Hallo,
"Die Virusmenge in seinem Blut befindet sich unter der Nachweisgrenze."
prima, dann besteht nur ein sehr geringes Infektionsrisiko.
"Hinsichtlich des Ansteckungsrisiko meinte eine Schweizer Gesundheitsbehoerde, dass, wenn die oben genannten Bedingungen 6 Monate unter HAART Therapie, Virus unter Nachweisgrenze, keine Geschlechtskrankheiten) erfuellt sind, es zu keiner Ansteckung ueber den sexuellen Weg kommen kann."
Vermutlich meinen Sie eine Stellungnahme der Schweizer Eidgenössischen Kommission für Aidsfrage (EKAF) aus dem Jahre 2008, dort wurde formuliert, das ein Infizierter unter bestimmten Bedingungen "sexuell nicht infektiös" ist.
" Wie bewerten Sie diese Aussage?"
Diese Aussage bietet eine falsche Sicherheit, und ist, wenn man sie pauschal versteht, eher fahrlässig, denn es kann unter verschiedenen Bedingungen (Therapieversagen oder Auftreten sonstiger Geschlechtskrankheiten) ja zu einer Änderung der Virusvermehrung kommen, die man bei einem fortgesetzten ungeschützten Verkehr (für den nicht infizierten Partner) zu spät bemerkt. Man kann nicht davon ausgehen, dass die Bedingungen, die zu einer Viruslast unter der Nachweisgrenze führen, für alle Zeit optimal bleiben.
Dementsprechend sagt die Deutsche AIDS-Hilfe, dass eine HIV-Übertragung unter den genannten Bedingungen “unwahrscheinlich” ist, also nicht ausgeschlossen, ausserdem verweist die DAH darauf, dass es auch aufgrund anderer Ursachen zu Schädigungen der Schleimhaut kommen kann, die das Risiko einer HIV-Übertragung erhöhen.
Es gibt Wissenschaftler, die eine drastische Zunahme der HIV Infektionen befürchten, wenn Betroffene, auf die die EKAF Kriterien zutreffen, auf Kondome verzichten würden ("Relation between HIV viral load and infectiousness: a model-based analysis.", David et al., Lancet 2008; 372: 314). Es wäre fahrlässig aufgrund eines einzelnen Positionspapiers nun auf Kondome verzichten, in der Geschichte der Medizin kommt es immer wieder zu Irrtümern, bei potenziell lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten sollte man lieber auf Nummer sicher gehen.
"Fuer mich hoert sich das zwar ganz gut an, aber wir trauen der Sache nicht wirklich. Von daher benutzen wir bei Analverkehr immer ein Kondom."
und das ist auch gut so. Keinesfalls gibt es unter Experten einen Konsens dafür, das Paare mit einem HIV-positiven Partner auf Kondome verzichten sollten.
"Als wir uns allerdings kennen gelernt haben, hatten wir ebenfalls Sex. Ich war der aktive eindringende) Partner. Allerdings habe ich dummerweise beim Vorspiel kein Kondom verwendet"
ein HIV Test ist sinnvoll, dass sollten Sie auch ganz ohne konkreten Anlass ohnehin regelmässig machen (wie alle sexuell aktiven Erwachsenen, die den Partner gewechselt haben oder mit einem HIV positiven Partner leben), der eine ungeschützte Verkehr ist unter den genannten Bedingungen gewiss kein Anlass zur Panik.
"6 Wochen weichen Stuhlgang vereinzelt Durchfall gehabt. Wie gesagt fuer 6 Wochen. Andere Symptome waren nicht vorhanden. Ist das ein Zeichen einer HIV Infektion? Soweit ich weiss, ist Durchfall ein moegliches Merkmal fuer eine Ansteckung."
viel wahrscheinlicher ist aber, dass es einfach eine ganz banale Verdauungsstörung war, fragen Sie Ihren Hausarzt, Sie machen sich unnötige Sorgen.
"Ist die Darmschleimhaut ebenfalls ansteckend? "
siehe unsere ausführlichen Beiträge oben in diesem Themenblock: Auch ohne Blutungen finden sich in den Sekreten der Analschleimhaut grössere Mengen HIV-Viren: "Higher concentrations of HIV RNA in rectal mucosa secretions than in blood and seminal plasma, among men who have sex with men, independent of antiretroviral therapy.", Zuckerman R A et al., J Infect Dis 189: 156-161, 2004.
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