Hallo,
"ich kenne dein Problem, hatte das vor einigen Jahren selber immer mal wieder.
Mein Frauenarzt hat mir damals auch Canesten-Salbe verschrieben, aber auch Zäpfchen von Canesten, die ich dann abends vor dem Schlafengehen einführen mußte. Das hat eigentlich ganz gut geholfen."
stimmt, Mittel dieser Art wirken gut.
"Wichtig ist, dass auch der Partner mitbehandelt wird "
nicht unbedingt.
"und die Toilette immer wieder desinfiziert wird, da man sich sonst immer wieder ansteckt."
eigentlich nicht nötig, Candida ist ohnehin immer da.
"Um die Pilzinfektionen noch von anderer Seite zu behandeln, solltest du wenig "Süßes" essen, auch zuckerbildende Sachen, wie z.B. Mehlprodukte oder Kartoffelchips etwas einschränken, denn davon ernähren sich die "Pilze"."
eine Legende, die sich hartnäckig hält und ständig wiederholt wird.
Der Darm ist natürlicherweise nicht nur mit nützlichen Bakterien (diese helfen z.B. bei der Verdauung und Abwehr), sondern auch mit "Darm-"Pilzen besiedelt: Pilze (Candida) gehören also zur normalen (physiologischen) Darmflora bei gesunden Menschen ("Gastrointestinal microecology of humans and Candida",Mycoses. 1999;42 Suppl 1:30-4.). Eine dauerhafte Beseitigung der Hefen aus dem Magen-Darm-Trakt ist nicht möglich. Ein Candida-Nachweis in der Stuhluntersuchung ist beim immunkompetenten Menschen als unauffälliger Befund zu werten. Sorgfältige klinische Studien veranlassten die Amerikanische Akademie für Allergologie und Immunologie zu einer eindeutigen Stellungnahme gegen die Existenz eines (Candida-)Syndroms im Sinne eines krankhaften Candida Darmbefalls.
Da Nahrungsmittel im Magen-Darmtrakt in ihre Bestandteile aufgespalten werden (z.B. Zucker), findet sich im Darm immer Zucker, auch wenn sich Patienten "zuckerfrei" ernähren. Eine zuckerfreie Diät aus Darmpilzangst ist nicht sinnvoll (und ohnehin nicht möglich, da man es nicht schaffen wird, kohlenhydratfrei zu essen.
Man kann und will Candida Pilze also nicht aushungern!
" Dafür mehr "Saures" z.B. Gurken oder Naturjohgurt essen, weil das ein saures Milieu im Körper und vor allem in der Scheide schafft"
Das eist ein falsches Verständnis der Körperfunktionen, es gibt keine Abkürzung vom Darm in die Scheide. Der Körper schaft ein saures Milieu unabhängig von der Nahrung.
"und in diesem können Pilzsporen nicht überleben."
das allerdings stimmt.
"Ein Tipp meiner Oma war auch immer sich statt der Canestensalbe Naturjoghurt auf die juckenden Stelle aufzutragen (in der Scheide geht das), weil das saure Milieu dann direkt vor Ort geschaffen wird."
Omas wissen zwar zwar viel, einige Tipps sind aber mit Vorsicht zu geniessen, auch dieser. Diese Methode ist abzulehnen.
Als "natürliche" Therapiemethode wird immer wieder empfohlen, einen mit Naturjoghurt bestrichenen Tampon einzuführen. Die im Joghurt enthaltenen Milchsäurebakterien sollen die Regeneration der natürlichen Pilz-Bakterien-Flora unterstützen.
Es spricht einiges dagegen: Erstens ist das wenig natürlich, normalerweise gelangen Nahrungsmittel ja eher nicht in die Scheide, zweitens sind Stoffe, die man ohne Probleme in den eher robusten Magen-Darmtrakt aufnehmen kann, nicht automatisch auch für die Vagina geeignet. Drittens: ein Joghurtbecher unterliegt nicht den gleichen strengen Produktions- und Aufbewahrungsrichtlinien wie Arzneimittel. Verunreinigungen oder Kühlkettenunterbrechungen sind möglich, ein Discounter-Mitarbeiter dürfte bei Lagerung definitiv nicht so gewissenhaft sein wie ein Apotheker. Im Joghurt können sich andere unerwünschte Keime, chemische Zusätze oder Konservierungsmittel finden. Es wird auch diskutiert, dass die Joghurttamponmethode die Scheide austrocknen könnte, im Joghurt sind nicht nur Milchsäurebakterien, sondern auch Wasser, Eiweisse, Mineralien, auch der pH Wert entspricht nicht dem der Scheide.
Wir halten davon nichts, es gibt unseres Wissens keinen ausreichenden Beleg für eine Wirksamkeit in Studien.
Auch ist der Nutzen von Milchsäurebakterienpräparaten generell umstritten, egal ob im Joghurt oder Medikamenten, eine aktuelle Studie hat keinen positiven Effekt festgestellt ("Effect of lactobacillus in preventing post-antibiotic vulvovaginal candidiasis: a randomised controlled trial.", BMJ. 2004 Sep 4;329[7465]:548. Epub 2004 Aug 27.)
In Abhängigkeit vom Hormonstatus kann auch die Anwendung einer Östrogensalbe helfen das natürliche Scheidenmilieu wieder herzustellen.
Beste Grüsse
Ihr Cyberdoktor-Team
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