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Kinderheilkunde

Säugling 8 mal geröntgt in 2 Wochen

von mum81 , 04.02.13 13:37
Hallo liebes Cyberdoktor-team,
Ich muss eine Frage zum Röntgen meines Säuglings stellen weil ich unseren Fall sehr extrem finde und mich einfach nicht mehr beruhigen kann, ich denke an nichts anderes mehr... Unser Sohn kam im Alter von 4 Wochen ins Krankenhaus wg. Pylorusstenose, die erste OP war nicht erfolgreich, dann kam ein Hustenvirus dazwischen, anschließend 2. OP. Innerhalb von 2 Wochen wurde er 8 mal geröntgt. 2 mal davon MagenDarmPassagen mit Kontrastmittelgabe und kompletter Durchleuchtung um den Verlauf des Mittels im Darm zu kontrollieren für ca. 5-10 min und 3 mal im stündlichen Abstand kontrollröntgen. Einmal rektal das gleiche Spiel mit Kontrastmittel ohne Schutz für die Hoden. Einmal Lunge röntgen, einmal Enddarm. Ich mache mir extrem Sorgen, dass das Erbmaterial geschädigt wurde, bzgl. Weitervererbung sowie über andere Schäden wie ein erhöhtes Krebsrisiko. Ich hätte bei der 2. MagenDarmPassage einfach meinen Mund aufmachen und mich wehren sollen. Für mich war klar, dass nichts unten raus kommt, wenn nichts aufgenommenes drin bleibt. Ich mache mir Vorwürfe und bin sehr traurig, dass es bei einen quasi gesundem Kind, welches nur eine Pylorusstenose hatte und normalerweise nach 4 Tagen Krankenhaus entlassen werden sollte, so ausartete und übertrieben werden musste mit dem Röntgen. Könnt ihr mir helfen und Angaben zu der Strahlenbelastung in diesem Fall (Säugling, in nur 2 Wochen so oft und intensiv geröntgt) und mögliche Folgen geben? Ich wäre Euch sehr dankbar. Viele Grüße

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Re: Säugling 8 mal geröntgt in 2 Wochen

von Cyberdoktor , 04.02.13 16:48
Hallo,

"weil ich unseren Fall sehr extrem finde...2 mal davon MagenDarmPassagen mit Kontrastmittelgabe...3 mal im stündlichen Abstand kontrollröntgen. Einmal rektal...Einmal Lunge röntgen, einmal Enddarm."
klingt für Laien zunächst extrem, ist aber im Klinikalltag bei schweren Erkrankungen im Kindesalter gar nicht ungewöhnlich.

"Ich mache mir extrem Sorgen, dass das Erbmaterial geschädigt wurde, bzgl. Weitervererbung"
ganz unwahrscheinlich, das Erbgut der Keimzellen ist sehr gut geschützt, bzw. defekte Spermien verlieren das Rennen zur Eizelle. In einer Studie wurde das Risiko berechnet, wenn im Rahmen von Herzeingriffen stundenlang der Brustkorb durchleuchtet wurde, Fazit: es wäre auch dann nur ein zusätzlicher Gendefekt auf eine Million Geburten zu erwarten ( Perisinakis K et al. 2001: "Accurate assessment of patient effective radiation dose and associated detriment risk from radiofrequency catheter ablation procedures." ).

"erhöhtes Krebsrisiko."
völlig unnötige Sorgen, wenn man seit vielen Jahrzehnten gut erforschten Statistiken zum Zusammenhang von Strahlendosen und Krebsfällen betrachtet. Eine Bestrahlung in der Dosis von 1 mSv (zum Vergleich: natürliche Strahlenbelastung ist ca. 1-3 mSv pro Jahr, die von Ihnen genannten Untersuchungen sind deutlich unter 1 mSv) lässt theoretisch von einer Million Bestrahlter ca. 50 Personen später im Leben an einem tödlichen Krebs erkranken. Das Ängste nach Röntgenuntersuchungen keine Grundlage haben, wird klar, wenn man andere Alltagsrisiken für Kinder betrachtet, z.B. sterben Jahr für Jahr knapp ca. 200 Kinder und Jugendliche bei Verkehrsunfällen ( Statistisches Bundesamt: Getötete bei Verkehrsunfällen ). Reden Sie kurz mit Ihrem Kinderarzt, er wird Ihnen gewiss die Sorgen ausreden können.

Fazit: Der Nutzen der genannten Untersuchungen überwiegt, wesentlich bedenklicher als die verschwindend geringen Risiken durch die Strahlenbelastung wäre die ganz konkrete Bedrohung der kleinen Patienten durch zu spät erkannte Probleme im Rahmen der Grunderkrankung. Siehe auch Röntgen Kinder - Gefahren? .

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Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

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Säugling wird zum dritten mal geröntgt

von Unbekannt , 23.02.15 12:44
Sehr geehrte Ärzte,

meine beiden Kinder kamen mit TBC in Berührung. Aus diesem Grund wurde eine chemische Therapie (Isoniazid, Pyrazinamid und Rifampicin) verordnet. Meinem Baby den Jungsten wurde jeweils eine Röntgen-Thorax mit 6 Mon., mit 7 Mon. und mit 8 Monaten durchgeführt. Meinem zwei Jahre alten Sohn wurden bis jetzt nur zwei Röntgen-Thorax verordnet.

Ich habe unheimliche Angst wg. Baby, da er noch zu klein für Röntgen ist und zusätlich macht er noch diese schlimme chimische Therapie durch. Er hatte auch schon mit 7 Monaten eine Bronchoskopie mit Vollnarkose. Mein Bedenken ist der, ob er vielleicht noch mehr Tumorrisiko ausgesetzt wurde, da er noch zusätzlich chemische Therapie und Vollnarkose durchmacht ⁄ durchmachte. Ob seine Zellen dadurch nicht noch mehr belastet sind bzw. der Immunsystem so schwach dadurch ist, dass die beschädigten Zellen durch Röntgenaufnahme sich nicht, im schlimmsten Fall, mehr regenerieren können. Ich stille ihn noch und erhoffe mir dabei, dass sein Immunsystem dadurch gestärkt wird. Außerdem werden wir dieses Jahr nicht reisen, damit die Kinder nicht noch mehr durch Strahlung belastet sind.

Das Baby hatte noch dazu erhöhte Leberwerte wg. Rifampicin. Was abgesetzt werden müsste und jetzt wird langsam damit begonnen und nach jeder Blutkontrolle an Dosis erhöht. Daher bestätigt sich für mich, dass sein kleiner Körper mit allem schon richtig überlastet ist.

Können Sie mir das bestätigen oder liege ich mit meinen Behauptungen ganz falsch?

Mit freundlichen Grüßen
Viktoria

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Re: Säugling wird zum dritten mal geröntgt

von Cyberdoktor , 23.02.15 18:48
Liebe Viktoria,

"meine beiden Kinder kamen mit TBC in Berührung. Aus diesem Grund wurde eine chemische Therapie (Isoniazid, Pyrazinamid und Rifampicin) verordnet."
lässt sich nach einem Risikokontakt mit ansteckenden Tuberkulose-Patienten leider nicht vermeiden.

"Meinem Baby den Jungsten wurde jeweils eine Röntgen-Thorax mit 6 Mon., mit 7 Mon. und mit 8 Monaten durchgeführt. Meinem zwei Jahre alten Sohn wurden bis jetzt nur zwei Röntgen-Thorax verordnet."
geht völlig in Ordnung, man möchte bei einer so ernsten Erkrankung ja wissen, wie die Lunge aussieht. Die Strahlenbelastung ist gering.

"Mein Bedenken ist der, ob er vielleicht noch mehr Tumorrisiko ausgesetzt wurde, da er noch zusätzlich chemische Therapie und Vollnarkose durchmacht ⁄ durchmachte."
das sind völlig unnötige Ängste! Wenn Sie den Kleinen für eine Urlaubsreise auf einen Langstreckenflug mitnehmen, kommen höhere Dosen zusammen, siehe Röntgen in der Schwangerschaft mit einigen Beispielberechnungen.

"der Immunsystem so schwach dadurch ist, dass die beschädigten Zellen durch Röntgenaufnahme sich nicht, im schlimmsten Fall, mehr regenerieren können."
nein, das ist nicht realistisch.

"Ich stille ihn noch"
bestens, dann bekommt der Sohnemann eine perfekt abgemischte Nahrung.

"und erhoffe mir dabei, dass sein Immunsystem dadurch gestärkt wird."
die Muttermilch hat in der Tat positive Effekte.

"werden wir dieses Jahr nicht reisen, damit die Kinder nicht noch mehr durch Strahlung belastet sind."
dürfen Sie aber. Sogar, wenn Sie auch noch reisen, sind die Belastungen überschaubar. Es gibt doch durchaus Familien, die zwei oder mehr Langstreckenflüge im Jahr absolvieren.

"Das Baby hatte noch dazu erhöhte Leberwerte wg. Rifampicin. Was abgesetzt werden müsste und jetzt wird langsam damit begonnen und nach jeder Blutkontrolle an Dosis erhöht"
man möchte kein Risiko eingehen, die Leberwerte steigen leicht an, das bedeutet noch lange nicht, dass ein ernstes Problem vorliegt.

"Daher bestätigt sich für mich, dass sein kleiner Körper mit allem schon richtig überlastet ist."
dieser Eindruck ist gewiss falsch, lassen Sie sich vom Kinderarzt die Ängste ausreden, er wird gewiss einen munteres Baby sehen.

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Re: Säugling wird zum dritten mal geröntgt

von Unbekannt , 23.02.15 21:45
Vielen Dank für Ihre sehr hilfreiche und schnelle Antwort. Sie haben micht tatsächlich beruhigt. Allerdings möchte Ihnen diesbezüglich noch paar Fragen stellen :-)

1. Spielen kurze Abstände bei den Röntgenaufnahmen keine Rolle? Müssen keine bestimmte Abstände eingehaltet werden?

2. Sind Babys ⁄ Kleinkinder nicht mehr dem Krebsrisiko als Erwachsene bei den Röntgenaufnahmen ausgesetzt?

Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.

Liebe Grüße
Viktoria

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Re: Säugling wird zum dritten mal geröntgt

von Cyberdoktor , 23.02.15 23:25
Liebe Viktoria,

"Spielen kurze Abstände bei den Röntgenaufnahmen keine Rolle? "
nein, nicht im geschilderten Fall, wie gesagt muss man bei modernen Geräten mehrere Brustkorbaufnahmen anfertigen, um die Strahlenbelastung eines Langstreckenfluges zu erreichen.

"Müssen keine bestimmte Abstände eingehaltet werden?"
nein.

"Sind Babys ⁄ Kleinkinder nicht mehr dem Krebsrisiko als Erwachsene bei den Röntgenaufnahmen ausgesetzt?"
bei sehr belastenden Untersuchungstechniken (CT Aufnahmen, nicht normale Röntgenbilder wie bei Ihrem Kleinen) im Kindesalter findet sich in den Statistiken zwar eine Risikoerhöhung, die Analyse der absoluten Zahlen zeigen aber, dass selbst dann nur wenige zusätzliche Krebsfälle verursacht werden, siehe der Themenblock CT ⁄ Röntgen bei Kleinkind Krebsrisiko

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Ihr Cyberdoktor-Team

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Re: Säugling wird zum dritten mal geröntgt

von Unbekannt , 01.07.15 10:29
Lieber Cyberdoktor Team,

inzwischen ist mein Baby 6 Mal in der Kinderradiologie geröngt (Thorax ap) worden. Wird wahrscheinlich noch zwei weitere Röntgenaufnahmen erhalten. Also kommt eventuell auf 8 Mal Röngen Thorax ap. In der Kinderradiologie hat mir der Personal erzählt, dass es um eine niedrigere Belastun bei Thorax ap handelt als bei Erwachsenenröntgenaufnahmegeräten.

Wissen Sie ungefähr wie hoch die Belastun bei Thorax ap in der Kinderradiolie ist? Die Lunge reagiert empfindlich auf die Strahlbelastung und noch dazu ist es noch ein Baby gerade ein Jahr geworden. Jeden Monat wurde eine Röntgenaufname gemacht. Kinder haben 10 - 15 Fach höhere Risiko als Erwachsene an Krebs zu erkranken. Ich habe irgendwo gelesen, dass nach einer einzigen Thorax Aufnahme das Risiko bei Kinder auf 25 % auf Krebs steigt.

Es ging mir ganze Zeit sehr gut, aber irgendwie mache ich mir wieder sehr viel Sorgen.

Liebe Grüße
Viktoria

P.S. Ich schreibe später unsere Geschichte (Fall Tuberkulose)

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Re: Säugling wird zum dritten mal geröntgt

von Cyberdoktor , 01.07.15 15:37
Liebe Viktoria,

"Baby 8 Mal Röngen Thorax ap."
macht nichts, eine Thoraxaufnahme entspricht ca. 0,02 mSv ( Thomas J. Vogl, Wolfgang Reith, Ernst J. Rummeny 2011, Diagnostische Und Interventionelle Radiologie, Seite 16 ), eine Langstreckenflugreise verursacht eine ca. fünfmal höhere Belastung.

"Die Lunge reagiert empfindlich auf die Strahlbelastung und noch dazu ist es noch ein Baby gerade ein Jahr geworden."
das spielt aber nur bei hohen Dosen eine Rolle, hier sind die Werte dagegen unbedeutend.

"Kinder haben 10 - 15 Fach höhere Risiko als Erwachsene an Krebs zu erkranken. "
stimmt so pauschal nicht.

"irgendwo gelesen, dass nach einer einzigen Thorax Aufnahme das Risiko bei Kinder auf 25 % auf Krebs steigt."
völliger Quatsch. Mit all den Thoraxaufnahmen bleibt man meilenweit unter den Werten für CT Aufnahmen (und selbst diese sind nicht wirklich bedenklich, siehe der oben verlinkte Themenblock). Im Internet ist auf Laienseiten Vorsicht geboten, dort wird Halbwissen und grober Unfug immer wieder kopiert und weiter verbreitet,

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Ihr Cyberdoktor-Team

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Re: Säugling wird zum dritten mal geröntgt

von Unbekannt , 01.07.15 16:54
Lieber Cyberdoktor Team,

ihr macht so eine tolle Arbeit und helft so vielen Menschen Vielen Dank für die super schnelle Antwort. Ich werde euch auf jeden Fall weiter empfehlen :-)

Also bedeutet das auch, dass mein Kind nicht hoch bestrahlt wurde und auch nicht aus diesem Grund jetzt schlecht wächst. Seit dem wir die Medikamente einnehmen und Röntgenaufnahmen erstellen, ist mein Kind in 7 Monaten nur 3 cm gewachsen. Er war mit 6 Monaten 74 cm und jetzt mit fast 13 Monaten 77 cm. Trotzdem ist er immer noch überdurchschnittlich groß. Wenn es zum Beispiel nur an Medikamenten oder auch an Strahlung läge, würde dann die Größe eingeholt, wenn wieder alles gut wäre? Momentan mache ich mir noch keine Sorgen, da er wie gesagt noch recht groß für sein Alter ist. An Gewicht wird auch fleißig zugenommen. Inzwischen 11,75 kg.

Wenn ich so bedenke, dass mein Vater nach der Katastrophe in Chernobyl mehrere Jahre als leitende Kraft gearbeitet hat. Hat sogar Auszeichnung von Gorbatschow dafür bekommen. Dann müsste er viel mehr an Strahlung abbekommen haben. Ihm geht es gut und er ist völlig gesund und sehr selten krank.

Liebe Grüße
Viktoria

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