Lieber Benjamin,
"Ich habe seid einigen Wochen starkes brennen nachdem Wasserlassen, meistens ist der Urin sogar weiß-Milchig...Gonokokken festgestellt"
schmerzhaftes Wasserlassen und eitriger Ausfluss (morgens als sogenannter "Bonjour-Tropfen") passen zu einer Gonokokkeninfektion.
Gonorrhö: Eitertropfen, Abstrich-Stäbchen.
Bild: CDC/Renelle Woodall.
Gut, dass Sie beim Arzt waren, mit diesen Symptomen sollte man stets zum Urologen gehen. Gonokokken-Bakterien sind die Erreger der Gonorrhö (=Tripper), dies ist die häufigste der meldepflichtigen Geschlechtskrankheiten und befällt Schleimhäute von Harnröhre, Vagina, Rektum, Mund-Rachen und Augenbindehaut durch eine Kontakt- oder Schmierinfektion.
Gonokokken: semmelförmige Bakterien (mikroskopische Aufnahme).
Bild: CDC/ Joe Miller.
Alle Arten sind sofort behandlungsbedürftig sind, es gibt keinen "harmlosen" Tripper, in seltenen Fällen kann eine Ausbreitung der Bakterien über das Blut stattfinden, dann drohen z.B. eine Hirnhautentzündung und eine Infektion des Herzens.
Eine Übertragung auf andere Personen erfolgt per Schleimhautkontakt statt, z.B. bei Geschlechts- oder Oralverkehr. Es sollte die Person gesucht werden, bei der Sie sich angesteckt haben, auch dieser Mensch muss behandelt werden (ebenso wie sonstige Partner).
"Ich nehme jetzt schon 20 Tage Doxycyclin"
Zur Behandlung der Gonorrhö werden Antibiotika eingesetzt. Aktuell (siehe Aktualisierungsdatum dieses Beitrags) gelten folgende Therapieempfehlungen:
Einmaldosis von Ceftriaxon 250 mg i. m. (in den Muskel), Cefixim 400 mg oral oder Spectinomycin 2 g i. m. Alternativ auch Azithromycin (
Peter Altmeyer, V. Paech 2005, Therapielexikon Dermatologie und Allergologie, Seite 329
). Der Arzt muss aber stets die aktuellen Resistenzlage beachten, aus anderen Ländern (z.B. USA) wird über Resistenzen der Erreger gegen Antibiotika berichtet (
RKI: Gonorrhö Therapie, Epidemiologisches Bulletin 47/2011 (PDF)
). Gonokokken Bakterien sind besonders gut in der Lage, eine Unempfindlichkeit gegen bestimmte Mittel über das Erbgut weiter zu geben.
Meist ist die einmalige, hochdosierte Gabe ausreichend, nur bei komplizierten Fällen wird über einen längeren Zeitraum eine Woche bis ein Monat behandelt.
Da eine Gonokokkenerkrankung oft durch weitere Geschlechtskrankheiten (z.B. Chlamydien) begleitet wird, wird u.U. zusätzlich eine Therapie mit oralen Tetracyclinen (z.B. Doxycyclin) durchgeführt.
Bei Ihnen sollte am Anfang der Therapie also zusätzlich zum Doxycyclin ein weiteres Mittel eingesetzt worden sein.
"aber die Beschwerden sind immer noch da und ich habe gelegentlich noch weißen Urin"
Weltweit entwickeln sich mehr und mehr Antibiotikaresistenzen, (z.B. gegen Penicillin, Tetracyclin), eine Kontrolluntersuchung sieben Tage nach Behandlungsende (bei Frauen unmittelbar nach der nächsten Menstruation) wird empfohlen. Ausserdem muss eine gleichzeitig bestehende Syphilis ausgeschlossen werden, die Partnerinformation ist zu kontrollieren.
Gehen Sie unbedingt erneut zum Urologen.
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Überarbeitet: 16.11.12 12:31
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