Hallo,

"wenn Kontakt mit einem infiziertern Menschen stattgefunden hat, muss dann zwingend immer eine Ütragung der Bakterien erfolen?"
nein, eine Infektion muss bei einem einzelnen Sexualkontakt nicht zwingend erfolgen. Chlamydien sind aber sehr ansteckend, d.h. es man muss davon ausgehen, das bei regelmäßigem Sexualverkehr auch der Partner infiziert ist ( Holger Blenk 2005: "Chlamydia trachomatis, Die verschiedenen Gesichter einer Chlamydien-Infektion" ) .

Bei der Chlamydieninfektion handelt es sich um eine der häufigsten Geschlechtskrankheiten (mit ansteigender Tendenz), ausgelöst durch bakterienähnliche Mikroorganismen. Angesicht möglicher Spätfolgen ist es besonders tückisch, dass bei der Erkrankung oftmals nur geringe oder keine Beschwerden bestehen. Wenn Beschwerden überhaupt auftreten (frühestens ca. 1 bis 6 Wochen nach der Ansteckung), dann ist es meist nur Brennen beim Wasserlassen und/oder Ausfluss (sowohl bei Männern als auch bei Frauen). Außerdem können bei Frauen auch Unterleibsbeschwerden und Blutungsanomalien hinzu kommen. Männer hingegen leiden häufiger an Entzündungen der Blase und der ableitenden Harnwege.



Die Zahl der oft symptomlos oder symptomarm infizierten Männer und Frauen ist nicht genau bekannt aber vermutlich sehr hoch, in Studien waren ca. 10% bei 17-jährigen Mädchen bzw. 20% bei 20- bis 24-jährigen Frauen infiziert ( Erkrankungen durch Chlamydia trachomatis RKI-Ratgeber für Ärzte ). Somit dürfte es sich – rückschließend auf die jährlichen Neuinfektionen - um die häufigste bakteriell bedingte sexuell übertragbare Erkrankung handeln. Da die infizierten Frauen und Männer aber oftmals keine auffälligen Symptome haben, wird die Infektion meist nicht erkannt und behandelt, kann aber von den Trägerinnen und Trägern trotzdem weitergegeben werden. Die Erreger lassen sich im Normalfall durch einen Abstrich vom Gebärmutterhals bzw. Harnröhre nachweisen.

Somit wird nur ein kleiner Teil der Infektionen aufgrund auftretender Symptome erkannt und behandelt. Die Übertragung erfolgt dabei fast ausschließlich durch Geschlechtsverkehr, allerdings schützen Kondome vor einer Ansteckung. Behandelt wird die Chlamydieninfektion mit Antibiotika, wobei auch unbedingt der Partner zur Vermeidung eines „Ping-Pong-Effektes“ mitbehandelt werden sollte ( Centers for Disease Control. Sexually Transmitted Diseases Treatment Guidelines: Chlamydial Infections ). Nach der Behandlung ist die Infektion sozusagen ausgeheilt.

Eine unbehandelte (bzw. wegen des symptomarmen Verlaufs zu spät erkannte und zu spät behandelte) Chlamydieninfektion kann zu einer Entzündung der Gebärmutter-, der Eileiterschleimhaut und dem Bauchfell führen. Dieses als PID (Pelvic Inflammatory Disease) bezeichnete Krankheitsbild kann zur Unfruchtbarkeit führen, weil die Eileiter funktionsunfähig werden können. Auch eine reaktive Arthritis (Gelenkentzündung) und das Reiter-Syndrom (länger anhaltende Gelenkserkrankungen und Augenentzündungen) sind mögliche Folgeerkrankungen der Chlamydieninfektion.

Wichtig: Frauen bis zum Alter von 25 Jahren können seit Anfang 2008 einen jährlichen kostenlosen Chlamydien-Test machen lassen (gemäss Empfehlung des Gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen). Dies soll das Risiko für unerkannte chronische Infektionen senken.

"Kann man sich auch sich dieses Bakterium auch zuziehen, wenn man vorher überhaupt keinen Kontakt zu einem Infizierten hatte? Ansteckung ausschließlich über Geschlechtsverkehr oder gibt es auch andere Möglichkeiten sich anzustecken? Sauna, Schwimmbad, Toilette?"
Der Geschlechtsverkehr ist der wichtigste Ansteckungsweg. Ausserdem kann ein Erkrankter seine eigenen Augen infizieren (Genital - Hand - Auge). Eine Übertragung per Toilettensitz ist bei normaler Nutzung nicht möglich ( pro familia Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e. V., Chlamydien 2. Auflage, 2007, 16 S. ), Chlamydien sind ausserhalb des Körpers äusserst empfindlich. Sogar wenn ein ganz frischer Tropfen infektiöses Körpersekret auf einem Toilettensitz zu finden wäre, würde es nicht ausreichen, wenn dieser in Kontakt mit der Haut von Beinen / Po kommt, die Erreger können nur Schleimhäute besiedeln, z.B. in der Harnröhre, und dorthin gelangen sie in dieser Situation nicht, dies gilt auch für Sauna- und Schwimmbadnutzung.

Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team


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Hallo,

"Chlamydien-Abstrich machen zu lassen...Der Test fiel positiv aus. Ich war schokiert."
es handelt sich um eine sehr häufige Erkrankung, die gut zu behandeln ist, für Panik gibt es keinen Grund.

"Wie kann man sich infizieren? Meine Frauenärztin sagte ausschließlich durch GV."
GV oder zumindest durch sexuelle Kontakte, bzw. durch gemeinsam benutzte infizierte Gegenstände (z.B. Dildos), die Kontakt mit den Genitalien haben, andere Übertragungswege sind bei den sehr empfindlichen Erregern kaum vorstellbar, siehe oben.

Infizierte Partner haben oft Probleme, den Infektionszeitpunkt zu bestimmen,
die Erreger können mehrere Monate (sogar Jahre) ohne Symptome den Genitalbreich besiedeln ( Hogan RJ et al. 2004: "Chlamydial persistence: beyond the biphasic paradigm." ). Es muss also nicht zwingend der Verdacht auf einen Seitensprung in jüngster Vergangenheit bestehen, auch länger zurückliegende Kontakte sind zu bedenken (d.h. auch Personen, mit denen vor längerer Zeit, z.B. einigen Monaten, sexuelle Kontakte bestanden, sollten untersucht werden).

"Nun ist es so, dass ich bisher nur GV mit meinem Freund hatte und der auch nur mit mir. Ich hab meinen Freund gleich zum Urologen geschickt, denn der muss sich ja auch behandeln lassen. Bei ihm sind auch Abstriche gemacht worden. Diese sind aber negativ."
Bei Chlamydieninfektionen kann es zu Spontanremission (Heilung ohne Therapie) kommen, d.h. Ihr Freund kann trotz negativem Abstrich erkrankt gewesen sein ( Molano M et al. 2005: "The natural course of Chlamydia trachomatis infection in asymptomatic Colombian women: a 5-year follow-up study." ). Ausserdem kann Ihr Test falsch positiv oder der des Freundes falsch negativ sein.

"Könnte es auch sein, dass ich durch die Einnahme von Antibiotika wg den Chlamydien, jetzt eine Pilzinfektion habe. Bei meiner letzten Einnahme von Antibiotika gegen ne Mandelentzündung bekam ich auch eine Pilzinfektion."
selbstverständlich.

Potentiell krankmachende Bakterien oder Pilze sind immer da und dürften auch ständig den Weg in die Scheide finden, Candidapilze sind hier die üblichen Verdächtigen, die nur auf eine Gelegenheit warten, sich massiv zu vermehren.



Normalerweise wird aber die körpereigene Abwehr mit den Erregern fertig, auch ist das Scheidenmilieu für eine Vermehrung nicht optimal. Der normale pH-Wert der Scheide liegt bei < 4,5, also im sauren Bereich. Dieses saure Milieu wird durch die Milchsäurebakterien (Döderlein-Bakterien) erreicht. Im Rahmen einer Änderung des Scheidenmilieus (meist verbunden mit einem Anstieg des ph-Wertes), können sich in der Scheide Bedingungen entwickeln, die das Wachstum der schädlichen Bakterien und Pilze günstig beeinflussen, das Gleichgewicht der Mikroorganismen, die normalerweise die Scheide besiedeln, kommt durcheinander.

Ist das der Fall, kann eine Bakterieninfektion (Bakterielle Vaginose) oder auch Pilzinfektion (Vaginalmykose) der Scheide auffällig und damit auch behandlungsbedürftig werden. Es treten dann Beschwerden wie Juckreiz, Brennen, Geruch, Ausfluss auf.

Als Verursacher der Milieuänderung ist hier insbesondere eine länger währende Antibiotikatherapien zu nennen, die oft auch die oben angesprochenen nützlichen
Döderlein-Bakterien erledigt.



Die Candidapilze nutzen die Abwehrschwäche dann schamlos aus vermehren sich massiv. Besteht bei einer Antibiotikatherapie der Verdacht auf eine Pilzinfektion, sollte der Frauenarzt kontrollieren, er kann dann geeignete Antipilzmittel verschreiben.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

Ihr Cyberdoktor-Team


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Hallo,

"Sie schreiben, dass man sich auch durch infizierte Gegenstände (z. B. Dildos) anstecken kann. Überleben denn die Erreger dort?"
einen Aufenthalt an der frischen Luft ohne schützende Körperflüssigkeit und geregelte Temperatur mögen Chlamydien gar nicht, spätestens am nächsten Tag dürfte sich am Sexspielzeug sicher kein überlebender Erreger mehr finden. In einer Studie, die die Überlebenszeiten auf Plastikoberflächen untersuchte, waren unter Chlamydien-freundlichen Bedingungen (hohe Luftfeuchtigkeit) nach knapp einer Stunde die Hälfte der Chlamydien, nach ca. 3 Stunden die gesamte Kolonie abgestorben ( Novak KD et al. 1995: "Chlamydia trachomatis can be transmitted by a nonporous plastic surface in vitro." ).

"Was kann man tun dass man sich nicht immer wieder ansteckt?"
Partnerbehandlung, Sexspielzeuge bitte einfach gründlich reinigen (Wasser, Seife).

"Ich hatte jetzt 15 Tage lang Antibiotika genommen und deswegen keine Pillenpause gemacht."
richtig so. Das Robert Koch Institut rät zu einer Therapiedauer von mindestens 14 Tagen ( Chlamydien-Therapie. RKI-Ratgeber für Ärzte ).

"Am vergangenen Mittwoch (04.04.) habe ich die letzte Antibiotikatablette genommen. Mit dem Pillenstreifen bin ich nun morgen (12.04.) fertig. Am Freitag (13.04.) würde meine Pillenpause beginnen... Kann ich ab jetzt wieder mit voller Wirksamkeit der Pille rechnen"
davon können Sie ausgehen, siehe Pille und Antibiotika (Häufige Fragen) .

"Gilt das dann auch in der Pillenpause?"
ja.

Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team


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Hallo,

" Dieletzte Antibiotikaeinnahme war am Donnerstag 05.04., so dass es jetzt dann genau 7 Pillen bis zur Pause sind."
genau sieben = auch OK, siehe Link.




Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team


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Hallo,

"Wäre es demnach auch möglich sich von nicht richtig gesäubertem, geliehenem o.ä. Sexspielzeug anzustecken? Oder sind die Erreger zu empfindlich, um lange zu überleben?"
Wenn diese Objekte z.B. erst transportiert werden müssen und mehrere Stunden Luftkontakt hatten, dürften das vereinzelt anhaftende Chlamydien nicht überleben ( Kramer A et al. 2006: "How long do nosocomial pathogens persist on inanimate surfaces? A systematic review." ).


Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team


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