Hallo,
"ich habe meine Traumstelle als Sozialpädagogin in einem Jugendhaus gefunden."
dann ist Ihr Nutzername gewiss nur eine kleine ironische Spitze ;-)
"Bis jetzt hat keine Prophylaxe und auch kein anderes Heilverfahren, wie absurd es sich auch immer anhörte, geholfen."
das hört sich nicht absurd an, in einigen Fällen bringen die derzeit üblichen Therapieansätze keine vollständige Heilung und man muss sich mit den Symptomen arrangieren.
" Der Träger ist öffentlich, dh die amtsärztliche Untersuchung steht an. Nun ist es leider so, dass ich seit 5 Jahren chronische Migräne d.h. ca 25 Tage im Monat) habe. "
eine Migräne-Erkrankung bedeutet nicht automatisch, dass ein Bewerber eine pädagogische Stelle nicht ausüben kann. Wenn die Beschwerden die Arbeitsleistung nicht reduzieren (und das auch für die Zukunft nicht zu erwarten ist), kann man daher ein Migräne-Leiden nach Absprache mit dem behandelnden Arzt sogar verschweigen.
"Ich arbeite aber schon lange Vollzeit und war selten wegen der Migräne krankgeschrieben."
Es kommt aber sehr auf den Einzelfall an, da Sie von einer therapieresistenten Migräne, mit hoher Anfallshäufigkeit berichten, müssen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt prüfen, ob Sie häufiger als gesunde Arbeitnehmer ausfallen werden (bzw. in der Vergangenheit ausgefallen sind). Auch wenn Sie während eines Anfalls zur Arbeit kommen: man kann dann an diesem Tag zumindest eine Einschränkung der beruflichen Leistungsfähigkeit annehmen (ausser, Sie sind unter Schmerzmitteleinnahme komplett frei von Beschwerden). Es könnte also eine Offenbarungspflicht bestehen.
" Also besteht die Therapie aus Schmerzmitteln en masse. Dies ist mit meinem Schmerztherapeuten so vereinbart."
in schweren Fällen geht es nicht anders, aber nur unter strengster Kontrolle des Therapeuten.
" Außerdem nehme ich seit 5 Jahren ein leichtes Antidepressivum und bin in Bezug auf die Depressionen beschwerdefrei."
Siehe unsere ausführlichen Beiträge oben in diesem Themenblock: eine depressive Erkrankung, die seit Jahren perfekt im Griff ist, geht den Arbeitgeber in vielen Fällen nichts an (wir betonen aber: Rücksprache mit dem Therapeuten ist zwingend notwendig, es gibt Berufe, bei denen auch leichte Depressionen ein Problem sein können). Erfährt der Betriebsarzt davon, dass ein Patient unter einer Antidepressiva-Behandlung seit langer Zeit keine Beschwerden hat, sollte dieses Wissen bei "normalen" Berufen sein Urteil bezüglich der Tauglichkeit nicht negativ beeinflussen können. Da er dem Arbeitgeber auch nicht über die Erkrankung erzählen darf, kann sich also je nach Einzelfall und nach einem klärenden Gespräch mit den Therapeuten auch dazu entschliessen, offen über das Problem zu reden.
"Wenn er die Leberwerte sieht, wird er entweder ein übles Drogenproblem oder Schmerzmittelabusus diagnostizieren."
sehr stark erhöhte Leberwerte würden mit guter Sicherheit zu Rückfragen führen. Eine sehr schwere Migräne, die an den meisten Tagen eines Monats zu Einschränkungen führt, kann man aber ohnehin nicht verschweigen. Bitten Sie Ihre behandelnden Ärzte um eine Einschätzung, schreiben Sie uns dann, Sie helfen so auch anderen Betroffenen sehr.
" Und da ich stark tätowiert bin, zählt die Ausrede Angst vor Nadeln nicht wirklich, um um die Blutabnahme rumzukommen."
das wäre eine lahme Ausrede, mit der man nicht durchkommt.
" Wie kann ich beim Arzt argumentieren?"
wenn Sie sich dazu entschliessen, offen mit der Problematik umzugehen: bereiten Sie sich gründlich mit Ihren Ärzten vor, Ihre Therapeuten können für den Amtsarzt auch eine Übersicht über die Erkrankung (Verlauf in Vergangenheit, aktueller Status, Zukunftsprognose) vorbereiten. Für den Amtsarzt wird es auch wichtig sein, dass Sie bisher Vollzeit arbeiten und am alten Arbeitsplatz voll leistungsfähig waren. Es wäre schön, wenn Sie uns bei Gelegenheit hier über den weiteren Bewerbungsverlauf berichten würden, wir wissen gern, wie es mit den Bewerbern weiter geht.
Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden
Ihr Cyberdoktor-Team
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