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Kinderheilkunde

Autoimmunneutropenie Kleinkind

von Glombi99 , 30.09.15 14:45
Hallo liebes Team,

mein Sohn, nun 15 MOnate alt ist ein Frühchen aus der SSW 30+1. Ich hatte in der 17 SSW einen kompletten Blasensprung und bekam insgesamt 4 mal Fruchtwasserauffüllungen, welches immer wieder raus lief. DAnn kamen noch schlimme Blutungen dazu sodass mich die Ärzte in Ruhe ließen und nix mehr machten ausser im kh liegen und abwarten. Es wurde mir anfangs ständig dazu geraten ihn weg zu machen, doch das brachten wir nicht fertig. Entgegen allen Erwartungen blieb er bis zur SSW 31 drin. Er múßte zwar 6 Tage intubiert werden und wurde 10 Wochen intensivmedizinisch versorgt doch wir wurden ohne Fehlstellungen, Sauerstoff, Sonde und MOnitor entlassen. Es war alles gut. Im januar waren wir dann nochmal stationär wegen einer Bronchitis wo die Neutropenie dann festgestellt wurde. Dies wurde vom Hausarzt regelmäßig kontrolliert doch die Neutrophilen gingen nie über 5%. So landeten wir in der Uniklinik in Münster und im Juni wurde Knochenmark entnommen. Dieses war in Ordnung, daher tippen die Ärzte auf eine Immunneutropenie. Er war dann von Januar bis Mai oft krank mit Antibiotika, aber sein großer Bruder auch, der alles aus dem kiga angeschleppt hat. Doch ich stelle fest das die Infekte länger dauern und etwas heftiger sind. Aber immer ohne kh. Cotrim wird bis jetzt noch nicht angeraten immer nur großzügig Antibiotika sobald das fieber über 38,5 geht. Was ich nicht so toll finde das das meistens so ist und wir doch garnicht wissen ob es viral oder bakteriell ist.....Der hausarzt ist auch überf0rdet und hat ständig angst. Ich eigentlich weniger da die verläufe ja meist mild sind. Doch er macht mich wahnsinnig. Jetzt habe ich von manuca honig gelesen der sehr antibakteriell wirken soll und wir erwachsenen nehmen ihn auch mit erfolg, doch für babies?? gibt es keine erfahrungen... doch schlimmer wie antibiotika kann es doch auch nicht sein, oder? wie ist ihr meinung. bin gespannt, denn diese stängige sorge macht einen schon mürbe... vielen dank

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Re: Autoimmunneutropenie Kleinkind

von Cyberdoktor , 02.10.15 12:53
Hallo,

"17 SSW einen kompletten Blasensprung... schlimme Blutungen...Entgegen allen Erwartungen blieb er bis zur SSW 31 drin."
schön, dass es bei diesem schwierigen Verlauf dann doch zu einer so ordentlichen Schwangerschaftsdauer gekommen ist, Lungen, Stoffwechsel und das Verdauungssystem sind schon gereift und Komplikationen deutlich seltener als bei jüngeren Frühgeborenen.

"Neutropenie dann festgestellt...vom Hausarzt regelmäßig kontrolliert doch die Neutrophilen gingen nie über 5%. "
die neutrophilen Granulozyten sind eine Abwehrzellen-Untergruppe der weissen Blutzellen (Leukozyten). Die Werte können von Kind zu Kind und abhängig von Infekten sehr unterschiedlich sein, es gibt einen sehr breiten Normbereich, unsere Norm liegt für die Altersgruppe von 1 Monat bis 5 Jahren bei ca. 1% - 10% für die stabkernigen Neutrophilen und 20% bis über 60% bei den segmentkernigen Neutrophilen.

"tippen die Ärzte auf eine Immunneutropenie."
möglich, ist ein recht häufiger Befund und in der Regel harmlos, siehe Neutropenie und Neutropenie, (zu) wenig rote Blutkörperchen bei Baby .

"Er war dann von Januar bis Mai oft krank mit Antibiotika, aber sein großer Bruder auch, der alles aus dem kiga angeschleppt hat."
in diesem Alter sind Kinder ständig krank ( Kind ständig / häufig krank (Häufige Fragen) ), in der Regel kann das Immunsystem auch mit 5% Neutrophilen alle gängigen Infekte abwehren, es gibt ja noch diverse andere Abwehrzellen und -Mechanismen.

"Doch ich stelle fest das die Infekte länger dauern und etwas heftiger sind."
der Bruder ist älter und keine Frühgeburt, ausserdem gibt es auch einfach individuelle Unterschiede bei Gesunden.

"Cotrim wird bis jetzt noch nicht angeraten"
eine vorbeugende Gabe ist gemäss der Schilderung auch nicht angemessen.

"immer nur großzügig Antibiotika sobald das fieber über 38,5 geht."
diese Grenze kann man mit steigendem Lebensalter des Sohnemanns diskutieren und evt. höher ansetzen.

"Was ich nicht so toll finde das das meistens so ist und wir doch garnicht wissen ob es viral oder bakteriell ist..."
richtig, bei Viren (die hinter vielen Infekten stecken) helfen keine Antibiotika, und diese Mittel haben durchaus Nebenwirkungen. Bei einem Baby sind die Ärzte aber vorsichtig, im Kleinkindalter können erfahrene Eltern durchaus mit dem Mediziner auch eine abwartende Haltung mit aufmerksamer Beobachtung vereinbaren.

"Ich eigentlich weniger da die verläufe ja meist mild sind."
milde Verläufe sind auch die Regel, Sie gewinnen an Erfahrung und bekommen gewiss ein Gespür dafür, wann die Lage ernst ist. Es ist dann in Zukunft evt. möglich, dass Sie den Behandlungsbeginn bzw. die Antibiotikagabe mitentscheiden.

"von manuca honig gelesen der sehr antibakteriell wirken soll"
aus ärztlicher Sicht reicht eine normale altersgerechte Ernährung, von derartigen Mitteln sind keine nennenswerten generellen Effekte auf die Arbeit des Immunsystems zu erwarten. Übrigens sollten auch gesunde Säuglinge im ersten Lebensjahr keinen Honig erhalten, es kann zu Infektionen kommen, siehe Säuglingsbotulismus Honig .

Honig hat unabhängig von der Marke gewisse antibakterielle Eigenschaften (hoher Zuckeranteil, Bienenenzyme, Honig - Heilmittel oder Mythos? - Stiftung Warentest 25.03.2004 ), das gilt aber auch für die Inhaltsstoffe diverser anderer Nahrungsmittel. Machen Sie sich keinen Stress, das gelegentliche Honigbrot geht völlig in Ordnung, es gibt aber keinen Anlass, im Nahrungsmix einen Schwerpunkt auf Honig zu legen.

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Re: Autoimmunneutropenie Kleinkind

von Unbekannt , 02.10.15 18:03
Hallo liebes Team,

vielen Dank dür die schnelle Antwort.

Sie hat mich ein wenig beruhigt und darin bestärkt nicht ständig in Panik zu verfallen.

Doch 3 Fragen habe ich noch.

Wieso ist für sie 1% - 35% normal? Mein Arzt sagt erst ab 35% Neutrophile Granulozyten wäre man im Normbereich? Wir liegen ja in der absoluten Zahl doch immer unter 500

Und wie kommen sie darauf das es ein häufiger Befund ist? Ich kenne niemanden mit dieser KRANKHEIT und laut Statistiken liegt die Wahrscheinlichkeit bei 1 : 100.000? Es gibt bestimmt ne große Dunkelziffer aber Dunkelziffern sind ja bekanntlich nicht bekannt......Es verunsichert doch sehr, wenn sich kein Arzt damit auskennt selbst das naheliegende Krankenhaus muß immer erst genau schauen und ist sich nie so sicher. Die Uniklinik liegt 2 Stunden weg. Und das Krankenhaus auch über eine Stunde.

Daher zu meiner letzten Frage. Der Hausarzt kann ja Blut abnehmen, doch das Ergebnis ist erst den nächsten Mittag da und das ist ihm immer zu lang und er sagt sofort Antibiotika. Selbst die Uniklinik sagt es bei Fieber ohne Blut abnehmen. Ich bin jedoch der Meinung man sollte erst bei sicherheit das es was bakterielles ist dazu greifen. Doch ich kann nicht für jedes Blutbild 1,5 Stunden ins KH fahren....Haben sie eine Idee?????So kann es den Winter ja nicht weiter gehen....Die Infekte fangen ja gerade erst an und ich hätte so gern einen Schlachtplan gemeinsam mit einem Arzt mit dem ich auch gut leben kann.....

Schönen Gruß vom Lande

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Re: Autoimmunneutropenie Kleinkind

von Cyberdoktor , 02.10.15 19:26
Hallo,

"Wieso ist für sie 1% - 35% normal?"
es war beim Editieren ein Teil des Satzes verloren gegangen, haben wir korrigiert. Der Normbereich für die Neutrophilen Untergruppe Stabkernige fängt in vielen Labors bei ca. 1% an, der untere Wert für die Segementkernige liegt je nach Labor bei 20, 25 oder 35%.

5% Segmentkernige ist dann unter der Norm, das hatten wir bei der Antwort oben trotz des Editierfehlers bereits berücksichtigt und geschrieben, dass das Immunsystem auch mit 5% Neutrophilen (segmentkernige) im Allgmeinen die üblichen Mikroorganismen in Schach halten kann.

"Und wie kommen sie darauf das es ein häufiger Befund ist? Ich kenne niemanden mit dieser KRANKHEIT und laut Statistiken liegt die Wahrscheinlichkeit bei 1 : 100.000?"
das "häufig" bezieht sich auf die Vermutung Ihrer ÄRzte, dass eine Autoimmunneutropenie vorliegt, diese ist sogar die häufigste Neutropenievariante. Die Häufigkeit von 1:100.000 haben wir in unseren oben zitierten Themenblöcken ebenfalls genannt, es wird aber diskutiert, dass es wesentlich mehr Betroffene gibt (z.B. 1:10.000), da oft keine Symptome auftreten, die Sache meist selbstlimitierend ist (heilt z.B. nach einem Jahr ohne Therpie aus) und die Abweichungen niemals auffallen, d.h. nur ein Teil der Fälle wird dokumentiert.

"Der Hausarzt kann ja Blut abnehmen, doch das Ergebnis ist erst den nächsten Mittag da und das ist ihm immer zu lang und er sagt sofort Antibiotika."
bei einem stabilen Zustand kann man nach Ende des Säuglingsalters diskutieren, ob im Infektionsfall nicht unter engmaschiger Kontrolle (regelmässige Temperaturmessung & Prüfung der Befindlichkeit, Eltern achten auf Warnsignale) abgewartet werden kann und das Antibiotikum nur bereitgehalten wird (die Infektionen bei einer bestehenden Autoimmunneutropenie sind in der Regel nicht schwer, ( Christian P. Speer 2009, Pädiatrie, Seite 624 )). Ist aber eine Einzelfallentscheidung, die Ärzte und Eltern gemeinsam treffen sollten.

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Re: Autoimmunneutropenie Kleinkind

von Glombi99 , 02.10.15 21:25
Oh die Antwort kam ja noch schneller....toll...

Eine erstmal letzte Frage

Ausser Fieber messen und schauen wie er drauf ist reicht doch? Oder gibt es noch andere Warnhinweise? Am Freitag waren wir nämlich wieder im KH zur Blutkontrolle da er nen INfekt hatte und seit mittwoch das AB bekommen hat....Er hatte noch etwas fieber (38) war aber wieder besser drauf. Die wollten uns dann stationär dabehalten wegen einem CRP von 8,8.....Woraufhin ich trotzdem nach Hause bin da das Fieber nicht mehr so hoch war und er besser drauf war. Der Arzt war richtig sauer und sagte er müsse das in den Bericht schreiben entgegen ärztlichen Rat.....Am Ende war es natürlich richtig das ich nach Hause bin, da er stündlich besser wurde wie erwartet aber meine Nerven waren am Ende.....Manchmal denke ich dieses ganze Blutabnehmen ist für die K.......................Oft soll ich auch noch ne 2te Flasche Antibiotika nehmen vorsichtshalber.......Manchmal denke ich, das er vollgepumpt wird aus lauter Vorsicht und Angst vor Komplikationen ohne sich das Kind genau anzuschauen.........Was ist für sie denn hohes Fieber für ein 15 Monatiges Kleinkind??? 38,3 sagt die Uniklinik.....Ich finde ab 38,8 wird er komischer........Normal hat er 36,3....

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Re: Autoimmunneutropenie Kleinkind

von Cyberdoktor , 03.10.15 19:01
Hallo,

"Ausser Fieber messen und schauen wie er drauf ist reicht doch? Oder gibt es noch andere Warnhinweise?"
erfahrene Eltern haben mit den Jahren oft ein Gespür dafür entwickelt, wann das eigene Kind ernsthaft krank ist: Hinweise sind neben hohem Fieber z.B. deutliche Schlappheit, Müdigkeit, die Kinder spielen nicht, verändertes Ernährungs- und Trinkverhalten, ungewöhnliche Dauer (länger als drei Tage), starke Blässe, Atemprobleme, Schmerzen, anhaltendes Erbrechen, Kopfschmerzen bzw. Nackensteife, Schmerzen beim Wasserlassen, Ausschläge. Fieber das ohne ersichtlichen Grund (z.B. ohne Erkältung) auftritt, sollte ebenfalls kontrolliert werden. Einfach auch mit dem Kinderarzt über Warnsignale reden.

"Infekt hatte... AB bekommen hat....Er hatte noch etwas fieber (38) war aber wieder besser drauf. Die wollten uns dann stationär dabehalten wegen einem CRP von 8,8.....Woraufhin ich trotzdem nach Hause bin da das Fieber nicht mehr so hoch war und er besser drauf war. Der Arzt war richtig sauer"
sauer sollte er nicht sein, im Krankenhaus kann man sich, anders als in häuslicher Umgebung, ja auch mit jeder Menge neuer Keime infizieren, ein Aufenthalt sollte auf unbedingt notwendige Fälle beschränkt sein. Ihre Schilderung klingt nicht dramatisch, es ist dann bei einer eindeutigen Besserungstendenz im Einzelfall in Ordnung (nach Absprache mit den Ärzten) die restliche Heilungszeit zu Hause zu verbringen. Übrigens kein spektakulärer CRP Wert, siehe CRP und Entzündungswerte .

"Am Ende war es natürlich richtig das ich nach Hause bin, da er stündlich besser wurde wie erwartet"
wie gesagt: aufmerksame Eltern können ihr eigenes Kind gut einschätzen.

"Oft soll ich auch noch ne 2te Flasche Antibiotika nehmen vorsichtshalber..."
eine einmal begonnene Therapie musss stets über die volle Dauer durchgehalten werden, man möchte ja keine resistenten Bakterienstämme züchten.

"denke ich, das er vollgepumpt wird aus lauter Vorsicht und Angst vor Komplikationen"
im Säuglingsalter gehen die Ärzte in der Tat lieber auf Nummer Sicher, die Antibiotika schädigen aber weder das Immunsystem, noch sind anhaltende Nebenwirkungen zu erwarten. Kurzfristig können aber durchaus auch nützliche Bakterien im Darm beseitigt werden (Durchfall).

"Was ist für sie denn hohes Fieber für ein 15 Monatiges Kleinkind??? 38,3 sagt die Uniklinik.....Ich finde ab 38,8 wird er komischer........Normal hat er 36,3...."
in der Fachliteratur wird in der Regel die Grenze bei 39°C gesetzt.

Höheres Fieber kann ein Warnsignal für ernstere Erkrankung sein (dabei ist aber auch dann nicht das sehr hohe Fieber selbst gefährlich, vielmehr die zugrunde liegende Infektion, siehe auch unser Themenblock Fieber bei Kindern ). Aber auch Werte um 39 oder 40 Grad sind nicht ungewöhnlich, im Kleinkindalter bis 36 Monate haben bereits Kinder ohne besondere Grundleiden ca. 6 Fieberepisoden pro Jahr, meist bei Atemwegsinfekten, in knapp 20% der Fälle geht es sogar über die 40 Grad.

Die Empfehlungen in der Fachliteratur besagen, dass eine ärztliche Kontrolle erforderlich ist, wenn ein Kleinkind bis 24 Monate länger als 24 Stunden Fieber über 40°C hat (bei besonderen Warnsignalen auch schon früher, siehe oben), siehe A. Sahib El-Radhi, James Caroll, Nigel Klein 2008, Clinical Manual of Fever in Children . Für kleine Patienten mit einem Grundleiden (wie Ihr Söhnchen) kann diese Grenze auch niedriger angesetzt werden, z.B. bei 39°C, ob die von Ihren Ärzten genannten 38,3 Grad in diese Richtung angepasst werden können, sollten Sie mit den Medizinern diskutieren, nachdem Sie nun über einige Erfahrung verfügen, wäre das evt. möglich.

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