Liebe Tänzerin,
"Ballettlehrerin und habe seit über einem Jahr Beschwerden im hinteren Sprunggelenk"typische Beschwerden in Ihrem Beruf, die Belastungen für den Bewegungsapparat sind ja beträchtlich.
"9 Monate Diclofenac... nach Bedarf und um unterrichten zu können."wenn Sie in dieser Zeit das Gelenk trotz des Warnsignals Schmerz weiter beansprucht haben, würde das einer Besserung (bei Beschwerden, die nicht auf dauerhaften Schäden beruhen) im Wege stehen, bzw. den Zustand verschlechtern, auch bei nur gelegentlichen Belastungen.
"Physiotherapie, Schmerztherapie... Trainingsstopp seit 4 Monaten und weitestgehende Schonung beim Unterrichten... ohne Erfolg."bei sehr hartnäckigen Symptomen muss man je nach Einzelfall nicht nur weitestgehend, sondern komplett schonen. In der Praxis benötigen Patienten mit durch sportliche bzw. berufliche Belastungen ausgelösten Beschwerden oft viel Geduld, d.h. der Heilungsverlauf kann sich über ein Jahr und länger hinziehen. Wenn konservative Massnahmen nicht helfen, wird der Arzt prüfen, ob eine Operation Abhilfe verspricht. Stecken allerdings irreparable Schäden (Abnutzung, d.h. ein Gewebeverbrauch, evt. auch so diskret, dass in bildgebenden Verfahren keine dramatischen Defekte zu sehen sind) hinter den Schmerzen, kann es in einigen Fällen durchaus sein, dass ein Punkt erreicht ist, wo eine komplette Heilung nicht mehr möglich ist. Dann würden bei neuen Belastungen wieder Missempfindungen auftreten (auch Operationen können keine Wunder vollbringen) und es muss versucht werden, einen weiteren Verschleiss zu meiden bzw. Strategien zur Schmerzbewältigung zu finden.
"Fersensporn negativ also keine weitere Untersuchung. Der zweite Arzt...Haglundferse... die ich aber laut Doc III gar nicht habe."da gilt doch scheinbar wieder die alte Weisheit : drei Ärzte - fünf Meinungen. Ist den Ärzten aber nicht unbedingt vorzuwerfen, Ihre Beschwerden sind nicht spezifisch für eine einzelne Erkrankung, es kommen einfach viele Auslöser in Frage. Der betroffene Bereich ist extrem komplex, viele anatomische Strukturen spielen zusammen, eine einfach Zuordnung Schmerz - Einzelstruktur ist oft nicht möglich, es kommt oft vor, dass sich die Verdachtsdiagnosen dann ändern.
"Diclofenac hat zwar prima die Schmerzen weggedämpft"darum ist es für die Betroffenen oft verlockend, weiter zu belasten.
"aber die Ursache nicht behoben."wenn ein ernsteres Problem (z.B. Verschleiss) vorliegt: kann es nicht.
"Doc II hatte als Alternative zur OP die Cortisonspritze genannt"die lokale Steroidinjektion gehört zum Standard-Programm bei derartigen Beschwerdebildern. Liegt nur eine belastungsbedingte Entzündung vor, kann Cortison sogar zu einer Heilung führen, stecken allerdings strukturelle Probleme wie ein Impingement dahinter, treten die Schmerzen weiter auf, dann hilft die Reaktion auf die Injektion dem Arzt aber evt. bei der Diagnosestellung
Nikolaus Wülker, Michael Stephens, Andrea Cracchiolo 2009, Operationsatlas Fuß und Sprunggelenk, Seite 247
).
"Injektion war sehr schmerzhaft. Seit dem nächsten Tag Schmerzen bei bereits geringer Belastung."die Injektion ist oft mit deutlichen Schmerzen verbunden, das Gebiet ist gut mit sensiblen Nerven versorgt. In den Tagen nach dem Eingriff kann es auch zu zusätzlichen Schmerzen kommen, z.B. weil die Spritze zwangsläufig auf dem Weg zum Zielort umliegendes Gewebe verletzt, es kommt zu einer Schwellung, Nerven werden gereizt. Hält eine Zustandsverschlechterung aber länger an, muss nach den Ursachen gesucht werden, z.B. Fehler bei der Injektion.
"MRT zum Ausschluss einer Teilruptur der Achillessehne."an diese Möglichkeit musst in der Tat ebenfalls gedacht werden. Wie gesagt: komplexe Gelenkstrukturen auf engem Raum, diverse Komponenten können geschädigt sein.
"Wieder Termin für MRT, um ursprüngliches Impingement zu untersuchen."erstaunlich, dass diese Möglichkeit nicht bereits beim ersten Termin geprüft wurde.
"Rötung an der Achillesferse...Dünner transparenter werden der Haut... Starkes Einsinken in diesem Bereich."Warnsignale, die eine Kontrolle und Dokumentation erfordern, die Schilderung passt zu einer Entzündung bzw. einem Gewebeuntergang nach fehlerhafter Injektion.
"Dazu kommt: Seit 2 Monaten (3 Wochen nach erster Injektion) Zyste am Eierstock und Dauerblutungen, kein Zyklus"bei starkem Stress gerät der Zyklus sehr häufig durcheinander (siehe z.B.
Starke Zwischenblutung trotz Pille. Stress?
), besprechen Sie mit dem Frauenarzt, ob Ihre erheblichen Belastungen als Auslöser in Frage kommen.
"Diagnose: Gewebenekrose, kann man nichts machen."man muss dann in der Tat auf die Selbstheilung hoffen. Kann je nach Einzelfall auch noch nach 6-30 Monaten eintreten.
"meinte, dass man solch kristallines Cortison auf gar keinen Fall in Nähe einer Sehne spritzen darf"es wird in der Literatur in der Tat diskutiert, dass Kortikoide in schwer löslicher Form zu Kristallablagerungen im Sehnenbereich führen können, dann könnte Sehne spröde werden und leichter reissen (
Shrier I et al. 1996: "
Achilles tendonitis: are corticosteroid injections useful or harmful?"
), auch kann dann das umgebende Gewebe geschädigt werden. Wenn Kortikoide in Weichteile verabreicht werden, dann vorzugsweise in leicht löslicher Zubereitung (
PATRICIA J. PAPADOPOULOS 2009: "
Soft tissue atrophy after corticosteroid injection"
).
"Kann der Gewebverfall auch auf andere Gewebearten übergehen, z.B: Bindegewebe"ja. Es wird diskutiert, dass Kortison die Blutversorgung ändert, dann wäre auch Bindegewebe betroffen. Die Sehen selbst schrumpft aber eher nicht.
"Denn viel Fett gibt es dort ja nun gar nicht."dort ist auch ein Fettpolster.
"Was kann ich bloß tun?"Ihre Zweifel am bisherigen Behandlungsverlauf sind vermutlich nicht ohne Grundlage, Sie sollten den Fall unbedingt prüfen lassen. Lassen Sie den aktuellen Zustand dokumentieren, wenden Sie sich dann an eine Schlichtungstelle der Ärztekammer. Siehe unser Themenblock
Patientenrechte, dort nennen wir Ansprechpartner und erläutern auch die Auskunftspflicht
"Wenn ich nach dem genauen Mittel frage, ist es sicher, dass er mir die Wahrheit sagt oder gibt es die Möglichkeit, das zu verschleiern?"muss alles in der Akte eingetragen sein, der Arzt gefährdet seine Zulassung wenn er das manipuliert und macht sich strafbar. Verlangen Sie einfach Zugang zur Akte, ohne die spezielle Fragestellung zu erläutern, Sie müssen sich nicht auf das Kortison beziehen, kopieren Sie alle Dokumente.
"Meine Existenz steht auf dem Spiel"dann sollte bereits jetzt zusätzlich zu den oben genannten Schritten ein Vorgespräch mit einem Anwalt gesucht werden. Es wäre schön, wenn Sie uns nicht vergessen und demnächst hier über den weiteren Verlauf berichten, wir wissen gern, wie es weiter geht und Sie helfen damit auch anderen Betroffenen.
Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden
Ihr Cyberdoktor-Team
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