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Allgemeinmedizin

Zungenbelag

von Unbekannt , 06.09.01 01:27
Liebe Cyberdoktoren,
vor etwa 8 Wochen stellte ich fest, dass im vorderen Bereich der rechten Zungenhälfte der komplette Zungenbelag verschwunden war (wie abgelöst). Dies war vor ca. 3 Wochen wieder abgeheilt.
Vor etwa 2 Wochen begann das Ganze von Neuem mit einem kleinen weisen Fleck auf der Zungenspitze, der sich ringförmig nach hinten ausbreitete. Hinter einem ca. 2 mm breiten weisen Ring fehlt wieder der Belag auf der Zunge. Dieser Ring verschiebt sich immer weiter nach hinten. Merkwür-digerweise ist immer nur die rechte Hälfte betroffen, die Zungenmitte stellt eine scharfe Begrenzung dar.
Ein Arzt vermutete eine Pilzinfektion und verschrieb Ampho-Moronal Lutschtabletten. Diese ne-hme ich jetzt seit 1,5 Wochen viermal täglich. Nach anfänglicher Besserung hat sich vor 3 Tagen wieder ein neuer Ring gebildet, der sich allmählich nach hinten verschiebt.
Da das Medikament bisher nicht zum Erfolg geführt hat interessiert mich, welche anderen Ursachen könnten für die beschriebenen Symptome noch verantwortlich sein.
Vielen Dank im voraus.

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Re: Zungenbelag

von Cyberdoktor , 06.09.01 05:22
Liebe/r Cyberdoktor-Nutzer/in,

vorangeschickt werden muss, dass Haut-, bzw. Schleimhautveränderungen in aller Regel zunächst über eine sogenannte "Blickdiagnose" diagnostiziert werden – das erfordert (wie von Ihnen schon durchgeführt) eine persönliche ärztliche Konsultation.

Der natürliche Zungenbelag besteht aus abgeschilferten Zellen, den Spitzen der Geschmackspapillen, Speiseresten, Mikroorganismen, Schleim u.a.. Dessen Entstehung ist insbesondere abhängig von mechanischen Faktoren - eine Reinigung erfolgt v.a. durch die Reibung beim Kauen fester Nahrung, im Umkehrschluss entsteht ein stärkerer Belag bei flüssiger Ernährung oder überhasteter Nahrungsaufnahme. Oft ist ein fortgesetzter Zungenbelag bei Gesunden einfach typbedingt und harmlos. Neu auftretende Beläge kontrolliert der Arzt.

Veränderungen des Zungenbelages sind nicht spezifisch für eine bestimmte krankhafte Ursache, diese können recht unterschiedlich sein: Beispielsweise kommt – wie von Ihrem Hautarzt vermutet – eine Pilzbesiedlung (z.B. Hefepilz = Candida) der Mundschleimhaut in Frage. Zur Diagnosesicherung ist dann ein Abstrich zur mikroskopischen Untersuchung, möglichst auch die Anlage einer Pilzkultur, zu empfehlen. Denn schließlich wollen Sie (und Ihre Hautärztin) wissen, ob es sich tatsächlich um eine Pilzerkrankung handelt, falls ja - welches Medikament Ihnen hilft. Dies ist insbesondere bei Dermatomykosen und systemischen Pilzerkrankungen von Belang, da sich die verfügbaren Antimykotika in ihrem jeweiligen Wirkungsspektrum unterscheiden.

Ferner kommen in Frage eine Knötchenflechte (Lichen ruber planus ), eine recht häufige entzündliche Erkrankung von Haut und Schleimhäuten (unklare Ursache - spontane Abheilung nach 1-2 Jahren)
oder auch eine Zungenentzündung (Glossitis) – s. Diskussionsbeitrag Glossitis. Ausgeschlossen werden sollte, wenn auch unwahrscheinlich, eine Leukoplakie - Schleimhautveränderungen, die durch äußerliche Reizeinwirkung (v.a. Tabak- und Alkoholkonsum) entstehen und entarten können.

Sie sehen - sehr unterschiedliche Beispiele für Veränderungen im Bereich der Zungenschleimhaut. In jedem Falle ist es ein Grund (bei V.a. auf eine nicht ausreichend anschlagende Medikamentenwirkung) nochmals Ihren Hautarzt zu konsultieren, um das weitere Vorgehen zu beraten.

Alles Gute wünscht
Ihr Cyberdoktor-Team

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Re: Zungenbelag

von Unbekannt , 06.09.01 08:44
Arzt wechseln. Eine Pilzinfektion vermutet man nicht, sondern legt wie beim Cyberdoktor-Team richtig gesagt eine Kultur an. Es kommt relativ häufig vor das Patienten trotz der eindeutigen Wickhamschen Streifen, bei Lichen ruber, antimykotisch behandelt werden. Es ist, wie beim Cyberdoktor-Team schon oft erklärt, unseriös ohne Blick auf die betroffene Stelle eine Diagnose zu stellen. Aber man sollte bei dem von Ihnen geschilderten Phänomen zumidest an Lichen ruber denken. Manchmal fängt es so wie von Ihnen geschildert mit der Zunge an und erscheint dann auch mit weißen Ringen auf den Wangenschleimhäuten. Das muß aber ein erfahrener und interessierter Dermatologe richtig diagnostizieren.Sollte es Lichen ruber sein, es ist eher harmlos, eine Standardbehandlung gibt es nicht. Nur in vereinzelten sehr seltenen schweren Fällen kommen Steroide (Cortison etc.) oder auch Vitamin A Säure in Betracht.

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