Hallo,
"Chlamydien-Abstrich machen zu lassen...Der Test fiel positiv aus. Ich war schokiert."
es handelt sich um eine sehr häufige Erkrankung, die gut zu behandeln ist, für Panik gibt es keinen Grund.
"Wie kann man sich infizieren? Meine Frauenärztin sagte ausschließlich durch GV."
GV oder zumindest durch sexuelle Kontakte, bzw. durch gemeinsam benutzte infizierte Gegenstände (z.B. Dildos), die Kontakt mit den Genitalien haben, andere Übertragungswege sind bei den sehr empfindlichen Erregern kaum vorstellbar, siehe oben.
Infizierte Partner haben oft Probleme, den Infektionszeitpunkt zu bestimmen,
die Erreger können mehrere Monate (sogar Jahre) ohne Symptome den Genitalbreich besiedeln (
Hogan RJ et al. 2004: "
Chlamydial persistence: beyond the biphasic paradigm."
). Es muss also nicht zwingend der Verdacht auf einen Seitensprung in jüngster Vergangenheit bestehen, auch länger zurückliegende Kontakte sind zu bedenken (d.h. auch Personen, mit denen vor längerer Zeit, z.B. einigen Monaten, sexuelle Kontakte bestanden, sollten untersucht werden).
"Nun ist es so, dass ich bisher nur GV mit meinem Freund hatte und der auch nur mit mir. Ich hab meinen Freund gleich zum Urologen geschickt, denn der muss sich ja auch behandeln lassen. Bei ihm sind auch Abstriche gemacht worden. Diese sind aber negativ."
Bei Chlamydieninfektionen kann es zu Spontanremission (Heilung ohne Therapie) kommen, d.h. Ihr Freund kann trotz negativem Abstrich erkrankt gewesen sein (
Molano M et al. 2005: "
The natural course of Chlamydia trachomatis infection in asymptomatic Colombian women: a 5-year follow-up study."
). Ausserdem kann Ihr Test falsch positiv oder der des Freundes falsch negativ sein.
"Könnte es auch sein, dass ich durch die Einnahme von Antibiotika wg den Chlamydien, jetzt eine Pilzinfektion habe. Bei meiner letzten Einnahme von Antibiotika gegen ne Mandelentzündung bekam ich auch eine Pilzinfektion."
selbstverständlich.
Potentiell krankmachende Bakterien oder Pilze sind immer da und dürften auch ständig den Weg in die Scheide finden, Candidapilze sind hier die üblichen Verdächtigen, die nur auf eine Gelegenheit warten, sich massiv zu vermehren.

Candida albicans: Immuno-Fluoreszenzfärbung.
Bild: William Kaplan.
Normalerweise wird aber die körpereigene Abwehr mit den Erregern fertig, auch ist das Scheidenmilieu für eine Vermehrung nicht optimal. Der normale pH-Wert der Scheide liegt bei < 4,5, also im sauren Bereich. Dieses saure Milieu wird durch die Milchsäurebakterien (Döderlein-Bakterien) erreicht. Im Rahmen einer Änderung des Scheidenmilieus (meist verbunden mit einem Anstieg des ph-Wertes), können sich in der Scheide Bedingungen entwickeln, die das Wachstum der schädlichen Bakterien und Pilze günstig beeinflussen, das Gleichgewicht der Mikroorganismen, die normalerweise die Scheide besiedeln, kommt durcheinander.
Ist das der Fall, kann eine Bakterieninfektion (Bakterielle Vaginose) oder auch Pilzinfektion (Vaginalmykose) der Scheide auffällig und damit auch behandlungsbedürftig werden. Es treten dann Beschwerden wie Juckreiz, Brennen, Geruch, Ausfluss auf.
Als Verursacher der Milieuänderung ist hier insbesondere eine länger währende Antibiotikatherapien zu nennen, die oft auch die oben angesprochenen nützlichen
Döderlein-Bakterien erledigt.

Scheidenuntersuchung bei Candida albicans Befall: Blick auf Portio und Muttermund, typische weissliche Candida-Beläge .
Bild: CDC.
Die Candidapilze nutzen die Abwehrschwäche dann schamlos aus vermehren sich massiv. Besteht bei einer Antibiotikatherapie der Verdacht auf eine Pilzinfektion, sollte der Frauenarzt kontrollieren, er kann dann geeignete Antipilzmittel verschreiben.
Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden
Ihr Cyberdoktor-Team
Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
Antwort schreiben