Hallo,
"Nein, das kann nicht stimmen. Ich wäre ja absolut zufrieden, wenn 60% grösser und 30% kleiner als ich sind."
wir schrieben "ca." ausserdem wären, wenn man 30% zugrunde legt, nicht 60, sondern 70% grösser. Seinerzeit haben wir übrigens einen Wert von knapp über 25% aufgerundet.
Zur Klarstellung: die Wachstumskurven sind zwar genauer als Formeln, die Eltern-Grössen berücksichtigen, liefern aber auch nur Anhaltspunkte, wir verwenden hier aktuelle internationale Kurven der WHO (Weltgesundheitsorganisation) oder amerikanischer Behörden (NCHS, die USA sind gewiss kein Land kleinwüchsiger Menschen, wir haben selbstverständlich keine speziell für ethnische Minderheiten wie südamerikanische Einwanderer erstellten Kurven eingesetzt), hier z.B. die aktuellen 2007er Kurven der WHO:
Wachstumskurve Jungen (WHO, 2007).
Bild: WHO
Trägt man dort 172 cm für 17 Jahre ein, ergibt sich eine völlig normale Körpergrösse (zwischen der 15. und 50. Perzentile).
Man darf die WHO Kurven durchaus als Anhaltspunkte nehmen, die WHO hat die Daten aus mehreren Ländern (z.B. Norwegen, USA, Brasilien) zusammengeführt und keine dramatischen länderspezifischen Unterschiede feststellen können ("WHO Child Growth Standards based on length/height, weight and age", Acta Paediatrica, 2006; Suppl 450: 76-85). Die WHO sagt klipp und klar: "The WHO Child Growth Standards depict normal growth under optimal environmental conditions and can
be used to assess children everywhere, regardless of ethnicity, socio-economic status and type of feeding", grob übersetzt etwa: "die WHO Wachstums-Standards sagen das normale Wachstum unter optimalen Umweltbedingungen voraus und können eingesetzt werden, um Kinder überall zu beurteilen, unabhängig von Herkunft, sozio-ökonomischem Status oder Ernährungsgewohnheiten". Als Erklärung für länderspezifische Grössenabweichungen in anderen Studien werden z.B. Fehler bei der Auswahl der Teilnehmer angeführt,
Durch die Integration diverser Länderdaten und hohe Teilnehmerzahlen, darf man die WHO Kurven als sehr verlässlich ansehen, da spielt es auch keine Rolle, dass bei einem direkten Vergleich Deutschland - USA gemäss einiger Studien im Schnitt ca. 2cm mehr als in den USA möglich sind, siehe "The mysterious trend in American heights in the 20th century.", Komlos J, Lauderdale BE., Ann Hum Biol. 2007 Mar-Apr;34(2):206-15). Dazu passt auch, dass in einer aktuellen Erhebung (Sozio-oekonomisches Panel, SOEP, 2006) ca. 20% der deutschen Männer eine Grösse von 170-174 cm hatten. Sogar, wenn man Zahlen aus rein deutschen Untersuchungen (dann aber anders als die WHO Untersuchungen mit eher kleinen Stichproben) zugrunde legt, liegt eine Grösse von 172 cm für Siebzehnjährige noch im Normbereich von 10-20%.
" Aber ich hab mich mal darauf geachtet und in Wirklichkeit sind schätzungsweise so 5% oder eher noch weniger Prozent kleiner als ich. Ich sehe nur extrem selten Männer, die kleiner als ich sind."
für 172 cm definitiv falsch. Eine persönliche Beobachtung ersetzt keine umfangreiche Statistik aus wissenschaftlichen Studien mit tausenden von Teilnehmern, je nach verwendetem Zahlenmaterial (WHO, oder kleinere deutsche Studien) liegt man mit dieser Grösse bei 10-25%. Also im Bereich der Normgrössen (zu denen auf jeden Fall 95% aller Grössen gezählt werden). Wir werden auch nicht müde, zu betonen, dass man den Wachstumskurvenverlauf beurteilen muss, nicht nur eine Einzelwert-Momentaufnahme, im Zweifel muss der Arzt grenzwertige Kurven mit weiteren Untersuchungsergebnissen (z.B. Röntgenbilder) ergänzen.
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Beste Grüsse
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