Hallo,
"Wenn ich was richtig scharfes esse (Chili o.Ä.) merkt das meine Freundin beim Geschlechtsverkehr einige Stunden später noch durch ein Brennen des Spermas in der Vagina."das Brennen in dieser Situation muss durch andere Effekte ausgelöst werden.
In scharfen Gewürzen wie Chili ist die organische Verbindung Capsaicin für den Schärfeffekt verantwortlich (stimuliert Rezeptoren, die Hitze-, Schärfe- oder Brenngefühle auslösen).
Capsaicin: Strukturformel
Von den im Chili enthaltenen Capsaicin Mengen gelangt aber nur ein kleiner Teil in den Blutkreislauf, wird dann in 5 Litern Blut verdünnt und sehr rasch wieder ausgeschieden. Es können nach einer einzelnen Mahlzeit keine nennenswerten Mengen in das Sperma gelangen.
Dazu folgendes Rechenbeispiel:
Wenn wir grosszügig aufrunden und voraussetzen, dass Sie in einer Mahlzeit die gesamte durchschnittliche Tagesdosis indischer Chili Konsumenten aufgenommen haben (angesichts des dortigen für unsere Gaumen extrem scharfen Speisewürze wenig realistisch!), sind wir bei 25 mg Capsaicin, das entspricht bei extrem scharfen Hot Chilis einer Schärfe von ca. 425000 SHU (Scoville Heat Units, die Scoville-Skala dient zur Abschätzung der Schärfe von Gewürzen, auch Scoville-Grad oder SCU, Scoville Units genannt). Siehe
Al Othman ZA et al. 2011: "
Determination of capsaicin and dihydrocapsaicin in Capsicum fruit samples using high performance liquid chromatography."
.
In einer Studie konnte das Capsaicin (orale Gabe von ca. 27 Milligramm) bereits nach ca. 10 Minuten im Blut nachgewiesen werden, maximale Werte werden nach ca. 50 Minuten erreicht. Nach ca. 90 Minuten ist das Blut wieder frei von Capsaicin. Der Spitzenwert liegt bei 2.5 ng/ml Blutplasma (
Chaiyasit K et al. 2009: "
Pharmacokinetic and the effect of capsaicin in Capsicum frutescens on decreasing plasma glucose level."
).
Geht man von einer üblichen Gesamt-Blutplasmamenge von 3,5 Litern aus, sind zum Zeitpunkt der Spitzenwerte ca. 9000 ng, d.h. 9 µg Capsaicin im Blut gelöst. Das entspricht nur ca. 150 SHU (Schärfeeinheiten, siehe oben) auf mehr als drei Litern Plasma!
Wenn überhaupt wird nur ein Bruchteil dieser Capsaicin Menge in das Sperma gelangen, setzt man einen unbehinderten Übergang voraus, wären das bei 3 ml Sperma pro Ejakulation nur ca. 0,009 µg Capsaicin. Diese Menge entspricht einer SHU-Schärfe von deutlich unter eins, liegt also im nicht wahrnehmbaren Bereich.
Dieses Szenario ist ausserdem sehr konstruiert, da das Sperma ja nicht direkt nach Ihrer Mahlzeit komplett neu gebildet wird, sondern viele Bestandteile bereits zuvor ohne die Möglichkeit einer Chili Beimischung gespeichert wurden. Ausserdem wird Capsaicin so rasch abgebaut (Halbwertszeit unter 25 Minuten!), dass bei der Spermaproduktion nur für kurze Zeit minimale Mengen zugemischt werden könnten. Schliesslich muss auch noch bedacht werden, dass die Capsaicin-Konzentration im Sperma bedingt durch Schrankenmechanismen unter der Plasma-Konzentration liegen dürfte.
Fazit: Die oben genannten Fakten legen nahe, dass es nicht möglich
ist, im Sperma nach einer scharfen Mahlzeit spür- oder schmeckbare Schärfegrade zu erreichen, es gibt wie gesagt keine Abkürzung vom Darm in die Hoden...
Siehe auch unser Themenblock
Sperma Geschmack abhängig von Nahrung
.
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