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Allgemeinmedizin

Migräne mit Aura

von Unbekannt , 01.06.02 09:39
Hallo ich (w/22) leide seit meiner Pupertät verstärkt an Migräne. Meine Mutter (sowie ihre Schwester) litten zu dieser Zeit schon an starker Migräne. Meine Zwillingsschwester bekam im Alter von 14 Jahren dann diese Taubheitsanfälle, welche sich bei mir aber erst mit 16 Jahren einstellten.
Ich versuche mal, diese Anfälle zu beschreiben.

Zuerst wird meine Sicht schlechter, es scheint als wären viele weiße Flecke vor meinen Augen. Dann fängt es an irgendeiner Stelle (meist Gesicht) also im Mund oder an der Zunge an zu kribbeln. Das zieht sich weiter bis in den Rachen (an Ort und Stelle bleibt es ca. 5-10 Minuten, bevor es weiter wandert) dann in den linken Arm z.B. bis in die Hand und nach Minuten in die Finger. Das wird so stakr, daß ich denke, sie platzen. Ich merke überhaupt nichts an den Stellen. Wenn solch ein Anfall (ca 1 Std bis zwei) vorbei ist, habe ich den restlichen Tag über sehr starke Migräne (an den Schläfen besonders stark), die so stark ist, daß ich Zahnschmerzen und Ohrenschmerzen zusätzlich bekomme.

Nun, wenn ich merke ich bekomme diese angebliche Aura (im Krankenhaus diagnostiziert) lege ich sofort die Beine hoch, damit wieder Blut ins Gehirn fließt. Ich denke es mir so, daß sich meine Adern im Gehirn verkrampfen (sogenannter Gefäßspasmus) und in dieser Zeit kein Blut hindurchfließt oder kein Sauerstoff da ist.

Die Ärzte mit denen ich rede, glauben mir nicht. Und da ich jetzt schon zweimal deswegen in der Notaufnahme und als Patient aufgenommen wurde, aber genauso "krank" wieder nach Hause geschickt wurde, bin ich ziemlich ratlos. Auch weil es halt soviele aus meiner Familie haben. Außerdem wurde im Krankenhaus ein Kleinhirntonsillentiefstand im Zeichen der Arnold-Chiari-Malformation Typ I diagnostiziert und zweimal operiert. Meine Frage dazu, wissen Sie ob es DEUTSCHE Foren oder Gesprächsplattformen für ACM-Betroffene gibt? Das würde mich sehr freuen.

Ich hoffe Sie können mir sagen, was das in meinem Gehirn ist, was jedenfalls wenn es zum Anfall kommt bis zu 10 Anfällen a eine Stunde in zwei Tagen hintereinander kommt und ziemlich belastend ist.

Ich danke schonmal im vorraus.

Bye bye sagt Mel

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Re: Migräne mit Aura

von Cyberdoktor , 02.06.02 03:45
Hallo Mel,
das sind recht unterschiedliche Fragen. Angefangen mit den Ärzten – hier ist die Frage, ob Ihnen nicht geglaubt wird oder ob eine eindeutige Diagnose nicht getroffen werden kann. Ohne Diagnose wird die Wahl einer geeigneten Therapie recht schwierig. Allerdings berichten Sie gleich von zwei Diagnosen. Als Titel Ihres Beitrages wählten Sie „Migräne mit Aura“. Eine solche Aura kann vielgestaltig sein, sie tritt bei etwa 10 bis 15% aller Migränepatienten auf, meist entwickelt sie sich über eine Dauer von 5 bis 30 Minuten.

Bei sehr häufigen Migräneattacken (= innerhalb der letzten drei Monate mehr als zwei bis drei Attacken pro Monat, von mindestens 48-stündiger Dauer) sollte eine medikamentöse Dauertherapie ("Migräne- Prophylaxe“), meist mit einem sog. Beta-Blocker, durchgeführt werden.
Im weiteren teilen Sie mit „Außerdem wurde im Krankenhaus ein Kleinhirntonsillentiefstand im Zeichen der Arnold-Chiari-Malformation Typ I diagnostiziert und zweimal operiert“. Aus der Entfernung ist anzunehmen, dass es sich hier durchaus um die auslösende Ursache Ihrer Beschwerden handeln könnte.

Bei einer Arnold-Chiari-Malformation (Arnold-Chiari-Syndrom) handelt es sich um ein Fehlbildungssyndrom im Bereich der hinteren Schädelgrube und des Übergangs vom Schädel zum Halsbereich. Beim Typ Chiari I kommt es zu einer Verlagerung von Anteilen des in der hinteren Schädelgrube gelegenen Hirnanteilen in den Übergangsbereich vom Schädel zur Halswirbelsäule. Man spricht von einem "Tonsillentiefstand", weil die sog „Kleinhirntonsillen“ in einem solchen Fall bis in den Rückenmarkskanal der Halswirbelsäule herabreichen können. Ursächlich beschrieben wird eine frühe Störung der Organentwicklung in der fünften bis sechsten Entwicklungswoche des Embryos. Durch die veränderte Lage der betroffenen kann es u.a. zu einer Störung der freien Zirkulation der Hirnflüssigkeit kommen. Dies kann insbesondere erhebliche Kopfschmerzbeschwerden und je nach Ausdehnung (u.a. Beteiligung von Nervensträngen) beispielsweise Sehstörungen und Sensibilitätsstörungen (Taubheitsgefühle, Kribbelparaesthesien) auslösen.

Im Stadium Chiari I erfolgt die eine Entlastung der betroffenen Hirn- bzw. Halsmarkanteile durch eine Erweiterung der knöchernen Anteile im Bereich der hinteren Schädelgrube: die sog. Foramen-magnum-Dekompressions-Operation. Bei dieser wird die Öffnung des Schädels zum Rückenmark (=Foramen magnum) einschließlich der ersten zwei Wirbelbögen erweitert.

Angesichts der Tatsache, dass Sie weiterhin von Beschwerden berichten, der Verlauf der Krankheit sich sehr unterschiedlich gestaltet und nicht zuletzt zwei Diagnosen „durch den Raum geistern“, sollten Sie sich mit Ihrem behandelnden Arzt (Neurologen) in Verbindung setzen und sich die bisherigen Befunde erläutern lassen, um anschließend gemeinsam das weitere Vorgehen zu planen. Hierzu gehört in beiden Fällen unabdingbar eine geeignete Schmerztherapie.

In einem Arnold-Chiari/Syringomelie-Selbsthilfeforum finden Sie viele Hinweise, Links und Selbsthilfeadressen. Unter http://www.beckum-online.de/forum/ finden Sie zusätzlich Postings von Betroffenen.

Alles Gute wünscht Ihr
Cyberdoktor-Team

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Re: Migräne mit Aura

von Mel , 02.06.02 06:03
Ich danke Ihnen für Ihre schnelle Antwort. Seit dem Krankenhausaufenthalt Nov 2001 bekomme ich Betablocker (Metoprolol-ratiopharm 50mg Retardtabletten) wegen der Migräne. Wenn ich Sie jetzt richtig verstanden habe, habe ich tatsächlich solch eine Migräne mit Aura? Ich habe leider immer die Befürchtung, daß ich im Laufe der Jahre, wo ich diese Anfälle habe, eventuell daran sterben könnte. Weil es halt immer so unerträglich wehtut. Übrigens haben die Ärzte im Krankenhaus mir auch mal so und dann mal so gesagt. Denn wenn meine Aura tatsächlich etwas mit dem Chiari-Syndrom zu tun hat, dann müßte auch meine Zwillingsschwester (also sie hat das auch, das weiß ich), und meine Mutter und ihre Schwester das (ACM) haben. Und nach der Op ist es aber nicht besser geworden. Da waren die Ärzte auch ratlos und konnten mir halt nur den Betablocker und Akupunktur verschreiben. Mein Hausarzt weiß darüber Bescheid und gab mir endlich eine Überweisung zum Neurologen, ich hoffe der versteht mich und dieses Krankheitsbild. Im übrigen weiß ich ja was das Chiari-Syndrom alles beeinhaltet, da habe ich mich ausreichend im Nachhinein informiert. Trotzdem Vielen Dank für Ihre Mühe und machen Sie weiter so. :-)

Bye Bye
Mel

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Re: Migräne mit Aura

von Cyberdoktor , 02.06.02 23:24
Hallo Mel,

sicherlich ist es möglich, dass Sie unter einer Migräne leiden. Wie schon beschrieben, kann eine solche Aura vielgestaltig sein (häufig Schwindelgefühle, Sehstörungen und/oder Übelkeit). Sie tritt bei etwa 10 bis 15% aller Migränepatienten auf, meist entwickelt sie sich über eine Dauer von 5 bis 30 Minuten.

Bei sehr häufigen Migräneattacken (= innerhalb der letzten drei Monate mehr als zwei bis drei Attacken pro Monat, von mindestens 48-stündiger Dauer) ist eine medikamentöse Dauertherapie ("Migräne- Prophylaxe“), wie in Ihrem Fall mit einem sog. Beta-Blocker, eine Standarttherapie. Grundsätzlich stehen mehrere Medikamentengruppen zum migräneprophylaktischen Einsatz zur Verfügung - von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft empfohlen werden: Metoprolol, Propranolol, Cyclandelat, Pizotifen, Lisurid und Methysergid.

Sie sehen - viele Möglichkeiten, die aber zum gezielten Einsatz eine entsprechende ärztliche Diagnostik erforderlich machen. Zuallererst muss natürlich geprüft werden, ob es sich wirklich um einen Migräne-, oder einen anderweitig zu therapierenden Kopfschmerz handelt. Überdacht werden müssen auch die Lebensumstände - liegen Belastungsfaktoren vor? Besteht eine erhöhte Stressanfälligkeit? Welche Medikamente wurden bisher eingenommen?

Es bietet sich an, medikamentöse Migräne-Therapiemaßnahmen mit anderen Verfahren z.B. Biofeedback (psychotherapeutisches Verfahren) zu kombinieren. Im Gegensatz zum Spannungskopfschmerz erwiesen sich Stressbewältigungsverfahren bei Migräne als weniger effektiv.

Sehr wichtig erscheint ein gleichmäßiger Lebensrhythmus, mit konstantem Schlaf-Wach-Rhythmus. Akupunkturmaßnahmen haben in der anfänglichen Therapiephase einen schmerzlindernden Effekt. Weitere "alternative" Verfahren, wie homöopathische Zuwendung, Bioresonanztherapie, chiropraktische Manipulationen der Halswirbelsäule, Neuraltherapie, Fußreflexzonenmassage und psychoanalytische Verfahren, sind bei Migränepatienten nicht angezeigt - Sie verbessern nur das Wohlbefinden des jeweiligen Therapeuten.

Alles Gute wünscht
Ihr Cyberdoktor-Team

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