Hallo,
"vor zwei Tagen dunklen, orange-rötlichen Urin in relativ geringer Menge (innerhalb von einer Stunde drei Mal). Seitdem ist der Urin wieder klar bis gelb. Ich hatte an diesem Tag relativ wenig getrunken (1 Tasse schwarzen Tee und einen Espresso) und war durch 30-minütiges Joggen (5 km) sehr erschöpft."bei einem einmaligen Vorfall ist es gut möglich, dass diese besonderen Umstände zu der Verfärbung des Urins führten. Die Kontrolle durch den Arzt war aber trotzdem sinnvoll.
"Könnte es sich nicht auch um die sogenannte Jogger-Hämaturie handeln, also Blut im Urin nach sportlicher Betätigung?"durchaus, insbesondere, wenn mit fast leerer Blase gelaufen wurde. Dann können die Schleimhäute von Blase und Harnwegen durch mechanische Effekte irritiert werden, siehe auch
Blut im Urin nach Anstrengung
.
"Oder um einen Infekt?"nicht auszuschliessen, dann hätte der Arzt aber evt. Entzündungsanzeichen gefunden.
"Urologen aufgesucht. Der fand ein paar unsichtbare rote Blutkörperchen unter dem Mikroskop."auch im Urin gesunder Menschen werden rote Blutkörperchen (Erythrozyten) ausgeschieden, in 24 Stunden ca. 130.000 Stück (
Hanns-Wolf Baenkler 2001, Innere Medizin, Seite 596
).
"Die folgende Ultraschalluntersuchung von Niere und Blase war unauffällig."prima, somit sind diverse ernste Ursachen ausgeschlossen.
"Der Urologe meinte, ich solle trotzdem eine CT machen lassen, um einen Tumor zu 100 Prozent ausschließen zu können. Wie schätzen Sie die Situation ein? Ist eine CT jetzt sofort nötig?"Im Zweifel lohnt es sich vor belastenden Untersuchungen, eine zweite ärztliche Meinung einzuholen. Es wird in der geschilderten Situation nicht automatisch jeder Patient in ein CT geschoben. Normalerweise nimmt die Sonographie (Ultraschall) Untersuchung bei der Hämaturie-Diagnostik eine Schlüsselstellung ein (
Andreas Schuler, Karlheinz Seitz 2007, Klinische Sonographie und sonographische Differenzialdiagnose, Seite 487
), wenn dort der Befund unauffällig ist, kann der Arzt sich je nach Einzelfall entschliessen, auf weitere bildgebende Verfahren wie ein CT zu verzichten und bei Gelegenheit den Urinbefund zu kontrollieren.
"Was mir Angst macht: Die zu erwartende Strahlenbelastung ist mit ca. 10 Millisievert relativ hoch, verglichen mit der durchschnittlichen jährlichen Strahlenbelastung in Deutschland von 2 bis 2,5 Millisievert. "die natürliche Jahresbelastung ist in Deutschland in den meisten Regionen recht gering (
Umweltbundesamt
:
Strahlenexposition der Bevölkerung durch natürliche und künstliche Quellen
), es ist daher nicht verwunderlich, dass bei radiologischen medizinischen Untersuchungen recht schnell die Umwelt-Werte überschritten werden, in der Regel hat das aber keine klinische Bedeutung. Die von Ihnen genannten 10 mSv klingen zunächst recht hoch, der Wert relativiert sich aber, wenn man sich vor Augen hält, das z.B. für fliegendes Personal Jahresdosen von bis zu 20mSv erlaubt sind (
Verordnung über den Schutz vor Schäden durch ionisierende Strahlen: § 103 Schutz des fliegenden Personals vor Expositionen durch kosmische Strahlung
). Die Angst vor der Strahlenbelastung sollte also nicht von einem notwendigen CT abhalten, es muss aber vorab geklärt werden, ob der Einsatz dieser Methode nach unauffälligen sonstigen Untersuchungen überhaupt notwendig ist. Reden Sie erneut mit dem Urologen, bzw. fragen Sie einfach bei einem weiteren Urologen oder dem Hausarzt nach.
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