Hallo,
"unter einer Eigenbluttherapie versteht man, dass dem Patienten Blut venös abgenommen wird, eventuell mit einem Medikament natürlicher homöopathischer Herrkunft angereicht wird und dieses Blut mit einer neuen Kanüle dem Patienten in das Gesäß gespritzt wird."es gibt keine einheitliche Vorgehensweise bei der Eigenblutbehandlung. Jeder Anwender macht mehr oder weniger, was er will, der eine lässt das Blut einfach für einige Zeit ruhen, der andere jagt es durch Apparaturen, in denen es Sauerstoff (Oxidationstherapie), Ozon (Ozontherapie), UV-Strahlen ausgesetzt wird oder vermischt es mit homöopathischen Flüssigkeiten.
All diesen Behandlungsansätzen ist gemein: Es besteht die Gefahr ernster Nebenwirkungen, ohne dass positive Effekte in seriösen Studien bewiesen werden konnten. Dieser fehlende Wirkungsbeweis ist besonders bedenklich, da die Eigenblutbehandlung aus der Therapiemottenkiste stammt, bereits Anfang des letzten Jahrhunderts wurden die ersten Versuche durchgeführt. Die Verfechter der Eigenblutbehandlung haben es also in mehr als hundert Jahren nicht geschafft, ausreichende wissenschaftliche Daten vorzulegen, die eine weitere Anwendung rechtfertigen könnten.
Es gibt dagegen eine Reihe von Studien, die über ernste Nebenwirkungen berichten. Z.B. kommt es immer wieder zu gefährlichen Infektionen mit Hepatitisviren Hepatitis wenn das Blut durch diverse, nur schwierig zu reinigende Leitungen gepumpt wird, ohne dass der Anwender die erforderliche Hygiene einhalten kann ("A cluster of hepatitis C virus infections associated with ozone-enriched transfusion of autologous blood in Rome, Italy.
Faustini A, Capobianchi MR, Martinelli M, Abbate I, Cappiello G, Perucci CA.,
Infect Control Hosp Epidemiol. 2005 Sep;26(9):762, "Hepatitis B associated with autohaemotherapy.", Commun Dis Rep CDR Wkly. 1998 Feb 27;8(9):75. oder sogar HIV "Hepatitis C and human immunodeficiency virus infection following ozone autohaemotherapy." Daschner FD. Eur J Clin Microbiol Infect Dis. 1997 Aug;16(8):620.
Ein weiteres Risiko ist - falls die Variante einer Injektion in den Muskel gewählt wird - eine bakterielle Besiedlung der künstlichen Blutergüsse, Bakterien fühlen sich ein einem solchen Blutpool sehr wohl. Ohnehin drohen bei allen Injektionen in Muskeln Infektionen und Abszesse (häufigste Nebenwirkung bei i.m. Spritzen ("Intramuscular injection-site complications.", Greenblatt D, Divoll-Allen M. , JAMA 1978;240(6):542–44.). Auch die Zugabe weiterer Substanzen vor einer i.m. Injektion bedeutet erhebliche Infektionsgefahren, ist z.B. eine Vorratsflasche mit Erregern verseucht, kann man ruck zuck eine grössere Anzahl Patienten anstecken ("Injection site abscesses caused by Mycobacterium chelonei.", Gremillion et al., Infect Control. 1983 Jan-Feb;4(1):25-8). Die Gabe einer i.m. Spritze sollte stets ein qualifizierter Arzt vornehmen und dann bitte auch nur bei einer entsprechenden Indikation (z.B. eine Impfung), sonst lohnt das Risiko nicht.
Bei Injektionen von behandeltem Eigenblut in die Butgefässe drohen sogar Embolien ("An unexpected death during oxygen-ozone therapy.", Marchetti et al., Am J Forensic Med Pathol. 2000 Jun;21(2):144-7) oder allergische Reaktionen.
Auch seriöse Ratgeber wie Ökotest sagen daher klipp und klar: Eine Methode mit erheblichen Risiken und zweifelhaftem Nutzen. Von einer Behandlung ist abzuraten (Ratgeber Gesundheit und Fitness 5: 2005).
Bitte sehen Sie unsere kritischen Anmerkungen als Ausdruck unserer Bemühungen, Patienten vor unwirksamen Behandlungsmethoden zu schützen. Wir bieten hier keine Therapiegutscheine an, Patienten können daher mit guter Sicherheit davon ausgehen, hier zu Produkten und Therapieanätzen sehr neutrale und aus ärztlicher bzw. wissenschaftlicher Sichtweise kritische Bewertungen zu finden. So können wir hoffentlich Ratsuchende vor unnötigen Ausgaben und in einigen Fällen sogar Gesundheitsgefahren bewahren. Das verzweifelte Patienten die Gefahren einer derartigen Therapie nicht erkennen wollen, subjektiv erlebte persönliche Erfolge unkritisch der Behandlung zuschreiben und Cyberdoktor als Überbringer schlechter Nachrichten als Störenfried ansehen, liegt in der Natur der Sache, wir nehmen das keinem Übel und verstehen durchaus, dass jeder auch noch so obskure Behandlungsansatz als rettender Strohhalm empfunden wird.
"Diese Behandlung wird regelmäßig in vielen Heilpraktikerpraxen in Deutschland angewendet."das ist nicht verwunderlich, die Eigenblutspritze ist stets auch eine kräftige Geldspritze für das Konto des selbsternannten Heilers. Ohnehin ersetzt der weit verbreitete Einsatz einer Methode keine Wirksam- oder Unbedenklichkeitsbeweise in Studien.
Die Vertreter der Eigenbluttherapie behaupten, man könne viele Krankheiten (genannt werden verschiedene Bereiche wie z.B. Infektionen, Allergien, Diabetes, Rheuma, Asthma) behandeln und verkaufen die Dienstleistung entsprechend oft. B ereits diese eindrucksvolle Liste sollte aber aufhorchen lassen, in der Regel ist es ein typisches Anzeichen für Quacksalber-MEthoden, dass Therapieansatz bei ganz unterschiedlichen Erkrankungen wirken soll.
"Die Tatsache, dass bei mir der Morbus Darier nach der Eigenblutbehandlung und einer daraus resultierenden sehr starken körperlichen Reaktion für 3 Jahre verschwunden war, entspricht trotzdem der Wahrheit. Nach den 3 Jahren kam die Hautkrankheit langsam schleichend zurück."chronische Krankheiten verlaufen oft in Schüben, bzw. es gibt Phasen einer Besserung. Da die verzweifelten Patienten ständig neue Mittel testen, fällt in vielen Fällen irgendwann zufällig die Anwendung einer bestimmten Therapie mit der Zustandsbesserung zusammen, dann berichten die Betroffenen in Internetforen über eine neue Heilmethode (die aber dem nächsten Patienten mangels Wirksamkeit natürlich nicht helfen wird). Spätestens wenn die Krankheit zurückkehrt und eine weitere Anwendung keinen Erfolg mehr bringt, ist die Enttäuschung gross.
Fazit: eine Eigenblutbehandlung ist eine völlig obskure Methode, wir raten von einer Anwendung dringend ab, die Anwender drücken sich um die Erbringung von Wirkungs- bzw. Sicherheitsnachweisen. Diese Methode kann durchaus ernste Nebenwirkungen haben, es lohnt sich bei einer nicht zu erwartenden Wirksamkeit nicht, diese Risiken einzugehen.
Wenn Ihnen jemand für viel Geld obskure Heilverfahren ohne wissenschaftlich geprüfte Wirksamkeit anbietet, raten wir vor einer Anwendung derartiger Mittel zwecks Besinnung zur Betrachtung des Bildes "Besuch beim Kurpfuscher":
"Des Quacksalbers Praktik sei so gut,
daß sie allen Siechtum heilen tut...
Solch Narr kann dich in'n Abgrund stürzen,
eh du's gemerkt, dein Leben kürzen!" (Sebastian Brant)
"Vielleicht besteht aber zwischen der Hautkrankheit und einer Vergiftung z.B. Amalgan"auch ständige Wiederholungen können den Wahrheitsgehalt dieser Theorie nicht erhöhen: die Amalganvergiftung als Ursache allerlei chronischer Krankheiten. Damit lässt sich vortrefflich Geld verdienen, man dreht dem Patienten tolle Ausleitungen an, ohne zu beweisen, dass tatsächlich eine "Vergiftung" besteht. Es gibt keine Studien, die durch die üblichen in der Zahnmedizin eingesetzten Mengen eine Auslösung chronischer Krankheiten belegen.
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Beste Grüsse
Ihr Cyberdoktor-Team
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