Impfungen lt. Mutterkindpass bekommen, mehr will und kann ich so einem kleinen Körper nicht zumuten.

Könnten Sie mir nur sagen, ob der Schutz auch so schon aktiviert ist aufrechtbleibt gg die viren oder nur mit der 2ten impfung?

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Re: Beschwerden nach Meningokkoken Impfung

von Cyberdoktor , 30.06.15 11:47
Hallo,

"Mein Sohn (17 Monate alt) bekam vor 4 Tagen die erste Meningokkoken Impfung B."
eine wichtige Impfung.

"Die erste Nacht und der Tag danach waren ein Horror... weinerlich und hatte Schmerzen... "
leider kann es nach einer Impfung auch mal stärker wehtun, z.B. wenn an der Einstichstelle ein kleines Blutgefäss getroffen wurde und ausgetretenes Blut als Bluterguss auf einen sensiblen Nerven drückt. Gefährlich ist das nicht, aber natürlich sehr lästig.

"hat er bis heute ständig Fieber zw 38,8 - 39,7 Grad."
bitte vom Kinderarzt kontrollieren lassen, Sie waren in einer Kinderarztpraxis (prima Ansteckungsquelle), ausserdem hat der kleine Racker gewiss auch viel Kontakt mit Altersgenossen, da ist es gut möglich, dass zufällig zeitnah zur Impfung eine Infektion zugeschlagen hat und das Fieber auslöst.

"Meine Frage wäre, ob der Schutz auch aufrecht bleibt, wenn ich die zweite Impfung weglasse."
nur die vollständige Grundimmunisierung sorgt für einen vollständigen und anhaltenden Schutz.

"Ich möchte ihm das nicht mehr zumuten. "
wenn bisher bei Impfungen keine Probleme aufgetreten sind, hatte der Sohnemann mit guter Sicherheit diesmal einfach Pech und bei der nächsten Impfung treten dann in der Regel keine starken Symptome auf. Allerdings kommt es vor, dass Kinder die Impfsituation in der Praxis als unangenehm empfinden und anschliessend einen Tag schlecht gelaunt sind, dann werden auch kleine Missempfindungen überdeutlich empfunden und das Wehklagen erfolgt mit besonders viel Motivation... Reden Sie da mal mit dem Kinderarzt.

"Er hat alle vorgesehenen Impfungen lt. Mutterkindpass bekommen, "
prima! Wichtig ist, dass auch die zweite Masern-Mumps-Röteln Impfung gegeben wurde (im Alter von 15 bis 23 Monaten).

"mehr will und kann ich so einem kleinen Körper nicht zumuten."
eine Zumutung für kleine Körper sind nur die Krankheiten durch die jeweiligen gefährlichen Wildversionen der Erreger. Die Impfungen sind keine nennenswerte Belastung.

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