Liebe Sandra,
"Bei meinem Vater wurde früher Antikörper für Hepatitis B gefunden (vor ca 20 Jahren). Die Ärzte Haben ihm immer gesagt, dass er HBV hatte, aber jetzt wieder gesund und sogar immun sei."das ist je nach Einzelfall durchaus möglich, das Immunsystem kann die Viren überwinden, die Krankheit ausheilen. Allerdings können in seltenen Fällen unter besonderen Umständen die Erreger wieder aktiv werden. Viren bauen ihre Erbsubstanz in das körpereigene Erbgut ein, diese Virusbaupläne sind auch bei einer ausgeheilten Infektion nicht "gelöscht".
"nochmals genauer untersuchen lassen, und es kam raus, dass er doch Viren im Blut hat, nämlich 61,9 IU⁄ml. Sein Arzt meinte bei dem Wert, dass dieser so niedrig ist, dass er nicht ansteckend sei. "im Rahmen zwischenmenschlicher Kontakte im Haushalt ist ein Infizierter bei dieser extrem geringen Viruslast in der Tat nicht als ansteckend anzusehen. Bei Blutspenden, wenn grössere Mengen Blut übertragen werden, wäre dagegen eine Infektion theoretisch möglich.
" Wie kann es denn sein, dass man einerseits Antikörper findet, und andererseits doch noch Träger ist? Waren die Teste vorher alle fehlerhaft?"siehe oben: die Antikörper bewirken je nach Einzelfall nicht zwingend, dass gar keine Viruskopien entstehen, sondern unterbinden evt. nur eine weitere Vermehrung bzw. erneute Infektion von Körperzellen. Die Antikörper docken also so schnell an die aus Leberzellen ausgeschleusten Viren an, dass kein Schaden entstehen kann. Wenn vor 20 Jahren getestet wurde, waren die Tests evt. noch nicht genau genug.
"Sein Arzt meinte bei dem Wert, dass dieser so niedrig ist, dass er nicht ansteckend sei. Stimmt das? Auch beim Blutkontakt? "für minimale Blutkontakte besteht kein realistisches Ansteckungsrisiko.
"Würde der Wert immer so niedrig bleiben oder kann er doch plötzlich so hoch steigen, dass mein Vater hochinfektiös wird?"normalerweise bleibt es beim niedrigen Wert, ein erneuter Ausbruch wäre eine absolute Ausnahmesituation (z.B. bei einer Chemotherapie oder Immunkrankheiten).
"haben ein halbes Jahr altes Baby...Sowohl der Arzt von meinem Vater als auch unser Kinderarzt halten es nicht für notwendig, unser Baby nun doch früher gegen HBV impfen zu lassen, bevor mein Vater uns besuchen kommt"das ist in der geschilderten Situation in der Tat normalerweise nicht nötig.
"Es heißt ja, dass Speichel nicht so infektiös sei wie das Blut."richtig, hat eine wesentlich geringere Viruslast, siehe
Hepatitis B Infektion Ansteckungsfähigkeit
.
"im Falle von Paradontose eine Ansteckung möglich wenn Speichel auf Gegenstände (zB Spielzeuge) gelangt... Küsschen vom grossvater... Niesen auf Gegenstände?"bei der genannten Viruslast sind dass keine realistischen Ansteckungswege, man sollte einfach weiter eine grundsätzliche Hygiene einhalten, d.h. Zahnbürsten und Rasierer sollten nicht geteilt werden.
"Anders gefragt: reicht ein einzelnes infektiöses Viruspartikel für eine Infektion?"ganz theoretisch ja, das gilt für alle Infektionskrankheiten, das ist aber absurd unwahrscheinlich, praktische Bedeutung haben nur Viruszahlen, die eine realistische Ansteckungsdosis erreichen.
Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
Beste Grüsse
Ihr Cyberdoktor-Team
Antwort schreiben