Liebe/r Cyberdoktor-Nutzer/in,
hier stellt sich die Frage: Mann oder Frau? Wir schätzen letzteres, denn bei Frauen sind Beschwerden im Bereich der ableitenden Harnwege häufiger zu beobachten als bei Männern.
Bei der Suche nach der Ursache des häufigen Wasserlassens kommen natürlich unterschiedliche Ursachen in Frage. Ein Harnwegsinfekt (bei Männern auch eine Prostataentzündung) oder Grunderkrankungen wie z.B. ein Diabetes, wurden sicherlich ausgeschlossen. In Frage kommen auch psychische Auslöser des häufigen Harndrangs oder auch Nebenwirkungen von Medikamenten, aber auch andere Erkrankungen, wie z.B. eine Störung der Blaseninnervation, Wechseljahresbeschwerden oder ein Harndrang im Rahmen einer Schwangerschaft (was Sie aber bemerkt haben dürften).
Ebenso besteht die Möglichkeit einer sog. Reizblase, die möglicherweise als Ursache Ihrer Beschwerden angenommen wird. Die Pathogenese der sogenannten Reizblase (urethral syndrome) ist letztlich nicht geklärt. In Frage kommen sowohl psychosomatische Ursachen als auch schwer nachweisbare entzündliche Erkrankungen der Blase (interstitielle Cystitis) sowie Erreger von Harnwegsinfekten in niedriger Konzentration (ggf. auch schwer anzüchtbare Bakterien wie Lactobacillus sp. oder Corynebakterien, aber auch Gardnerella vaginalis). Auch eine bakterielle Entzündung der benachbarten (paraurethralen) Drüsen –ähnlich einer Prostataentzündung beim Mann- wird diskutiert, ebenso wie eine Dysfunktion der Beckenbodenmuskulatur.
Bei dem, einer männlichen Prostataentzündung möglicherweise entsprechendem sog. weiblichen Urethralsyndrom, beschrieben wird ein häufiger Harndrang, schmerzhaftes Wasserlassen und Schmerzen im Beckenbodenbereich. Von einigen Autoren vermutet wird, dass diese Beschwerden durch Verengungen und Infektionen im Bereich drüsigen Gewebes verursacht werden könnte. Vorgeschlagen wird in diesem Fall eine antibiotische Therapie.
Objektive Krankheitsbefunde fehlen in aller Regel. Anzuraten ist ggf. eine Untersuchung von Katheterurin sowie eines Urethralabstriches auf Bakterien, Chlamydien, Mykoplasmen, Trichomonaden, Sprosspilze und Lamblien.
Erörtert wird eine Ansiedlung des weiblichen Urethralsyndroms aber auch im Bereich der Psychosomatik. Daher der Rat, dass Sie mit Ihrer Hausärztin/Ihrem Hausarzt das weitere Vorgehen – z.B. Vorstellung beim Frauenarzt, Hinzuziehung eines Urologen und ggf. eines Neurologen – besprechen.
Literatur:
Gittes RF, Nakamura RM, Female Urethral Syndrome: A Female Prostatitis?
West Journal of Medicine, May 1996 - Vol 164, No. 5, p. 435 – 438
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