Start
>
Foren
>
Reisemedizin

Hepatitis B Infektion Ansteckungsfähigkeit

von sabinchen , 16.11.06 05:30
Hallo,

mein freund ist koreaner und hat hepatits b. ich bin geimpft, deshalb habe ich einen schutz. nun zu meiner frage:
die ärzte in asien (china, wie korea) hätten behauptet, dass ER durch geschlechtsverkehr hepatits nicht übertragen könne, sondern nur durch bluttransfusion! stimmt das? ist das möglich? hängt das von der viruskonzentration im blut ab?
er wäre imun gegen diesen virus, was soviel heisst wie, er ist bei ihm noch nicht aktiv, denk ich mal, oder?
Kann dieser virus trotzdem immer noch ausbrechen?
wie sieht das mit kindern aus, falls ich welche bekommen will? haben die dann alle hepatitis?

vielen dank schonmal,

gruß sabine

Antwort schreiben

Re: hepatitis b infiziert

von Cyberdoktor , 17.11.06 19:39
Liebe Sabine,

"mein freund ist koreaner und hat hepatits b."
Die Hepatitis B ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten überhaupt. Dies ist sehr bedauerlich, denn es gibt eine sicher schützende Impfung gegen die verantwortlichen Viren (Als Geimpfte sind Sie sehr sicher geschützt, als Partnerin eines Infizierten sollten Sie aber sicherheitshalber den Impferfolg kontrollieren lassen).


hepatitis b
Hepatitis B Virionen, Rasterelektronenmikroskop-Aufnahme.
Bild: CDC/Dr. Erskine Palmer.


Die sexuelle Übertragung des Hepatitis-B-Virus (HBV) hat einen Anteil von 60 bis 70% an den Neuinfektionen. Kritisch sind die langfristigen Folgen, die in einem Teil der Fälle ohne Behandlung auftreten, z.B. eine Leberzirrhose bzw. eine Leberzellkarzinom. Eine Interferontherapie kann einem grossen Teil der Patienten dauerhaft helfen und diese Komplikationen verhindern.


leberkrebs
Leberkrebs: Diese Patientin entwickelte nach chronischer Hepatitis B einen Lebertumor mit einem massiv aufgetriebenen Bauch. Es zeigt sich eine Venenerweiterung in der Bauchdecke (Caput medusae / Medusenhaupt) infolge einer Behinderung des Blutabflusses in der Bauchhöhle
Bild: CDC/ Patricia Walker, M.D., Regions Hospital, MN


Eine Ansteckungsfähigkeit besteht unabhängig von Krankheitszeichen, solange Virus-DNA, HBsAg (Virusoberflächenbestandteile) oder HBeAg (ein Teil des Virusinnenkörpers) als Merkmale der Virusvermehrung nachweisbar sind. Das Reservoir für Hepatitis-B-Viren bilden chronisch HBV-infizierte Personen.

"die ärzte in asien (china, wie korea) hätten behauptet, dass ER durch geschlechtsverkehr hepatits nicht übertragen könne, sondern nur durch bluttransfusion! stimmt das? ist das möglich?"
Wenn wir von Hepatitis-B sprechen gilt: Wenn die oben genannten Merkmale einer Virusvermehrung noch nachweisbar sind, ist er ansteckend, egal ob per Geschlechtsverkehr oder Transfusion. Sind diese Merkmale nicht mehr nachweisbar, ist er gar nicht mehr infektiös.

"er wäre imun gegen diesen virus, was soviel heisst wie, er ist bei ihm noch nicht aktiv, denk ich mal, oder?"
Durchaus denkbar, dass sein Immunsystem die Infektion abgewehrt hat, es kommt ja nur bei 10% der Patienten zu einer chronischen Hepatitis.

"Kann dieser virus trotzdem immer noch ausbrechen?"
normalerweise nicht, das wäre nur in seltenen Ausnahmesituationen möglich.
Wenn von einer Immunität gesprochen wird, ist in der Regel gemeint, dass das Immunsystem gewonnen hat, die Viren sind aus dem Blut verschwunden sind und vermehren sich nicht mehr (siehe Abgelaufene ausgeheilte Hepatitis B noch ansteckend? ). Unter bestimmten Umständen wie einer Unterdrückung der Immunabwehr durch Medikamente könnte die Infektion aber wieder aufflammen, dann ist der Betroffene auch wieder infektiös ( Hepatitis B RKI-Ratgeber für Ärzte ).

"wie sieht das mit kindern aus, falls ich welche bekommen will? haben die dann alle hepatitis?"
Sie sind geimpft, Hepatitis B Viren aus dem Sperma eines Partners haben keine Chance gegen Ihre Immunabwehr. Es wird aber diskutiert, ob in Ausnahmefällen Viruserbgut oder Viren aus dem Sperma im Moment der Befruchtung auf die Eizelle übertragen werden können, dieser Zusammenhang ist aber nicht gesichert. Man muss das Risiko mit dem Frauenarzt diskutieren. Im Zweifel kann man die Spermien im Labor von der Samenflüssigkeit (und somit den Viren trennen lassen) und dann direkt in die Gebärmutter geben, bisher noch nie ist ein Fall einer Hepatitis B Übertragung bei derart gereinigten Spermien aufgetreten.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

Ihr Cyberdoktor-Team

Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
  • twitter
  • facebook
  • facebook


Antwort schreiben

Re: hepatitis b

von Unbekannt , 17.11.06 23:59
hallo,

danke schonmal für die antwort. also, ich muss das jetzt nochmal für mich zusammenfassen. wenn er keinen mehr anstecken kann, dann ist er nicht mehr infektiös, was bedeutet, dass er kein träger mehr des virus ist?
und was bezeichne ich eine chronische hepatitis?
sein arzt behauptet, der virus könne ausbrechen, wenn sein körper sehr sehr schwach ist. das heisst, er ist nicht immun, oder?
ausserdem sagt er, dass er den virus durch GV nicht übertragen kann, weil die konzentration der viren im blut so gering ist.
nun widerspricht das aber allem, was ich gelesen habe. dann verstehe ich aber nicht, wieso sämtliche ärzte in asien behaupten, er könne ohne probleme GV haben. das kann doch kein arzt sagen, wenn er sich nicht sicher wäre, dass er es nicht übertragen würde, oder?
vorallem war das nicht nur einer. das waren ärzte in china sowie in korea. trotzdem sagen sie, er könne es durch transfusion übertragen. ich versteh das nicht! kann das nun sein, oder nicht?
mein freund meinte, er traut lieber den asiatischen ärzten, weil die krankheit in asien sehr verbreitet ist, und einer der asiatischen ärzte meinte, die westlichen ärzte kenne sich da nich so gut aus. nun weiß ich aber nicht, was ich denken, bzw. glauben soll.

grüße

sabine

Antwort schreiben

Re: hepatitis b

von Cyberdoktor , 18.11.06 02:12
Liebe Sabine,

"wenn er keinen mehr anstecken kann, dann ist er nicht mehr infektiös, was bedeutet, dass er kein träger mehr des virus ist?"
nur wenn er keine Viren mehr in seinem Körper hat, ist er nicht mehr infektiös.
Nach einer Hepatitis B Erkrankung bleiben aber ca. 10% der Patienten Virus-Träger (erkennbar am weiteren Nachweis von Viruserbgut (Virus-DNA) und somit infektiös.

"und was bezeichne ich eine chronische hepatitis? "
eine über lange Zeit anhaltende (mehr als 6 Monate) Erkrankung.

"sein arzt behauptet, der virus könne ausbrechen, wenn sein körper sehr sehr schwach ist. das heisst, er ist nicht immun, oder?"
wenn der Arzt Anhaltspunkte dafür hat, das er weiter Viren im Körper hat, dann kann er nicht immun sein.

"ausserdem sagt er, dass er den virus durch GV nicht übertragen kann, weil die konzentration der viren im blut so gering ist. "
wenn Ihr Freund nur sehr wenige Viren im Blut hat, dann ist seine Infektiosität im Vergleich zu akut Erkrankten gewiss geringer, d.h. per Sperma dürfte eine Infektion schwieriger werden, das Risiko ist bei einer Transfusion gewiss viel grösser. Man kann sich aber trotz geringer Viruszahlen keineswegs in Sicherheit wiegen, beim Sex sind ja auch Übertragungen per Blutkontakt denkbar (Wunde/Wunde).

"mein freund meinte, er traut lieber den asiatischen ärzten, weil die krankheit in asien sehr verbreitet ist, und einer der asiatischen ärzte meinte, die westlichen ärzte kenne sich da nich so gut aus."
völliger Quatsch, dank der westlichen Ärzte und deren Forschungs- bzw. Impfanstrengungen sind doch bei uns die Meschen so gut vor dieser Krankheit geschützt.

Generell gilt: bei Familienangehörigen und Partnern HBsAg-positiver Personen sollte der Impferfolg überprüft werden (dies wird normalerweise nach Routineimpfungen im Kindesalter nicht gemacht, da die Impfung meist sehr gut wirkt, in diesem speziellen Fall ist aber der Aufwand gerechtfertigt).

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

Ihr Cyberdoktor-Team

Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
  • twitter
  • facebook
  • facebook


Antwort schreiben

Re: hepatitis b

von Claudio , 25.01.07 08:26
Sabine,

Ich lebe seit ungefähr zwei Jahren in Brasilien und ich habe vor kurzem herausgefunden, dass meine Freundin auch Hepatits-B hat.Ich bin auch geimpft,nun meine Frage, bist du auch mit engerix-B geimpft worden? wie geht es dir mittlerweile denn so? lol Claudio

Antwort schreiben

Re: hepatitis b

von Cyberdoktor , 16.03.07 05:40
Lieber Claudio,

"dass meine Freundin auch Hepatits-B hat.Ich bin auch geimpft"
wenn bei Ihrer Freundin tatsächlich noch Viren nachweisbar sind, dann lassen bitte auch Sie den Impferfolg bei sich kontrollieren (d.h., ob ausreichend Antikörper gebildet werden), dies ist eine Empfehlung des Robert-Koch-Institutes.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

Ihr Cyberdoktor-Team

Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
  • twitter
  • facebook
  • facebook


Antwort schreiben

Re: allgemein

von Unbekannt , 13.09.07 03:48
wie kan ein ipferfolg überprüf werden?

Antwort schreiben

Re: allgemein

von Cyberdoktor , 13.09.07 06:01
Hallo,

"wie kan ein ipferfolg überprüf werden?"
sehr einfach: frühestens ein bis zwei Monate nach der letzten Dosis der Grundimmunisierung wird gemessen, wieviele Antikörper gegen die Viren im Blut des Geimpften zu finden sind.

Nach einem Kontakt mit dem Impfstoff, würde sich Ihr Körper daran erinnern, Zeichen dieses Immunsystems-Gedächtnis wäre, dass stets eine grössere Menge Antikörper gegen Hepatitis-B im Blut zu finden wären, der Körper wäre damit bereit, einen erneuten Angriff des gleichen Erregers sofort abzuwehren.

Man nennt diese Vorkommen von Antikörpern einen Anti-HBs-Titer. Bei Werten von > 100 IE/l (IE pro liter ist eine Mengenangabe) ist von einer ausreichenden Immunität von mindestens zehn Jahren auszugehen, bei Titern unter 100 IE/l sollte eine weitere Impfung und erneute Kontrolle erfolgen.

Das immunologische Gedächtnis des Körpers kann vergesslich werden, d.h. nach 10 Jahren könnten sich wesentlich weniger Antikörper gegen diesen Erreger finden (der Titer sinkt 100 IE/l), dann wäre eine Abwehr schwieriger. Einfache Lösung: ein erneutes Training des Immunsystems mit einer Auffrischungsimpfung, dann erkennt der Körper die Viren wieder und produziert für die nächsten Jahre wieder genug Antikörper.

Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
  • twitter
  • facebook
  • facebook


Antwort schreiben

Re: hepatitis b

von Rose Tattoo , 16.10.07 10:46
dank der Wissenschaft kann man m.W. bei einer Hep B schon relativ gut die Situation eingrenzen....

Eine häufige Konstellation:
HbsAg : pos
HbS-Ak-IgM: neg
HbC-Ak: pos (positiv oder auch reaktiv bezeichnet)
Hbe-Ag: neg
Hbe-Ak: pos
HbS-AK: pos

100%ig kann man nie eine Ansteckungsgefahr ausschliessen, jedoch ist die Gefahr bei sog. Alltagskontakten nicht wahrscheinlich und selbst bei intimen Kontakten relativ gering, bei dieser Konstellation.

Zur Sicherheit untersuchen viele Ärzte die sog. Viruslast, was eine sicherere Aussage zur Situation ermöglicht. Diese Untersuchung ist sogar vom Budget befreit und wird somit ohne weiteres untersucht, der Arzt muss nur die entsprechende Ausnahmeziffer auf der Laborüberweisung eintragen.

Noch etwas: wenn keine Viruslast vorliegt und die Serologie für eine früher durchgemachte Infektion spricht, auch die Transaminasen unauffällig sind und der HbsAK pos ist, so spricht man von einer früher durchgemachten Infektion mit Immunität, wenn ich nicht irre.

hoffe, dass es so richtig dargestellt ist

gG (gute Gesundheit)
RT

Antwort schreiben

Re: hepatitis b

von Cyberdoktor , 16.10.07 12:59
Hallo,

"dank der Wissenschaft kann man m.W. bei einer Hep B schon relativ gut die Situation eingrenzen...."
völlig richtig!

"und selbst bei intimen Kontakten relativ gering, bei dieser Konstellation."
die Einordnung "gering" ist bei einer gefährlichen Erkrankung nicht ausreichend um Entwarnung zu geben.

"Zur Sicherheit untersuchen viele Ärzte die sog. Viruslast, was eine sicherere Aussage zur Situation ermöglicht."
richtig.

"Noch etwas: wenn keine Viruslast vorliegt und die Serologie für eine früher durchgemachte Infektion spricht, auch die Transaminasen unauffällig sind und der HbsAK pos ist, so spricht man von einer früher durchgemachten Infektion mit Immunität, wenn ich nicht irre."
die Forumsteilnehmerin oben sprach aber davon, das der Freund noch Hepatitis B "hat". Wir gehen angesichts dieser Formulierung davon aus, das nicht Antikörper, sonder Virusbestandteile oder Viren gefunden wurden.



Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
  • twitter
  • facebook
  • facebook


Antwort schreiben