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Dermatologie

Infektion im Genitalbereich

von Unbekannt , 02.03.01 20:10
Sehr geehrtes Cyberdoktor- Team,

ich (23 J.) leide seit einiger Zeit (seit 11/2000) an einer Scheidenentzündung. Sehr oft war ich schon bei meinem Frauenarzt, da dies nie richtig weggegangen ist. Anfang hat es immer stark gejuckt, gebrannt und war auch rötlich. Mehrmals wurden auch Abstriche gemacht, erst waren es Pilze, später dann Bakterien. Jedenfalls verschrieb der Frauenarzt mir Antibiotika und verschiedene Cremes ( wie Azutrimazol+ Scheidenzäpfchen, Clotrimazol, Nystatin, Lotricomb) und auch Badezusatz mit Gerbstoffen. Noch immer war die Entzündung nicht viel besser. Danach wurde ich zum Dermatologen überwiesen. Er verschrieb mir Kapseln (gegen Pilzerkrankungen) und Batrafen- Creme noch immer ist es nicht weg. Es ist rötlich, glänzend und wenn ich anfasse tut es weh nur das starke jucken ist nicht mehr vorhanden.

Nun meine Frage können Sie mir einen Rat geben was es sein könnte, was ich noch machen kann und ob es auch wieder vollständig weg geht. Vielen Dank!

Mit freundlichen Grüßen Peggy

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Re: Infektion im Genitalbereich

von Cyberdoktor , 03.03.01 06:39
Liebe Cyberdoktor-Nutzerin,

die Ursache Ihrer Beschwerden (druckschmerhafte Rötung) wird a.e., wie in den vorangegangenen Untersuchungen durch Abstriche bestätigt auf bakterielle und pilzbedingte Entzündungen zurückzuführen sein. Grundsätzlich ist bei hartnäckigen, bzw. immer wiederkehrenden Infektionen die Frage nach deren Ursache zu stellen.

Hier ein Auszug aus einer unserer Antworten zum Thema Vaginalinfektionen:

Zu den häufigsten Ursachen, die Pilz-, auch Bakterielle Infektionen begünstigen können, gehören Veränderungen des Hormonspiegels, z.B. durch Schwangerschaft, Einnahme der Antibabypille, Menstruation oder Wechseljahre; Einnahme von Antibiotika oder Cortisonpräparaten; Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus; Schädigung des natürlichen Scheidenmilieus, durch Seifen/Shampoos, bzw. eine übertriebene Intimhygiene; ein hoher Zuckerkonsum; enge Unterwäsche aus synthetischen Materialien und eine feuchte Umgebung, z.B. durch einen nassen Badeanzug.

In Anbetracht der bisherigen Therapiemaßnahmen sollte der Status Ihrer Geschlechtshormone überprüft werden. Zusätzlich empfiehlt sich eine zumindest eine nochmalige lokale Anti-Pilz-Therapie (Salben/Zäpfchen/Schaum), ggf. auch eine systemische Therapie (Tabletten). Im beschwerdefreien Intervall empfiehlt sich der lokale Einsatz von milchsäureproduzierenden Bakterien enthaltenden Präparaten, unter dem Ziel das natürliche Scheidenmilieu wiederherzustellen. Denn eine Änderung des Scheidenmilieus (Wechsel vom sauren in den alkalischen Bereich) ermöglicht die Ansiedlung von Bakterien und Pilzen. Eine ähnliche Maßnahme wurde bei Ihnen über die intramuskuläre Injektion von Milchsäurebakterien versucht.

Neben den von Ihnen beachteten Ernährungsempfehlungen (wenig Zucker, ballaststoffreiche Ernährung), bleibt insbesondere der Ratschlag übertriebene Hygienemaßnahmen zu vermeiden, Unterwäsche aus Baumwolle zu tragen und diese mindestens täglich zu wechseln.

Als "natürliche" Therapiemethode wird immer wieder empfohlen einen mit Naturjoghurt bestrichenen Tampon einzuführen und für drei-vier Stunden in der Scheide zu belassen. Die im Joghurt enthaltenen Milchsäurebakterien sollen die Regeneration der natürlichen Pilz-Bakterien-Flora unterstützen.

Es spricht einiges dagegen: Erstens ist das wenig natürlich, normalerweise gelangen Nahrungsmittel ja eher nicht in die Scheide, zweitens sind Stoffe, die man ohne Probleme in den eher robusten Magen-Darmtrakt aufnehmen kann, noch nicht automatisch auch für die Vagina geeignet. Drittens: ein Joghurtbecher unterliegt nicht den gleichen strengen Produktions- und Aufbewahrungsrichtlinien wie Arzneimittel. Verunreinigungen oder Kühlkettenunterbrechungen sind möglich, ein Discounter-Mitarbeiter dürfte bei Lagerung definitiv nicht so gewissenhaft sein wie ein Apotheker. Im Joghurt können sich andere unerwünschte Keime, chemische Zusätze oder Konservierungsmittel finden. Es wird auch diskutiert, dass die Joghurttamponmethode die Scheide austrocknen könnte.

Wir halten davon nichts, es gibt unseres Wissens keinen ausreichenden Beleg für eine Wirksamkeit in Studien.

Auch ist der Nutzen von Milchsäurebakterienpräparaten generell umstritten, egal ob im Joghurt oder Medikamenten, eine aktuelle Studie hat keinen positiven Effekt festgestellt ("Effect of lactobacillus in preventing post-antibiotic vulvovaginal candidiasis: a randomised controlled trial.", BMJ. 2004 Sep 4;329[7465]:548. Epub 2004 Aug 27.)

In Abhängigkeit vom Hormonstatus kann auch die Anwendung einer Östrogensalbe helfen das natürliche Scheidenmilieu wieder herzustellen.

Auch der Sexualpartner sollte ggf. in die Diagnostik und Therapie mit einbezogen werden.

Sprechen Sie Ihren Frauenarzt, oder auch den Hautarzt auf entsprechende Therapiemaßnahmen an.

Alles Gute wünscht
Ihr Cyberdoktor-Team

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Re: Infektion im Genitalbereich

von Unbekannt , 27.03.01 23:04
Ich hab zu ihren Angaben, sehr geehrtes cyberdoktor- team, eine Frage. Ich bin männlich, knappe 16 Jahre und habe an meiner Vorhaut irgendeine Erkrankung, die ich leider nicht genau definieren kann. Ich versuche es einmal: wenn ich meine Vorhaut vollkommen zurückziehe, erkenne ich ganz am Ende der Vorhaut, also zum Bauch hin, nicht zur Eichel, wenn ich die Haut zudem straff ziehe, zu zich, wie kleine unter der Haut zitzende gelblich scheinende Bläschen. Ich habe dieses Problem nun schon seit einiger Zeit, allerdings hat nie etwas gejuckt oder wehgetan, etwa ein halbes Jahr schätze ich beobachte ich dies, und die Bläschen, die eigentlich auch doch keine sind, haben sich von der Unterseite der Vorhaut auf die obere, die daraufschauende Seite, vermehrt. Seit 2 Tagen kommt es mir nun vor, als würde es ab und zu ein wenig jucken, allerdings benutze ich auch ein neues Duschgel seit dieser Zeit. Ich habe mich auch vor etwas einem Mnat dazu aufgerumpelt meinen Hausarzt bei einer anderen Untersuchung darauf anzusprechen. Dieser hat sich meine Vorhaut jedoch nicht genau angeguckt und sagte: Nee, du, da is nichts, das haben wir alle!
Ich schätze aber, dass da doch was ist!
Jetzt meine eigentliche Frage: Sie antworteten auf diese junge Frau, dass sie nicht überhygienisch werden sollte, ich dachte, gerade bei bakteriellen oder Pilz- Infektionen sollte auf strengste Sauberkeit geachtet werden. Deshalb wasche ich meine Vorhaut speziell jeden Tag einige Male mit Duschgel oder nur klarem Wasser, ist das nicht gut??? Funktioniert die Methode mit dem Joghurt auch bei Jungen????
Zur Information: eigentlich ernähre ich mich sehr gut, abwechselnd und regelmäßig nehme ich Kohlenhydrate, Eiweiße zu mir. Ich hatte früher eine sehr leichte Phimose, die sich aber schon sehr früh gelegt hat, kann diese mit den Symptomen zusammenhängen?
Wo kriege ich vielleicht einige Bilder im WWW über Pilz und bakterielle Infektionenum zu vergleichen???
Ich wäre ihnen für Antworten, Räte und Informationen sehr Dankbar!
Viele Grüße

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Re: Infektion im Genitalbereich

von Cyberdoktor , 28.03.01 01:27
Lieber Cyberdoktor-Nutzer,

sie dürfen nicht Bananen mit Äpfeln vergleichen, was für den einen gut ist, kann dem anderen schaden. Zum Verständnis: Frauen haben in ihrer Scheide eine gesunde (!) Flora, wenn genügend Döderlein-Bakterien (Milchsäure-Bakterien, gibt´s auch im Joghurt) vorhanden sind, die das Scheidenmilieu schön sauer halten, damit sich keine anderen (krankmachenden) Keime darin vermehren können. Um das Scheidenmilieu nicht durcheinander zu bringen, sollen Frauen keine Scheidenspülungen etc. durchführen. Den äußeren Scheidenbereich und die Schamlippen dürfen und sollen sie natürlich waschen, genauso wie den übrigen Körper auch.

Bei den Männern ist die Situation etwas anders. Es gibt kein "Vorhautmilieu" o.ä. daher würden sich hier auch keine Joghurtauflagen positiv auswirken. Morgens und abends gründlich (evtl. mit etwas mildem Duschgel, muss aber gar nicht unbedingt sein) waschen, damit die abgeschilferte Haut der Vorhaut und der Eichel (med. Smegma) entfernt wird, ist völlig ausreichend.

Zu Ihren Hauterscheinungen: am ehesten kann man davon ausgehen, dass es sich dabei um kleine Talgdrüsenvergrößerungen oder sogenannte "Hornzipfelchen" handelt, welche einen Normalbefund darstellen. Eine Untersuchung durch einen Arzt (Dermatologe oder Urologe) wäre hier jedoch zur Klärung (und zur Beruhigung) sinnvoll.

Alles Gute wünscht
Ihr Cyberdoktor-Team

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Re: Infektion im Genitalbereich

von Unbekannt , 28.03.01 03:40
Vielen Dank, sie haben mir damit sehr geholfen, das mit den Talgdrüsenvergrößerungen könnte schon hinkommen, da mein Arzt ja auch meinte, das wir das alle haben. Aber wenn das so ist, warum sind diese Talgdrüsen nur am obersten Ende der Vorhaut, wozu dienen sie und wieso bekommt man(n) die?
Von Hornzipfelchen habe ich bis jetzt ebenfalls nur am Eichelrand gehört, gibt es diese auch an der Vorhaut?
Ich wäre ihnen für weitere Antworten sehr dankbar!
Viele Grüße!

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Re: Infektion im Genitalbereich

von Cyberdoktor , 28.03.01 20:42
Hallo,

Talgdrüsen enthalten, wie der Name schon sagt, Talg (Fett) und "schmieren" den Genitalbereich etwas, häufig kommt es in der Pubertät zu einer Vergrößerung der Talgdrüsen auch an anderen Körperteilen (Einfluss der Geschlechtshormone?).

Warum sie da sind? Entwicklungsgeschichtlich können wir das auch nicht erklären, wahrscheinlich haben sie einen Vorteil, sonst hätten sie sich in der Evolution wohl nicht durchgesetzt.

Hornzipfelchen befinden sich meist am Eichelrand, in seltenen Fällen können sie auch an der gesamten Eichel oder Vorhaut auftreten.

Alles Gute,
Ihr Cyberdoktor-Team

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