Liebe X,
"endlich habe ich meinen Traumjob gefunden, als Sachbearbeiterin in einer ARGE -öffentlicher Dienst."
Glückwunsch!
"Nun soll ich zur Arbeitsmedizin... und habe deswegen Panik, da ich Hepatitis C habe - nicht ausgebrochen, Leberwerte sind nur leicht erhöht. Können die Ärzte das dort feststellen?"
leicht erhöhte Leberwerte kommen auch bei Gesunden vor. Stärkere Abweichungen könnten allerdings zu Kontrollen führen.
Ein Nachweis von Antikörpern gegen Hepatitis C gehört normalerweise nicht zu einer Einstellungsuntersuchung bei Bürojobs.
" Oder muß ich das von mir aus sagen? Die Erkrankung besteht schon seit über 10 Jahren, in denen ich immer gearbeitet habe und behindert mich auch nicht."
Die Prognose einer Hepatitis C Infektion ist in der Regel gut, die Wahrscheinlichkeit einer Zustandsverschlechterung gemäss aktueller Studien sehr gering. Nur ca. 7 Prozent der Patienten entwickeln binnen 20 Jahren eine Leberzirrhose ("Prognose der chronischen Hepatitis C", Dtsch Arztebl 2002; 99(48): A-3264 / B-2749 / C-2561), ausserdem gibt es neue, sehr effektive Behandlungsansätze.
Sie leben und arbeiten seit 10 Jahren gut mit der Erkrankung, wenn nun Ihr Gastroenterologe zu dem Schluss kommt, dass Ihre Leber gut in Schuss ist und es keinen Anlass zur Befürchtung gibt, dass in den nächsten Jahren die Krankheit aufflammt, dann könnte man davon ausgehen, dass die chronische Hepatitis C (analog zu einer unter Medikamentengabe gut kontrollierte HIV Infektion) jetzt und auch in absehbarer Zeit keine Einschränkung Ihrer Arbeitsfähigkeit bedeutet und den Betriebsarzt deshalb auch nichts angeht. In einigen Risikogruppen verläuft die Erkrankung aber dramatischer und wesentlich rascher, z.B. bei einer Koinfektion mit HIV oder HBV, bei Personen mit massivem Alkoholkonsum oder wenn bereits eine mäßige Leberschädigung vorliegt. Dann könnte man die Erkrankung gewiss nicht verschweigen. Ihr behandelnder Arzt muss Sie also gründlich untersuchen und beraten.
Angesichts der guten Behandlungsaussichten und der von der Fachliteratur bestätigten geringen Wahrscheinlichkeit für einen Leberschaden kann man sich aber auch dazu entscheiden, mit offenen Karten zu spielen und dem Betriebsarzt von der Infektion zu erzählen (und ihm ein Gutachten des behandelnden Arztes vorzulegen), er kann eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass Sie für die Stelle geeignet sind. Dem Arbeitgeber von der Infektion erzählen darf der Arzt so oder so nicht.
Beide Vorgehensweisen haben gewisse Restrisiken. Fall 1.: man verschweigt Infektion, Krankheit nimmt atypischen schnellen Verlauf, Arbeitgeber sieht Offenbarungspflicht verletzt. Fall 2.: Man gibt Infektion bekannt, der Betriebsarzt sieht anders als behandelnde Arzt ungünstige Prognose. Dann drohen evt. juristische Auseinandersetzungen.
Besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, zu welcher der beiden oben genannten Vorgehensweisen er im konkreten Einzelfall rät, nur er kennt Ihre Krankengeschichte und sonstigen Risikofaktoren. Wie man vorgeht, ist eine Einzelfallentscheidung mit Restrisiken, man kann keine pauschale Empfehlung geben, bei einer guten individuellen Prognose würden wir in der Regel das offene Gespräch mit dem Betriebsarzt favorisieren.
Bitte schreiben Sie uns, wie Ihr Arzt die Situation einschätzt, welche Vorgehensweise Sie wählen und wie der Termin beim Betriebsarzt abläuft, wir wissen gern, wie es weiter geht.
" Ist ja auch nur durch direkten Blutkontakt übertragbar, welcher ja dort nicht stattfindet. "
stimmt, keinesfalls ein Beruf mit erhöhten Ansteckungsrisiko für Kontaktpersonen (anders als z.B. in Klinik-Berufen).
"Mein Hausarzt meinte, daß viele Frauen leicht erhöhte Leberwerte hätten, vor allem wenn die Pille genommen wird."
stimmt, bzw. man beobachtet bei Routineuntersuchungen immer wieder leicht erhöhte Werte, ohne das Ursachen zu finden sind.
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Ihr Cyberdoktor-Team
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