Hallo,
"Neun Mal sind im Alter von zwei Jahren auf einen komplizierten Oberschenkelbruch zurückzuführen"das geht völlig in Ordnung, Kinder ziehen sich recht häufig (auch komplizierte) Knochenbrüche zu, dann bleibt es in der Regel nicht bei einer einzelnen Röntgenaufnahme. Man wird dann bei der Einlieferung des kleinen Patienten röntgen, um den Schaden zu beurteilen, während der OPs und später Aufnahmen anfertigen, um den Heilungsverlauf zu prüfen.
" und das zehnte und elfte Mal gerade gestern, weil mein Sohn sich im Kindergarten den Daumen geklemmt hatte in einer Tür."kein Drama, der Strahlengang bei einer Röntgenaufnahme des Daumens ist auf die Hand beschränkt, nur minimale Streustrahlen (Strahlen, die vom durchröntgten Körperteil in andere Richtungen abgelenkt werden) treffen den restlichen Körper.
"Ich frage mich nun warum er dann gestern geröngt wurde und fühle ich , als habe ich als Mutter versagt, dass ich das zugelassen habe ."Sie machen sich unnötige Vorwürfe, die anhaltenden Beschwerden rechtfertigten eine Röntgenaufnahme.
" Ist die Gefahr für meinen Sohn an Krebs zu erkranken oder andere Folgeerscheinungen vom Röntgen zu bekommen nun da?"daran müssen Sie überhaupt nicht denken. Das minimale Restrisiko durch die Strahlenbelastung rechtfertigt bei Verletzungen nicht den Verzicht auf eine Röntgenaufnahme, da die Gesundheit des Patienten durch die Komplikationen bei einem nicht erkannten oder unzureichend behandelten Bruch wesentlich stärker gefährdet wäre.
Die Strahlenbelastung bei einer Aufnahme des Daumen ist mit modernen Geräten verschwindend gering (ca. 0,01 mSv, teils auch noch weniger), zum Vergleich: Flugpersonal ist einer Jahresdosis ca. 5 mSv ausgesetzt, natürliche Strahlenquellen belasten die Deutschen pro Jahr mit im Mittel ca. 1-3 mSv.
Generell besteht bei der Strahleneinwirkung auf Zellen stets die Möglichkeit von Erbgutschäden und somit ein Krebsrisiko, dieses Risiko ist aber extrem klein: hier geht man statistisch von ca. 50 Krebstoten pro 1 Million Personen pro 1 mSv aus, eine Daumen-Aufnahme mit 0,01 mSv würde also ganz theoretisch zu einem Krebsfall auf 2 Millionen geröntgten Personen führen.
Auch die Strahlendosis durch eine Beinaufnahme fällt mit ca. 0,05 mSv sehr gering aus. Sogar, wenn man diesen Wert grosszügig mit 10 multipliziert (10 Aufnahmen), landet man bei 0,5 mSv, Dosen in dieser Grössenordnung kann man sich auch in etwa bei zwei Australienflügen einfangen.
Besorgte Eltern müssen sich angesichts dieser Zahlen also keine Sorgen um Röntgenaufnahmen machen, andere Lebensrisiken wie z.B. das Risiko, dass der Sprössling auf dem Schulweg verunglückt, sind im Vergleich dazu geradezu riesig...
Neben einem Risiko für Krebs gilt es zwar auch, an Erbgutschäden in den Keimzellen zu denken, die an die Kinder weitergeben werden könnten, auch hier ist aber eine Entwarnung abgebracht: Sogar wenn man bei Patienten mit viel höheren Strahlendosen stundenlang den Brustkorb durchleuchtet, sind durch die Streustrahlen nur ein Gendefekt auf eine Million Geburten zu erwarten (
Perisinakis K et al. 2001: "
Accurate assessment of patient effective radiation dose and associated detriment risk from radiofrequency catheter ablation procedures."
). Eine Stunde Durchleuchten bei einem Herzeingriff ergibt gemäss der oben genannten Studie eine Dosis von ca. 8 mSv pro Stunde, bei Einzelaufnahmen im Extremitätenbereich wird, wie gesagt, nur ein Bruchteil der Durchleuchtungsstrahlung frei (Daumen z.B. nur 0,01 mSv), das Risiko für Schäden in den Keimellen wird dann absurd klein.
"Bitte geben Sie mir eine realistische Einschätzung."gerne: Ihre Ängste sind angesichts der genannten Zahlen völlig unrealistisch (Reden Sie darüber auch mit dem Kinderarzt, z.B. bei der nächsten Vorsorgeuntersuchung, er wird das bestätigen). Weiterhin viel Spass mit dem kleinen Racker.
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