Hallo,
"wegen Hautveränderungen an der Vulva musste ich zur Frauenärztin."gut, dass Sie zur Ärztin gegangen sind, Hautveränderungen im Genitalbereich sind stets abklärungsbedürftig.
"HPV-postiv mit high risk. Ich war und bin total geschockt, weil ich nur wenige Sexualpartner hatte und mit 43 Jahren wohl auch nicht zur Haupt-Risikogruppe gehöre."kein Grund, geschockt zu sein, jeder kann sich anstecken, auch, wenn man bisher nur wenige Sexualpartner hatte. Der Erstkontakt mit den Viren kann bereits lange zurückliegen.
"Mittlerweile ist alles wieder zugeheilt, ich frage mich aber trotzdem, ob sich der Virus an genau den Stellen jetzt eingenistet hat"evt. schlummerten die Viren in den Hautzellen und wurde erst jetzt (z.B. bei Stress oder einer Grippeerkrankung), aktiviert.
"und mir dort Krebs machen kann."im Vulva-Bereich? Die Hauptgefahr bei HP-Viren ist der Zusammenhang mit Gebärmutterhalskrebs, kein Scheidenkrebs. Kein Anlass zur Panik, zwecks Vorbeugung gibt es ja die Vorsorgeabstriche. Lange vor einer Krebsentstehung würde der Arzt Auffälligkeiten im Mikroskop sehen, die betroffenen Gebärmutterhalsbereiche werden dann einfach abgetragen und die Sache ist normalerweise ausgestanden.
"Was kann ich dagegen tun?"Therapie und Vorsorgeanweisungen der Ärztin befolgen. Anschliessend kann man nur abwarten, die meisten Patienten werden die Viren früher oder später wieder los. Weiter die üblichen Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. Ein längerer Kondomeinsatz ist evt. sinnvoll, siehe unsere ausführlichen Beiträge oben in diesem Themenblock.
"Mein Partner macht sich große Vorwürfe, weil er glaubt, mich angesteckt zu haben da er keine Symptome hat, kann er sich aber nicht testen lassen."kann er schon, der Test hat aber keine grosse Aussagekraft: wenn Sie regelmässigen Verkehr haben, wäre der Nachweis der Viren beim Partner keine Überraschung und erlaubt keine Aussage darüber, wer wen angesteckt hat.
"ob ich auch schon vorher unbemerkt mit dem Virus infiziert gewesen sein kann Auch 10 Jahre und länger?"ja.
"Wenn man sich rasiert, kann man dann den Virus auf andere Stellen übertragen?"nach einer Intimrasur kann die Haut kleinste Verletzungen aufweisen, das könnte dann theoretisch die eine Erstansteckung mit Warzen-Viren begünstigen.
Ist man bereits infiziert, könnten in einem akuten Krankheitsstadium (Hautsymptome als Zeichen einer starken Virusvermehrung) Viren im Genitalbereich verteilt werden und weitere Hautstellen befallen. Während der akuten Krankheitsphase ist daher von einer Rasur abzuraten.
Wenn dagegen der mit HPV infizierte Patient aktuell keinerlei Symptome zeigt, ist die Entscheidung zu einer schonenden Rasur nach Absprache mit dem Arzt eine persönliche Entscheidung. In einer Studie zeigte sich zwar keine Unterschiede bezüglich der Rückfallhäufigkeit zwischen Anwendergruppen von Enthaarungscremes (bei denen die Haut ja unverletzt bleibt) bzw. Rasierern (
Kaptanoglu AF et al. 2005: "
Depilatory cream vs. shaving: does it influence recurrences of genital warts?"
), was eine Entscheidung pro Rasur nahelegt, es fehlt aber der Vergleich mit Patienten, die gar nicht die Haare entfernen. Da die Datenlage zu diesem Thema nicht ausreichend ist, könnte man aber auch die vorsichtige Sichtweise vertreten, dass die durch die Warzenviren belastetet Haut möglichst wenig irritiert werden sollte, evt. wäre eine Rasur mit einer gewissen Resthaarlänge eine Alternative, das Verletzungsrisiko ist dann geringer. Der Patient muss die Entscheidung pro/contra Rasur während symptomfreier Phasen gemäss persönlicher Risikobereitschaft also nach Beratung durch den Arzt selbst treffen, eindeutige Empfehlungen sind aufgrund der dünnen Literatur eher nicht möglich.
"Wenn ich Ihre Beiträge richtig verstanden habe, empfehlen Sie Kondome für 2 Jahre, auch wenn sich beim Papp-test noch keine Auffälligkeiten ergeben haben, richtig?"in der Tat legen Studien nahe, dass der Kondom-Einsatz die sogenannte Clearance-Rate, d.h. die Überwindung der Viren durch das Immunsystem verbessert (siehe z.B.
Shew ML et al. 2006: "
Association of condom use, sexual behaviors, and sexually transmitted infections with the duration of genital human papillomavirus infection among adolescent women."
und
Hogewoning CJ et al. 2003: "
Condom use promotes regression of cervical intraepithelial neoplasia and clearance of human papillomavirus: a randomized clinical trial."
).
"Wird mein Immunsystem bei der bei mir anstehenden Hypersensibilisierung (wegen Heuschnupfen) zu sehr geschwächt, um den Virus zu bekämpfen?"gewiss nicht, Ihr Körper wehrt täglich zeitgleich eine gigantische Anzahl Mikroorganismen ab, die zusätzliche Belastung durch einige Pollen-Antigene bei der Hyposensibilisierung ist da wenig relevant.
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