Hallo,
"was kann man persönlich tun, um eine HPV Infektion vorzubeugen"
Vorbeugen: Die mittlerweile auch in Deutschland zugelassene Impfung ist gegen HPV ist Mittel der Wahl, der Impfstoff ist ein tretravalentes Mittel, wirkt also gegen vier Papillomavirustypen: gegen die Typen HPV 16 und 18, die knapp 70% der Gebärmutterhalsveränderungen verursachen, und die Typen 6 und 11, die ca. 90% der Genitalwarzen auslösen.
Meist verursachen die Papillomavirus-Untertypen HPV 6 und 11 die sogenannten Condylomata accuminata (Feigwarzen oder Kondylome) im Genital und Analbereich. HPV (Human-Papilloma-Virus) Infektionen des Genitaltraktes gelten heute als die häufigsten, sexuell übertragenen Viruskrankheiten. Statistisch ist etwa ein Prozent der sexuell aktiven Erwachsenen zwischen 15 und 49 Jahren von den warzenartigen Veränderungen im Anogenitalbereich betroffen.
Papillomavirus: elektronenmikroskopische Aufnahme.
Bild: NCI
HP-Viren gelangen über Mikroverletzungen in die Haut, ihre Übertragung erfolgt insbesondere über Geschlechtsverkehr. Die Inkubationszeit der Infektion (Zeitraum von Infektion bis Auftreten der Krankheit) liegt bei vier Wochen bis zu mehreren Monaten. Als Risikofaktoren für eine Infektion mit dem humanen Papillomavirus gelten dementsprechend häufig wechselnde Sexualpartner, zusätzliche Infektionen mit sexuell übertragbaren Erregern (v. a.HIV) sowie Begleiterkrankungen wie z.B. eine Balanitis (Eichelentzündung), eine Phimose, eine Urethritis (Harnröhrenentzündung), bei vermehrtem Fluor vaginalis, bei Ekzemen und Hämorrhoiden. Entsprechend des Übertragungsmechanismus finden sich Feigwarzen überwiegend in der Anogenitalregion. Vorkommen können durch das Papillomavirus verursachte Veränderungen aber auch in anderen Hautarealen und im Bereich der Atemwege. Das Erscheinungsbild der Hautveränderungen ist vielfältig, wobei die Infektionen auch häufig unsymptomatisch sind. Aus stecknadelkopfgroßen Knötchen können blumenkohl- und/oder hahnenkammartige Wucherungen entstehen.
Condylomata acuminata: durch HPV ausgelöste Warzen.
Bild: CDC/Dr. Wiesner
In der Regel wird eine externe Therapie eingesetzt. Dabei werden vom Arzt oder Patienten die Wirkstoffe Podophyllotoxin, Imiquimod, Interferon oder Trichloressigsäure auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen. Eine neuere Therapievariante ist der Einsatz von Polyphenon (Epigallocatechingallat), siehe z.B.
Hoy SM 2012: "
Polyphenon E 10% ointment: in immunocompetent adults with external genital and perianal warts."
. In schweren Fällen werden Warzen operativ entfernt (Elektrokoagulation, CO2-Laser, Kürettagen). Wichtig: die Leitlinien "Condylomata acuminata und andere HPV-assoziierte Krankheitsbilder von Genitale, Anus und Harnröhre" (der Deutschen STD-Gesellschaft / Deutschen Dermatologischen Gesellschaft / Paul-Ehrlich-Gesellschaft) sagen: Keines der zur Verfügung stehenden Therapieverfahren kann mit Sicherheit Genitalwarzen vollständig entfernen und den warzenfreien Zustand dauerhaft erhalten, es gibt stets ein Rezidivrisiko (Wiederauftreten), die Literatur nennt 20 % bis 70 % Rückfälle binnen 6 Monaten.
Bedrohlicher als diese unschönen Feigwarzen ist der Zusammenhang einer Infektion insbesondere mit den Virusuntergruppen HPV 16, 18 (die aber normalerweise keine Feigwarzen auslösen!) und dem Auftreten von Krebs des Gebärmutterhalses bzw. des Gebärmuttermundes (Zervix- bzw. Portiokarzinom). Die Schleimhaut in diesem Bereich besteht aus platten Zellen, unter dem Einfluss von Papillomaviren können diese Zellen entarten.
Muttermund ( Eingang zum Gebärmutterhals): Schleimhaut kann durch HPV-Infektion entarten.
"...beziehungsweise zu bekämpfen?...Gibt es hierzu irgendwelche Medikamente, die hierbei hilfreich sind?"
Eine antivirale direkt Therapie gegen die HPV-Infektion existiert nicht, es können die durch HPV ausgelösten Genitalwarzen mit lokalen Mitteln behandelt werden, eine Erfolgsgarantie gibt es dafür leider nicht, siehe oben.
Die angesprochene Impfung gegen Papillomaviren könnte aber evtl. auch bereits Infizierten helfen: Eine Aktuelle Studie zeigt nach Impfung gegen Papillonviren sogar einen Rückgang von bereits vorhandenen Zellveränderungen: "Regression of papilloma high-grade lesions (CIN 2 and CIN 3) is stimulated by therapeutic vaccination with MVA E2 recombinant vaccine.", Cancer Gene Ther. 2006 Jun;13(6):592-7. HPV-Impfungen sind also möglicherweise nicht nur vorbeugend sondern auch als Therapie sinnvoll.
Auch der Kondomeinsatz ist sinnvoll: Die Rückbildungsrate von PAP-Veränderungen (krankhafte Gebärmutterhalsabstriche) und HPV Infektionen ist höher, wenn die Partner von infizierten Frauen für 2 Jahre Kondome einsetzen (
Hogewoning CJ et al. 2003: "
Condom use promotes regression of cervical intraepithelial neoplasia and clearance of human papillomavirus: a randomized clinical trial."
).
Ansonsten gelten allgemeine Empfehlungen: der Körper kann Infektionen aller Art besser abwehren, wenn das Immunsystem nicht durch Stress, Rauchen und einen ungesunden Lebenswandel zusätzlich gefordert wird.
Beste Grüsse
Ihr Cyberdoktor-Team
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