Liebe Sarah,
"und seit ca. 2 wochen bekomme ich sie nicht mehr"
ein einzelner Zyklus ohne Periode ist zunächst kein Grund zur Panik.
Der natürliche Zyklus zeigt eine Vielzahl von exakt aufeinander abgestimmten, zu bestimmten Zeitpunkten ablaufenden Vorgängen und zyklischen Änderungen der Hormonproduktion, da sind Störungen leicht möglich.
Zyklusunregelmässigkeiten mit Zwischen- oder Schmierblutungen, einer zu frühen, verspäteten, verkürzten, abgeschwächten, verlängerten oder ausbleibenden Periode kommen häufig vor. Meist liegt die Ursache in einer harmlosen kurzfristigen hormonellen Fehlsteuerung. Auslöser dieser Fehlsteuerung können z.B. exzessiver Sport, Belastungen durch Krankheiten, Stress, Medikamentenwechselwirkungen (vor allem Psychopharmaka, blutdrucksenkende Medikamente und Hormonpräparate, z.B. „Pille“) sowie starke Gewichtsveränderungen sein. Bei länger anhaltenden Störungen kommen auch eine vermehrte Bildung von Prolaktin (Hormon zur Milchbildung), Androgenen (männliche Sexualhormon), ebenso wie organische Ursachen (z.B. Fehlfunktionen der Nebennieren oder der Schilddrüse) in Frage.
"... schwanger kann ich nicht sein ... ich habe 2 tests gemacht und beide waren negativ ..."
Bleibt die Periode aus, ist - Geschlechtsverkehr vorausgesetzt - stets ein Schwangerschaftstest sinnvoll (vorzugsweise nicht zu früh, sondern, wenn die Periode ein oder zwei Wochen ausbleibt).
Die meisten Schwangerschaftstests können am ersten Tag nach Ausbleiben der Menstruation eingesetzt werden (bzw. bei Pilleneinnahme zum Zeitpunkt der Pillenpause), um das schwangerschaftstypische Hormon HCG im Urin nachzuweisen, bei negativem Ergebnis ist ein weiterer Test eine bzw. zwei Wochen später sehr sinnvoll. Die Hersteller geben zwar oft eine Zuverlässigkeit von 95% an, es gibt aber Studien, in denen die Tests deutlich unzuverlässiger waren (Accuracy of consumer performed in-home tests for early pregnancy detection., Am J Public Health. 1986 May;76(5):512-4. ). Der Bluttest beim Frauenarzt ist dagegen in der Lage eine Schwangerschaft sehr sicher festzustellen und die beste Wahl.
"warum bleibt meine periode aus ?"
wenn das ein einzelnes Ereignis ist, und die nächste Periode wieder kommt, lässt sich vermutlich keine Ursache finden, der Zyklus darf durchaus einmal gestört sein.
"sollte ich zum arzt gehen?"
Eine ein oder zweimal ausbleibende Blutung in Abwesenheit weiterer Symptome ist nicht ungewöhnlich, daher spricht man auch erst ab 6 Monaten ohne Periode von einer sekundären Amenorrhö. Wenn auch die nächste Blutung ausbleibt, raten wir zu einem Kontrollbesuch beim Frauenarzt, für Sie gibt es aber angesichts Ihres Lebensalters unabhängig von der Zyklusstörung einen anderen guten Grund, einen Frauenarzt aufzusuchen:
Lassen sich gegen Papillomaviren impfen! Sie können damit sehr sicher ausschliessen, das Sie später einmal an Feigwarzen oder Gebärmutterhalskrebs erkranken werden. Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) ist eine häufige Krankheit, im Jahr werden etwa 6.500 neue Fälle diagnostiziert. Das Zervixkarzinom ist nach Brustkrebs die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache bei Frauen zwischen 15 und 44 Jahren.
Der Impfstoff gegen Papillomaviren hat bereits in diversen mehrjährigen Studien bei mehr als 20.000 Frauen seine Wirkung unter Beweis gestellt, siehe z.B. "High sustained efficacy of a prophylactic quadrivalent human papillomavirus types 6/11/16/18 L1 virus-like particle vaccine through 5 years of follow-up.", Br J Cancer. 2006 Dec 4;95(11):1459-66. Epub 2006 Nov 21.
Daher hat sich z.B. Österreich entschieden, die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs in den nationalen Impfkalender aufzunehmen, auch übernehmen mehrere Krankenkassen in Deutschland bereits die Kosten.
HPV Infektionen sind sehr häufig, in einigen Studien finden sich bei 20% der Patientinnen HPV ("Prävalenz genitaler HPV- und Chlamydia-trachomatis-Infektionen in der weiblichen Bevölkerung Berlins", InfFo II/97).
Meist verursachen die Papillomavirus-Untertypen HPV 6 und 11 die sogenannten Condylomata accuminata (Feigwarzen oder Kondylome) im Genital und Analbereich. HPV (Human-Papilloma-Virus) Infektionen des Genitaltraktes gelten heute als die häufigsten, sexuell übertragenen Viruskrankheiten. Statistisch ist etwa ein Prozent der sexuell aktiven Erwachsenen zwischen 15 und 49 Jahren von den warzenartigen Veränderungen im Anogenitalbereich betroffen.
Papillomavirus: elektronenmikroskopische Aufnahme.
Bild: NCI
HP-Viren gelangen über Mikroverletzungen in die Haut, ihre Übertragung erfolgt insbesondere über Geschlechtsverkehr (aber nicht nur). Als besondere Risikofaktoren für eine Infektion mit dem humanen Papillomavirus gelten dementsprechend häufig wechselnde Sexualpartner, zusätzliche Infektionen mit sexuell übertragbaren Erregern sowie Begleiterkrankungen wie z.B. eine Balanitis (Eichelentzündung), eine Phimose, eine Urethritis (Harnröhrenentzündung), bei vermehrtem Fluor vaginalis, bei Ekzemen und Hämorrhoiden. Entsprechend des Übertragungsmechanismus finden sich Feigwarzen überwiegend in der Anogenitalregion. Vorkommen können durch das Papillomavirus verursachte Veränderungen aber auch in anderen Hautarealen und im Bereich der Atemwege. Das Erscheinungsbild der Hautveränderungen ist vielfältig, wobei die Infektionen auch häufig asymptomatisch sind. Aus stecknadelkopfgroßen Knötchen können blumenkohl- und/oder hahnenkammartige Wucherungen entstehen.
Condylomata acuminata: Genitalwarzen.
Bild: CDC/Dr. Wiesner
Bedrohlicher als diese unschönen Feigwarzen ist der Zusammenhang einer Infektion insbesondere mit den Virusuntergruppen HPV 16, 18 und dem Auftreten von Krebs des Gebärmutterhalses bzw. des Gebärmuttermundes (Zervix- bzw. Portiokarzinom). Die Schleimhaut in diesem Bereich besteht aus platten Zellen, unter dem Einfluss von Papillomaviren können diese Zellen entarten.
Muttermund ( Eingang zum Gebärmutterhals): Schleimhaut kann durch HPV-Infektion entarten.
"ich bin 20 jahre und war noch nie beim frauenarzt ... ich habe da etwas scheu vor"
dafür gibt es keinen Grund, bitte gehen Sie zu einem Frauenarzt (oder einer Frauenärztin, wenn Sie sich da besser fühlen). Sie sollten der Ärztin mitteilen, das Sie etwas Angst haben, dann wird diese Ihnen alles ganz genau erklären und sich mehr Zeit nehmen.
Schreiben Sie uns, was die Ärztin bezüglich der Impfung sagt.
Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden
Ihr Cyberdoktor-Team
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