Hallo,
"habe folgende Symptome: Leichtes Jucken, Brennen, leichte Schmerzen beim Wasserlassen, sowie leichte Schmerzen im Unterbauch, die wechselseitig auftreten... Vermutlich handelt es sich um eine Gardnerella vaginalis... "
eine Aminkolpitis (bakterielle Vaginose) ist die häufigste Ursache der infektiösen Entzündung der Scheide (Kolpitis) bei Frauen im gebärfähigen Alter. Die Aminkolpitis ist eine Mischinfektion durch Bakterien vom Typ Gardnerella und Anaerobiern (Bakterien, die sich ohne Luftzufuhr vermehren). Die Anaerobier produzieren sogenannte Amine.
Die Diagnose wird daher meist per Amintest, und Mikroskopisch (Nachweis von Bakterienbesatz auf den Vaginaepithelzellen, sog. clue-cells) gestellt, oft kann auch ein Fischgeruch wahrgenommen werden.
Zwei bakterienbeladene Vaginaepithelzellen (clue cells) bei bakterieller Vaginose.
Bild: CDC/M. Rein.
Für die Diagnose Aminkolpitis reicht allein der Nachweis von Gardnerella noch nicht, mindestens 3 der folgenden 4 Befunde müssen im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung erhoben werden:
- dünnflüssiger, homogener Ausfluss (Fluor)
- pH-Wert in der Scheide > 4.5
- Amingeruch des Ausfluss
- Nachweis von Clue cells
Potentiell krankmachende Bakterien oder Pilze sind immer da (Gardnerella vaginalis kann bei vielen gesunden Frauen nachgewiesen werden) und dürften auch ständig den Weg in die Scheide finden. Normalerweise wird aber die körpereigene Abwehr mit den Erregern fertig, auch ist das Scheidenmilieu für eine Vermehrung nicht optimal. Der normale pH-Wert der Scheide liegt bei < 4,5, also im sauren Bereich, dieses saure Milieu wird durch die Milchsäurebakterien (Döderlein-Bakterien) erreicht.
Eine Scheideninfektion kann auftreten, wenn das Gleichgewicht der Mikroorganismen, die normalerweise die Scheide besiedeln, durcheinander kommt. Das ist der Fall, wenn in der Scheide Bedingungen vorherrschen, die das Wachstum der schädlichen Bakterien und Pilze günstig beeinflussen, meist verbunden mit einem Anstieg des ph-Wertes. Dann kann eine Bakterieninfektion (Bakterielle Vaginose) oder auch Pilzinfektion (Vaginalmykose) der Scheide auffällig (Ausfluss, fischiger Geruch, Brennen und Jucken, allerdings berichten nur etwa 50% der betroffenen Frauen über charakteristische Symptome) und behandlungsbedürftig werden.
Verursacht werden kann die Milieuänderung z.B. durch Verschiebungen im Haushalt der Sexualhormone, die Immunabwehr schwächende Erkrankungen, Medikamente, Stress.
Zu den lokalen Faktoren, die eine Infektion begünstigen können, gehören Veränderungen des natürlichen Scheidenmilieus durch Seifen/Shampoos (allgemein, nicht nur parfümiert) bzw. eine übertriebene Intimhygiene, ebenso möglicherweise ein hoher Zuckerkonsum, enge Unterwäsche aus synthetischen Materialien und eine feuchte Umgebung, z.B. durch einen nassen Badeanzug aber auch Slip-Einlagen.
"dass eine Gardnerella vaginalis unter Umständen zu Unfruchtbarkeit führen kann... das ist nun meine größte Sorge: Ab wann wird es wirklich gefährlich???"
auf keinen Fall darf eine Kolpitis verschleppt werden, sonst droht eine aufsteigende Infektion mit Uterusschleimhaut-, Eileiter- und Eierstockentzündung und Unfruchtbarkeit. Wenn Sie bei den typischen Symptomen einer Scheideninfektion stets den Arzt aufsuchen, reduzieren Sie dieses Risiko drastisch.
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