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Urologie

Blut im Urin: Ist CT wirklich nötig?

von Forenkasper2 , 13.09.12 16:18
Guten Tag

Ich bin 37 Jahre alt, männlich und habe keine Vorerkrankungen.

Ich hatte vor zwei Tagen dunklen, orange-rötlichen Urin in relativ geringer Menge (innerhalb von einer Stunde drei Mal). Seitdem ist der Urin wieder klar bis gelb. Ich hatte an diesem Tag relativ wenig getrunken (1 Tasse schwarzen Tee und einen Espresso) und war durch 30-minütiges Joggen (5 km) sehr erschöpft.

Wegen des Bluts im Urin habe ich heute einen Urologen aufgesucht. Der fand ein paar unsichtbare rote Blutkörperchen unter dem Mikroskop. Die folgende Ultraschalluntersuchung von Niere und Blase war unauffällig.

Der Urologe meinte, ich solle trotzdem eine CT machen lassen, um einen Tumor zu 100 Prozent ausschließen zu können.

Wie schätzen Sie die Situation ein? Ist eine CT jetzt sofort nötig? Was mir Angst macht: Die zu erwartende Strahlenbelastung ist mit ca. 10 Millisievert relativ hoch, verglichen mit der durchschnittlichen jährlichen Strahlenbelastung in Deutschland von 2 bis 2,5 Millisievert. Das wäre ja vier Mal die Jahresdosis innerhalb kürzester Zeit

Könnte es sich nicht auch um die sogenannte Jogger-Hämaturie handeln, also Blut im Urin nach sportlicher Betätigung? Oder um einen Infekt?

Gruß und Dank
Forenkasper

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Re: Blut im Urin: Ist CT wirklich nötig?

von Cyberdoktor , 18.09.12 11:35
Hallo,

"vor zwei Tagen dunklen, orange-rötlichen Urin in relativ geringer Menge (innerhalb von einer Stunde drei Mal). Seitdem ist der Urin wieder klar bis gelb. Ich hatte an diesem Tag relativ wenig getrunken (1 Tasse schwarzen Tee und einen Espresso) und war durch 30-minütiges Joggen (5 km) sehr erschöpft."
bei einem einmaligen Vorfall ist es gut möglich, dass diese besonderen Umstände zu der Verfärbung des Urins führten. Die Kontrolle durch den Arzt war aber trotzdem sinnvoll.

"Könnte es sich nicht auch um die sogenannte Jogger-Hämaturie handeln, also Blut im Urin nach sportlicher Betätigung?"
durchaus, insbesondere, wenn mit fast leerer Blase gelaufen wurde. Dann können die Schleimhäute von Blase und Harnwegen durch mechanische Effekte irritiert werden, siehe auch Blut im Urin nach Anstrengung .

"Oder um einen Infekt?"
nicht auszuschliessen, dann hätte der Arzt aber evt. Entzündungsanzeichen gefunden.

"Urologen aufgesucht. Der fand ein paar unsichtbare rote Blutkörperchen unter dem Mikroskop."
auch im Urin gesunder Menschen werden rote Blutkörperchen (Erythrozyten) ausgeschieden, in 24 Stunden ca. 130.000 Stück ( Hanns-Wolf Baenkler 2001, Innere Medizin, Seite 596 ).

"Die folgende Ultraschalluntersuchung von Niere und Blase war unauffällig."
prima, somit sind diverse ernste Ursachen ausgeschlossen.

"Der Urologe meinte, ich solle trotzdem eine CT machen lassen, um einen Tumor zu 100 Prozent ausschließen zu können. Wie schätzen Sie die Situation ein? Ist eine CT jetzt sofort nötig?"
Im Zweifel lohnt es sich vor belastenden Untersuchungen, eine zweite ärztliche Meinung einzuholen. Es wird in der geschilderten Situation nicht automatisch jeder Patient in ein CT geschoben. Normalerweise nimmt die Sonographie (Ultraschall) Untersuchung bei der Hämaturie-Diagnostik eine Schlüsselstellung ein ( Andreas Schuler, Karlheinz Seitz 2007, Klinische Sonographie und sonographische Differenzialdiagnose, Seite 487 ), wenn dort der Befund unauffällig ist, kann der Arzt sich je nach Einzelfall entschliessen, auf weitere bildgebende Verfahren wie ein CT zu verzichten und bei Gelegenheit den Urinbefund zu kontrollieren.

"Was mir Angst macht: Die zu erwartende Strahlenbelastung ist mit ca. 10 Millisievert relativ hoch, verglichen mit der durchschnittlichen jährlichen Strahlenbelastung in Deutschland von 2 bis 2,5 Millisievert. "
die natürliche Jahresbelastung ist in Deutschland in den meisten Regionen recht gering ( Umweltbundesamt : Strahlenexposition der Bevölkerung durch natürliche und künstliche Quellen ), es ist daher nicht verwunderlich, dass bei radiologischen medizinischen Untersuchungen recht schnell die Umwelt-Werte überschritten werden, in der Regel hat das aber keine klinische Bedeutung. Die von Ihnen genannten 10 mSv klingen zunächst recht hoch, der Wert relativiert sich aber, wenn man sich vor Augen hält, das z.B. für fliegendes Personal Jahresdosen von bis zu 20mSv erlaubt sind ( Verordnung über den Schutz vor Schäden durch ionisierende Strahlen: § 103 Schutz des fliegenden Personals vor Expositionen durch kosmische Strahlung ). Die Angst vor der Strahlenbelastung sollte also nicht von einem notwendigen CT abhalten, es muss aber vorab geklärt werden, ob der Einsatz dieser Methode nach unauffälligen sonstigen Untersuchungen überhaupt notwendig ist. Reden Sie erneut mit dem Urologen, bzw. fragen Sie einfach bei einem weiteren Urologen oder dem Hausarzt nach.

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Re: Blut im Urin: Ist CT wirklich nötig?

von Forenkasper2 , 04.11.12 16:51
Vielen Dank für Ihre Antwort zur Strahlenbelastung von CT-Untersuchungen

Inzwischen wurde bei mir ein MRT des Abdomens und Beckens durchgeführt. Nach Information meines Urologens ist alles in Ordnung. Auch die Blutwerte im Urin haben sich zwischenzeitlich auf ca. 2-4 rote Blutkörperchen pro Gesichtsfeld reduziert, das sei im Normalbereich.

So weit, so gut.

Umso schockierter war ich, als ich Ende Oktober - ca. sechs Wochen nach der ersten Makrohämaturie - ein weiteres Mal sichtbares Blut im Urin hatte. Ich konnte etwas auffangen und untersuchen lassen, es wurden tatsächlich sehr viele rote Blutkörperchen gefunden. (Beim darauffolgenden Mal war kein sichtbares Blut mehr im Urin.)

Im Gegensatz zur ersten Blutung hatte ich beim zweiten Mal vorher keinen Sport getrieben. Die einzige Parallele ist, dass ich in beiden Fällen vorher sehr wenig getrunken habe (starkes Durstgefühl) und dass die Makrohämaturie jeweils am Vormittag auftrat.

Mein Urologe hat mir zu einer Blasenspiegelung direkt nach einer möglichen weiteren Makrohämaturie geraten (am besten während der Blutung), um die Ursache möglichst genau eingrenzen zu können. Blut- und Urinwerte waren - bis auf die roten Blutkörperchen - bisher unauffällig. Der Urologe meinte, eine ernste Ursache sei aufgrund von MRT und Sonographie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen, deshalb hätte es keine Eile.

Ich bin jetzt ziemlich verunsichert und frage mich, was hinter der jetzt zwei Mal aufgetretenen Makrohämaturie stecken könnte und ob das von meinem Urologen vorgeschlagene Vorgehen tatsächlich sinnvoll ist.

Wie schätzen Sie die Lage ein?

Vielen Dank und viele Grüße

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Re: Blut im Urin: Ist CT wirklich nötig?

von Cyberdoktor , 05.11.12 09:41
Hallo,

"ein weiteres Mal sichtbares Blut im Urin hatte.... Mein Urologe hat mir zu einer Blasenspiegelung direkt nach einer möglichen weiteren Makrohämaturie geraten"
es ist angemessen, dass der Urologe nach der zweiten Blutung nun bei Gelegenheit erneut nachschauen will.

"Die einzige Parallele ist, dass ich in beiden Fällen vorher sehr wenig getrunken habe (starkes Durstgefühl) und dass die Makrohämaturie jeweils am Vormittag auftrat."
ein Zusammenhang ist möglich, z.B. könnte die Harnröhrenschleimhaut, wenn längere Zeit kein Wasser gelassen wurde, empfindlicher sein und oberflächlich gelegenen kleinste Blutgefässe aufreissen. Übrigens kann es auch nach sexuellen Aktivitäten zu Blutungen kommen, z.B. durch mechanische Effekte bei Verkehr bzw. Selbstbefriedigung oder wenn Sperma in der Harnröhre eingetrocknet ist und dann beim Urinieren die Verklebung plötzlich gelöst wird.

"Der Urologe meinte, eine ernste Ursache sei aufgrund von MRT und Sonographie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen,"
korrekt.

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