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Allgemeinmedizin

Thrombozytose (Erhöhte Blutplättchen-Anzahl)

von susanne20203 , 25.05.06 03:26
Hallo cyberdoktor!
Habe seit mehr als einem Jahr eine Thrombozytose, die erst mit knapp 460.000 festgestellt wurde und mittlerweile bei 490.000 liegt. Es wurde vor knapp 1/2 Jahr eine Beckenkammbiopsie durchgeführt, die keine Funktionsstörung des Knochenmarks zeigte. Mittlerweile sind auch meine Leukoyten leicht erhöht, was auf irgendeine Entzündung hinzuweisen scheint, aber ich fühl mich recht gesund. Zwei Fragen nun:
Welche Ursachen kann eine solche Thrombozytose haben?
Ab welchem Grenzwert beginnt eine erhöhte Thrombosegefährdung und erfordert die Einnahme von Thrombozytenaggregationshemmern o.ä.?

Vielen Dank für die Antwort!
Viele Grüße
Susanne

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Re: Thrombozytose

von Cyberdoktor , 25.05.06 23:31
Liebe Susanne,

Thrombozyten (Blutplättchen) sind scheibenförmige, zellähnliche Blutbestandteile und spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung.

Nach Kontakt mit verschiedener Substanzen (z.B. defekten Blutgefässwänden), können die Thrombozyten Plättchenfaktoren freisetzen,die Blutgerinnung aktivieren und einen Thrombus bilden.

Normwerte für Thrombozyten sind 150-400 G/l (150000-400000/mm3), je nach Labor auch bis 450 G/L / 450000 / mm3.

thrombozyten
Thrombozyten (violett gefärbt): Beginnende Zusammenballung (Thrombozytenaggregation) und Bindung an Blutgefässwand.
Bild: Bader / pixeldrive


Eine Thrombozytose ist eine vorübergehende Vermehrung der Thrombozytenzahl im Blut, grob gesagt kann eine Thrombozytose entweder durch eine Störung der Knochenmarksfunktion selbst (primäre Thrombozytose) oder als Reaktion auf andere Ursachen (sekundäre oder reaktive Thrombozytose) vorliegen.

Für die häufige Variante einer reaktiven Thrombozytose kommen als Ursachen z.B. in Frage:

- Eisenmangel bei chronischem Blutverlust (z. B. Magengeschwür)

- chronische entzündlichen Erkrankungen (z. B. des Darmes oder bei „Rheuma“)

- chronische Infekte

- Stoffwechselerkrankungen (z.B. Morbus Cushing)

- Z.n. Milzentfernung

- Schwangerschaft

Sehr selten hat die Thrombozytose ihren Ursprung in bösartigen Erkrankungen (sehr selten – hierzu gehört auch eine bestimmte Leukämieform - chronisch myeloische Leukämie – CML; einhergehend mit Leukozytenerhöhung).

Weiterhin als Ursache in Frage kommt eine sog. Polycythaemia vera (PV). Hierbei handelt es sich um einer Erkrankung der blutbildenden Zellen, insbesondere mit Folge einer vermehrten Produktion von roten Blutkörperchen (Erythrozyten), gelegentlich begleitet von einer vermehrten Thrombozytenbildung.

Nicht zuletzt besteht die Möglichkeit des Vorliegens einer sog. essentiellen Thrombozythämie (ET) – ebenfalls eine Erkrankung der blutbildenden Zellen, bei der insbesondere vermehrt Thrombozyten gebildet werden. Von einer Thrombozythämie wird gesprochen, wenn eine dauernde Erhöhung der Thrombozytenkonzentration über 600000/ml bei Blutbildungsstörungen vorliegt. Betroffene Menschen sind meist über Jahre symptomlos. Allerdings besteht ein erhöhtes Risiko für thrombembolische Komplikationen und/oder Blutungen.

Wesentlich ist eine Ursachenabklärung und insbesondere eine Unterscheidung zwischen einer sog. reaktiven Thrombozytose und einer Thrombozytenvermehrung im Rahmen einer Erkrankung der Knochenmarkszellen.

Eine leichte reaktive Thrombozytose (z.B. bei Infekten/Entzündungen) stellt in der Regel kein signifikantes Thromboserisiko dar und wird meist nicht mit Thrombozytenaggregationshemmern behandelt, daher ist es wichtig, im Blut nach Entzündungsanzeichen zu suchen, wie z.B. einer Erhöhung von sogenannten Akutphase-Parametern. Mit Wegfall des Auslösers normalisiert sich in diesen Fällen auch die Thrombozytenzahl.

Patienten mit primärer Thrombozytose im Rahmen von Knochenmarkserkrankungen können aber ein erhöhtes Thromboserisiko haben.

Ob bei einer leichten Erhöhung wie bei Ihnen bereits mit Throbozytenaggregationshemmern (z.B. Aspirin /Acetylsalicylsäure) behandelt werden muss, und Thomboserisiken wie Rauchen und Antibabypille gemieden werden sollten, müssen die behandelnden Ärzte also speziell für Ihrem Einzelfall entscheiden, die Entscheidung wird nicht automatisch bei einem bestimmten Wert z.B. 500000 Thrombozyten getroffen, sondern eher ursachenorientiert.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

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Re: Thrombozytose

von Unbekannt , 12.12.07 01:37
Nur keine Panik ! Solange Die Thrombozyten Anzahl nicht über 1 Million steigen (meine Anzahl 650.000 )Hatt man mit dem Medikament ASPIRIN CARDIO ein gutes Leben ! Sieh es nicht so Schwarz !!!

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Re: Thrombozytose

von Cyberdoktor , 12.12.07 03:50
Hallo,

"Nur keine Panik ! Solange Die Thrombozyten Anzahl nicht über 1 Million steigen "
ein derartiger Anstieg auf über eine Million wäre sehr selten, auch Werte von 600 oder 700 tausend sind je nach Einzelfall durchaus gefährlich und behandlungsbedürftig.

"(meine Anzahl 650.000 )Hatt man mit dem Medikament ASPIRIN ein gutes Leben ! Sieh es nicht so Schwarz !!!"
stimmt, je nach Ursache hat der Patient wirklich ein ganz normales Leben, zunächst muss aber geklärt werden, was die Thrombozytose auslöst.

Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

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Thrombozyten auf 560

von Blueshape , 18.01.08 00:51
Hallo,

auch ich habe auf einmal einen Wert von 560!

Vor ca. 4 Wochen wurde ich an der Nase operiert, da war mein Wert bei 373. Ist auch nicht besonders gut, oder?

Was kann man dagegen tun, damit der Wert nach unten geht?

Viele Grüße,
Blueshape

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Re: Thrombozyten auf 560

von Cyberdoktor , 18.01.08 03:05
Hallo,

"auch ich habe auf einmal einen Wert von 560!
Vor ca. 4 Wochen wurde ich an der Nase operiert, "
ein mässig erhöhter Wert, evtl. eine reaktive Thrombozytose nach OP, Entzündung oder Infektion.

"da war mein Wert bei 373. Ist auch nicht besonders gut, oder?"
ein völlig normaler Wert, siehe oben.

"Was kann man dagegen tun, damit der Wert nach unten geht?"
zunächst ist vermutlich nur eine Kontrolle der Werte nötig, mit Wegfall des Auslösers geht meist der Wert nach unten, siehe oben.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

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Hohe Thrombozyten, niedrieger Eisenwert - Gründe?

von Blutplättchen , 18.11.08 06:11
Hallo

Ich bin 25 Jahre alt und Vegetarierin seit ich 12 bin, d.h. ich verzichte auf Fleisch und Fisch, nicht auf Milch, Eier etc. Meine Eisenwerte waren immer sehr gut, am oberen Normwert, und ich habe die ersten Jahre auch regelmäßige Kontrollen machen lassen. Weil ich immer nur ein Tip Top von meinem Arzt gehört habe, wurden die Kontrollen irgendwann seltener. Die letzte lag im Jahr 2006. Mein Eisenwert lag bei 141 und ich hatte eine Thrombozytenanzahl von 380K. Seither hat sich mein Leben nicht großartig verändert - ich treibe recht wenig Sport, rauche nicht und trinke keinen Alkohol, ernähre mich gesund, nehme vielleicht etwas zu wenig Flüssigkeit auf, verhüte hormonell und habe Normalgewicht. Seit etwa vier Wochen bekomme ich abends aber regelmäßig deutliches Herzklopfen und einen recht raschen Herzschlag. Ich bin damit natürlich gleich zum Arzt und der stellte fest, dass mein Eisenwert auf 65 gesunken und die Thrombozytenanzahl dafür auf 542K gestiegen ist. Der Eisenwert ist zwar noch im Normalbereich, aber es wundert mich doch, dass er in zwei Jahren ohne mir ersichtlichen Grund derart fällt.

Jetzt frage ich mich natürlich, was Gründe dafür sein können, wie ich gegensteuern kann und ob dieser Zustand schon gefährlich ist - hinsichtlich Thrombosen oder Ähnlichem.

Ich würde mich über eine Antwort freuen.

Leicht besorgt,
das Blutplättchen

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Re: Hohe Thrombozyten, niedrieger Eisenwert - Gründe?

von Cyberdoktor , 18.11.08 08:24
Hallo,

"Ich bin 25 Jahre alt und Vegetarierin seit ich 12 bin, d.h. ich verzichte auf Fleisch und Fisch, nicht auf Milch, Eier etc. Meine Eisenwerte waren immer sehr gut, am oberen Normwert, und ich habe die ersten Jahre auch regelmäßige Kontrollen machen lassen."
Kontrollen sind bei einem Fisch/Fleichverzicht durchaus sinnvoll.

"Weil ich immer nur ein Tip Top von meinem Arzt gehört habe, wurden die Kontrollen irgendwann seltener. Die letzte lag im Jahr 2006. Mein Eisenwert lag bei 141 und ich hatte eine Thrombozytenanzahl von 380K."
beides war OK.

Wenn Sie mit Eisen 141 den Hb Ert meinten: Unser Normwert für Erwachsene (Frauen): 120-160 g/l. 141 wäre bei uns normal. Hämoglobin (Hb) ist der rote Blutfarbstoff der roten Blutkörperchen, verantwortlich für den Sauerstofftransport.

hämoglobin
Hämoglobin: Der Hämanteil ist in der Lage über ein im Zentrum gelegenes Eisenatom Sauerstoff (grün) zu transportieren.
Bild: David S. Goodsell of The Scripps Research Institute. PDB ID:2HHB - Fermi, G., Perutz, M. F., Shaanan, B., Fourme, R.: The crystal structure of human deoxyhaemoglobin at 1.74 A resolution. J Mol Biol 175 pp. 159 (1984)
PDB ID:1HHO - Shaanan, B.: Structure of human oxyhaemoglobin at 2.1 A resolution. J Mol Biol 171 pp. 31 (1983)


"verhüte hormonell"
dann sollte Sie mit dem Frauenarzt sprechen, ob eine eine hormonelle Verhütung zur Zeit weiter möglich ist. Bei Anwenderinnen der Pille muss bei schwerwiegenden Risikofaktoren für Thrombosen evtl. die Einnahme gestoppt werden, schreiben Sie uns, was der Arzt sagt (ob er die Thrombozytose als einen derartigen Risikofaktor ansieht), wir freuen uns immer über eine Rückmeldung.

"Seit etwa vier Wochen bekomme ich abends aber regelmäßig deutliches Herzklopfen und einen recht raschen Herzschlag."
eine Blutarmut aus Eisenmangel kann zu Herzfrequenzerhöhungen führen, eine weitere häufige Ursache für Herzklopfen bei jungen Patienten sind funktionelle Beschwerden, d.h. mit dem Herzen ist in Ihrem Alter vermutlich alles in Ordnung. Einige Patienten beobachten z.B. abends verstärkt den Körper, und lösen durch eine gewisse Angsthaltung die erhöhte Herzfrequenz erst aus.

"Ich bin damit natürlich gleich zum Arzt"
das war gut, eine Kontrolle ist stets sinnvoll. Der Arzt hat aber vermutlich keinerlei Herz-Kreislauferkrankungen gefunden, oder?

" und der stellte fest, dass mein Eisenwert auf 65 gesunken und die Thrombozytenanzahl dafür auf 542K gestiegen ist...Der Eisenwert ist zwar noch im Normalbereich"
Eisen: es ist durchaus nicht in unserem Normbereich (leider habe Sie die Einheiten weggelassen, befragen Sie erneut den Arzt, es gibt Abweichungen von Labor zu Labor). Thrombos: zu hoch, es gilt dann nach Ursachen zu forschen.

" aber es wundert mich doch, dass er in zwei Jahren ohne mir ersichtlichen Grund derart fällt."
es gibt diverse mögliche Ursachen, siehe oben. Bei einem chronischen Eisenmangel kann es zu einer Thrombozytose kommen, das würde also zu Ihren Werten passen, ohne weitere Untersuchungen ist das aber pure Spekulation.

"ob dieser Zustand schon gefährlich ist - hinsichtlich Thrombosen oder Ähnlichem."
nicht unbedingt, der Arzt muss aber nach Ursachen forschen. Berichten Sie uns bitte über den weiteren Verlauf.

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Re Hohe Thrombozyten, niedrieger Eisenwert - Gründe?

von Blutplättchen , 18.11.08 23:16
Hallo

Nein, Herz-Kreislauferkrankungen hat mein Arzt nicht entdeckt, in einem 24-Stunden-EKG aber einige Rhythmusstörungen mit bis zu 170 Herzschlägen in der Minute im Ruhezustand). Allerdings waren diese Ausreißer eben nur schneller aber nicht arhytmisch ich hoffe ich erkläre das richtig). Trotzdem soll ich jetzt zum Hämatologen und zum Cardiologen und ja letztlich auch noch zum Gynäkologen und mache mir schon Sorgen. Ich werde mal weiter posten, was sich aus all diesen Untersuchungen ergibt.

Viele Grüße,
das Blutplättchen

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Re: Re Hohe Thrombozyten, niedrieger Eisenwert - Gründe?

von Cyberdoktor , 19.11.08 01:29
Hallo,

"Trotzdem soll ich jetzt zum Hämatologen und zum Cardiologen und ja letztlich auch noch zum Gynäkologen"
man muss das einmal abklären, daher sind die Arztbesuche wichtig. In Ihrem Alter ist es aber äusserst unwahrscheinlich, dass Sie ernsthaft erkrankt sind, alle Ihre Symptome können völlig harmlose Ursachen haben.

"und mache mir schon Sorgen."
dafür gibt es keinen Grund, die Werte und auch die Herzfrequenzerhöhung sind keinerlei Grund für Panik. Ihr Thrombozytenwert liegt mit knapp über 500 keinesfalls dramatisch hoch, den Hinweis auf die Pille haben wir gegeben, um auch das kleinste Restrisiko auszuschliessen. Der Frauenarzt sollt zumindest von dem Zustand wissen, um zu entscheiden, ob er z.B. einen Wechsel von einer Mikro- zu einer Minipille für nötige hält. Die Einnahme einer Mikropille (Östrogen Gestagenanteil) bedeutet bei allen Anwenderinnen eine minimale Erhöhung des Thromboserisikos, eine Thrombozytose geht ebenfalls mit einem (meist kleinen) Risiko einher, kommen allerdings zwei Risiken zusammen, sollte man vorsichtig sein.

"nehme vielleicht etwas zu wenig Flüssigkeit auf,"
bei einer Thrombozytose sollte man auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Ausserdem kann es nicht schaden, sich regelmässig zu bewegen und langes Sitzen ohne Haltungsänderung (z.B. lange Flüge) zu vermeiden.

"Ich werde mal weiter posten, was sich aus all diesen Untersuchungen ergibt."
gerne!

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

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