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Allgemeinmedizin

Reizblase

von Unbekannt , 08.07.02 16:07
Liebes Cyberdoktorteam!

Ich weiß echt nicht mehr weiter. Ich gehe mittlerweile in der Nacht ca. 4 - 5x aufs WC und tagsüber sicher jede Stunde. Ein Medikament gegen eine Reizblase (Spasmolyt) hat keine Besserung der Symtome gebracht. Keiner findet was. Noch dazu bekomme ich zB Unterbauchschmerzen wenn ich mich auf den Bauch lege, aber am schlimmsten wird es dann wenn ich noch den rechten Fuß dazu anwinkle. Ich war schon bei allen möglichen Ärzten, aber keine konnte was finde. Die Harnmenge ist auch nicht gering. Woran kann das liegen? Hätten sie einen Rat? Könnte Hilfe wirklich gebrauchen.

Vielen Dank!

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Re: Blase

von Cyberdoktor , 09.07.02 05:24
Liebe/r Cyberdoktor-Nutzer/in,

hier stellt sich die Frage: Mann oder Frau? Wir schätzen letzteres, denn bei Frauen sind Beschwerden im Bereich der ableitenden Harnwege häufiger zu beobachten als bei Männern.
Bei der Suche nach der Ursache des häufigen Wasserlassens kommen natürlich unterschiedliche Ursachen in Frage. Ein Harnwegsinfekt (bei Männern auch eine Prostataentzündung) oder Grunderkrankungen wie z.B. ein Diabetes, wurden sicherlich ausgeschlossen. In Frage kommen auch psychische Auslöser des häufigen Harndrangs oder auch Nebenwirkungen von Medikamenten, aber auch andere Erkrankungen, wie z.B. eine Störung der Blaseninnervation, Wechseljahresbeschwerden oder ein Harndrang im Rahmen einer Schwangerschaft (was Sie aber bemerkt haben dürften).

Ebenso besteht die Möglichkeit einer sog. Reizblase, die möglicherweise als Ursache Ihrer Beschwerden angenommen wird. Die Pathogenese der sogenannten Reizblase (urethral syndrome) ist letztlich nicht geklärt. In Frage kommen sowohl psychosomatische Ursachen als auch schwer nachweisbare entzündliche Erkrankungen der Blase (interstitielle Cystitis) sowie Erreger von Harnwegsinfekten in niedriger Konzentration (ggf. auch schwer anzüchtbare Bakterien wie Lactobacillus sp. oder Corynebakterien, aber auch Gardnerella vaginalis). Auch eine bakterielle Entzündung der benachbarten (paraurethralen) Drüsen –ähnlich einer Prostataentzündung beim Mann- wird diskutiert, ebenso wie eine Dysfunktion der Beckenbodenmuskulatur.

Bei dem, einer männlichen Prostataentzündung möglicherweise entsprechendem sog. weiblichen Urethralsyndrom, beschrieben wird ein häufiger Harndrang, schmerzhaftes Wasserlassen und Schmerzen im Beckenbodenbereich. Von einigen Autoren vermutet wird, dass diese Beschwerden durch Verengungen und Infektionen im Bereich drüsigen Gewebes verursacht werden könnte. Vorgeschlagen wird in diesem Fall eine antibiotische Therapie.

Objektive Krankheitsbefunde fehlen in aller Regel. Anzuraten ist ggf. eine Untersuchung von Katheterurin sowie eines Urethralabstriches auf Bakterien, Chlamydien, Mykoplasmen, Trichomonaden, Sprosspilze und Lamblien.

Erörtert wird eine Ansiedlung des weiblichen Urethralsyndroms aber auch im Bereich der Psychosomatik. Daher der Rat, dass Sie mit Ihrer Hausärztin/Ihrem Hausarzt das weitere Vorgehen – z.B. Vorstellung beim Frauenarzt, Hinzuziehung eines Urologen und ggf. eines Neurologen – besprechen.

Literatur:
Gittes RF, Nakamura RM, Female Urethral Syndrome: A Female Prostatitis?
West Journal of Medicine, May 1996 - Vol 164, No. 5, p. 435 – 438

Alles Gute wünscht
Ihr Cyberdoktor-Team

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Re: Blase

von Unbekannt , 10.07.02 17:20
Liebes Cyberdoktorteam,

ich war diesbezüglich schon 2x beim Frauenarzt und 1x in der gyn. Ambulanz und sogar schon beim Urulogen. Es wurde in der Ambulanz ein Abstrich vom Muttermund sowie von der Blase gemacht und untersucht. Das Ergebnis war das alles in Ordnung ist. Das Medikament, wie bereits erwähnt, gegen eine Reizblase hat leider ABSOLUT keine Wirkung gezeigt. Die Ärztin meinte das es immer hilft bei einer Reizblase. War auch bereits in der Psychosomatischen Ambulanz bei einer Psychologin - leider hat der Termin wieder nichts geholfen. Die in der Ambulanz haben ev. auf Verspannung getippt - nur gehen die leider auch nicht von selber weg. Die Schmerzen und der Harndrang werden öfters schlimmer wenn ich zB etwas schwerer hebe. Ich weiß keinen Rat mehr da mir meine Hausärztin klipp und klar gesagt hat das ich mich damit abfinden muß das organisch alles in Ordnung ist. Der Darm (drücken auf die Blase) kann ja solche Probleme nicht hervorrufen, oder? Vielen Dank!

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Re: Blase

von Cyberdoktor , 11.07.02 05:45
Liebe Cyberdoktor-Nutzerin,

Ihre behandelnden Ärzte scheinen sich nach Ihrer Schilderung relativ sicher zu sein, dass bei Ihnen eine körperliche Erkrankung (der Darm scheidet als Ursache eher aus) nicht vorliegt. Wenn dies so ist, dann ist es folgerichtig eine psychosomatische Diagnostik bzw. entsprechende Behandlungsverfahren einzuleiten. Sporadische Psychologentermine sind mit Sicherheit nicht ausreichend. Vielmehr sind regelmäßige Therapiesitzungen erforderlich. Sie können sich zunächst (nach Absprache mit Hausärztin – Überweisung erforderlich) an einen Facharzt für Neurologie/Psychiatrie wenden. Erwogen werden sollten auch ggf. medikamentöse Maßnahmen, u.a. eine schmerzstillende Medikation. Denn mit Sicherheit stimmt es nicht, dass Sie sich ohne weiteres mit den Beschwerden abfinden müssen.

Alles Gute wünscht Ihr
Cyberdoktor-Team

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Re: Blase

von Unbekannt , 15.07.02 03:22
Die Psychologin hat gesagt ich bin sehr nervös, naja klar wenn man das erste Mal bei einer Psychologin sitzt, und ich brauche bestimmtes Essen (Risotto-Reis mit Gemüse, Honig, Suppe, Banane) was die Magennerven beruhigt, weil sich die Magennerven auf die Blase auswirken. Und ich soll nach jedem Essen spazieren gehen oder ähnliches damit ich merke das ich lebe. *rätsel* Sie hat sich mit den Worten verabschiedet. Ich soll das alles mal ausprobieren und im September wieder kommen und dann könnte man ev. über autogenes Training oder ähnliches nachdenken zum Abhelfen der Beschwerde. Durch die ganze Sache isoliere ich mehr und mehr, weil ich mich schäme das ich so oft aufs WC muß. Und ich habe oft das Gefühl das ich es nicht mehr halten kann oder das ich naß bin und ab und zu sind auch Flecken in der Unterhose aber sie riechen definitiv nicht nach Urin.....! Und wie gesagt der Urologe hat gesagt es ist alles in Ordnung, keine Entzündungen, Verengung oder Senkung. Also kommt eine Blasenschwäche, das hoffe ich, nicht in Frage. Es wurden allerdings keine urodynamischen Messungen oder ähnliches jemals vorgenommen.

Vielen Dank!

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Re: Blase

von Cyberdoktor , 15.07.02 04:16
Hallo,

mit Verlaub – die von Ihnen beschriebene Aussage der Psychologin klingt wenig befriedigend und vom Lösungsansatz recht paramedizinisch . Ein Vorschlag: Sie gehen zu Ihrem Hausarzt (oder suchen sich einen Hausarzt), sprechen mit diesem, schildern Ihre Ängste und Beschwerden und lassen Ihn alle bisher erhobenen Befunde einsehen, bzw. diese von den behandelnden Ärzten und der Psychologin anfordern. Dann überlegen Sie die weiteren Schritte, z.B. ggf. zusätzliche Diagnostikmaßnahmen. Um Zeit zu sparen, können Sie sich parallel an einen Facharzt für Neurologie und Psychiatrie wenden (falls Sie „Kassenpatientin“ sind, benötigen Sie allerdings eine Überweisung oder das Einverständnis Ihrer Krankenkasse). Dieser kann Sie zu ggf. erforderlichen Therapieformen (z.B. Psychotherapeutische Verfahren) beraten bzw. diese bei kompetenten Therapeuten einleiten.

Wenn von urologischer Seite festgehalten wurde, dass alles in Ordnung sei, ist von einer organisch bedingten Blasenschwäche a.e. nicht auszugehen.

Alles Gute wünscht Ihr
Cyberdoktor-Team

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