Hallo,
"Als Baby wurde ich gegen Tuberkulose BCG-geimpft."Diese Impfung wird von Experten seit 1998 nicht mehr generell empfohlen (u.a. wg. Nebenwirkungen, siehe
Tuberkulose RKI-Ratgeber für Ärzte
)
"Vor einem Schulpraktikum im Altenheim wurde bei mir mit 16 Jahren ein Tuberkulin-Hauttest durchgeführt. Dieser war positiv. Kein weiteres Vorgehen damals."nach einer Impfung ist der Tuberkulin-Hauttest häufig falsch positiv.
"Bei einer Routineuntersuchung nun beim Betriebsarzt (ich arbeite an einer Uniklinik) wurde eine Tuberkuloseuntersuchung vorgenommen, diesmal direkt der Quantiferontest."den gab es zum Zeitpunkt des ersten Tests noch nicht, nun ist das sog. Interferon-Gamma Release Assay (IGRA) aber Mittel der Wahl, da eine BCG-Impfung hier keine falsch positiven Testergebnisse auslösen sollte. Man macht sich zu nutze, das Abwehrzellen nach einer Infektion mit Tuberkulosebakterien in der Lage sind, den Botenstoff Interferon-Gamma freizusetzen, eine Impfung haben sie diese Eingenschaft nicht.
"Dieser war positiv Anschließend wurde eine Lungenröntgenaufnahme gemacht. Diese ist nicht ganz eindeutig (Pleuraschwielen, evtl. Hinweis auf eine durchgemachte Tbc)."wenn Sie tatsächlich infiziert wurden, wäre das wirklich Pech, die Tuberkulose-Häufigkeit ist in Deutschland seit Jahren sehr gering.
"(Es ist kein Tbc-Fall im Arbeitsumfeld bekannt, ich selbst habe nur wenig Patientenkontakt)."die Infektion kann viele Jahre zurückliegen.
"Bei einem vielleicht etwas überhasteten, kurzen Telefonat mit dem Betriebsarzt sagte dieser, dass nun alles erledigt sei."kommt auf den Einzelfall an, das Röntgenbild sollte durch einen Lungenfacharzt beurteilt werden. Wenn keine hinreichenden Anzeichen einer akuten bzw. durchgemachten Erkrankung sichtbar sind, und auch sonst kein Anhaltspunkt für ein aktives Krankheitsgeschehen bestehen, beschränkt man sich im Einzelfall auf Röntgenbildkontrollen.
"Meine Frage ist, ob ich den Arzt nochmal bezüglich eines weiteren Vorgehens ansprechen soll."wenn das Gespräch "überhastet" war: lassen Sie sich die übliche Vorgehensweise in Ruhe erklären.
"Käme bei mir eine Chemoprävention in Frage (junger Erwachsener Gefahr einer Reaktivierungstuberkulose?)"wenn die Ärzte im Röntgenbild Anzeichen einer durchgemachte Erkrankung sehen (narbige Veränderungen), würde man eine vorbeugende Therapie in Erwägung ziehen, isolierte Pleuraschwielen sind aber, wie auch ein positiver IGRA-Test als Zufallsfund, in der Regel kein Anlass für eine Chemoprävention (
Schaberg T et al. 2004: "
[Latent tuberculosis infection: recommendations for preventive therapy in adults in Germany]."
). Daher sollte ein Lungenfacharzt hinzugezogen werden. Schreiben Sie uns, was der Arzt sagt, wir freuen uns immer über eine Rückmeldung.
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