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Allgemeinmedizin

Galvanotherapie gegen Krebs?

von Unbekannt , 27.10.00 04:09
Ein Dr aus Regensburg kann angeblich Krebstumore durch Galvanotherapie vernichten. Was für Erfahrungen hat Ihre Expertenteam in diese Methode oder ist es nicht ernst zu nehmen.

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Re: Galvanotherapie

von Cyberdoktor , 28.10.00 03:51
Sehr geehrte/r Cyberdoktor-Nutzer/in

die Galvanotherapie ist sehr alter Therapieansatz. Schon der deutsche Arzt Robert Remak (1815 bis 1865) beschäftigte sich mit der therapeutischen Nutzung des Gleichstroms (=Galvanotherapie). Allerdings wird diese Behandlungsmethode heute nur noch als begrenzt wirksam angesehen, der Einsatz zur Linderung von Neuralgie- und Bewegungsapparat-Beschwerden wird diskutiert.

Zur alleinigen Therapie von Tumorerkrankungen ist das Verfahren umstritten. Es handelt sich nicht um einen standardisiertes Therapieverfahren, seine Anwendung zur Tumortherapie befindet sich in einem äusserst experimentellen Stadium.

Bei der Galvano-Tumortherapie wird mittels Nadelelektroden Strom in das Tumorgebiet geleitet. Als Wirkmechanismus angegeben wird eine Depolarisierung von Tumorzellen und eine Verschiebung des Gewebe-pH-Wertes mit Folge eines Absterbens der Zellen im Gebiet des Stromflusses.

Wenn davon gesprochen wird, dass ganz unterschiedliche Krebsarten durch die Galvanotherapie "vernichtet" werden können, ist Vorsicht geboten. Je nach Tumorart ist die Galvanotherapie - wenn überhaupt - nur als ergänzende Tumortherapiemaßnahme geeignet. Mit Verweisen auf einen "breiten Erfahrungsschatz" werden vermeintliche Indikationen wie "Mammacarcinome, Mund/Hals-Carcinome, Ösophagus- und Magencarcinome, Bronchialcarcinome, Vaginalcarcinome, Melanome, Basaliome, Hautmetastasen, Lymphknotenmetastasen, Lebermetastasen", benannt und der Eindruck einer Heilungsmöglichkeit der bösartigen Erkrankungen durch alleinige Galvanotherapie erweckt. Nur selten finden Sie einen Hinweis wie diesen: bei der Galvanotherapie handelt es sich um ein "Behandlungsverfahren für Tumorerkrankungen, die chirurgisch und/oder auf anderen Wegen nicht mehr behandelbar erscheinen".

Als ergänzende Maßnahme zur Therapie von Tumorleiden kommen vielfältige, insbesondere immunstimulierende und psychotherapeutische Verfahren in Betracht. Auch unter den ergänzenden Maßnahmen ist die Galvanotherapie nach wie vor eine eher experimentelle Behandlungsmethode.

Wenn vorsätzlich die Hoffnung auf Tumorheilung durch Galvanotherapie ohne vorrangige Einbeziehung der anerkannten Therapiestandards erweckt wird, steht dieses Verhalten evt. außerhalb des ärztlichen Ehrenkodex. Wird wie o.a. gezielt der Eindruck vermittelt, dass z.B. ein malignes Melanom mit der Galvanotherapie auf jeden Fall zu zu heilen sei, wird hierdurch wichtige Zeit verloren, und/oder durch die Behandlung Tumorgewebe in die Blutbahn verschleppt, ist das ein fragwürdiges Verhalten vermeintlicher Therapeuten. Mit der Verzweiflung Anderer lässt sich leider vortrefflich Geld verdienen.

Lassen Sie sich vom Arzt seriöse Studien vorlegen, holen Sie eine zweite ärztliche Meinung ein.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Cyberdoktorteam

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Re: Galvanotherapie

von Unbekannt , 31.10.00 00:55
Vielen Dank für ausführliche Informationen. Gibt es eine Stelle der die Ärtze überprüft ob das was Sie tun mit den leidenden Patienten noch vertretbar ist oder als kriminell eingestuft werden muss und somit solche Therapien nicht zugelassen werden. Der o.g. Arzt wirbt durch Prospekt Patienten im Ausland an. Ist das zulässig?

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Re: Galvanotherapie

von Cyberdoktor , 31.10.00 05:15
Sehr geehrte/r Cyberdoktor-Nutzer/in,

zuständig sind die Ärztekammern der jeweiligen Bundesländer. Im Hinblick auf unseriöse Heilungsversprechen gilt §11 der ärztlichen Musterberufsordnung:

1. Mit Übernahme der Behandlung verpflichtet sich der Arzt dem Patienten gegenüber zur gewissenhaften Versorgung mit geeigneten Untersuchungs- und Behandlungsmethoden.

2. Der ärztliche Berufsauftrag verbietet es, diagnostische oder therapeutische Methoden unter mißbräuchlicher Ausnutzung des Vertrauens, der Unwissenheit, der Leichtgläubigkeit oder der Hilflosigkeit von Patienten anzuwenden. Unzulässig ist es auch, Heilerfolge, insbesondere bei nicht heilbaren Krankheiten, als gewiß zuzusichern.

Zu Ihrer zweiten Frage: Nach den uns vorliegenden Informationen gilt das Werbeverbot für in Deutschland niedergelassene Ärzte inklusive Werbeaktionen zur Aquise ausländischer Kunden. Meist recht schwierig gestaltet sich die strafrechtliche Verfolgung von Scharlatanerie, so werden Wunderheilern, "Umweltexperten" etc. nicht zuletzt auch in den Medien regelmäßig große Foren eingeräumt.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Cyberdoktorteam

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Galvanotherapie

von Unbekannt , 14.10.08 14:34
Sehr geehrte Damen und Herren, zufällig bin ich auf Ihre Stellungnahmen aus dem Jahr 2000 getroffen. Meine Frage ist, ob Sie diese immer noch in all ihrer Schärfe aufrecht erhalten.
Bei mir wurde im Mai 2006 ein PSA 3,65 festgestellt. Weitere Untersuchungen ergaben Adenokarzinom, 0,3 mm, Gleason-Score 3 4, TNM-TC1, kein Kapseldurchbruch. Seither bin ich Patient in der Urologischen Abteilung des Sahlgrenska Universitätskrankenhauses in Göteborg. Als ich dort die Galvanotherapie zur Sprache brachte, wurde diese als, so wörtlich, Hokuspokus bezeichnet. Dennoch unterzog ich mich im April 2007 dreimal einer Galvanotherapie . Die Eingriffe verliefen ohne Komplikationen. Eine Medizinierung erfolgte danach nicht. Meine PSA-Werte sind seither kontinuierlich auf PSA 1,9 September 2008) gesunken. Mein hiesiger Urologe, ursprünglich äusserst kritisch, nennt den Wert ausgezeichnet und empfiehlt halbjährlich die Überprüfung des PSA-Wertes der Arzt liess sich von mir Informationsquellen zur Galvanotherapie nennen. Mit freundlichen Grüssen

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Re: Galvanotherapie

von Cyberdoktor , 14.10.08 16:47
Hallo,

geehrte Damen und Herren, zufällig bin ich auf Ihre Stellungnahmen aus dem Jahr 2000 getroffen. Meine Frage ist, ob Sie diese immer noch in all ihrer Schärfe aufrecht erhalten. "
wissenschaftliche Wirkungsnachweise für einen Einsatz bei der Tumortherapie in seriösen Studien sind spärlich. Dementsprechend sagt die Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen zur Galvanotherapie (Bioelektrische Krebstherapie, auch Elektro-Chemo-Therapie (ECT)): "...beworben und angewendet, ohne dass die Basismechanismen hinreichend erforscht bzw. die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit aufgezeigt wären" und "Dies machte die ECT schließlich zu einer Außenseitermethode, von deren Anwendung in der Krebsbehandlung zur Zeit wegen fehlender Datenlage dringend abgeraten werden muss", siehe Komplementäre Behandlungsmethoden bei Krebserkrankungen (Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen, 2008) .

"Als ich dort die Galvanotherapie zur Sprache brachte, wurde diese als, so wörtlich, Hokuspokus bezeichnet."
muss man zumindest kritisch diskutieren und sich genau ansehen, was es an Studien gibt. Das Datenmaterial ist nicht sehr umfangreich, in einer Studie ( Galvanotherapie ist eine schonende Behandlung des Prostatakarzinoms (Deutsches Ärzteblatt, 19.12.2007) ) wird berichtet, dass durchschnittlich eine Größenreduktion von 41 Prozent erreicht wurde, das ist aber nicht die im ersten Beitrag oben angesprochene "Vernichtung" des Tumors. Leider eine Studie mit wenigen Teilnehmern ("partieller Tumorrückgang war bei 18 Patienten").

"Bei mir wurde im Mai 2006 ein PSA 3,65 festgestellt...
Dennoch unterzog ich mich im April 2007 dreimal einer Galvanotherapie...Meine PSA-Werte sind seither kontinuierlich auf PSA 1,9 September 2008) gesunken."
derartige Erkrankungen können durchaus Phasen haben, in denen Laborwerte wie das PSA stabil bleiben oder sogar absinken, man kann daraus nicht automatisch einen Effekt der Galvanotherapie ableiten.

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Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

Ihr Cyberdoktor-Team

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Re Galvanotherapie

von Brandt , 29.03.10 16:44
Natürlich sind Heilungsversprechen unlautere Werbung und der Gesetzgeber verbietet im §12 Heilmittelwerbegesetz die Werbung für eine HeilbehandlungHeilverfahren außerhalb med. Fachkreise für bösartige Neubildungen. siehe §12 Abs.2 sowie die Anlage zu §12 Heilmittelwerbegesetz) Bei einem Verstoß drohen Geldbußen in Höhe bis zu 20.000 Euro. Außerdem eine Abmahnung wegen irreführender Werbung.
Was den heutigen Wissenstand zur Galvanotherapie angeht, empfehle ich die Seite [gelöscht vom Cyberdoktor-Team, bitte keine Webseitenwerbung, einen recht neutralen Überblick zum alternativen Behandlungsmethoden gibt die Wikipedia]
Mit freundlichen Grüßen
J

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Re: Galvanotherapie

von Unbekannt , 19.09.12 08:06
Guten Morgen,

meine Antwort kommt leider Jahre später. Hoffentlich nicht zu spät.
Ihre Erfahrungen mit der Galvanotherapie machen mir mut, denn leider bin ich auch ein Betroffener. Allerdings habe ich einen metastasierenden Darmkrebs.
Die Metastasen hatten wir gut im Griff, sie wurden mit Hyperthermie und einer Infusion behandelt. Leider muckte eine Metastase nach 9 Monaten wieder auf und vergrößerte sich. Nun bekomme ich die Galvanotherapie mit Infusionen.

Leider ist es so, dass ich immer wieder Kommentare von Schulmedizinern lese, die die komplementäre Krebsbehandlung verteufeln und als unseriös hinstellen.
Ob ich nun die Kommentare dazu hier im Forum lese oder bei Wikipedia. Alle wurden von Schulmedizinern geschrieben und stellen die Mediziner in die kriminelle Ecke, deren Anliegen es ist, den Betroffenen Mut und Lebensqualität zu erhalten.

Der Verdacht drängt sich auf : Was nicht sein kann, was nicht sein darf. Chr. Morgenstern

Stattdessen wird der Joker Chemo gezogen.

Derzeit sieht es so aus. Meine Erfahrung mit einer Chemo Serie, einführende Erläuterungen der behandelnden Ärzte. Eine Chemo hilft ca. zu 60%
Meist hat eine Chemo erhebliche Nebenwirkungen
Meist muss die Chemo wiederholt werden, verliert dann allerdings auch seine
Wirkung. Nebenwirkungen allerdings treten dabei meist potenziert auf. Und - die Chemo selber steht unter dringendem Verdacht selber Krebs zu verursachen.

Übrigens wird immmer wieder eine Umfrage, bei der Onkologen befragt wurden,
kolportiert, in der behauptet wird, dass die überwiegende Zahl (ca. 60%)der Onkologen selber für sich oder Familienangehörige eine Chemo ablehnen würden.

Ob das nun so stimmt, weiss ich nicht.

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Re: Galvanotherapie gegen Krebs?

von Unbekannt , 29.04.14 19:24
Kann ich nur empfehlen, behandlung [...Namensnennung gelöscht...] mit galvanotherapie, seit 2001 tumorfrei und gute blutwerte bzw kontrolluntersuchungen. und das alles ohne chemo und op.
mir blieb viel leid durch schulmedizin erspart

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Re: Galvanotherapie gegen Krebs?

von Cyberdoktor , 30.04.14 11:43
Hallo,

"Kann ich nur empfehlen, behandlung [...Namensnennung gelöscht...] mit galvanotherapie, seit 2001 tumorfrei und gute blutwerte bzw kontrolluntersuchungen."
Danke für diese Erfolgsgeschichte, leider kann man nach wie vor keine allgemeine Empfehlung rechtfertigen. Die Übersichtsarbeit "Der Stellenwert der Galvanotherapie beim lokal begrenzten Prostatakarzinom" sagt klipp und klar: "Über die Therapie des lokal begrenzten Prostatakarzinoms mit elektrischem Gleichstrom existieren nur sehr beschränkte Daten mit geringen Fallzahlen und umstrittenem Studienaufbau. Laut den aktuellen Richtlinien der EAU (Eurpean Association of Urology) wird diese alternative Therapieoption mit kurativen Ansatz nicht empfohlen und als experimentelle Behandlungsmethode bezeichnet" ( Arsov C et al. 2009: "[Value of galvanotherapy for localised prostate cancer]." ). Wir hatten oben ja bereits darauf verwiesen, dass die Datenlage nicht optimal ist, d.h. nicht genug seriöse Studien zum Thema vorliegen.

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Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

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