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Allgemeinmedizin

bronchiektasie und Impfungen

von Unbekannt , 15.10.00 03:58
Bei meiner Mutter (70 Jahre alt)wurde vor zwei Jahren nach einer Lungenentzündung Bronchiektasen diagnostiziert. Sie hat seit Jahren Husten mit Auswurf. Ihr Allgemeinbefinden ist sehr gut (abgesehen von ständige lästige Husten). Sie hat allerdings Angst wieder mal Lungenentzündung zu bekommen. Empfehlen Sie eine Impfung gegen Lungenentzündung? Sie hat sich gerade gegen Grippe impfen lassen. Wie lange muss sie abwarten bevor sie sich gegen Lungenentzündung impfen lassen kann? Wie lange muss sie nach der Lungenentzündungsimpfung abwarten bevor sie wieder mal Antibiotikum nehmen kann? (Sie nimmt ca. 3 Mal im Jahr prophylaktisch Antibiotikum wenn ihr Husten intensiver wird).

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Re: bronchiektase und Impfungen

von Cyberdoktor , 15.10.00 05:22
Sehr gehrte/r Cyberdoktorklient/in,

von Lebensalter und zusätzlichem Gefährdungspotential durch eine chronische Lungenerkrankung gehört Ihre Mutter in die Indikationsgruppe zur Durchführung einer Pneumokokkenimpfung. Pneumokokken sind bei 40 bis 70 Prozent der Bevölkerung in der Rachenschleimhaut angesiedelt. Bei abwehrgeschwächten Personen können Pneumokokken u.a. schwere Lungenentzündungen verursachen.

Sollte Ihre Mutter sich zur Durchführung einer Impfung gegen eine Pneumokokkeninfektion entscheiden, muss sie auch nach vorangegangener Grippeschutzimpfung keinen zeitlichen Abstand einhalten. Es sollten lediglich unterschiedliche (kontralaterale) Körperregionen bei den Injektionen gewählt werden.

Eine antibiotische Therapie dürfte keinen wesentlichen Einfluss auf die Pneumokokkenimpfung besitzen. Als Kontraindikationen zur Impfungsdurchführung gelten: eine Hodgkin-Erkrankung 10 Tage vor bzw. während einer immunsuppressiven Therapie sowie Patienten mit einer Hodgkin-Erkrankung nach ausgedehnter Chemotherapie und/oder Lymphknotenbestrahlung. Im Falle Ihrer Mutter besonders zu beachten ist eine Kontraindikation der Pneumokokkenimpfung bei innerhalb der letzten sechs Jahre aufgetretenen Pneumokokkeninfektionen, bzw. durchgeführten Pneumokokkenimpfungen.

Am besten wendet sich Ihre Mutter zur individuellen Beratung und ggf. zur Durchführung der Impfung an ihren Hausarzt.

Weiter Informationen finden Sie hier.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Cyberdoktorteam

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Re: bronchiektase und Impfungen

von Unbekannt , 15.10.00 07:07
Vielen Dank. Noch eine Frage: Meine Mutter hat momentan ziemlich starke Herzrythmusstörungen. Die Ärzte haben diese HRS als harmlos eingestuft. Ihr linke Bein ist während den Sommermonaten häufig angeschwollen (zwischen Knöchel und Knie). Könnte eine Zusammenhang zwischen dieser Störungen mit der Bronchektiase bestehen? Wenn ja, was kann man machen?

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Re: bronchiektase und Impfungen

von Unbekannt , 15.10.00 07:19
Entschuldigung, aber folgendes habe ich nicht verstanden: "...Kontraindikation der Pneumokokkenimpfung bei innerhalb der sechs Jahre aufgetretene Pneumokokkeninfektionen". Heisst dies etwa dass meine Mutter sich nicht impfen lassen kann weil sie innerhalb der letzten sechs Jahre eine Lungenentzündung hatte?

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Re: bronchiektase und Impfungen

von Cyberdoktor , 15.10.00 23:01
Liebe/r Cyberdoktor-Nutzer/in,

bei Bronchiektasen handelt es sich um erworbene Erweiterungen der Bronchien meist auf dem Boden rezidivierender Atemwegsinfekte (z.B. chronische Bronchitis, Lungenentzündung), bzw. einer bronchialen Einengung (z.B. durch Fremdkörper). Die Symptomatik (chronischer Husten mit Auswurf, Fieberschübe, allgemeine Schwäche) dürfte Ihnen hinreichend bekannt sein.

Ein direkter Zusammenhang zwischen Bronchiektasen, Herzrhythmusstörungen und einem einseitigen Beinödem lässt sich im wesentlichen nicht konstruieren. Ein einseitiges Beinoedem spricht für den Lymphabfluss, bzw. den venösen Blutabfluss behindernde Prozesse (z.B. Lymphoedem nach mehrfachen Gefäßentzündungen = Thrombophlebitiden). Eine durch Rhythmusstörungen bedingte symptomatische Herzschwäche hätte beidseitige Beinoedeme zufolge. Erforderlich ist in jedem Falle eine ärztliche Abklärung der Oedemursache.

Ebenso ist wie in der ersten Antwort erwähnt eine Vorstellung beim Hausarzt zur individuellen Indikations-/Risikoabwägung im Hinblick auf die etwaige Durchführung einer Pneumokokkenimpfung erforderlich.
Wenn ein Patient innerhalb der letzten sechs Jahre an einer durch Pneumokokken verursachter Lungenentzündung erkrankt war, ist die Durchführung einer Pneumokokkenimpfung wegen der Gefahr überschiessender Impfreaktionen kontraindiziert. Allerdings sind Pneumokokken nur eine, aber gefürchtete und weit verbreitete Erregergruppe von Lungenentzündungen. In Abhängigkeit der vorliegenden Befunde bezüglich der abgelaufenen Lungenentzündungen (Erregerbestimmung) kann der behandelnde Arzt zur Indikation einer einer Pneumokokkenimpfung Stellung nehmen.

Mit freundlichen Grüssen,
Ihr Cyberdoktorteam

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Re: bronchiektase und Impfungen

von Unbekannt , 17.10.00 00:31
herzlichen Dank für die Erstellung der Zusammenhänge. Unser Hausarzt weiss nicht mehr, durch welche Art von Erreger die Lungenentzündung meiner Mutter verursacht wurde. Soll die Impfung trotzdem stattfinden? Heisst unterschiedliche Körperregionen für die Impfung z.B. rechte Arm/linke Arm? Ist mit "kontralateral" so etwas gemeint? Halten Sie es für sinnvoll, dass Sie zwischen der Grippeimpfung und der Pneumokokkenimpfung eine Antibiotikumtherapie macht, damit ihr Körper nicht zusehr geschwächt ist? Ich freue mich auf Ihre Anwort. MfG

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Re: bronchiektase und Impfungen

von Cyberdoktor , 17.10.00 04:40
Sehr geehrte/r Cyberdoktor-Nutzer/in,

als Kontraindikation zur Durchführung von Schutzimfpungen mit Pneumokokkenvakzinen gelten schwere Pneumokokkeninfektionen und/oder eine vorangegangene Pneumokokkenimpfung während der letzten sechs Jahre. Kontralateral bedeutet auf der anderen Seite, z.B. am gegenüberliegenden Arm.

In der Rolle der behandelnden Ärzte führen wir eine Pneumokokkenimpfung nicht durch, wenn eine vorangegangene Pneumokokkeninfektion innerhalb des angegebenen Zeitraumes nicht ausgeschlossen werden kann.

Eine antibiotische Therapie wird bei Bronchiektasen häufig prophylaktisch zur Verhinderung weiterer Atemwegsinfektionen eingesetzt.

Zur Stärkung des Immunsystems lassen sich auch pflanzliche Medikamente, wie z.B. Echinacinprodukte einsetzen.

Mit freundlichen Grüssen,
Ihr Cyberdoktorteam

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Re: bronchiektase und Impfungen

von Unbekannt , 19.10.00 18:09
Ich erfuhr jetzt, dass bei der Diagnose der Lungenentzündung vor zwei Jahren eine Untersuchung der Rachenflora gemacht wurde.
Kulturell, Rachenflora:
Keim 1: Staphylococcus aureus (maessig). Kann man laut dieser Befund eine Pneumokokkeninfektion ausschliessen und daher die Impfung doch vornehmen?

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Re: bronchiektase und Impfungen

von Cyberdoktor , 20.10.00 05:21
Liebe/r Cyberdoktor-Nutzer/in,

nein, ein Staph. aureus positiver Rachenabstrich ist wenig aussagekräftig. Der Keim Staphylococcus aureus ist ebenfalls in vielen menschlichen Schleimhäuten verbreitet.

Im Rahmen einer Erregerbestimmung bei Lungenentzündungen, bzw. Infektexacerbationen von Bronchiektasen, ist mindestens eine Sputumprobe, besser abgesaugtes Bronchialsekret, geeignet. Häufigste Auslöser von Lungenentzündungen beim gleichzeitigen Vorliegen von Bronchiektasen ist in der Tat, neben Klebsiellen, Pseudomonaden und Hämophilus Influenza das Bakterium Staphylococcus aureus. Eine Impfungsmöglichkeit gegen die vorgenannten Keime gibt es nicht.

Im Falle Ihrer Mutter sind infektpräventive Maßnahmen i.S. eines regelmäßigen Abhustens des Bronchialsekretes, bei einer Bronchienverengung eine bronchialerweiternde Medikation, ggf. immunstimulierende Maßnahmen, erforderlich.

Bei ungeklärter Situation im Hinblick auf eine möglicherweise im Rahmen der letzten Jahre abgelaufene Pneumokokkeninfektion ist die Durchführung einer Pneumokokkenschutzimpfung nicht angezeigt.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Cyberdoktorteam

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Re: bronchiektase und Impfungen

von Unbekannt , 21.10.00 22:32
Staphylococcus aureus wurde in der Sputumprobe festgestellt.

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