Liebe Petra,
"im Alter von 12 Monaten, ein einseitiger Hodenhochstand diagnostiziert. Summe vergehen damit 12 Wochen, d.h. 3 Monate, und danach sicher auch noch einige Zeit bis zu einem OP-Termin. Dann wäre unser Sohn also mindestens 1 Jahr und drei Monate alt. In den auch hier im Forum vielfach zitierten Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie ist jedoch die Behandlung inklusive Operation bis zum Abschluss des 12. Lebensmonats abzuschliessen."so ist es, und von den Leitlinien der Experten sollte man nur im Einzelfall mit ganz guten Gründen (Terminschwierigkeiten bei der OP Planung zählen gewiss nicht dazu) abweichen. Bei Frühgeborenen gilt übrigens das korrigierte Alter.
Natürlich ist es nicht so, dass mit Gongschlag 12. Monat plötzlich eine neue Gesundheitsrisiken bestehen, früher oder später hat weiteres Abwarten aber möglicherweise Konsequenzen. Es wurden keine Menschenversuche mit Therapieende im 12, 13, 14 Monat durchgeführt, die Experten gehen mit der Empfehlung "Abschluss bis zum 12. Monat" unter Berücksichtigung von Studienergebnissen einfach auf Nummer Sicher (diese Zielsetzung ist auch international akzeptiert).
"Sollen wir wirklich die Hormonbehandlung durchführen oder auf einen schnellen OP-Termin drängen?"Zitat aus den Leitlinien:
"Wenn ein behandlungsbedürftiger Hodenhochstand zu spät entdeckt wird, so dass im zeitlichen Behandlungsplan eine präoperative Hormontherapie nur noch möglich wäre unter Inkaufnahme einer verspäteten Operation, so sollte dem rechtzeitigen Operationstermin der Vorzug gegenüber der präoperativen Hormontherapie gegeben werden"
Eine zweite Meinung in einer weiteren Klinik ist sinnvoll.
"Der Kinderarzt war sehr irritiert, dass er den Hodenhochstand erst jetzt bei der U6 feststellte. Kann man eindeutig feststellen, ob der seltene Fall einer sekundären Ascension vorliegt?"nein, man muss sich dann auf die Dokumentation in den Vorsorgeuntersuchungen verlassen.
"Der andere Zwilling ist ein Mädchen. Können hier ähnlich gelagerte Probleme, sprich Unreife der Geschlechtsorgane, vorliegen? "das ist nicht zu erwarten.
"Bislang erfolgte keinerlei spezielle Untersuchung."ist auch nicht nötig.
"Ich selbst bin an Lichen Sclerosus erkrankt. Zum Teil wird vermutet, dass Lichen Sclerosus genetische Ursachen hat."stimmt. Hat aber mit dem Hodenhochstand nichts zu tun.
"1. Aus verschiedenen Gründen wie Urlaubsvertretung erfolgte die Überweisung durch den Kinderarzt an die Uniklinik erst 7 Wochen nach dem ersten Verdacht auf hochstehenden Hoden. Auf zweimalige Rückfrage zu verschiedenen Zeitpunkten wurde aber jeweils explizit versichert, dass es nicht eilt."ein klarer Fehler, natürlich spielen zwei Monate eine Rolle. Wenn alle Beteiligten munter trödeln, kommen ruck zuck Verzögerungen von einem halben Jahr zusammen.
"habe erst jetzt gelesen, dass die Behandlung im ersten Lebensjahr abgeschlossen sein sollte und mache mir jetzt grosse Vorwürfe."in der Regel kein Drama, ist keine harte Grenze, man sollte aber gewiss nicht trödeln.
"2. Auch wenn bei den vorigen Vorsorgeuntersuchungen U5 und U4 der Hoden im Skrotum vom Arzt getastet worden wäre, hätte ihm dennoch auffallen können, dass das Skrotum insgesamt eher klein ist."fällt ab und zu erst mit dem Wachstum auf, je jünger das Kind, desto schwieriger die Beurteilung (gibt dann ja weniger zu ertasten).
"Es erfolgte aber nie eine Kommunikation über das Thema Hodenhochstand, obwohl dies bei Frühgeborenen ja mit einer Wahrscheinlichkeit von 30% auftritt."man muss die Eltern nicht vorab mit Infos über jede mögliche Komplikation beunruhigen (er könnte dann ja auch noch Dutzende anderer Erkrankungen nennen), wichtig ist, dass der Arzt im Bilde ist.
Es wäre schön, wenn Sie uns bei Gelegenheit hier über den weiteren Verlauf berichten würden, wir wissen gern, wie es mit den kleinen Patienten weiter geht, Sie helfen damit auch anderen Betroffenen.
Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden
Ihr Cyberdoktor-Team
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