Hallo,
"Arzt erklärte, dass ich einen kompensierten warmen Knoten habe."mittels einer Schilddrüsenszintigraphie kann man nach Gabe einer schwach radioaktiven Testsubstanz die hormonelle Aktivität des Schilddrüsengewebes beurteilen (
Schilddrüsenszintigraphie beim Nuklearmediziner?
). In der Aufnahme können sich dann Bereiche zeigen, in denen keine oder wenig (kalt), normal viel (warm) oder übermässig viel (heiss) Testsubstanz abgelagert ist.
Ein warmer Knoten zeigt in der Szintigraphie eine Speicherung wie das umgebende nicht-knotige Schilddrüsengewebe. Entweder steht der warme Knoten unter der Kontrolle der im Gehirn ausgeschütteten Schilddrüsen-Kontrollhormone (hebt sich daher auch nicht vom restlichen Schilddrüsengewebe ab), oder es handelt sich um einen autonomen Knoten (autonomes Adenom), der dieser Kontrolle nicht unterliegt und unabhängig von Bedarf und zentralen Kontrollsignalen Hormone ausschüttet. Die Bezeichnung kompensiert drückt nun aus, dass die Hormonproduktion des Knotens noch nicht so gross ist, dass das restliche Schilddrüsengewebe seine Aktivität drastisch absenkt (denn dann wäre es in der Szintigraphie weniger intensiv als der Knoten gefärbt), (
Stefan Delorme, Jürgen Debus, Klaus-Vitold Jenderka 2012, Duale Reihe Sonografie, Seite 334
).
"dass ich ggf. ein Kombipräparat mit weniger Jod nehmen sollte."eine zu hohe Jodzufuhr ist in der Tat auch bei einem kompensierten autonomen Adenom zu vermeiden. In Jodmangelgebieten darf aber normalerweise die Jodzufuhr über Jodsalz sichergestellt werden (schliesslich wird ein Jodmangel als ein Faktor, der zu den Adenomen führt, diskutiert). Ob zusätzlich ein Kombinationspräparat mit Jodid und Schilddrüsenhormonen (oder jeweils einer dieser Wirkstoffe allein) gegeben werden sollte, ist für ein kompensiertes Adenom umstritten. In einer Studie zeigte sich zwar eine gewisse Grössenabnahme, ob das ein nachhaltiger Effekt ist bzw. überhaupt Vorteile bietet (die Adenome verschwinden durch diese Therapie nicht, sondern werden nur etwas kleiner), lässt sich nicht sicher sagen (
Grussendorf M et al. 2011: "
Reduction of thyroid nodule volume by levothyroxine and iodine alone and in combination: a randomized, placebo-controlled trial."
). Muss der Endokrinologe je nach Einzelfall prüfen.
"Welchen Zweck verfolgt eine solche Therapie"Verkleinerung der Knoten, Verhindern einer Zustandsverschlechterung, ist aber wie gesagt umstritten, es gibt auch die Meinung, dass bei einer normalen Hormonlage einfach kontrolliert und abgewartet wird (
2007, Medizinische Therapie 2007/2008, Seite 637
).
"wäre die Gefahr einer Überfunktion unter einem Kombipräparat nicht eher gegeben?"normalerweise nicht.
"Reicht hier nicht eine einfache Beobachtung?"in der Tat gibt es in der aktuellen Fachliteratur auch diesen Ansatz. Vor einer Therapie sollte daher der Arzt in einem Beratungsgespräch gute Argumente (Literaturverweise) vorbringen und eine Zweitmeinung ist in der Regel sinnvoll.
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