Hallo,
ein spannender Fall!
"Ich bin 17 Jahre alt und seit 8 Jahren Typ 1 - Diabetiker. ...ob ich durch den Diabetes in meinem Studium eingeschränkt bin oder nicht. Der Werksarzt, der dies im Februar durchführte, kam zu dem Ergebnis, dass ich keinesfalls eingeschränkt sei."korrekte Einschätzung. Eine Diabetes-Erkrankung ist unter ärztlicher Kontrolle im genannten Bereich normalerweise weder für das Studium noch für den Beruf ein Problem.
"Der Arzt bemängelte zum Einen, dass meine HbA1c-Werte zu schlecht seien, und stellte auch meine gesamte Diabetestherapie infrage (BE-Essplan, Spritzplan, BE-Faktoren-Einstellung, Einheit der Messwerte).Das fand ich sehr überzogen, da ich alle 1-2 Monate bei meinem Diabetologen bin und wir gemeinsam die Therapie anpassen."der Betriebsarzt hat mit der Therapie absolut nichts zu tun, er ist dafür auch nicht qualifiziert. Er muss nur beurteilen, ob Bewerber für die Tätigkeit geeignet sind.
"Außerdem lässt sich innerhalb des letzten halben Jahres wieder ein Abwärtstrend bei meinem Hb1Ac-Wert erkennen."bestens.
"Zum Anderen bemängelte der Arzt, dass mein Gewicht zu hoch sei. Ich bin zwar übergewichtig, allerdings nicht stark übergewichtig oder adipös, und durch das Übergewicht bin ich auch nicht eingeschränkt."auch das schränkt die Eignung nicht ein. Allenfalls in Fällen von extremem Übergewicht können Bedenken bestehen.
"Das Ergebnis dieser Untersuchung war nun, dass der Arzt die Entscheidung über meine Eignung für das Studium aufgeschoben hat und ich nochmal in zwei Wochen zu ihm kommen solle, damit er endgültig entscheiden könne."sehr seltsam. Es gibt leider Betriebsärzte, die sich nicht auf die eigentliche Kernaufgabe beschränken.
"Das heißt für mich nun also, dass ich innerhalb von zwei Wochen sowohl mein Gewicht um mehrere Kilos als auch meinen HbA1c-Wert verringern soll."absurd. Reden Sie unbedingt mit dem Diabetologen und Ihrem Hausarzt, drastische und plötzliche Gewichtsänderungen sind alles andere als gesund und bei einem Diabetiker sehr bedenklich.
"Meiner Meinung nach ist es auch sehr utopisch, innerhalb von zwei Wochen eine derartige Änderung des Langzeitblutzuckerwertes zu erzielen."der Betriebsarzt ist kein Diabetologe. Er kann Sie keinesfalls zu Änderungen zwingen.
"Meine Fragen sind nun: Widerspricht es sich nicht, wenn mir der Arzt davor bescheinigt hat, dass ich trotz Diabetes geeignet bin, aber der andere vor zwei Tagen prinzipiell meint, dass mich meine hohen Werte bei dem Studium einschränken ?"eindeutig ja, der aktuelle Arzt lehnt sich hier ganz weit aus dem Fenster.
"Sind Übergewicht und Diabetes wirklich stichhaltige Gründe dafür, dass meine Einstellung in Gefahr ist?"Ihre Schilderung gibt dazu keinen Anlass, lassen Sie sich das vom Diabetologen bescheinigen (schildern Sie dem Experten die Versuche einer Einflussnahme durch den Werksarzt, sodass dieser entsprechend reagieren kann). Diesen Arztbrief (bzw. dieses Gutachten) dann dem Betriebsarzt mitbringen (aber bitte nur dezent nach dem Motto, "hier sind noch Unterlagen", nicht belehrend auftreten). Wenn der Betriebsarzt sich auf Vorschläge beschränkt: machen Sie eine gut Miene zum bösen Spiel, geben Sie ihm das Gefühl, dass er von Ihnen ernst genommen wird, danken Sie ihm für den "guten" Rat, sagen Sie, dass Sie das mittelfristig versuchen werden das Gewicht zu senken und seinen Input umzusetzen. Bieten Sie ihm pro forma an, regelmässig bei ihm vorbeizuschauen, wenn Sie erst einmal mit dem Studium begonnen haben, schwinden seine Druckmittel und ein Vorgehen gegen Fehlurteile wird leichter.
Kommt es nun aber trotzdem tatsächlich zu einem ablehnenden Urteil, können Sie ein Gegengutachten vorlegen und Widerspruch gegen die Ablehnung der Einstellung einlegen. Ist keine Einigung möglich, könnte Ihre Eignung im Extremfall auch gerichtlich geklärt werden. Wir halten es nicht für möglich, dass eine negative Einschätzung einer Überprüfung standhalten könnte.
"Schließlich arbeite ich nicht in irgendeiner Produktion, sondern führe wenndenn einen Bürojob aus."Ihr Tätigkeitsfeld lässt bei einem Diabetes ohne dramatische Therapieprobleme keine Einschränkung erkennen. Es wäre schön, wenn Sie uns bei Gelegenheit hier über den weiteren Verlauf in diesem sehr kuriosen Fall berichten würden, wir wissen gern, wie es mit den Bewerbern weiter geht, Sie helfen damit auch anderen Betroffenen.
Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden
Ihr Cyberdoktor-Team
Antwort schreiben