Hallo,
" Unsere Tochter 3) hat seit über 2 Monaten Madenwürmer. Ich bin damals zum Kinderarzt, da sie sowas wie eine Scheideninfektion hatte. Die Ärzte haben sie zuerst auf Pilzbefall behandelt"
da dies die wahrscheinlichste Ursache war.
", da der Juckreiz nach etlichen Salben und Sitzbädern und Antibiotika-Behandlung aber nicht wegging, wurde endlich mit dem Tesastreifen-Abstrich ein Wurmbefall erkannt."
wenn es auch einen Juckreiz im Analbereich gab, hätte man in diesem Alter auch direkt einen Klebestreifentest machen sollen.
" Sie hat nun schon 3x im Abstand von 2 Wochen Helmex bekommen."
das ist die korrekte Behandlung.
" Ich hatte mich auch angesteckt und mein Mann und ich haben mit ihr jetzt 2x Helmex genommen."
wichtig ist, dass alle Familienangehörigen zeitgleich behandelt werden.
" Vor einer Woche haben wir alle Vermox genommen 3 Tage 1 Tablette) und werden das auch noch 2x nehmen."
es spielt keine Rolle, welches Mittel man nimmt, beide sind gleich gut wirksam.
"Wir wechseln die Kleidung und Bettwäsche täglich, die Unterwäsche 2-3x...
wechsle die Handtücher mehrmals täglich."
perfekt.
"ich benutze nur noch Einmal-Handschuhe im Bad beim Toilettengang"
nicht nötig, gründliches Händewaschen reicht.
" Wasche alles mit Sacrotan Hygienespüler"
unnötig, Kochwäsche reicht, das Waschmittel ist egal. Vorsicht: wenn Sie besonders aggressive Waschmittel verwenden, können Sie durch eine HAutreizung und damit auch einen Juckreiz auslösen, siehe unten.
"Ich desinfiziere jedes mal die Toilette, den Wickeltisch, alle Tür- und Schrankgriffe."
unnötig. Auch Desinfektionsmittel können zu Hautreizungen führen.
" Das Schlimmste ist die Scheideninfektion, da der Juckreiz nur mit Hydrocortison 0.25% Salbe in der Nacht in Griff zu bekommen ist."
Eine Scheideninfektion wird nicht mit Kortison behandelt, Kortison hilft weder gegen Bakterien, noch gegen Viren oder Parasiten. Wenn man Kortison gibt, dann nur kurzfristig bei entzündlichen Veränderungen der Vulva (äussere weibliche Genitalien), die mit einem starken Juckreiz einhergehen, z.B. bei Unverträglichkeitsreaktionen, Neurodermitis, in Einzelfällen auch bei einem chronischen Juckreiz unklarer Ursache.
" Wir waren beim Dermatologen, dieser hat ein Vulvaekzem festgestellt"
also keine Infektion...Eine Entzündung der Vulva ist bei Mädchen vor der Pubertät recht häufig, dies ist vermutlich durch schwankende bzw. niedrige Östrogenwerte bedingt. Ein Juckreiz im Bereich der Vulva kommt dann ebenfalls sehr häufig vor, oft lässt sich keine konkrete Ursache finden.
Neben den oben genannten Pilzinfektionen kann hinter einem Juckreiz auch eine aus anderen Gründen gestörte Hautfunktion stecken, zu den lokalen Faktoren, die derartige Erkrankungen begünstigen können, gehören z.B. Veränderungen des natürlichen Scheidenmilieus durch Seifen/Shampoos (allgemein, nicht nur parfümiert), Unverträglichkeiten, bzw. eine übertriebene Intimhygiene, enge Unterwäsche aus synthetischen Materialien und eine feuchte Umgebung, z.B. durch einen nassen Badeanzug.
Auch Medikamente können die Hautfunktion in diesem Bereich stören, z.B. Antibiotika oder Cortisonpräparate. Schliesslich kann auch eine ungünstige Sitzposition beim Urinieren Beschwerden auslösen, d.h. einige Kinder bringen beim Wasserlassen die Bein zusammen (die Knie berühren sich), dann ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass grössere Mengen Urin im Vaginal-/Vulva-Bereich verteilt werden.
Generell sollte auf eine gesunde Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und ausreichende Bewegung werden, kleine Mädchen mit Übergewicht haben besonders oft derartige Symptome. Zu vermeiden sind übertriebene Hygienemaßnahmen, d.h. bitte keine Seife im Vulva-Bereich, Körper nur mit warmen Wasser (nicht heiss) waschen, bei Haarewaschen so waschen, dass kein Shampoo zur Scheide gelangt, keine Bäder mit Badeschaum oder sonstigen Zusätzen, nach dem Duschen oder Sitzbädern (man kann die Sitzbäder in lauwarmen Wasser auch als Therapieversuch testen, 3 x täglich) die Vulva sanft trockentupfen und gut trockenen lassen (Kind mit geöffneten Beinen auf dem Bett liegen lassen), evt. mit einem Fön (lauwarm) trocken föhnen, anschliessend nach Absprache mit dem Arzt evt. etwas Vaseline oder Melkfett auftragen, im Einzelfall kann der Kindergynäkologe auch Östrogencremes verschreiben. Um nächtliches Kratzen zu vermeiden (man muss aufpassen, wenn man auf Dauer zu stark kratzt, kann es zu einer Schädigung und Vergröberung der Haut und einem weiteren Juckreiz kommen, das nennt man dann Lichenifikation), empfehlen einige Mediziner die sanfte Anwendung mit oberflächlich wirkenden Lokalanästhetika (betäubende Mittel) oder sogar die Einnahme von sog. Antihistaminika, z.B. morgens ein Antihistaminikum ohne sedierende, d.h. beruhigende Wirkung, abends evt. ein Antihistaminikum mit leicht sedierenden Eigenschaften. Auch ein Versuch mit Kortison ist möglich (keine Daueranwendung).
Es sollte Unterwäsche aus Baumwolle getragen und diese mindestens täglich gewechselt werden, auch eigene gekochte Handtücher für das Kind sind Pflicht. Slips mit milden Waschmitteln waschen ohne Duft oder sonstige Zusatzstoffe waschen, evt. anschliessend 2x mit klarem Wasser spülen. Nur lockere Kleidung tragen (Baumwolle), vorzugsweise Röcke, keine engen Jeans, keine Synthetik. Nachts sehr lockere Kleidung tragen (oder ohne Slip schlafen lassen).
" und uns Elidel Creme verschrieben."
kann man bei bestimmten Ekzemen versuchen.
"Ich habe ihr einen Einteiler angezogen, so dass sie nicht direkt mit der Haut in Kontakt kommt.)"
bitte keine enge Kleidung. Das Kratzen wird man so ohnehin nicht unterbinden können (oder dachten Sie eher an Kontakt mit Wurmeiern? Angesichts der sonstigen Hygiene-Massnahmen müssen Sie keine enge Kleidung anzeihen).
" Das Cortison bekommt sie jetzt schon seit 3 Wochen und ich habe Angst vor Spätfolgen bei noch längerer Einnahme."
lassen Sie die Kortisonanwendung durch einen weiteren Arzt überprüfen (weiterer Kinder- / Hautarzt).
" Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir uns immer wieder anstecken. Ich könnte schwören, diese Würmer sind resistent oder verkriechen sich irgendwo, z.B. in der Scheide meiner Tochter?"
in seltenen Fällen möglich, aber auch diese Würmer werden durch die Einnahme des Wurmmittels erwischt.
"Wir sind schon so verzweifelt, das wir daran denken, für 2 oder 3 Wochen wo anders zu wohnen, nicht mehr in Kindergarten zu gehen und keine Freunde mehr zu treffen"
bitte nicht, dass ist komplett sinnlos.
"Es gibt nämlich keinen Tag Pause, wo meine Tochter keinen Juckreiz verspürt."
es ist gut möglich, das der Juckreiz im Vulva-Bereich unabhängig von dem Wurmbefall weiter besteht.
"selbst die Kinderärztin, weiß keinen Spezialisten, wo sie uns hinschicken könnte"
halten die Beschwerden im Genital-Bereich weiter an, bietet sich ein Besuch beim Kindergynäkologen an. Unabhängig von der aktuellen Ursache: früher oder später werden sich die Beschwerden Ihres Töchterchens bessern.
" Die Würmer sind bei mir und meiner Tochter aber immer noch da."
Ganz wichtig: wie wurde das festgestellt, wurde ein Wurm gefunden, oder ein erneuter Klebestreifentest gemacht? Wann wurde zuletzt ein Parasit vom Arzt nachgewiesen?
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Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden
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