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Dermatologie

Feigwarzen

von Unbekannt , 10.08.03 06:00
Guten Tag
Ich bin männlich und habe seit mehreren Jahren Feigwarzen. Wurde mehrfach gelasert, Aldara, Condylox etc. Es ist immer das gleiche Spiel, Laser, Aldara, meist sind die ganz schnell wieder da oder ein winzig kleines wurde nicht getroffen. Gibt es irgend ein "Geheimrezept", was man tun könnte? Interferon systemisch habe ich z.B. noch nicht bekommen. Wie lange kann das so gehen, angeblich wird das ja nicht wirklich gefährlich, wurde mir gesagt?! Was macht man mit so einem Dauerbrenner wie mir am besten?

Mit ratlosen Grüßen

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Re: Feigwarzen

von Cyberdoktor , 10.08.03 21:54
Lieber Cyberdoktor-Nutzer,

Condylome (Feigwarzen) sind meist warzenartige Hautveränderungen viraler Ursache. Die Viren gehören zur Gruppe der Papillomaviren, eine Virusgattung mit 85 Untertypen. Sie gelangen über Mikroverletzungen in die Haut, ihre Übertragung erfolgt insbesondere über Geschlechtsverkehr. Als Risikofaktoren für eine Infektion mit dem humanen Papillomavirus gelten dementsprechend häufig wechselnde Sexualpartner, zusätzliche Infektionen mit sexuell übertragbaren Erregern (v. a.HIV) sowie Begleiterkrankungen wie z.B. eine Balanitis (Eichelentzündung), eine Phimose, eine Urethritis (Harnröhrenentzündung), bei vermehrtem Fluor vaginalis, bei Ekzemen und Hämorrhoiden. Entsprechend des Übertragungsmechanismus finden sich Feigwarzen überwiegend in der Anogenitalregion. Vorkommen können durch das Papillomavirus verursachte Veränderungen aber auch in anderen Hautarealen und im Bereich der Atemwege. Das Erscheinungsbild der Hautveränderungen ist vielfältig, wobei die Infektionen auch häufig unsymptomatisch sind. Aus stecknadelkopfgroßen Knötchen können blumenkohl- und/oder hahnenkammartige Wucherungen entstehen.

Als Inkubationszeit der Infektion gilt eine Dauer von vier Wochen bis zu mehreren Monaten. Statistisch ist etwa ein Prozent der sexuell aktiven Erwachsenen zwischen 15 und 49 Jahren von den warzenartigen Veränderungen im Anogenitalbereich betroffen. Das eigentliche Problem ist, dass ein Teil der Virusuntergruppen eine bösartige Veränderung der Hautwucherungen bewirken kann. Bei Frauen mit Gebärmutterhalskarzinomen kann in der überwiegenden Anzahl der Fälle eine Papillomavirusinfektion nachgewiesen werden.

Es gibt keine Therapie, das Virus selbst sicher zu eliminieren (weder durch Medikamente noch Laser oder Skalpell) allerdings gibt es eine hohe „Selbstheilungsquote“. Dennoch kommt es in 20% der Fälle zur Persistenz (Bestehenbleiben der Infektion) trotz Therapie.

An Therapieverfahren zur Bekämpfung der durch das Virus entstehenden Feigwarzen stehen neben einem mechanischen Verfahren (Ausschneidung, Kälte- und Laserverfahren), schonendere lokal-medikamentöse Verfahren mit Podophyllotoxin, Imiquimod, oder Interferon-beta-Gel zur Verfügung. Interferon-Gel ist angezeigt zur unterstützenden Behandlung von kleinen Feigwarzen (bis 3 mm Durchmesser). Eine Therapie mit lokal in die Läsionen eingebrachtem Interferon oder eine systemische Interferon-Anwendung befindet sich im Stadium der klinischen Erprobung und wird aktuell weder zur Therapie noch zur Rezidivprophylaxe empfohlen. In den USA wurde IFN alpha 2b zur intraläsionalen Therapie der Kondylome zugelassen. Eine lokale Behandlung mit 5-Fluoruracil-Salbe (5%) scheint als primäre Therapie nicht angezeigt, der Effekt einer lokalen Anwendung von Trichloressigsäurelösung ist nicht ausreichend dokumentiert. Die Kryotherapie (Vereisungstherapie) mit flüssigem Stickstoff hat sich trotz guter Resultate nicht durchgesetzt.

Vor Anwendung der Therapieverfahren muss eine Bösartigkeit der Hautveränderungen ausgeschlossen werden. Und -ganz wichtig- die Partnerbehandlung nicht vergessen.

Weitere Informationen finden Sie unter:

http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=24326

http://www.medical-tribune.de/GMS/bericht/laestige_Feigwarzen

Alles Gute wünscht
Ihr Cyberdoktor-Team

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Re: Feigwarzen

von Unbekannt , 13.08.03 21:21
Vielen Dank für Ihre Antwort,

leider habe ich ja die meisten Behandlungsmöglichkeiten schon probiert, bis auf Interferon injiziert und 5-Fluoruracil-Salbe, die aber ganz heftig sein soll. Hat man mit der Salbe Aussichten auf Erfolg? Wissen Sie, ob in den USA systemisch verabreichtes Interferon erflgreich ist?
Angeblich soll ja ein Impfstoff in der Entwicklung sein, der auch für Erkrankte nutzbar sein soll. Wissen Sie, wann der auf den Markt kommt oder ist er bereits anders erhältlich (studienmäßg)?

Vielen Dank für Ihre Mühe, wäre super, wenn sie nochmal antworten.

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Re: Feigwarzen

von Cyberdoktor , 14.08.03 02:05
Hallo,

nach den Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft ist Fluouracil nur indikationsabhängig – nicht zur primären Therapie von Feigwarzen – einzusetzen. In der Universitätsklinik Rostock (Prof. Dr. Gerd Gross, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie) wird insbesondere parallel zur Laserbehandlung in einigen Fällen die systemische subkutane Interferon-alfa-2b- (oder Interferon-alfa-2a)-Therapie durchgeführt.

Hoffnung gesetzt wird auf einen immunmodulierenden Impfstoff, der sowohl zur Prävention als auch zur Therapie eingesetzt werden können. Er besteht u.a. aus leeren High Risk HPV-Virushüllen (HPV – Humanes Papilloma Virus) oder gentechnologisch veränderten leeren Hüllen (chimäre VLP = virus-like particles). Diese besitzen virale Eigenschaften, sind aber nicht infektiös und aktivieren HPV-spezifische Abwehrzellen des zellulären Immunsystems. Die Impfstoffe sind aber noch nicht erhältlich. Sie sollen in erst in einigen Jahren anwendungsreif sein.

Angaben zu Studien im Hinblick auf eine systemische Interferon- ebenso wie zu einer Impfstoffanwendung konnten wir nicht recherchieren. Im Hinblick auf eine individuelle Therapieempfehlung erscheint – unter Berücksichtigung der Vorgeschichte – erscheint eine Vorstellung in einer dermatologischen Ambulanz einer Universitätsklinik ratsam.

Alles Gute wünscht
Ihr Cyberdoktor-Team

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Re: Feigwarzen

von Unbekannt , 16.08.03 03:18
Nochmals vielen Dank für Ihre Antwort. Ich bin schon länger inBehandlung in einer Uni-Klinik in Mitteldeutschland. Ich erlaube mir noch ein letztes Mal nachzufragen:

-Inzwischen habe ich die Lasertherapie ziemlich sattm es entstehen ja auch kleine Närbchen damit. Ich habe es einmal ganz vorsichtig mit einer normalen Warzentinktur probiert und das schmelzt die Dinger auch ab und bringt keine Narbe. Warum raten eigentlich alle Dermatologen so davon ab, obwohl es weit weniger invasiv als eine Laserbehandlung ist, wenn man aufpasst?

-Epidemiologisch würde mich brennend interessieren, was ich leider noch nirgends recherchieren konnte: Gibt es mehr derart hartnäckige Fälle wie meinen oder stehe ich alleine da?
-Und abschließend: Ist für Männer von diesen Wärzchen letztlich eine echte Gefahr aus-gehend oder ist es einfach eine hartnäckige, aber gutartige Erkrankung?

Ich hoffe, sie nicht überbeansprucht zu haben, aber diese Informationen sind für mich sehr wertvoll.

Vielen Dank

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Re: Feigwarzen

von Cyberdoktor , 17.08.03 05:46
Hallo,

- Problem bei der Behandlung mit üblichen „Warzenmitteln“, z.B. salicylsäurehaltigen Salben, ist, dass Sie die Warze zwar beseitigen können. Die HPV-Viren werden Sie aber meist nicht erwischen, da diese tiefer liegen – daher auch Ihre Probleme. Selbst mit recht invasiven Methoden gelingt es bisher nicht das HPV-Virus aus Ihrem Organismus zu entfernen.

- Es gibt durchaus hartnäckige Fälle – allerdings liegen uns Daten zu einer entsprechenden Größenordnung nicht vor.

- Manche der über 80 verschiedenen Genotypen des HPV werden in Zusammenhang mit malignen Erkrankungen gebracht. An erster Stelle steht hier die Entstehung des Gebärmutterhalskrebses der Frau. Aber auch bei Männern wurden- wenn auch sehr viel seltener- bestimmte Genome des HPV bei bösartigen Erkrankungen der Ano-/Genitalregion nachgewiesen (z.B. beim Peniskarzinom). Die Condylome können ggf. tumor-/ blumenkohlartig expandieren, was anschließend ein sehr invasives Vorgehen erfordert . Zudem gibt es Bericht über eine mögliche Verbindung von HPV mit der Entstehung von Mundkarzinomen (klassische Grundlage bleibt hier allerdings die Kombination aus Nikotin und Alkohol).

Alles Gute wünscht
Ihr Cyberdoktor-Team

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Feigwarzen aktuelle Entwicklungen?

von Unbekannt , 27.03.13 14:07
Sehr geehrte Damen und Herren,

dieser Beitrag ist schon 10 Jahre alt, dennoch sehr informativ gewesen da sehr viele nützliche Angaben zu lesen sind vom Patienten sowie deren Behandlungsmethoten vom Cyberdoktor.

Ich erkenne traurigerweise zu heute, keine neuen Erkenntnisse zu diesem Thread. Ich leide sehr darunter und bereits alles was ich steht, ausprobiert ohne langfristigen Erfolg.

Ich würde gern hiermit diesen Thread aktualisieren besonders in Bezug auf neue Methoden und ganz besonders, auf die alte Frage zum Thema Impfstoff, Studien etc.

Würde mich auf eine Antwort sehr freuen

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Re: Feigwarzen aktuelle Entwicklungen?

von Cyberdoktor , 18.04.13 17:24
Hallo,

"keine neuen Erkenntnisse zu diesem Thread."
bitte sehen Sie sich den Hauptthemenblock zu Feigwarzen und HPV an: HPV / Feigwarzen , dort finden Sie diverse aktuellere Beiträge.

Allerdings gibt es nach wie vor kein Mittel, das garantiert jedem Patienten hilft und die Rückfallraten sind bei allen gängigen Behandlungsansätzen hoch.

Die Therapie der Genitalwarzen wird nach wie vor meist als externe Behandlung durchgeführt, übliche Wirkstoffe sind Podophyllotoxin, Imiquimod, Trichloressigsäure und Interferon. Ein relativ neuer Ansatz ist die Therapie mit Polyphenon (Epigallocatechingallat), siehe der Link zum og. Themenblock.

Einigen Patienten kann man die operative Entfernung (Laser, Kälte) nicht ersparen, leider kommt es auch dann zu vielen Rückfällen.

"Ich leide sehr darunter und bereits alles was ich steht, ausprobiert ohne langfristigen Erfolg."
leider sind Feigwarzen, wie die meisten Warzeninfekitonen, oft sehr hartnäckig, man solle aber die Hoffnung nicht aufgeben, da das Immunsystem die Viren auch noch nach vielen Jahren (z.B. 5 oder 10 Jahre) spontan besiegen kann.

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Spontanheilung

von Unbekannt , 19.04.13 14:23
ZITAT CYBERDOCK:
===
...man solle aber die Hoffnung nicht aufgeben, da das Immunsystem die Viren auch noch nach vielen Jahren (z.B. 5 oder 10 Jahre) spontan besiegen kann. ===

Diese Info war mir bisher nicht bekannt VIELEN DANK für ein Stück Hoffnung Danke sehr

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Re: Spontanheilung

von Cyberdoktor , 19.04.13 14:45
Hallo,

Spontanheilungen sind häufig, in der Studie ( Allen AL et al. 1998: "The natural history of condyloma in children." ) binnen 5 Jahren bei mehr als 50% der Patienten, Leitlinie Condylomata acuminata und andere HPV-assoziierte Krankheitsbilder von Genitale, Anus und Harnröhre spricht davon, dass bei ca. 30% das Immunsystem die Erkrankung beseitigt.

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