Liebe Netti,
"Mein Sohn 6 Jahre wurde im September 2009 die Nasenfistel entfernt."
Sie schreiben "die Nasenfistel", meinen Sie z.B. eine angeborene Nasenfistel (Nasenrückenfistel, bzw. eine sog. mediane Nasenfistel)? Es gibt im Nasenbereich diverse Fisteltypen.
Fisteln sind röhrenförmige Verbindungen zwischen Körperhöhlen und Hohlorganen untereinander oder mit Körperoberfläche, sie können angeboren sein, oder z.B. durch Entzündungen oder Verletzungen entstehen. Häufig kommt es im Fistelbereich zu Entzündungen (Ansammlung von abgestorbenen Gewebe, Detritus genannt, im Fistelbereich, Besiedlung mit Bakterien, Entzündung, Eiterbildung). In tiefen Gewebeschichten finden sich bei einer Fistel den Fistelgang auskleidendes Hautgewebe (Epithel), das normalerweise nicht an diesen Ort gehört (z.B. verhornende Hautzellen, auch Hautanhangsgebilde wie Haare). Somit ist verständlich, dass es nicht ausreicht, einfach die Fistelöffnung zu vernähen: der Ausgangsbereich ist nur die Spitze des Eisbergs, Epithelien der Fistelgänge können nicht zusammenwachsen.
Auch im Nasenbereich kommt es, wie gesagt, zu Fistelungen, das ist aber eine seltene Fistel-Unterart. Z.B. kann die Öffnung einer Fistel am Nasenrücken liegen (Nasenrückenfistel). Diese medianen (in der Mittellinie) gelegenen Nasenfisteln enstehen bereits im Mutterleib: Die Nase eines Embryos wird durch das Verschmelzen zweier Nasenfortsätze gebildet, die beiden Wülste legen sich mit ihren Mittelseiten aneinander, wird dieser Vorgang gestört, verbleibt in der Verschmelzungszone tief in der Nase Epithel (Hautreste), eine Fistel entsteht.
In einigen Fällen reicht die Nasenfistel tief bis unter das knöcherne Nasenskelett (Nasenbein) an die Schädelbasis, und endet erst in der Nähe der Hirnhäute. Am Ende eines tiefen Fistelganges findet sich oft eine zystenartige Aussackung (Zyste = mit Oberflächenzellen ausgekleideter Hohlraum)

Nasenfistel: der Fistelgang setzt sich vom der Öffung im Nasenrücken in eine zystenartige Aussackung unter das Nasenbein in Richtung Schädelbasis fort(rot markiert).
Mittels MRT, dem Einführen einer Sonde und Röntgenkontrastmittel kann die Länge der Fistel eingeschätzt werden. Die Darstellung aller Fistelgänge ist sehr wichtig, man muss versuchen, die Fistel bei der OP in einem Stück zu entfernen, zerschneidet man versehentlich Fistelbestandteile, ist das Risiko gross, dass Gewebereste zurückbleiben, es kommt zum Rezidiv (Rückfall).
"Im Dezember ging die Entzündung wieder los. Jetzt heißt es, von Seiten des Krankenhauses, es wurde nicht alles entfernt und muss im Mai wieder operiert werden."
leider kommt das bei Fisteln vor, es ist schwierig, alle am falschen Platz befindlichen Gewebereste zu entfernen, Fisteln sind oft kein einfacher Gang, sondern verzweigt, winzige Aussackungen sind für den Operateur evt. nicht zu sehen, die Ärzte wollen ausserdem nicht zu viel Gewebe entfernen und keine zu grossen Wunden erzeugen. Verbleiben dann Hautzellenansammlungen in tiefen Bindegewebsschichten, kann es wieder zu Symptomen kommen, man muss dann erneut operieren.
" Meine größte angst ist es, dass man da auch nicht alles erwischt."
es gibt leider keine absolute Sicherheit. Wir reden von winzigen Gewebeinseln in einem sehr eingeengten Operationsgebiet.
" Ich bin sehr verunsichert es noch einmal machen zulassen. Gibt es für uns alternativen?"
vermutlich nicht, lassen Sie sich gründlich beraten und holen im Zweifel eine zweite Meinung in einer weiteren Klinik ein. Dies ist eine äusserst spezielle Problematik, es wäre völlig unseriös, wenn wir uns aus der Ferne einmischen würden, in einer grösseren Klinik (Uni) sollte man aber auch mit so seltenen Krankheiten genug Erfahrung haben, man kann normalerweise ohne Bedenken den Empfehlungen der Klinikärzte folgen (eine gute Beratung und Aufklärung vorausgesetzt). Das es zu einem Rezidiv gekommen ist, kann leider auch ganz ohne Fehler seitens der Ärzte vorkommen, Nasenfisteln sind hartnäckig und die OP ist eher schwierig.
Sie können uns hier gern nähre Informationen zum Befund schreiben, bzw. über den weiteren Verlauf berichten. Evt. melden sich ja auch andere Betroffene und es kommt zu einem Erfahrungsaustausch.
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Ihr Cyberdoktor-Team
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