Hallo,
"Ich nehme seit einigen Jahren (ich denke so 8) die Pille (Belara) nun denken mein Mann und ich allmählich über Kinder nach."
nach jahrelanger Pilleneinnahme kann es nach Absetzen über einige Monate (teils bis zu einem Jahr) zu Zyklen mit Zwischenblutungen, ausbleibenden, stärkeren oder schwächeren Monatsblutungen kommen.
Der natürliche Zyklus zeigt eine Vielzahl von exakt aufeinander abgestimmten, zu bestimmten Zeitpunkten ablaufenden Vorgängen und zyklischen Änderungen der Hormonproduktion, da sind Störungen leicht möglich und es dauert nach Absetzten der Pille einfach eine gewisse Zeit, bis sich wieder alles eingespielt hat, bis dies der Fall ist, könnte ein Kinderwunsch etwas auf sich warten lassen.
" Meine Frage wäre: wie schnell besteht die Möglichkeit einer Schwangerschaft wenn ich die Pille absetze?"
Möglicherweise haben Sie aber keinerlei Beschwerden, und es klappt bereits im ersten Zyklus (dies wäre aber eher unwahrscheinlich, die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit ist nur ca. 20% pro Monat mit ungeschütztem Verkehr). Wir würden zur Sicherheit aber dazu raten, dass Sie Ihren Zyklen nach Absetzen der Pille zwei Monate Zeit geben, sich wieder zu normalisieren, erst dann sollten Sie ungeschützten Verkehr haben (bis dahin Kondome einsetzen).
In Studien zeigte sich auf die Gesamtzahl der Pille-Anwenderinnen nach Absetzen nur ein eher kleiner schwangerschaftsverzögernder Effekt im Vergleich zu Paaren, die vorher Kondome eingesetzt haben, z.B.
Hassan MA et al. 2004: "
Is previous use of hormonal contraception associated with a detrimental effect on subsequent fecundity?"
dort mussten die Pilleanwenderinnen im Schnitt nur 3 Monate länger als Frauen warten, die keine hormonellen Mittel eingesetzt hatten.
Wichtig: Dies sind die Durchschnittswerte für alle Frauen in der Studie, mit einer guten Wahrscheinlichkeit dauert es also nur knapp 8 Monate (Kondomanwender: ca. 4 Monate) bis zur Schwangerschaft, im Einzelfall kann es aber deutlich länger dauern. Bei den (wenigen) Frauen, die das Pech haben, mehr als 2 Jahre auf die Schwangerschaft warten müssen, sind Pillenanwenderinnen doppelt so häufig dabei. Bei Frauen, die ein höheres Lebensalter oder bereits ohne Pille hormonelle Störungen (z.B. Eierstockfunktionsstörungen)haben, kann der verzögernde Effekt verstärkt sein.
Wenn Sie einen Kinderwunsch haben, sollten Sie übrigens beim Frauenarzt it Ihrem Mann möglichst vor Absetzen der Verhütungsmittel einen Termin zu Schwangerschaftsvorbereitung vereinbaren. Es kann ja sein, dass Sie zufällig schon sehr schnell schwanger werden. Der Arzt muss aber möglichst vor Eintritt der Schwangerschaft als Schutz für Mutter und Kind einige Untersuchungen und eine Beratung durchführen.
Der Arzt wird Sie untersuchen und die nötigen Bluttests machen, z.B. um eine Immunität gegen Röteln und Windpocken festzustellen. Rötelnerkrankungen sind ja in der Frühschwangerschaft für den Embryo sehr gefährlich, falls Sie nicht gegen Röteln immun sind, sollten Sie sich vor Eintritt einer Schwangerschaft gegen Röteln impfen lassen.
Zusätzlich sollte wenn nötig der Impfschutz gegen Keuchhusten nachgeholt bzw. aufgefrischt werden.
Zum Impfschutz bei Erwachsenen gehören aber auch die alle zehn Jahre fälligen Auffrischimpfungen gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) und Diphtherie. Bei Impflücken wird ein Kombinationsimpfstoff (Tetanus/Diphtherie/Pertussis) eingesetzt.
Die Impfungen schützen nicht nur Mutter und Kind während der Schwangerschaft, auch nach der Geburt profitiert das Neugeborene über den sog. Nestschutz von der Immunität der Mutter. Antikörper der Mutter gegen z.B. Masern, Mumps, Röteln und Tetanus gelangen über die Plazenta in das Kind und schützen es noch Monate nach der Geburt.
Familiäre Risiken wie Erbkrankheiten oder Diabetes werden ebenfalls geklärt.
Der Arzt wird Sie auch beraten, welche Medikamente erlaubt sind, und welche Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente wichtig sind. Wichtig ist eine gesunde ausgewogene Ernährung mit sportlicher Betätigung. Über- oder Untergewicht schadet nicht nur der Fruchtbarkeit, sondern verursacht auch während der Schwangerschaft Probleme. Rauchen und Alkoholkonsum sollten eingestellt werden.
Wichtig: Bei Kinderwunsch sollte stets mit Absetzen der Verhütungsmittel eine Folsäureeinnahme begonnen werden. Denn wenn Sie bei einer Schwangerschaft eine ausbleibende Periode bemerken und erst dann mit Folsäure starten, haben Sie schon wichtige Tage für die Folsäuregabe verpasst.
Entscheidend ist besonders der Zeitraum der ersten Schwangerschaftswochen, da sich die gefürchteten Neuralrohrdefekte schon in der zweiten bis dritten Schwangerschaftswoche bilden können.
Die Folsäure verhindert die genannten kindlichen Missbildungen so sicher, dass in anderen Ländern Folsäure dem Mehl beigemischt wird, dies wäre auch für Deutschland wünschenswert.
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