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Reisemedizin

Affenkratzer in Thailand (Krabi), bestehender Tollwutschutz

von Unbekannt , 03.04.15 17:41
Hallo
Ich wurde heute von einem affen in ao nang (südlicher teil von thailand) gekratzt. Die wunde hat nicht geblutet und ist mittlerweile (nach ein paar stunden) kaum noch erkennbar... Nach ca. 30 minuten habe ich sie mit wasser und seife gereinigt. Der affe ist wildlebend und war ziemlich aggressiv, aber ich habe ihn nicht länger beobachtet. Die 3. Tollwutimpfung habe ich vor ca. 3,5 wochen gekriegt, soweit ich das verstanden habe brauche ich aber trotzdem noch die aktive... Ich fliege in 3 tagen am dienstag wieder nach deutschland.
Ist eine aktive immunisierung hier nötig? Soll ich morgen oder sogar noch diese nacht zum arzt gehen? Oder reicht es dies erst wieder in deutschland zu machen?
Vielen Dank

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Re: Affenkratzer in Thailand (Krabi), bestehender Tollwutschutz

von Cyberdoktor , 04.04.15 15:11
Hallo,

"Ich wurde heute von einem affen in ao nang (südlicher teil von thailand) gekratzt."
Touristen sollten Tierkontakte in Risikoländern unbedingt meiden, wir haben diesbezüglich zahlreiche Anfragen, siehe z.B. Tollwut-Risiko ⁄ richtige Behandlung nach Kratzer durch Affe in Tahiland und Tollwut durch Affenkratzer in Thailand .

"Nach ca. 30 minuten habe ich sie mit wasser und seife gereinigt."
besser als gar keine Wundversorgung...

"Die 3. Tollwutimpfung habe ich vor ca. 3,5 wochen gekriegt, soweit ich das verstanden habe brauche ich aber trotzdem noch die aktive..."
ja, ist eine eindeutige Risikosituation (siehe oben verlinkte Themenblöcke), auch vollständig geimpfte Personen erhalten dann zusätzlich die Notfallimpfungen (Postexpositionsprophylaxe).

"Ich fliege in 3 tagen am dienstag wieder nach deutschland. Ist eine aktive immunisierung hier nötig?"
ja. Man hält das Schema sicherheitshalber genau ein, d.h. erste Dosis sofort, zweite nach drei Tagen. Ist aber auch kein Anlass zur Panik, wenn ein vollständig Geimpfter erst am Folgetag ein Krankenhaus aufsuchen kann.

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Re: Affenkratzer in Thailand (Krabi), bestehender Tollwutschutz

von phadthai , 04.04.15 17:22
Ich war heute in einer staatlichen klinik, die ärztin konnte keinen kratzer mehr erkennen und hat dementsprechend nichts gemacht. Lediglich meine impfungen hat sie sich angeguckt, wobei sie aber entschieden hat dass es völlig ausreichend ist...

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Re: Affenkratzer in Thailand (Krabi), bestehender Tollwutschutz

von Cyberdoktor , 04.04.15 22:08
Hallo,

"Ich war heute in einer staatlichen klinik, die ärztin konnte keinen kratzer mehr erkennen und hat dementsprechend nichts gemacht."
von "dementsprechend" kann keine Rede sein. Die Tollwut Risikokategorie II der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist definiert als: "nibbling of uncovered skin, minor scratches or abrasions without bleeding", d.h. übersetzt "kleinere, nicht blutende Kratzer oder Abschürfungen", auch bei diesen wenig dramatisch aussehenden Verletzungen ist normalerweise trotzdem eine Notfallimpfung vorgesehen ( WHO 2007: "Rabies vaccines. WHO position paper." ). Das Vorgehen der Ärztin entspricht also nicht den WHO Leitlinien. Bitte nach der Rückkehr in Deutschland den Vorfall exakt wie hier im Forum in der Infektionsambulanz einer Uni schildern, die Experten entscheiden dann, ob geimpft wird, in Entwicklungsländern wird das oft etwas lockerer gehandhabt.

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Re: Affenkratzer in Thailand (Krabi), bestehender Tollwutschutz

von Unbekannt , 05.04.15 17:24
Danke für die schnelle antwort
Im krankenhaus war ich mir auch nicht ganz sicher, ob sie mich überhaupt verstanden hatte, obwohl sie sehr gut englisch gesprochen hat.
Nur mal eine rein technische frage unabhängig vom eigentlichen problem: Was nützt die vorbeugende impfung denn, wenn man sowieso die postexponentielle braucht? Müssen risikogruppen wie z.B. jäger nach jedem biss zum arzt für die nächste impfung?

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Re: Affenkratzer in Thailand (Krabi), bestehender Tollwutschutz

von Cyberdoktor , 05.04.15 20:24
Hallo,

"Was nützt die vorbeugende impfung denn, wenn man sowieso die postexponentielle braucht?"
nach der vorbeugenden Tollwutimpfung (d.h. Grundimmunisierung ohne Tierkontakt) besteht bereits ein extrem sicherer Tollwutschutz, die schützende Antikörperbildung findet bei fast allen Geimpften statt (liegt in der Regel im oberen 90% Bereich), es ist also äusserst unwahrscheinlich, das ein Geimpfter nach einem Biss erkrankt. Da aber nach einer Grundimmunisierung eben nicht 100% erreicht werden, gehen die Ärzte bei einer Infektionskrankheit mit unabwendbar tödlichem Ausgang lieber auf Nummer sicher und impfen nach einem Risikovorfall zusätzlich nach. Motto: doppelt hält besser, so hofft man, auch noch die wenigen Impflinge zu erwischen, die bei den ersten Impfungen keine ausreichende Antikörperbildung hatten (Impfversager).

"Müssen risikogruppen wie z.B. jäger nach jedem biss zum arzt für die nächste impfung?"
das würde aber nur für Risikogruppen in Ländern gelten, in denen noch eine Bodentiertollwut vorkommt. In Deutschland (Bodentiertollwut ausgerottet) wird man nach einem Biss im Allgemeinen nicht geimpft, siehe auch Tollwutimpfung .

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Re: Affenkratzer in Thailand (Krabi), bestehender Tollwutschutz

von Unbekannt , 09.04.15 12:54
Ich bin jetzt wieder in Deutschland und habe die erste Spritze (von zweien) der Postexpositionsimpfung gekriegt.
Allerdings war das ziemlich kompliziert, unter anderem weil jeder Mediziner was anderes gesagt hat. Nach der Rückkehr habe ich erstmal meine Eltern (beide Ärzte) gefragt, die sich dann mit einem Krankenhaus mit Reisemedizinern und dem Robert-Koch-Institut in Verbindung gesetzt haben. Die befanden eine nachtträgliche Impfung als übertrieben. Heute wurde ich über Umwege dann doch geimpft, wobei mir die zuständige Ärztin aber erklärt hat, dass es noch nie einen dokumentierten Fall einer Tollwuterkrankung nach einer Impfung gegeben hat. Dennoch seien 2 Impfungen nach Kratzer oder Bissen in tollwutgefährdeten Ländern vorgesehen. Ich persönlich finde das in Anbetracht der tatsächlichen Wahrscheinlichkeit infiziert worden zu sein als etwas übertrieben, aber das Quotenopfer für die Statistik will ich dann auch nicht sein. Danke nochmal für die kompetente Hilfe

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Re: Affenkratzer in Thailand (Krabi), bestehender Tollwutschutz

von Cyberdoktor , 09.04.15 13:18
Hallo,

"dann doch geimpft"
der Vorfall fällt in eine Risikokategorie mit Impfpflicht, man möchte ja wie gesagt die maximale Sicherheit.

"Dennoch seien 2 Impfungen nach Kratzer oder Bissen in tollwutgefährdeten Ländern vorgesehen."
korrekt, so sind die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation.

"dass es noch nie einen dokumentierten Fall einer Tollwuterkrankung nach einer Impfung gegeben hat."
nicht für gesunde Menschen mit einer vollständigen Grundimmunisierung. Allerdings gibt es Fallbeschreibungen, die berichten, dass bei Geimpften mit einer Störung des Immunsystems die Impfung versagen kann ( Pancharoen C et al. 2001: "Failure of pre- and postexposure rabies vaccinations in a child infected with HIV." ). Für Tiere wurden in seltenen Fällen Erkrankungen trotz Impfung beobachtet: Clark KA et al. 1996: "Postexposure rabies prophylaxis and preexposure rabies vaccination failure in domestic animals." . Daher ist es angemessen, nach einem Risikovorfall zusätzlich zu impfen.


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