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Reisemedizin

Vietnam/Kambodscha: Malaria

von Corinna23/06 , 23.08.06 05:37
Hallo Doc,

ich reise ab Mitte September für ca 4 Wochen nach Vietnam und Kambodscha, wobei wir Vietnam entlang der Küste von Nord nach Süden entdecken und abschließend ca. 6 Tage in Kambodscha verbringen inklusive Angkor Wat. Empfielst du eine Malaria-Prophylaxe für Vietnam und/oder Kambodscha? Wenn ja, welches Präparat eignet sich? Würden Sie das Medikament Malarone empfehlen, wenn ja, welche Nebenwirkungen sind bekannt und treten häufig auf?

Vielen Dank.

Corinna

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Re: Vietnam/Kambodscha: Malaria

von Cyberdoktor , 23.08.06 07:23
Liebe Corinna,

Vietnam ist Malariagebiet. Nahezu in allen Landesteilen unter 1.500m ist laut der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft von einem Malariarisiko auszugehen. Die Stadtzentren, das Delta des roten Flusses und die Küste nördlich von Nha Trang gelten als malariafrei.


Vietnam
Vietnam: Malariagefahr in Gebieten unter 1.500m.
Bild: Worldfactbook


Es existieren Meldungen über hochgradige Chloroquin- und Sulfadoxine-/Pyrimethaminresistenzen. Als Malariaerreger ist überwiegend das Plasmodium falciparum, der Erreger der Malaria tropica, bekannt.

Die Empfehlung der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft lautet für Vietnam:
Ein konsequenter Mückenschutz (Mückenschutzmittel, imprägniertes Mückennetz, bedeckende Kleidung) ist Pflicht und schützt nicht nur vor Malaria sondern u.a. auch vor dem ebenfalls in Vietnam auftretenden Denguefieber.


mosquito
Stechmücke auf menschlicher Haut.
Bild: CDC/James Gathany.


Eine Notfallmedikation (Standby) ist aber sinnvoll. Das Medikanent würde für den Notfall mitgeführt und bei anhaltenden bzw. sich verschlimmernden Beschwerden und Verdacht auf Malaria genommen, wenn kein Arzt verfügbar ist.

Ausgehend von der Unterstellung Sie sind gesund und reisen direkt aus Deutschland nach Vietnam ein, sind grundsätzlich die auch in Deutschland empfohlenen Schutzimpfungen (Tetanus, Polio, Diphterie) angeraten. Ebenso gilt die Empfehlung einer Hepatitis-A-Schutzimpfung.
In Vietnam ist, insbesondere bei längerem Aufenthalt (Risikoreisen), intensivem Kontakt zur Bevölkerung, z.B. Tätigkeit im Gesundheitswesen, eine Intensivierung des Impfschutzes gegen Hepatitis-B (auch zu empfehlen vor medizinischer / zahnmedizinischer Versorgung!), Japanische Enzephalitis, Meningokokken, Thyphus, Cholera (v.a. Provinz Giang) und Tollwut anzuraten.
Allerdings wird bei Kurzreisen von der WHO eine Choleraimpfung, nicht zuletzt auch wegen der begrenzten Wirksamkeit, nicht angeraten. Sollten Sie intensive Bevölkerungskontakte von vornherein ausschliessen, sind die letztgenannten Impfungen (Hepatitis-B, Japanische Enzephalitis, Meningokokken, Thyphus, Cholera und Tollwut) nicht zwingend erforderlich.
Sollten Sie über ein Drittland bei dort bekanntem Gelbfieber (Gelbfieberendemiegebiet) einreisen, ist eine Gelbfieberimpfung erforderlich.

Landesweit besteht bedingt durch eingeschränkte Hygiene natürlich eine erhöhte Gefahr für Infektionskrankheiten, die durch verunreinigte Speisen oder Getränke übertragen werden (z.B. Hepatitis A, Typhus, Bakterienruhr, Amöbenruhr, Lambliasis, Wurmerkrankungen). Es gilt also strikt: "Cook it, peel it, or leave it", man sollte also auf besondere Hygienemaßnahmen vor Verzehr von Obst, Gemüse und Fleisch achten und diese Nahrungsmittel nur frisch gekocht oder frisch selbst geschält verzehren.

Sowohl Vietnam als auch Kambodscha sind Länder mit Vogelgrippefällen, es sollte der Kontakt mit lebendem oder totem Geflügel unbedingt vermieden werden.

Für das Malariarisiko Kambodscha gilt: ein hohes Risiko existiert im Westen im Grenzgebiet zu Thailand (in Höhe der Trat-Provinz). Hält man sich dort länger als 7 Tage auf, wird zu einer Malariaprophylaxe geraten. Für einen Aufenthalt in den übrigen Gebieten (auch Angkor Wat) wird die oben genannte Notfallmediaktion empfohlen.

Fazit: Zwecks einer individuellen Reiseberatung und Durchführung erforderlicher Schutzimpfungen - nicht zuletzt unter dem Aspekt einer möglicherweise schnell wechselnden Resistenzlage, von der wir hier möglicherweise noch nicht wissen - müssen Sie zu einer reisemedizinischen Ambulanz, bzw. einem Reisemediziner, der wird Ihnen das genau passende Medikament verschreiben.

Eine Liste aller Tropeninstitute in Deutschland finden Sie auf der Homepage der Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und eine Liste reisemedizinisch fortgebildeter Ärzte in Ihrer Nähe beim Forum Reisen und Medizin.

Bedenken Sie bitte, dass in der Regel möglichst früh (spätestens vier Wochen) vor Reisebeginn mit der Durchführung der Schutzimpfungen begonnen werden sollte.

Denken Sie auch an ein hohes HIV / Aids Risiko.

Einige Tips zur Reiseapotheke.


Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

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Malaria

von Yve1979 , 01.09.06 21:10
Hallo Cyberdoc,

ich mache im November einen Fahrradtripp quer durch Vietnam. Können Sie mir Doxycyclin als Alternative zu Malarone empfehlen? Sollte ich das Malariamedikament unbedingt zur Prophylaxe einnehmen oder nur bei auftretenden Symptomen?
Vielen Dank!
Yvonne

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Re: Malaria

von Cyberdoktor , 01.09.06 21:32
Liebe Yvonne,

"Sollte ich das Malariamedikament unbedingt zur Prophylaxe einnehmen oder nur bei auftretenden Symptomen?"
wie in unserem Beitrag oben angesprochen, ist die Empfehlung der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft für Vietnam ein konsequenter Mückenschutz und eine Standby-(Notfall-)Therapie mit Artemether/Lumefantrin (Riamet) oder Atovaquon/Proguanil (Malarone), da es sich um ein Gebiet mit bekannter Mefloquin-Resistenz handelt, ist Mefloquin (Lariam) ja nicht geeignet. Notfalltherapie bedeutet Einnahme bei Symptomen, wenn kein Arzt verfügbar ist.

Doxycyclin allein ist zur Therapie nicht geeignet. Zur Prophylaxe wird es im Ausland alternativ zum Mefloquin oder Atovaquon/Proguanil empfohlen.
Doxycyclin ist in Deutschland aber als Mittel zur Malariaprophylaxe nicht zugelassen. Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden aber in Studien belegt, ein Einsatz ist also möglich, wenn hierfür Gründe vorliegen wie z.B. Unverträglichkeit oder Kontraindikationen anderer Mittel.

Eine Fahrradtour in Vietnam geht klar über das normale touristische Risiko hinaus, evtl. sollte von der Empfehlung einer reinen Standby Mediaktion für "normale" Touristen abgewichen werden, Sie benötigen daher unbedingt die persönliche Beratung durch einen Tropenmediziner, Kontaktmöglichkeiten siehe oben.

Schreiben Sie uns bitte, ob der Tropenmediziner in Ihrem Fall eine Prophylaxe bestätigt, das würde uns sehr interessieren.

Die zahlreichen anderen Infektionsgefahren in Vietnam haben wir ja bereits in unserer anderen Antwort angesprochen.

Beste Grüsse und Gute Reise, halten Sie uns auf dem Laufenden

Ihr Cyberdoktor-Team

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Re: Malaria

von Unbekannt , 14.09.06 20:48
Ihre Empfehlung (kein Malarone)gilt nur für die Westprovinzen Tak+Trak in Vietnam, sonst
im Südosten ausschliesslich Malarone als Stand By. Mithin ist ihre Aussage nicht konform zur
Empfehlung der DTG

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Re: Malaria

von Cyberdoktor , 15.09.06 04:45
Hallo,

Danke für den Hinweis.

Zitat von der DTG Homepage für Vietnam:
"Notfalltherapie mit Atovaquon/Proguanil (Malarone®) oder mit Artemether/Lumefantrin (Riamet®) in Gebieten mit bekannter Mefloquin-Resistenz: Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha, Vietnam."

Sie schreiben:
"sonst im Südosten ausschliesslich Malarone als Stand By."
wenn wir das DTG Zitat richtig deuten, ist auch Riamet möglich, nicht nur ausschliesslich Malarone.

Wir hatten geschrieben:
"...ist die Empfehlung der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft für Vietnam ein konsequenter Mückenschutz und eine Standby-(Notfall-)Therapie mit Artemether/Lumefantrin"
das wäre bis dahin eine korrekte Wiedergabe der DTG Empfehlung, dann hatte sich aber tatsächlich ein Fehler eingeschlichen:

" da es sich um ein Gebiet mit bekannter Mefloquin-Resistenz handelt, ist Atovaquon/Proguanil (Malarone) ja nicht geeignet."
es hätte natürlich heissen sollen:
" da es sich um ein Gebiet mit bekannter Mefloquin-Resistenz handelt, ist Mefloquin (Lariam) ja nicht geeignet."
von Atovaquon/Proguanil (Malarone) abzuraten, macht ja in diesem Zusammenhang keinen Sinn.

Wir haben es geändert, danke für den guten Tipp.

Sie schreiben:
"kein Malarone)gilt nur für die Westprovinzen Tak+Trak in Vietnam"
vermutlich meinen Sie die Tak und TRAT Provinzen in THAILAND?

Auch angesichts der Möglichkeit von solchen Fehlern hatten wir ja im Themenblock bereits empfohlen:
"Zwecks einer individuellen Reiseberatung und Durchführung erforderlicher Schutzimpfungen - nicht zuletzt unter dem Aspekt einer möglicherweise schnell wechselnden Resistenzlage, von der wir hier möglicherweise noch nicht wissen - müssen Sie zu einer reisemedizinischen Ambulanz, bzw. einem Reisemediziner, der wird Ihnen das genau passende Medikament verschreiben."

Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

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Malarone für Kambodscha und Thailand (Region Trat)

von rosadaisy , 03.08.07 07:55
Hallo,
wir reisen Mitte November nach Kambodscha (Siem Reap, Battambang, Pnom Penh, Sihanoukville) und von dort aus weiter nach Thailand in die Trat-Region (über Grenze bei Ko Kong nach Koh Chang und Koh Samet). Insgesamt sind wir 4 Wochen unterwegs. Die Reiseberatung im Stadtgesundheitsamt Frankfurt empfahl uns die Prophelaxe mit Malarone. Wir sind davon nicht begeistert, fürchten Nebenwirkungen und Leberschäden; wissen nicht, ob unsere Befürchtungen berechtigt sind? Würde es ausreichen, Malarone als Stand-by mitzunehmen? Was raten Sie uns? Außerdem haben wir gelesen, dass in Kambodscha eine Denguefieber-Epedemie ausgebrochen ist. Trifft das zu und ist es ratsam, dorthin zu reisen? Danke!

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Re: Malarone für Kambodscha und Thailand (Region Trat)

von Cyberdoktor , 03.08.07 10:09
Hallo,

"wir reisen Mitte November nach Kambodscha (Siem Reap, Battambang, Pnom Penh, Sihanoukville)"
in Kambodscha besteht laut der Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit e.V. ein ganzjähriges Malariarisiko im ganzen Land, als malariafrei gilt nur Pnomh Penh. Wie auch für Vietnam wird für Kambodscha-Reisende das Mitführen einer Notfall Therapie empfohlen, d.h. Atovaquon/Proguanil (Malarone®) oder mit Artemether/Lumefantrin (Riamet®).

" und von dort aus weiter nach Thailand in die Trat-Region (über Grenze bei Ko Kong nach Koh Chang und Koh Samet). Insgesamt sind wir 4 Wochen unterwegs."
auch für Thailand wird die Notfalltherapie angeraten.

" Die Reiseberatung im Stadtgesundheitsamt Frankfurt empfahl uns die Prophelaxe mit Malarone."
das stimmt nicht mit den Empfehlungen der Experten der DTG überein. Eine Stand-by-Therapie sollte reichen, fragen Sie beim DTG oder einem Reisemediziner nach.

" Wir sind davon nicht begeistert, fürchten Nebenwirkungen und Leberschäden; wissen nicht, ob unsere Befürchtungen berechtigt sind?"
Angst müssen Sie so oder so keine haben, das Mittel ist millionenfach eingesetzt, schwere Nebenwirkungen sind selten.

" Würde es ausreichen, Malarone als Stand-by mitzunehmen?"
laut DTG ja. Diese Empfehlungen müssen aber stets mit einem Reisemediziner besprochen werden, falls sich zufällig in den letzten Wochen eine neue Infektionssituation ergeben hat.

"Außerdem haben wir gelesen, dass in Kambodscha eine Denguefieber-Epedemie ausgebrochen ist. Trifft das zu und ist es ratsam, dorthin zu reisen? "
Dengue-Fieber Fälle treten in Kambodscha landesweit auf, dieses Risiko besteht also immer, eine dramatische Epidemie ist unseres Wissens nicht im Gange, aktuell eine Reise abzusagen ist eher nicht nötig. Es gilt es, sich wie oben beschrieben penibel vor Insektenstichen zu schützen. Das Dengue Fieber hat bei einen ansonsten gesunden Europäer eine eher günstige Prognose, für Panik gibt es da keinen Grund.

Beste Grüsse

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Re: Vietnam/Kambodscha: Malaria

von nym , 29.09.07 07:45
also in vietnam braucht man eigentlich keine malariaprophilaxe, in kambodscha ist es schon ratsam. was man auf jeden fall machen muss ist immer mückenrepellent mit DEET verwenden. und malarone ist ziemlich gut verträglich. sind grade zurück und haben wie es scheint die gleich rute gemacht. war super. viel spaß...

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Re: Vietnam/Kambodscha: Malaria

von Cyberdoktor , 29.09.07 09:58
Hallo,

"also in vietnam braucht man eigentlich keine malariaprophilaxe"
siehe oben, es muss aber laut DTG eine Notfallmedikation (Standby) mitgeführt werden.

Beste Grüsse

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