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Kinderheilkunde

Nasenfistel

von Netti33 , 27.01.10 10:19
Mein Sohn 6 Jahre wurde im September 2009 die Nasenfistel entfernt. Im Dezember ging die Entzündung wieder los. Jetzt heißt es, von Seiten des Krankenhauses, es wurde nicht alles entfernt und muss im Mai wieder operiert werden. Ich bin sehr verunsichert es noch einmal machen zulassen. Meine größte angst ist es, dass man da auch nicht alles erwischt. Er war vor der ersten OP auch zum MRT und es hieß es sei nur Oberflächlich, auch der Arzt war mit der OP sehr zufrieden. Gibt es für uns alternativen? Was soll ich tun? Danke LG Netti

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Re: Nasenfistel

von Cyberdoktor , 27.01.10 12:32
Liebe Netti,

"Mein Sohn 6 Jahre wurde im September 2009 die Nasenfistel entfernt."
Sie schreiben "die Nasenfistel", meinen Sie z.B. eine angeborene Nasenfistel (Nasenrückenfistel, bzw. eine sog. mediane Nasenfistel)? Es gibt im Nasenbereich diverse Fisteltypen.

Fisteln sind röhrenförmige Verbindungen zwischen Körperhöhlen und Hohlorganen untereinander oder mit Körperoberfläche, sie können angeboren sein, oder z.B. durch Entzündungen oder Verletzungen entstehen. Häufig kommt es im Fistelbereich zu Entzündungen (Ansammlung von abgestorbenen Gewebe, Detritus genannt, im Fistelbereich, Besiedlung mit Bakterien, Entzündung, Eiterbildung). In tiefen Gewebeschichten finden sich bei einer Fistel den Fistelgang auskleidendes Hautgewebe (Epithel), das normalerweise nicht an diesen Ort gehört (z.B. verhornende Hautzellen, auch Hautanhangsgebilde wie Haare). Somit ist verständlich, dass es nicht ausreicht, einfach die Fistelöffnung zu vernähen: der Ausgangsbereich ist nur die Spitze des Eisbergs, Epithelien der Fistelgänge können nicht zusammenwachsen.

Auch im Nasenbereich kommt es, wie gesagt, zu Fistelungen, das ist aber eine seltene Fistel-Unterart. Z.B. kann die Öffnung einer Fistel am Nasenrücken liegen (Nasenrückenfistel). Diese medianen (in der Mittellinie) gelegenen Nasenfisteln enstehen bereits im Mutterleib: Die Nase eines Embryos wird durch das Verschmelzen zweier Nasenfortsätze gebildet, die beiden Wülste legen sich mit ihren Mittelseiten aneinander, wird dieser Vorgang gestört, verbleibt in der Verschmelzungszone tief in der Nase Epithel (Hautreste), eine Fistel entsteht.

In einigen Fällen reicht die Nasenfistel tief bis unter das knöcherne Nasenskelett (Nasenbein) an die Schädelbasis, und endet erst in der Nähe der Hirnhäute. Am Ende eines tiefen Fistelganges findet sich oft eine zystenartige Aussackung (Zyste = mit Oberflächenzellen ausgekleideter Hohlraum)


nasenfistel
Nasenfistel: der Fistelgang setzt sich vom der Öffung im Nasenrücken in eine zystenartige Aussackung unter das Nasenbein in Richtung Schädelbasis fort(rot markiert).



Mittels MRT, dem Einführen einer Sonde und Röntgenkontrastmittel kann die Länge der Fistel eingeschätzt werden. Die Darstellung aller Fistelgänge ist sehr wichtig, man muss versuchen, die Fistel bei der OP in einem Stück zu entfernen, zerschneidet man versehentlich Fistelbestandteile, ist das Risiko gross, dass Gewebereste zurückbleiben, es kommt zum Rezidiv (Rückfall).

"Im Dezember ging die Entzündung wieder los. Jetzt heißt es, von Seiten des Krankenhauses, es wurde nicht alles entfernt und muss im Mai wieder operiert werden."
leider kommt das bei Fisteln vor, es ist schwierig, alle am falschen Platz befindlichen Gewebereste zu entfernen, Fisteln sind oft kein einfacher Gang, sondern verzweigt, winzige Aussackungen sind für den Operateur evt. nicht zu sehen, die Ärzte wollen ausserdem nicht zu viel Gewebe entfernen und keine zu grossen Wunden erzeugen. Verbleiben dann Hautzellenansammlungen in tiefen Bindegewebsschichten, kann es wieder zu Symptomen kommen, man muss dann erneut operieren.

" Meine größte angst ist es, dass man da auch nicht alles erwischt."
es gibt leider keine absolute Sicherheit. Wir reden von winzigen Gewebeinseln in einem sehr eingeengten Operationsgebiet.

" Ich bin sehr verunsichert es noch einmal machen zulassen. Gibt es für uns alternativen?"
vermutlich nicht, lassen Sie sich gründlich beraten und holen im Zweifel eine zweite Meinung in einer weiteren Klinik ein. Dies ist eine äusserst spezielle Problematik, es wäre völlig unseriös, wenn wir uns aus der Ferne einmischen würden, in einer grösseren Klinik (Uni) sollte man aber auch mit so seltenen Krankheiten genug Erfahrung haben, man kann normalerweise ohne Bedenken den Empfehlungen der Klinikärzte folgen (eine gute Beratung und Aufklärung vorausgesetzt). Das es zu einem Rezidiv gekommen ist, kann leider auch ganz ohne Fehler seitens der Ärzte vorkommen, Nasenfisteln sind hartnäckig und die OP ist eher schwierig.

Sie können uns hier gern nähre Informationen zum Befund schreiben, bzw. über den weiteren Verlauf berichten. Evt. melden sich ja auch andere Betroffene und es kommt zu einem Erfahrungsaustausch.

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Nasenfistel

von Netti33 , 07.02.10 10:57
Vielen Dank für die Antwort, hatte es leider nicht gleich gefunden. Ich war letzte Woche wieder mit meinem Sohn beim HNO Arzt, da sich die Fistel nach einer Woche ohne Antibiotika wieder entzündet hat. Jetzt soll die OP eher als Mai stattfinden. Wenn im Forum jemand Erfahrungen mit einer Medianen Angeborenen Nasenfistel hat würde mich das sehr interessieren. Vielen Dank. LG Netti

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Re: Nasenfistel

von Cyberdoktor , 07.02.10 12:44
Hallo,

"Ich war letzte Woche wieder mit meinem Sohn beim HNO Arzt, da sich die Fistel nach einer Woche ohne Antibiotika wieder entzündet hat."
leider kommt das vor. In den Fistel-Gängen (bzw. oder -Resten) befindet sich Detritus (z.B. abgestorbenes Gewebe, Sekrete), Bakterien finden somit eine gute Ernährungsgrundlage und es kommt zu einer Entzündung. Mittels Antibiotika lassen sich die Bakterien zwar in Schach halten, setzt man das Mittel ab, kommt es früher oder später zu einer erneuten Entzündung, da der Nachschub an Bakterien-Futter in der Fistel unvermindert gegeben ist.

"Jetzt soll die OP eher als Mai stattfinden."
eine OP hinauszuzögern macht normalerweise keinen Sinn, eine derartige Fistel wächst in der Regel nicht von selbst zu.

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Nasenfistel

von Caro P. , 08.07.10 23:49
Hallo zusammen,

bin über den aufklärenden Beitrag des Cyberdoktor Teams sehr dankbar, denn jetzt bin ich mir sicher, dass ich auch eine Nasenfistel oder -zyste habe. Hatte in der Kindheit und Jugend immer nur eine kleine Wölbung ohne Öffnung oder Rötung auf dem Nasenrücken und habe mir Nichts dabei gedacht. Nun bin ich fast 30 und vor knapp einem Jahr entdeckte ich eine sehr kleine Öffnung auf dem Nasenrücken und die Symptome wie weisses Sekret oder dünne Häärchen kamen dann auch noch hinzu und die Öffnung wird auch immer größer. Mein Hausarzt
Internist) war ratlos und schickte mich zum HNO-Arzt, welcher auch nicht wusste was das sein könnte und mich zur Hautärztin überwies. Heute war ich bei dieser und sie diagnostizierte Mitesser, welche sich durch die Haut gefressen und zu einer Zyste entwickelt haben. Als Therapie soll das Stückhaut einfach entfernt und zugenäht werden. Da mir diese Diagnose äußerst komisch und auch inkompetent vorkam, habe ich dank Google unter anderem diesen Beitrag im Internet gefunden und bin sehr froh darüber. Das gibt mir schon zu denken, dass 3 Ärzte keine richtige Diagnose stellen können und ich nur im Internet die richtigen Informationen bekomme. Damit ich nicht wieder an den falschen bzw. unwissenden Arzt gelange, würde ich gerne wissen, ob Sie einen fachkundigen HNO-Arzt im Rhein-Main Gebiet kennen, zu dem ich mit meiner Selbstdiagnose gehen kann?

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Re: Nasenfistel

von Cyberdoktor , 09.07.10 11:19
Hallo,

"Hatte in der Kindheit und Jugend immer nur eine kleine Wölbung ohne Öffnung oder Rötung auf dem Nasenrücken und habe mir Nichts dabei gedacht. "
tritt eine Schwellung oder Rötung immer wieder exakt an der gleichen Stelle (z.B. Nasenrücken oder Steissbein) auf, ist auf jeden Fall die Kontrolle durch den Arzt angesagt.

"ich fast 30 und vor knapp einem Jahr entdeckte ich eine sehr kleine Öffnung auf dem Nasenrücken und die Symptome wie weisses Sekret oder dünne Häärchen kamen dann auch noch hinzu und die Öffnung wird auch immer größer... und mich zur Hautärztin überwies. "
das waren gewiss gute Gründe für den Arztbesuch.

"Heute war ich bei dieser und sie diagnostizierte Mitesser, welche sich durch die Haut gefressen und zu einer Zyste entwickelt haben."
durch einen Sekretstau (Mitesser) oder im Rahmen von Entzündungen können sich in der Tat ebenfalls Hohlräume (Zysten) bilden.

"Als Therapie soll das Stückhaut einfach entfernt und zugenäht werden. "
wäre nur bei einer einfachen Zyste möglich. Bei Nasenfisteln, die weit in die Tiefe reichen, muss man unbedingt alle Fistelbestandteile entfernen, siehe unsere ausführlichen Beiträge oben in diesem Themenblock.

"anderem diesen Beitrag im Internet gefunden und bin sehr froh darüber. Das gibt mir schon zu denken, dass 3 Ärzte keine richtige Diagnose stellen können"
es ist noch nicht sicher, dass auch bei Ihnen eine Nasenfistel vorliegt.

"nicht wieder an den falschen bzw. unwissenden Arzt gelange, würde ich gerne wissen, ob Sie einen fachkundigen HNO-Arzt im Rhein-Main Gebiet kennen, zu dem ich mit meiner Selbstdiagnose gehen kann?"
in einer Haut- bzw. HNO-Klinik (Uni) sind Sie vermutlich auf der sicheren Seite. Berichten Sie uns bitte über den weiteren Verlauf.

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Re: Nasenfistel

von illusion , 07.05.11 18:49
Hallo,

ich bin zwar kein Kind mehr, aber ich habe auch eine Nasenfistel. Diese war mehrmals in meinem Leben entzündet. Nun ist es swoeit gekommen, dass sich mit dem Abklingen der Entzündung eine große Gewschulst an der Nase gebildet hat. Diese tut nicht weh, denncoh ist meine Nasenatmung beschwert. Zweimal war ich schon im OP zu einer sogenannten Entlastungs-OP. Beide wurde kurz vorher abgebrochen, weil die AÄrtze sich noch Beratschalgen wollten und nicht blind drauf losschneiden wollten. Nun soll ein MRT gemacht werden und ich wurde entlassen. Nächste Woche wieder Einweisung ins Krankenahaus. Sollte man eigentlich so etwas an einer großen Klinik mit Erfahrung in solchen Dingen machen? Ich wohne in einer Stadt mit 250.000 Einwohnern und bin dort im städtischen Klinikum. Bitte um Hilfe. Bin 35 Jahre und im Entallsungsbrief steht drin:

J34.8 V.a. Meningocele DD Nasenfistel.

So wie es scheint geht die Fistel in den Kopf. Wie weit wissen die Ärtze nicht. Bitte um Hilfe.

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Re: Nasenfistel

von Caro P. , 13.02.12 10:58
So, da bin ich wieder. War nochmal bei einem HNO Arzt in Eschborn, aber auch er war hilflos und hat mich an die plast. Chirurgie zwecks Vernähen verwiesen und es würden ca 300-500EUR Kosten auf mich zu kommen. Da mich dies noch skeptischer gemacht hat,habe ich weiter gesucht und habe endlich einen kompetenten HNO Arzt gefunden :) Nämlich den Oberarzt des Bereichs HNO Medizin in der Uniklinik Frankfurt. War letzte Woche da und er kam rein und wusste gleich die Diagnose: mediane Nasenfistel
Therapie: Erst MRT, dann Besprechnung und dann Entfernung per OP.
Über die Diagnosen seiner Vorgänger war er erstaunt, denn mit einfach zu Nähen ist keinem geholfen. Kann dadurch eher schlimmer werden. Also an alle Mitleidenden: Lasst euch am besten auch eine Überweisung für eine ortsansässige HNO Fachklinik geben

PS: In der Kindheit und Jugend wurde ich deswegen nicht behandelt, da damals diagnostiziert wurde, dass es nur ein Stück Knorpel unter der Haut ist. Hat sich auch so angefühlt und eine Öffnung war damals nicht zu sehen.

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Nasenfistel, erneute Operation

von Netti38 , 09.10.12 20:53
Hallo,
ich hatte damals über meinen Sohn geschrieben. Mittlerweile ist er neun und hatte zwei Operationen hinter sich. Leider ist er seine Fistel immer noch nicht los. Waren heute erst wieder beim HNO Arzt. Es gibt keine alternativen als eine OP aber eben auch wenige Ärzte mit Erfahrungen in dem Bereich. Ich bin etwas Hilflos da die Angst sehr groß ist das man wieder nicht alles erwischt. Mein Sohn kommt jetzt in ein Alter wo gutes Aussehen wichtig ist und die Nase ist sehr störend für ihn zumal er immer gefragt wird ob er auf die Nase gefallen ist.

Wie findet man eine kompetente Hilfe bei diesem Thema?

LG Netti

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Re: Nasenfistel, erneute Operation

von Cyberdoktor , 10.10.12 12:01
Liebe Netti,

"zwei Operationen hinter sich. Leider ist er seine Fistel immer noch nicht los."
kommt leider vor, die Entfernung von allen Geweberesten ist in diesem beengten Arbeitsgebiet wie gesagt schwierig.

"er immer gefragt wird ob er auf die Nase gefallen ist."
in der Praxis sieht man bei vielen aktiven Jungs an prominenten Stellen wie Kinn, Nase und Stirn teils recht eindrucksvolle Narben von Freizeit-Blessuren, der Sohnemann kann Fragen also recht einfach abbügeln.

"Wie findet man eine kompetente Hilfe bei diesem Thema?"
es bleibt den Betroffenen eigentlich nur der Gang in eine möglichst grosse Klinik (Uni), da dort die Wahrscheinlichkeit am grössten ist, dass die behandelnden Ärzte ausreichend viele Patienten mit diesem Problem sehen und Erfahrungen sammeln konnten. Leider gibt es auch dann keine Garantie, dass nicht im Einzelfall erneute Ops notwendig werden.

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