Liebe Cyberdoktor-Nutzer/innen,
natürlich antworten wir. Schwindel, Übelkeit, schneller Puls und Hitzewallungen - viele Ursachen sind möglich.
Wenn in der Vorgeschichte ein Krampfleiden (Epilepsie) und Herz-Kreislauferkrankungen ausgeschlossen werden konnten, dann wurden schon mal die Grundpfeiler der Diagnostik gelegt. Im Rahmen eines zweiwöchigen Klinikaufenthaltes müssten aber auch hormonelle Störungen, mögliche Grunderkrankungen, wie z. B. einer Störung des Zuckerstoffwechsels, ebenso wie weitere potentielle Auslöser der Beschwerdesymptomatik (s.u.) ausgeschlossen worden sein.
Wurden bei den gründlichen Untersuchungen keine pathologischen Befunde erhoben, ist das prima (und Sie haben keinen Grund für Krankheitsängste) und man muss nun an die in der ärztlichen Praxis häufigste Ursache für die genannten Symptome denken: es kann sich um sogenannte funktionelle Beschwerden (ein psychosomatisches Syndrom, eine andere Bezeichnung ist auch "psychovegetatives" Syndrom) handeln, diese zeigen oft Symptome wie z.B. Herz- und Kreislaufprobleme, Schwindel, Übelkeit, Müdigkeit, Unruhe, Schmerzen im Bauch, Angst.
Eine Ursache ist z.B. körperlicher und seelischer Stress (Stress schlägt also nicht nur auf den Magen), siehe:
Kreislaufprobleme / funktionelle Beschwerden (Häufige Fragen)Die von Ihnen beschriebenen Schwindelbeschwerden entsprechen a. e. einem sogenannten asystematischen / diffusen Schwindel: Gefühl der Unsicherheit beim Gehen, Stehen und Sitzen / Schwarzwerden vor den Augen. Diesem zugrunde liegen in nur in seltenen Fällen zentrale, d.h. im Bereich des Gehirns gelegene Störungen. Dies müssten durch neurologische und bildgebende Untersuchungen im Rahmen des Epilepsieausschluss ausgeschlossen werden.
Häufige Ursache der Schwindelbeschwerden ist eine (anlagebedingte) orthostatische Hypotonie, d. h. ein plötzlich auftretender niedriger Blutdruck als Ausdruck einer gestörten Gefässregulation. Auffällig beim Lagewechsel, insbesondere beim Wechsel der Haltung vom Liegen zum Stehen, bei ursächlichem "Versacken" des Blutes, entsprechend der Schwerkraftverhältnisse, in der unteren Körperregion. Durch eine daraus resultierende kurzfristige Minderdurchblutung des Gehirns, kann es zum Auftreten von Schwindel und dem klassischen Augenflimmern kommen. Einfach zu testen durch mehrfache Blutdruckmessungen in Abhängigkeit der Körperhaltung (Schellong-Test - sehr beliebte Aufgabe bei im Krankenhaus hospitierenden Medizinstudenten). Häufig findet sich diese Ursache des niedrigen Blutdruckes bei jungen Frauen und allgemein Personen mit schlankem Körperbau sowie nach längerer Bettlägrigkeit.
Ausgeschlossen sein müssen Stoffwechselerkrankungen wie z. B. Schilddrüsenregulationsstörungen und eine Zuckererkrankung. Denkbar ist auch eine Auslösung der Beschwerden durch eine Hyperventilation, d.h. ein meist psychogen bedingtes schnelles Atmen mit daraus resultierenden Verschiebungen im Sauerstoff- und CO2-Gehalt des Blutes. Ausgelöst werden kann eine Hyperventilation auch durch fieberhafte Erkrankungen, Schilddrüsen- und zentrale (s.o.) Erkrankungen, ebenso wie (selten) durch Medikamentennebenwirkungen, z. B. durch Progesteron, Salicylsäurepräparate (Aspirin) und Progesteron (Pille). Für Microgynon als Nebenwirkungen angegeben werden unter anderem Schwindel und Kopfschmerzen sowie eine Zunahme epileptischer Anfälle.
Die weitaus häufigste Ursache der von Ihnen geklagten Beschwerden dürfte eine anlagebedingter, in Verbindung mit unregelmäßigen Ernährungsgewohnheiten (z. B. kein Frühstück), symptomatisch werdender niedriger Blutdruck sein.
Ein niedriger Blutdruck hat in aller Regel keinen wesentlichen Krankheitswert und ist medikamentös nicht therapiebedürftig. Ein Therapienutzen besteht insbesondere für Apotheker und die Pharmaindustrie. Meist ist ein niedriger Blutdruck konstitutionell bedingt. Für Herz und Gefässe ist er willkommen und hat einen eher präventiven Charakter.
Unterschieden werden muss eine konstitutionelle Hypotonie (gleichbedeutend mit essentieller oder primärer Hypotonie) von symptomatischen Formen des niedrigen Blutdruckes, als Folge ursächlich vorliegender Erkrankungen, z.B. Infekte, Blutarmut, Herzschwäche, Herzinfarkt, Stoffwechselerkrankungen, Gefässmissbildungen etc. und von der orthostatischen Hypotonie (s. o).
Als generelle Therapieempfehlungen mitzugeben, und diese werden sie hoffentlich schon vielfach gehört haben, sind:
-Durchführung eines Kreislauf- sprich Konditionstrainings = Sport.
-Abhärtende Maßnahmen, wie z.B. Wechselduschen und Saunagänge absolvieren. Urlaube im Reizklima (z.B. Nordsee) verbringen.
-Einnahme regelmäßiger Mahlzeiten um ein Absinken des Blutzuckerspiegels auf ein zu niedriges Niveau zu verhindern. Häufiges symptomatisches Beispiel hierfür ist der bei Ambulanzärzten sehr beliebte Kollaps konstituonell mit einem niedrigen Blutdruck versehener junger Frauen, die wiederum gerne auf die Einnahme regelmäßiger Mahlzeiten, insbesondere eines Frühstücks verzichten. Das Zusammentreffen eines niedrigen Blutdruckes mit niedrigen Blutzuckerwerten erst führt zum Auftreten einer Symptomatik. In diesem Zusammenhang eingegangen werden muss auf eine weitere potentielle Beschwerdeursache von weiblichen Hypotoniebeschwerden, ein erniedrigter Blutgehalt (Hämoglobinwert), infolge verstärkter Regelblutungen.
-Nutzung von "Naturheilmitteln" = Kaffeekonsum (ein gesundes Getränk, wenn in Maßen konsumiert), Sekt dagegen verhilft nur zu einem kurzen Hoch, gefolgt von einer Blutdrucksenkung und ist zumindest im Arbeitsalltag wenig hilfreich.
-Einhaltung regelmäßiger Lebensgewohnheiten (z.B. ausreichende und feste Schlafzeiten)
Anzuraten ist eine Konsultation Ihres Hausarztes. Diesem wird ein Krankenhausentlassungsbericht übermittelt worden sein, aus dem hervorgeht welche Untersuchungen während des stationären Aufenthaltes erfolgt sind.
Gemeinsam mit Ihrem Hausarzt sollte eine Planung eventuell erforderlicher Untersuchungsschritte erfolgen und er muss mit Ihnen diskutieren, ob psychsiche Auslöser dahinter stecken. Vielleicht hilft Ihnen aber eine Berücksichtigung der o. a. Empfehlungen und ein Ersatz der medikamentösen Antikonzeption (Pille) durch andere Maßnahmen (Kondom), schon weiter.
In der Hoffnung Ihnen mit den gegebenen Informationen weiterhelfen zu können verbleiben wir mit freundlichen Grüßen,
Ihr Cyberdoktorteam
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