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Urologie

HPV / Feigwarzen

von SuMar , 17.01.07 19:06
Hallo,

was kann man persönlich tun, um eine HPV Infektion vorzubeugen beziehungsweise zu bekämpfen?

Gibt es hierzu irgendwelche Medikamente, die hierbei hilfreich sind?

Danke.

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Re: HPV vorbeugen / behandeln

von Cyberdoktor , 18.01.07 21:07
Hallo,

"was kann man persönlich tun, um eine HPV Infektion vorzubeugen"
Vorbeugen: Die mittlerweile auch in Deutschland zugelassene Impfung ist gegen HPV ist Mittel der Wahl, der Impfstoff ist ein tretravalentes Mittel, wirkt also gegen vier Papillomavirustypen: gegen die Typen HPV 16 und 18, die knapp 70% der Gebärmutterhalsveränderungen verursachen, und die Typen 6 und 11, die ca. 90% der Genitalwarzen auslösen.

Meist verursachen die Papillomavirus-Untertypen HPV 6 und 11 die sogenannten Condylomata accuminata (Feigwarzen oder Kondylome) im Genital und Analbereich. HPV (Human-Papilloma-Virus) Infektionen des Genitaltraktes gelten heute als die häufigsten, sexuell übertragenen Viruskrankheiten. Statistisch ist etwa ein Prozent der sexuell aktiven Erwachsenen zwischen 15 und 49 Jahren von den warzenartigen Veränderungen im Anogenitalbereich betroffen.


papillomavirus
Papillomavirus: elektronenmikroskopische Aufnahme.
Bild: NCI


HP-Viren gelangen über Mikroverletzungen in die Haut, ihre Übertragung erfolgt insbesondere über Geschlechtsverkehr. Die Inkubationszeit der Infektion (Zeitraum von Infektion bis Auftreten der Krankheit) liegt bei vier Wochen bis zu mehreren Monaten. Als Risikofaktoren für eine Infektion mit dem humanen Papillomavirus gelten dementsprechend häufig wechselnde Sexualpartner, zusätzliche Infektionen mit sexuell übertragbaren Erregern (v. a.HIV) sowie Begleiterkrankungen wie z.B. eine Balanitis (Eichelentzündung), eine Phimose, eine Urethritis (Harnröhrenentzündung), bei vermehrtem Fluor vaginalis, bei Ekzemen und Hämorrhoiden. Entsprechend des Übertragungsmechanismus finden sich Feigwarzen überwiegend in der Anogenitalregion. Vorkommen können durch das Papillomavirus verursachte Veränderungen aber auch in anderen Hautarealen und im Bereich der Atemwege. Das Erscheinungsbild der Hautveränderungen ist vielfältig, wobei die Infektionen auch häufig unsymptomatisch sind. Aus stecknadelkopfgroßen Knötchen können blumenkohl- und/oder hahnenkammartige Wucherungen entstehen.


condylomata acuminata
Condylomata acuminata: durch HPV ausgelöste Warzen.
Bild: CDC/Dr. Wiesner


In der Regel wird eine externe Therapie eingesetzt. Dabei werden vom Arzt oder Patienten die Wirkstoffe Podophyllotoxin, Imiquimod, Interferon oder Trichloressigsäure auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen. Eine neuere Therapievariante ist der Einsatz von Polyphenon (Epigallocatechingallat), siehe z.B. Hoy SM 2012: "Polyphenon E 10% ointment: in immunocompetent adults with external genital and perianal warts." . In schweren Fällen werden Warzen operativ entfernt (Elektrokoagulation, CO2-Laser, Kürettagen). Wichtig: die Leitlinien "Condylomata acuminata und andere HPV-assoziierte Krankheitsbilder von Genitale, Anus und Harnröhre" (der Deutschen STD-Gesellschaft / Deutschen Dermatologischen Gesellschaft / Paul-Ehrlich-Gesellschaft) sagen: Keines der zur Verfügung stehenden Therapieverfahren kann mit Sicherheit Genitalwarzen vollständig entfernen und den warzenfreien Zustand dauerhaft erhalten, es gibt stets ein Rezidivrisiko (Wiederauftreten), die Literatur nennt 20 % bis 70 % Rückfälle binnen 6 Monaten.

Bedrohlicher als diese unschönen Feigwarzen ist der Zusammenhang einer Infektion insbesondere mit den Virusuntergruppen HPV 16, 18 (die aber normalerweise keine Feigwarzen auslösen!) und dem Auftreten von Krebs des Gebärmutterhalses bzw. des Gebärmuttermundes (Zervix- bzw. Portiokarzinom). Die Schleimhaut in diesem Bereich besteht aus platten Zellen, unter dem Einfluss von Papillomaviren können diese Zellen entarten.


muttermund
Muttermund ( Eingang zum Gebärmutterhals): Schleimhaut kann durch HPV-Infektion entarten.


"...beziehungsweise zu bekämpfen?...Gibt es hierzu irgendwelche Medikamente, die hierbei hilfreich sind?"
Eine antivirale direkt Therapie gegen die HPV-Infektion existiert nicht, es können die durch HPV ausgelösten Genitalwarzen mit lokalen Mitteln behandelt werden, eine Erfolgsgarantie gibt es dafür leider nicht, siehe oben.

Die angesprochene Impfung gegen Papillomaviren könnte aber evtl. auch bereits Infizierten helfen: Eine Aktuelle Studie zeigt nach Impfung gegen Papillonviren sogar einen Rückgang von bereits vorhandenen Zellveränderungen: "Regression of papilloma high-grade lesions (CIN 2 and CIN 3) is stimulated by therapeutic vaccination with MVA E2 recombinant vaccine.", Cancer Gene Ther. 2006 Jun;13(6):592-7. HPV-Impfungen sind also möglicherweise nicht nur vorbeugend sondern auch als Therapie sinnvoll.

Auch der Kondomeinsatz ist sinnvoll: Die Rückbildungsrate von PAP-Veränderungen (krankhafte Gebärmutterhalsabstriche) und HPV Infektionen ist höher, wenn die Partner von infizierten Frauen für 2 Jahre Kondome einsetzen ( Hogewoning CJ et al. 2003: "Condom use promotes regression of cervical intraepithelial neoplasia and clearance of human papillomavirus: a randomized clinical trial." ).

Ansonsten gelten allgemeine Empfehlungen: der Körper kann Infektionen aller Art besser abwehren, wenn das Immunsystem nicht durch Stress, Rauchen und einen ungesunden Lebenswandel zusätzlich gefordert wird.

Beste Grüsse

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Re: Behandlung von HPV

von SuMar , 18.01.07 21:10
meine Frau und ich habe seit kurzem Gewissheit mit HPV infiziert zu sein (high risk). Wir würden gerne von einem Experten beraten werden. Leider findet sich so einfach kein Spezialist und wir erhalten von unterschiedlichen Ärzten gegenläufige Informationen.

Kennt jemand einen Spezalisten zu diesem Thema im Raum München?

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Re: Behandlung von HPV

von Cyberdoktor , 18.01.07 21:20
Hallo,

"meine Frau und ich habe seit kurzem Gewissheit mit HPV infiziert zu sein (high risk). Wir würden gerne von einem Experten beraten werden."
HPV Infektionen sind sehr häufig, in einigen Studien finden sich bei 20% der Patientinnen HPV ("Prävalenz genitaler HPV- und Chlamydia-trachomatis-Infektionen in der weiblichen Bevölkerung Berlins", InfFo II/97). Ein Frauenarzt oder Urologe, der sich regelmässig fortbildet, kann Sie bei einer so häufigen Infektion daher problemlos beraten, im Zweifel gehen Sie einfach in eine grössere Frauenklinik.

Wurde bei Ihnen durch den Urologen ein Abstrich durchgeführt? Meist wissen die Männer ja nicht, ob sie ebenfalls infiziert sind.

"und wir erhalten von unterschiedlichen Ärzten gegenläufige Informationen."
was wurde Ihnen denn gesagt?

Für den Mann besteht übrigens keine Krebsgefahr, nur das Risiko von Genitalwarzen (er kann aber die Frau (wieder-)anstecken.

Beste Grüsse, halten Sie uns auf dem Laufenden

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Re: Behandlung von HPV

von miro2006 , 08.05.07 02:47
hallo,
ich habe seit 2003 hpv, high risk. leide an einer VIN I-III
sex mit meinem mann seit dem nur noch mit kondom. er hat sich testen lassen und bei ihm ist nix zu finden!

mir haben sie auch gesagt es sei höchst ansteckend...das immunsystem meines mannes ist denke dann recht gut wenn er nix hat!
gruß tina

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Re: Behandlung von HPV

von Cyberdoktor , 08.05.07 05:00
Hallo,

"ich habe seit 2003 hpv, high risk. leide an einer VIN I-III
sex mit meinem mann seit dem nur noch mit kondom."
sinnvoll, das schützt den Partner und kann die Rückbildung der Infektion fördern, siehe unser ausführlicher Beitrag oben.

"er hat sich testen lassen und bei ihm ist nix zu finden!"
der Partner muss sich nicht infizieren (Schutz durch Kondom, bzw. erfolgreiche Abwehr durch das Immunsystem) oder kann eine Infektion bereits überwunden haben.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

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sexualleben bei hpv

von dalk5583 , 08.05.07 20:01
hallo,
bei mir wurden high risk viren festgestellt- jetzt habe ich einen neuen partner und weiß nicht, was das für unser sexualleben bedeutet. sollte ich ihn informieren? wir schützen uns sowieso mit kondomen...

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Re: sexualleben bei hpv

von Cyberdoktor , 09.05.07 21:30
Hallo,

"bei mir wurden high risk viren festgestellt- jetzt habe ich einen neuen partner und weiß nicht, was das für unser sexualleben bedeutet. "
der Kondomeinsatz ist sinnvoll. Wir haben oben ja bereits auf eine Studie verwiesen, die eine höhere Rückbildungsrate krankhaften Gebärmutterhalsabstrichen und HPV Infektionen beobachtete, wenn die Partner von infizierten Frauen für 2 Jahre Kondome einsetzen ( Condom use promotes regression of cervical intraepithelial neoplasia and clearance of human papillomavirus: a randomized clinical trial. Int J Cancer 10;107:811-816 (2003)).

Ausserdem sollten Sie mit dem Frauenarzt diskutieren, ob eine Impfung sinnvoll ist (siehe die in unserem Beitrag oben zitierte Studie, dort wird diskutiert, dass die Impfung gegen Papillomaviren auch bereits Infizierten helfen kann.

"sollte ich ihn informieren?"
auf jeden Fall, dies ist ja eine sexuell übertragbare Krankheit, der Partner muss das Wissen, nicht zuletzt auch um bei sich selbst auf Symptome zu achten. Der Schutz mit Kondomen ist bei HPV nicht absolut sicher.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

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Feigwarzen Mann

von Unbekannt , 26.06.07 07:43
Hallo,

ich leide seit kurzem als Mann auch unter den Feiglingen am Schaft. Aldara hat bisher nicht angeschlagen. Von den Chirugischeneingriffen hoerte ich das die Rückfallquote trotzdem hoch ist und den Virus reaktivi(e)ren kann.

Frage wie kann ich als Mann den HPV-Stamm bestimmen lassen? Zudem habe ich das Gefühl das auch die Harnröhre angriffen ist und habe Angst das die Viren oder Warzen in die Blase verschleppt werden koennen und einen Blasenkrebs ausloesen. Bin ziemlich verzweifelt nun, da ich nicht weiss wie weit sich die FW ausbreiten koennen bzw. ausarten. Vielen Dank

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Re: Feigwarzen Mann

von Cyberdoktor , 26.06.07 09:56
Hallo,

"Von den Chirugischeneingriffen hoerte ich das die Rückfallquote trotzdem hoch ist und den Virus reaktivi(e)ren kann."
Sie meinen z.B. per Laser? Stimmt, gemäss dem oben zitierten Leitlinien kann das Rezidivrisiko bis zu 75% erreichen, ein Einsatz von Cremes (geringeres Rezidivrisiko, aber lange Behandlungsdauer) geht aber nicht immer, es kommt auf die Warzen-Lokalisation und -Ausdehnung an.


Condylomata acuminata
Feigwarzen (Condylomata acuminata): ansteckend.
Bild: Susan Lindsley.


"Frage wie kann ich als Mann den HPV-Stamm bestimmen lassen?"
das kann der Urologe. Ist aber nicht nötig.

"Zudem habe ich das Gefühl das auch die Harnröhre angriffen ist und habe Angst das die Viren oder Warzen in die Blase verschleppt werden koennen und einen Blasenkrebs ausloesen."
nein, keine Sorge, dies kommt nicht vor. Lassen Sie sich von hautarzt oder Urologen beraten.

" Bin ziemlich verzweifelt nun, da ich nicht weiss wie weit sich die FW ausbreiten koennen"
im Genital- u. Analbereich ist unbehandelt eine Ausbreitung möglich.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

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