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Kinderheilkunde

Behandlung Mittelohrentzündung

von Unbekannt , 12.09.12 19:48
So, seit vorgestern eine leichte Mittelohrentzündung, heute beim Arzt gewesen, der mir Nasenspray und Schmerzmittel verschrieben hat.
1.) Reicht das? Im Netz lese ich viel über Antibiotika für die Behandlung
2.) Wofür ist das Schmerzmittel? Schmerzen hab ich ja keine mehr, nur das Laute Piepsen. Und ist das für einen Jugendlichen nicht schädlich?
3.) Auch habe ich vergessen, dem HNO zu sagen, dass ich gestern geflogen bin, hat das irgendwelche Auswirkungen?
4.) Joa das laute Piepsen, schon am Anfangstag war es die Hölle damit zu schlafen. (Musik so leise wie möglich aber laut genug um das Piepsen zu übertönen, trotzdem erstmal stundenlang dagelegen bis ich richtig müde wurde. Jetzt ist das Piepsen nochmal ne Stufe lauter und morgen fängt günstigerweise die Schule an, ein paar Tipps?

Vielen dank im vorraus

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Re: Fragen zur Mittelohrentzündung

von Cyberdoktor , 13.09.12 11:36
Hallo,

"seit vorgestern eine leichte Mittelohrentzündung, heute beim Arzt gewesen, der mir Nasenspray und Schmerzmittel verschrieben hat. 1.) Reicht das? Im Netz lese ich viel über Antibiotika für die Behandlung"
früher war die sofortige Verordnung von Antibiotika bei einer Mittelohrentzündung Standard. Mittlerweile wartet man bei unkomplizierten Fällen nach ärztlicher Kontrolle aber oft einfach ab und mindert mit den von Ihnen genannten Mitteln die Symptome, da die Erkrankung bei den meisten Patienten in einer Selbstheilung mündet, d.h. das Immunsystem überwindet ohne Hilfe die Erreger (vergleiche z.B. Norbert Suttorp 2004, Infektionskrankheiten, Seite 99 und Otitis media. Evidenzbasierte Leitlinie zu Diagnose und Therapie. Universität Witten/Herdecke ). Siehe auch Cyberdoktor Themenblock Mittelohrentzündung Kind . Im Netz bitte bevorzugt ärztlich moderierte Seiten wie Cyberdoktor nutzen (die Empfehlungen mit Quellenangaben belegen), ansonsten ist stets der behandelnde Arzt verlässlicher als Internetquellen, da er den konkreten Einzelfall kennt.

"2.) Wofür ist das Schmerzmittel? Schmerzen hab ich ja keine mehr"
entweder hat der Arzt das für den Fall aufgeschrieben, dass Sie doch noch Schmerzen haben, oder er hofft auf eine Unterstützung der Heilung, da diverse Schmerzmittel nicht nur Schmerzen bekämpfen, sondern auch eine entzündungshemmende Wirkung haben. Einige Ärzte setzen übrigens gegen die Schmerzen bei einer Mittelohrentzündung auch eine sogenannte feuchte Kammer ein, d.h. ein Tuch wird mit heissem Wasser angefeuchtet und 3xtgl. für 10 Min auf das Ohr gelegt ( Hans-Peter Zenner 2008, Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten: Operationsprinzipien, konservative Therapie, Chemo- und Radiochemotherapie, Arzneimittel- und physikalische Therapie, Rehabilitation und psychosoziale Nachsorge Mit praktischen Therapieanleitungen, Methodenbeschreibungen, Rezepturen, Aufklärungsbögen und Übungsschemata für Patienten, Seite 92 ).

"Und ist das für einen Jugendlichen nicht schädlich?"
der Arzt sollte ein Mittel bzw. eine Dosierung gewählt haben, die zum Alter bzw. Körpergewicht passt. Im Zweifel kurz nachfragen.

"3.) Auch habe ich vergessen, dem HNO zu sagen, dass ich gestern geflogen bin, hat das irgendwelche Auswirkungen?"
bitte das nächste Mal ohne grünes Licht durch den Arzt mit Ohrentzündungen keinen Flug antreten. Die Ohrbelüftung kann gestört sein, bei ungünstigen Druckverhältnissen im Flugzeug sind so Komplikationen möglich (Cyberdoktor Themenblock Fliegen mit Mittelohrentzündung ).

"das laute Piepsen, schon am Anfangstag war es die Hölle damit zu schlafen. ...ein paar Tipps?"
gegen die bei einigen Patienten im Rahmen einer Mittelohrentzündung auftretenden Geräusche ist normalerweise kein Kraut gewachsen, man muss dann den Heilungsverlauf abwarten (bei einer Normalisierung der Belüftung bzw. einem Rückgang von Flüssigkeitsansammlungen verschwinden meist auch die Geräusche). Wie immer gilt: Bei einer deutlichen Zustandsverschlechterung bitte erneut mit dem Arzt sprechen.

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Re: Fragen zur Mittelohrentzündung

von Unbekannt , 14.09.12 20:15
Danke für die Antworten. Nun habe ich aber doch noch einige andere Fragen. 1) Die Entzündung ist mittlerweile 4 Tage alt, das Piepsen ist aber nicht leiser geworden. Auch spüre ich keine Flüssigkeit in meinem Ohr bzw. ist nichts herausgekommen. (Möglicherweise im Schlaf, ich weiß ja nicht ob man es beim Aufwachen dann bemerken würde) Sollte ich deswegen Sorgen haben und am Montag dem Arzt nochmal einen Besuch abstatten, oder doch erst wie von ihm vorgeschlagen am Mittwoch, falls es nicht besser wird?
2) Den Trick mit Nase zuhalten>durchatmen funktioniert nicht immer, vorallem in der Nacht⁄ am Abend hat es nie geklappt, woran liegt das?
3) Wie sieht es eig. genau mit Musik währendessen aus? Verschlimmert es irgendwas wenn ich mit In-Ear Ohrhörern auf dem entzündeten Ohr Musik höre, oder ist mir das nur auf dem anderen Ohr erlaubt?
4) Was ist mit Fahrradfahren und Schwimmen?

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Re: Fragen zur Mittelohrentzündung

von Cyberdoktor , 14.09.12 20:32
Hallo,

"1) Die Entzündung ist mittlerweile 4 Tage alt, das Piepsen ist aber nicht leiser geworden."
es kommt durchaus vor, dass Ohrgeräusche nach einer Mittelohrentzündung vier Tage und länger anhalten.

"ich Auch spüre ich keine Flüssigkeit in meinem Ohr bzw. ist nichts herausgekommen."
viele Entzündungen bessern sich einfach nach und nach, d.h. es kommt nicht zu einer Entleerung von Eiter.

"Sollte ich deswegen Sorgen haben und am Montag dem Arzt nochmal einen Besuch abstatten, oder doch erst wie von ihm vorgeschlagen am Mittwoch, falls es nicht besser wird?"
normalerweise kann der Vorgabe des Arztes gefolgt werden. Ein vorzeitiger Besuch ist angesagt, wenn Alarmzeichen wie Fieber, Schmerzen oder sonstige Symptome auftreten, die für eine Zustandsverschlechterung sprechen. Ein anhaltendes Geräusch und ein Verlauf ohne Sekretabfluss ist bei einem ansonsten gesunden Patienten zunächst kein Grund zur Panik. Im Zweifel gilt aber stets: bei Unsicherheit kurz den Arzt kontaktieren.

"2) Den Trick mit Nase zuhalten>durchatmen funktioniert nicht immer, vorallem in der Nacht⁄ am Abend hat es nie geklappt, woran liegt das?"
bei einer Mittelohrentzündung ist häufig die Durchgängigkeit des das Ohr belüftenden Knochenkanals (Ohrtrompete) vermindert.


ohrtrompete
Anatomie: Das Mittelohr wird über die Ohrtrompete (grün markiert) belüftet.



Der Druckausgleich im Ohr ist dann erschwert bzw. nicht möglich. Absichtliche drastische Veränderungen der Druckverhältnisse z.B. durch starkes Pressen sollten unterbleiben.

"Verschlimmert es irgendwas wenn ich mit In-Ear Ohrhörern auf dem entzündeten Ohr Musik höre, oder ist mir das nur auf dem anderen Ohr erlaubt?"
bitte keine In-Ear Hörer in das kranke Ohr. Musik auf herkömmliche Weise darf man aber hören.

<4)Was ist mit Fahrradfahren und Schwimmen?
bei Infektionen gilt generell: keine anstrengenden körperlichen Aktivitäten. Wenn man sich fit fühlt, ist gegen eine gemütliche spätsommerliche Fahrradfahrt nichts einzuwenden. Kalter Fahrtwind wäre allerdings zu meiden bzw. das Ohr zu schützen.

Schwimmen ist mit Mittelohrentzündung nicht erlaubt (z.B. möchte man bei einem Riss im Trommelfell kein keimhaltiges Wasser in das Ohr gelangen lassen).

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Re: Fragen zur Mittelohrentzündung

von Unbekannt , 15.09.12 12:53
Ich bin es wieder, gerade vom Arzt zurück (ein normaler in der Notfallpraxis) . Dieser hat mir nun von einer otitis externa erzählt und mir Ohrentropfen für 17 Euro verschrieben. (das Rezept hab ich abgegeben, und dank fehlendem Kleingeld die Tropfen aber noch nicht erhalten, Name daher unbekannt) sowie Gingium empfohlen. Eine Mittelohrentzündung hat er aber nicht erwähnt, genausowenig wie mir der HNO vor ein paar Tagen was von einer otitis externa gesagt hat. Sollte ich mir die Ohrentropfen jetzt kaufen oder kann⁄sollte ich bis zum Montag auf die Meinung des HNO abwarten?

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Re: Fragen zur Mittelohrentzündung

von Cyberdoktor , 17.09.12 09:57
Hallo,

"vom Arzt zurück (ein normaler in der Notfallpraxis) . Dieser hat mir nun von einer otitis externa erzählt "
eine Otitis externa ist eine Entzündung (Infektion) im Bereich des äusseren Ohrs.
Typische Zeichen wären Rötung, Schwellung, Schmerzen. Der HNO Arzt kann das gewiss von einer Otitis media unterscheiden. Es ist aber möglich, dass sich zusätzlich im Einzelfall zusätzlich eine Otitis externa entwickelt, dann mit den oben genannten Anzeichen.

"Ohrentropfen für 17 Euro verschrieben."
normalerweise gilt bei Otitis media: keine Ohrentropfen ( Hans-Ulrich Comberg 2004, Essentials Allgemeinmedizin. Intensivkurs zur Weiterbildung, Seite 428 ). Im Zweifel mit einem Facharzt (HNO) reden.

"sowie Gingium empfohlen. "
keine Wirksamkeitsbelege in Studien.

"Eine Mittelohrentzündung hat er aber nicht erwähnt, genausowenig wie mir der HNO vor ein paar Tagen was von einer otitis externa gesagt hat."
da gilt doch wieder die alte Weisheit : zwei Ärzte - drei Meinungen.
Bevorzugter Ansprechpartner ist der HNO Arzt.

"Sollte ich mir die Ohrentropfen jetzt kaufen oder kann⁄sollte ich bis zum Montag auf die Meinung des HNO abwarten?"
kommt darauf an, welchen Arzt Sie als kompetenter einschätzen & wie Ihr Leidensdruck ist. Bei milden Symptomen kann man häufig abwarten.

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Re: Fragen zur Mittelohrentzündung

von Unbekannt , 30.09.12 21:00
Letzter Arztbesuch über ne Woche her, wo mir berichtet wurde, dass die Entzündung auskuriert ist. Doch: Das Piepsen ist nach wie vor da. Sollte ich Angst haben, dass das chronisch wird? Was soll ich dagegen tun? Meinem Arzt hatte ich das auch schon gesagt, der mir nur dazu geraten hat, das einfach zu ignorieren.

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Re: Fragen zur Mittelohrentzündung

von Cyberdoktor , 01.10.12 09:00
Hallo,

"wo mir berichtet wurde, dass die Entzündung auskuriert ist."
bestens, normaler Verlauf, war auch zu erwarten.

"Das Piepsen ist nach wie vor da. ... Meinem Arzt hatte ich das auch schon gesagt, der mir nur dazu geraten hat, das einfach zu ignorieren."
wenn der Arzt bei der Abschlussuntersuchung keine Erkrankungsanzeichen finden konnte, geht diese Empfehlung in Ordnung. Man muss dann einfach abwarten. Normalerweise lassen mit einer Entzündung im Zusammenhang stehende Geräusche früher oder später nach. Kann aber durchaus im Einzelfall Wochen bzw. Monate dauern. Mit dem Arzt vereinbaren, wann bei ausbleibender Besserung kontrolliert werden soll, z.B. nach einigen Monaten.

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