Hallo,
"ob folgende Beispiele Infektionswege für HIV bieten??"HI-Viren finden sich in diversen Körperflüssigkeiten infizierter Menschen, meist aber in äusserst geringer Menge, die dann normalerweise nicht für eine Infektion reicht. Eine realistische Ansteckungsgefahr besteht im Allgemeinen nur in ganz bestimmten Situationen, wenn Sekrete mit grösserer Virusbeladung (Blut, Sperma) auf geeignete Eintrittspforten treffen.
"Eine Frau Oral befriedigen d.h. auch mit der Zunge in die Vagina eindringen"Das Scheidensekret kann HIV Erreger enthalten (
Clemetson DB et al. 1993: "
Detection of HIV DNA in cervical and vaginal secretions. Prevalence and correlates among women in Nairobi, Kenya."
), in der Regel aber in so geringer Anzahl, das eine Ansteckung nur bei einem sehr intensiven Kontakt möglich ist, z.B. bei einem ungeschützten Geschlechtsverkehr, wenn mechanische Effekte (kleine Verletzungen beim Verkehr) und die über längere Zeit gegebene direkte Nähe der Schleimhäute (Schleimhaut Penis reibt auf Scheidenschleimhaut bzw. -Sektret) den Viren einen leichteren Zugang ermöglicht.
Die Wahrscheinlichkeit einer HIV Ansteckung beim Kontakt Mund (Zunge) - Scheide ist dagegen äusserst gering, in einer Studie wurden mehrere Tausend orogentiale Kontakte ausgewertet, dabei wurde keine Infektion auf diesem Wege nachgewiesen (
del Romero J et al. 2002: "
Evaluating the risk of HIV transmission through unprotected orogenital sex."
). Dementsprechend kann man davon ausgehen, das die Viruskonzentration im Scheidensekret für eine Ansteckung beim Oralverkehr in der Regel nicht ausreicht (
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: HIV-Übertragung beim Sex (Oralverkehr)
).
Wenn allerdings Blut (Periode) im Scheidensekret beigemischt ist, steigt das Risiko, daher sollte bei Partnern mit unbekannten Infektionsstatus ein sog. Lecktuch (siehe
Infektionsrisiko Oralverkehr
) eingesetzt werden, das schützt dann auch vor sonstigen Geschlechtskrankheiten, die beim Oralverkehr übertragen werden können.
"eine Frau fingern wenn sich die Haut am Finger pellt bzw. kleine risse am Nagelbett sind"Generell können zwar kleine Hautverletzungen den HI-Viren die Überwindung der Hautbarriere ermöglichen, da aber gemäss der Fachliteratur und Studienlage bereits die Ansteckungsgefahr durch Scheidenflüssigkeit über die wesentlich empfänglichere Mundschleimhaut wenig realistisch ist, kann man auch hier Entwarnung geben. Es gibt auch keine Fallberichte, die eine Ansteckung beim Petting dokumentieren. Wer absolut sicher gehen will, setzt rissige Haut aber keinen infektiösen Körpersekreten aus.
"einen Blasen lassen ohne Kondom"ebenfalls kein realistisches HIV-Ansteckungsrisiko für den Partner, der den Penis in den Mund einführt (insertiver Partner). Andere sexuell übertragbare Erreger sind auf diesem Wege allerdings leichter zu übertragen, es ist daher stets zu einem Kondomeinsatz zu raten.
"wenn vaginalsekret von der Vagina über die Hand an den Penis kommt"im Vergleich zum Geschlechtsverkehr nur ein kurzer, indirekter Kontakt, geringe Sekretmengen, geringe Virusmenge, keine intensive Nähe Schleimhaut an Schleimhaut, kein Verletzungsrisiko: eine HIV Übertragung ist extrem unwahrscheinlich, es gibt keine Fallberichte.
"reicht es bei einem Zungenkuss wenn Blut der anderern Person in meinen Mund gelangt auch wenn ich es nur runter schlucke? oder muss ich auch eine blutende Wunde im Mund haben??"wenn Blut auf die Mundschleimhaut gelangt, ist auch ohne Verletzung im Mundbereich eine Ansteckung möglich. Das der infizierte Partner allerdings beim Küssen unbemerkt eine frische, blutende Wunde im Mund hat, ist extrem unwahrscheinlich, bisher wurde weltweit nur ein einziger derartiger Fall diskutiert (
Centers for Disease Control and Prevention (CDC) 1997: "
Transmission of HIV possibly associated with exposure of mucous membrane to contaminated blood."
). Noch nie wurde eine Ansteckung beim Küssen ohne begünstigende Faktoren nachgewiesen, es gibt also keinen Grund für Ängste (
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Wie HIV nicht übertragen wird
).
"muss eine Wunde zwingend bluten damit eine infektion statt finden kann oder reicht auch eine entzündete Stelle im Mund oder eine nicht mehr blutende Wunde ( da ja an der Stelle das Zahnfleisch beschädigt ist)?"theoretisch wäre auch bei nicht blutenden wunden Stellen eine Infektion denkbar. Das es bei Millionen von Infizierten aber keine entsprechenden Berichte gibt, spricht dafür, dass das Risiko verschwindend gering ist.
"besteht ein Risiko wenn man Muttermilch schluckt wärend man die Brüste leckt??"gestillte Säuglinge können sich über die Muttermilch anstecken (
Dunn DT et al. 1992: "
Risk of human immunodeficiency virus type 1 transmission through breastfeeding."
), allerdings kommt es aber auch bei monatelang täglich gestillten Kindern nur in einem kleinen Prozentsatz der Fälle zu einer Infektion. Es handelt sich daher wohl auch hier um einen eher unwahrscheinlichen Ansteckungsweg. Werden wie von Ihnen beschreiben in einer Einzelsituation von einem Erwachsenem, der anders als ein Baby über ein ausgereiftes Immunsystem verfügt, nur geringe Mengen Milch aufgenommen, ist eine Infektion noch unwahrscheinlicher. Sicherheitshalber sollte aber trotzdem auf den absichtlichen Konsum der Muttermilch einer HIV Infizierten Partnerin verzichtet werden.
Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
Beste Grüsse
Ihr Cyberdoktor-Team
Antwort schreiben